Fünfzehn

Danach ging Laurel Tamani nicht mehr aus dem Weg, weil sie böse auf ihn war, sondern weil es so unangenehm und verwirrend war, mit ihm zu reden. Doch der Plan für den Tanzabend stand und Laurel hatte schließlich eine Aufgabe zu erledigen. In der darauffolgenden Woche fuhr sie schlechten Gewissens bei Chelsea vorbei, weil sie viel zu wenig Zeit für ihre beste Freundin gehabt hatte. Sie entschuldigte sich wortreich und schob alles auf die Zulassungstests.

»Und du glaubst wirklich, dass du diesmal besser warst?«, fragte Chelsea gut gelaunt.

»Ja«, antwortete Laurel, die immer noch darüber staunte, wie viel leichter ihr die Prüfung gefallen war, nachdem sie richtig dafür gelernt hatte. »Und ich habe fest vor, mich bei dem einen oder anderen College zu bewerben.«

»Ich finde das wirklich super, Laurel«, sagte Chelsea, aber sie hörte sich irgendwie seltsam an.

»Echt?« Laurel fühlte vorsichtig vor.

Chelsea sah sie mit einem gekünstelten Lächeln an. »Ja, wirklich. David hat vollkommen recht damit, dass du die Wahl haben solltest.«

»Wahlmöglichkeiten sind gut, aber es wäre besser, wenn ich einfach wüsste, was ich will«, sagte Laurel. »So wie du. Du weißt es schon seit du, wie alt, zehn warst, oder?«

Chelsea nickte und brach dann zu Laurels Überraschung in Tränen aus.

»Chelsea!«, rief Laurel, lief zum Bett und umarmte ihre Freundin, die das Gesicht in den Händen verbarg und zwischen zwei Schluchzern nach Luft schnappte. »Chelsea«, sagte Laurel sanfter. »Was ist denn?« Als Chelsea weiter weinte, kamen ihr aus Mitgefühl auch die Tränen. Nach einer Weile holte Chelsea tief Luft und lachte. Gleichzeitig versuchte sie, mit den Handballen die Tränen wegzuwischen.

»Tut mir leid«, sagte sie, »das war dumm.«

»Was?«

Chelsea wehrte Laurels Besorgnis ab. »Mensch, du hast selbst so viel um die Ohren, da kannst du dich nicht auch noch mit meinen Problemchen rumschlagen.«

Laurel legte Chelsea beide Hände auf die Schultern und wartete, bis sie den Kopf hob und sie ansah. »Und wenn die Welt morgen unterginge, gäbe es trotzdem nichts Wichtigeres für mich, als mir deine Probleme anzuhören«, sagte Laurel mit fester Stimme. »Raus mit der Sprache.«

Chelsea standen schon wieder die Tränen in den Augen. Sie atmete tief ein und aus und rieb sich die geröteten Lider. »Ryan hat die Ergebnisse des Zulassungstests schon vor ein paar Wochen bekommen.«

»Oh nein, sind sie so schlecht?«

Chelsea schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, sie sind ziemlich gut. Nicht so gut wie meine, aber nicht einmal David ist annähernd so gut ich.«

Laurel lächelte und verdrehte die Augen. »Und wo ist das Problem?«

»Ich war neulich in seinem Zimmer – er musste unten etwas mit seiner Mutter klären – egal, jedenfalls lag der Ausdruck auf seinem Schreibtisch. Und ich habe ein bisschen gespinxt und sein College-Profil gesehen und …« Sie zauderte. »Er hat seine Ergebnisse nicht nach Harvard geschickt.«

Harvard war für Chelsea die erste Wahl – sie wollte schon seit der Grundschule dorthin. Das wusste jeder. Wirklich jeder. »Vielleicht hat er eine Bewerbung zu viel eingereicht. Die Prüfer lassen nur vier zu, oder?«

»Er hat zwei losgeschickt«, antwortete Chelsea grimmig. »UCLA und Berkeley. Er hat also nicht einmal versucht, nach Harvard zu kommen – also, ich habe immer gewusst, dass wir vielleicht nicht am selben College landen, aber er hat gesagt, er würde sich wenigstens bewerben!«

Laurel wollte etwas Aufmunterndes sagen, aber was? Sie wusste noch, dass Chelsea ihr erzählt hatte, sie und Ryan hätten sich darauf geeinigt, sich gemeinsam in Harvard und an der UCLA zu bewerben und abzuwarten, wer wo genommen wurde. Anscheinend hatte Ryan seine Meinung geändert. »Hast du … ihn mal danach gefragt?«, rang sie sich schließlich ab. »Vielleicht wollte er nur nicht, dass seine Eltern mitbekommen, dass er sich in Harvard bewirbt. Du weißt, wie fordernd sein Vater sein kann.«

»Möglich.« Chelsea zuckte die Achseln.

»Frag ihn doch«, sagte Laurel. »Komm, ihr seid jetzt schon über ein Jahr zusammen. Da sollte man über solche Dinge reden können.«

»Vielleicht will ich es gar nicht wissen.« Chelsea sah Laurel nicht an.

»Chelsea!«, sagte Laurel grinsend. »Das aus deinem Mund, der ultimativen Vertreterin brutaler Wahrheiten!« Sie musste kichern. »Ultimativ. Ein Prüfungswort.«

Chelsea zog eine Augenbraue hoch. »Jetzt im Ernst. Wenn unsere Beziehung sowieso bald zu Ende ist, möchte ich vielleicht gar nicht wissen, seit wann er das schon plant. Und wenn er es nur tut, um keinen Ärger mit seinem Vater zu bekommen, wäre das doch eine schöne Überraschung.«

»Kann sein«, meinte Laurel. »Aber nagt das nicht an dir, wenn du es nicht weißt?«

Chelsea schnitt eine Grimasse. »Doch.«

»Dann frag.«

Sie schwiegen eine Weile, und Laurel staunte, wie gut sie sich von ihren eigenen Problemen ablenken konnte, indem sie über die von anderen nachdachte. Auch wenn es nicht lange anhielt.

»Hey, Chelsea«, sagte Laurel leise, als sie auf eine Idee kam. »Hast du heute schon was vor?«

»Jetzt, meinst du?«, fragte Chelsea und sah aus dem Fenster.

Laurel schaute auch nach draußen. »Wenn wir uns beeilen, bleibt uns eine Stunde.« Sie schlüpfte in ihre Sandalen.

»Äh, okay …«

Die Mädchen liefen die Treppe hinunter, und Chelsea rief ihrer Mutter zu, dass sie eine Stunde weg sein würde. Ihre Mutter schrie zurück, heute wäre Spaghetti-Abend und sie sollte bitte pünktlich zum Abendessen nach Hause kommen. Laurel hatte in Chelseas Haus selten eine Unterhaltung erlebt, bei der nicht gebrüllt wurde. Kein wütendes Geschrei, sondern Gebrüll in einem Haushalt, in dem alle dauernd herumrasen und niemand sich zehn Sekunden Zeit nimmt, mit seiner Beschäftigung aufzuhören und nahe genug an die andere Person heranzugehen, um sich in Zimmerlautstärke zu unterhalten. Andererseits kam es ihnen in ihrer Familie mit drei Jungen unter zwölf wahrscheinlich wie Zimmerlautstärke vor.

»Und wo fahren wir jetzt hin?«, fragte Chelsea, als sie sich anschnallte.

»Zu Yuki«, antwortete Laurel.

»Zu Yuki?« Und nach einer kurzen Pause: »Als Spione?«

»Nein!«, protestierte Laurel, obwohl die Frage durchaus berechtigt war. »Ich dachte, wir könnten sie dazu überreden, mit uns zu Vera zu gehen.«

»Smoothies trinken?«, fragte Chelsea. Wegen der Fruchtsäfte, die glücklicherweise ohne Milch gemixt wurden, stand Veras Bioladen bei Laurel hoch im Kurs.

»Was sonst?«, sagte Laurel und setzte den Blinker, als sie in Yukis Straße einbog. »Klea möchte, dass ich sie im Blick behalte, Tamani auch. Deshalb bin ich auch auf die Idee gekommen, dass wir alle zusammen zu diesem Herbsttanz gehen könnten.«

»Das heißt, wir tauchen wie aus dem Nichts auf ihrer Veranda auf, entführen sie, füttern sie mit Tiefkühlobst und bitten sie, mit uns auszugehen. Genial«, sagte Chelsea superironisch.

»Ich lade dich zu einem deiner geliebten Carobschokoladentrüffel ein«, versprach Laurel grinsend, als sie vor Yukis Haus parkte.

Chelsea legte melodramatisch die Hand aufs Herz. »Wenn du meine Schokoladensucht schamlos ausnutzt, kann mein Widerstand ja nur bröckeln wie … Schokoladenplätzchen. Oder was auch immer«, sagte sie, als Laurel ihr einen seltsamen Blick zuwarf. »Meine Metaphern waren auch schon mal besser. Dann wollen wir mal.«

Yukis Haus war etwa so groß wie Laurels Garage. Es lag nicht direkt an der Straße und wurde zum Großteil von zwei schütteren Ulmen verdeckt, die vor dem Eingang den Weg blockierten. Wenn man Aaron glauben durfte, war Yuki fast die ganze Zeit allein dort, doch bisher hatte sich in der Nachbarschaft niemand daran gestört. Möglicherweise hatte es auch einfach noch keiner gemerkt.

Wenn das der Fall sein sollte, waren sie hier entschieden weniger neugierig als Laurels Nachbarn.

Sie klingelten bei Yuki, was durch die dünne Tür und die einfach verglasten Fenster gut zu hören war. Obwohl Klea behauptet hatte, Yuki wäre zu ihrem Schutz hier untergebracht, war das Haus nicht sonderlich gesichert.

»Ich glaube, sie ist nicht zu Hause«, flüsterte Chelsea.

Laurel wies mit dem Kopf auf das Fahrrad, mit dem Yuki hin und wieder zur Schule fuhr. »Da steht ihr Rad. Und ein Auto hat sie, glaube ich, nicht.«

»Sie kann doch spazierengegangen sein«, konterte Chelsea. »Sie ist … wie du.«

Laurel hielt kurz die Luft an. »Tja«, sagte sie. »Das wird wohl nichts.«

»Müssen wir dann trotzdem zu Vera?«, fragte Chelsea, als sie sich umdrehten.

Da hörte Laurel, wie ein Riegel zurückgezogen wurde, und blickte zur Tür zurück. Sie unterdrückte den Reflex, ihr khakifarbenes T-Shirt zurechtzuzupfen und ihre Frisur zu richten. Yukis Gesicht erschien in dem engen Türspalt, und sie starrte die beiden Mädchen verblüfft an, ehe sie die Tür ganz aufmachte.

»Hi«, sagte Laurel. Sie gab sich richtig Mühe, nicht zu fidel rüberzukommen. »Hast du gerade was vor?«

»Eigentlich nicht«, sagte Yuki argwöhnisch.

»Wir sind auf dem Weg zu Vera und dachten, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.« Laurel wagte ein einladendes Lächeln.

»Zu dem Obst- und Gemüseladen?« Sie war nach wie vor total nervös und strahlte eher noch mehr Misstrauen aus.

»Da gibt es wunderbare Smoothies. Sie nehmen nur Tiefkühlobst und Fruchtsaft.« War es vielleicht zu abgedreht, die Smoothies in allen Einzelheiten zu beschreiben? »Sie schmecken einfach fantastisch! Komm doch mit!«

»Hm.« Yuki zögerte, und Laurel wusste genau, dass sie überlegte, wie sie aus der Sache wieder rauskommen könnte.

»Ich fahre«, bot Laurel an.

»Ja, okay, warum nicht?« Yuki zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, das nicht vollkommen falsch aussah. Laurel konnte sich kaum vorstellen, wie einsam sie sein musste, wenn sie die ganze Zeit allein war. In der Schule redete sie mit vielen Leuten, aber Aaron hatte Laurel erzählt, dass sie nie Besuch bekam.

»Ich lade euch ein«, sagte Laurel und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das Auto.

Unterwegs schwieg Yuki, während Laurel und Chelsea das Gespräch in Gang hielten. Sie unterhielten sich über ihren Psychologie-Kurs, aber das war fast noch öder als der Kurs selbst. Immerhin würden sie etwas zu Trinken im Mund haben, wenn sie endlich bei Vera angekommen waren. Damit hatten sie eine Ausrede, nicht allzu viel zu sagen.

Nachdem sie alle bestellt hatten, setzten sie sich nach draußen an einen Tisch mit Sonnenschirm, der jedoch die untergehende Sonne nicht abhielt – genau, wie Laurel es gern hatte.

»Das ist wirklich lecker«, sagte Yuki mit der Andeutung eines Lächelns.

»Hab ich mir gedacht, dass es dir schmeckt«, sagte Laurel und nahm einen Löffel von ihrer Mango-Erdbeer-Granita.

»Und wie ist die Schule in Japan so?«, fragte Chelsea um Konversation bemüht.

Yuki machte plötzlich wieder einen sehr gelangweilten Eindruck. »Wie hier, nur mit Uniform.«

»Ich habe gehört, ihr habt richtige Büffelschulen mit ellenlangem Unterricht und so. Dein Freund June zum Beispiel, der ist total schlau.«

»Jun«, verbesserte Yuki sie mit weichem J, und Chelsea wurde rot. »Ich kenne ihn nicht so gut. Wie sehr viele andere war ich auch nie in juku

»Erzähl uns doch etwas über dich«, warf Laurel ein.

Yuki zuckte die Achseln und schaute weg. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich lese gern, trinke viel zu viel Grüntee, mache Ikebana und höre Musik aus den Siebzigern, die keiner kennt.«

Laurel lachte. Chelsea und sie wussten beide, dass an Yuki viel mehr dran war, und Yuki wusste es auch. Doch Yuki hatte keine Ahnung, wie gut Laurel informiert war oder dass Chelsea überhaupt irgendetwas wusste. Es war wie ein übernatürliches Ratespiel.

»Was ist Ikebana?«, fragte Chelsea und betonte behutsam jede Silbe.

»Blumenarrangement. Künstlerisch. Würdest du wahrscheinlich todlangweilig finden.«

Blumenarrangement? Laurel setzte sich gerade hin. War das vielleicht eine Beschönigung für Elfenmagie? Es könnte aber auch einfach ein Zeichen dafür sein, dass Yuki sich wie alle Elfen zur Natur hingezogen fühlte.

»Nein, ich finde, das klingt interessant«, widersprach Chelsea, aber man konnte deutlich merken, dass sie keine Ahnung hatte, was sie als Nächstes sagen sollte.

»Oh, hey«, setzte Laurel von Neuem an. »Tama … äh … hat gesagt, du hast ihn zu der Sadie-Hawkins-Veranstaltung eingeladen, beziehungsweise zum Herbsttanz, wie auch immer sie es nennen.« Die Poster in der Schule trugen zur Verwirrung bei.

Laurel hatte den Verdacht, dass irgendeiner aus der Schülerselbstverwaltung sich im Internet über Sadie Hawkins schlau gemacht hatte, nachdem die Plakate gedruckt worden waren.

Yuki nickte. »Das stimmt. Woher kennst du Tam?« Ihr Blick ruhte interessiert auf Laurel.

»Er, äh, sitzt in Politik neben mir«, antwortete Laurel. »Ich habe ihm erzählt, dass Chelsea und ich normalerweise zusammen zu solchen Abenden gehen, und das fand er, glaube ich, auch ganz gut. Sollen wir vielleicht alle zusammen gehen?«

»Super Idee«, sagte Chelsea mit einem Hauch Ironie, den Yuki hoffentlich nicht mitbekam. »Das wäre sicher sehr faszinierend.«

Faszinierend? »Klasse. Dann machen wir das so!«, sagte Laurel. »Natürlich nur, wenn du einverstanden bist«, fügte sie hinzu und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Yuki zu.

»Gerne«, sagte Yuki und lächelte Chelsea an, als meinte sie es ernst. Schon bekam Laurel ein schlechtes Gewissen. »In einer Gruppe macht es viel mehr Spaß, da hat man weniger Druck, finde ich. Und Tam kenne ich ja auch noch nicht besonders gut, deshalb …« Sie verstummte.

Mit einem vielsagenden Blick zu Laurel nahm Chelsea ihren Löffel, leckte ihn ab und sagte: »Ich finde ihn echt süß.«

Die beiden Elfen senkten den Blick und schwiegen beredt.

 

»Also jetzt mal im Ernst, was sollte das denn?«, fragte Laurel, als sie Yuki nach dieser anstrengenden halben Stunde wieder abgesetzt hatten.

»Was?«

»Das mit ›Tamani ist süß‹?«

Chelsea zuckte mit den Schultern. »Stimmt doch.«

»Ich bin überhaupt nicht scharf darauf, dass Yuki über Tamani redet.«

»Und wieso?« Chelsea grinste fies.

»Weil sie eine Elfe ist und keinen Verdacht schöpfen soll«, antwortete Laurel beinahe lässig.

»Ach nee«, säuselte Chelsea. »Und überhaupt, was läuft denn nun eigentlich zwischen dir und Tam?«

»Nenn ihn nicht so«, fauchte Laurel, obwohl sie genau wusste, wie überzogen das war. »Er heißt Tamani, und ich weiß, dass du in der Schule Tam sagen musst, aber können wir bitte seinen vollständigen Namen benutzen, wenn wir unter uns sind?«

Chelsea saß schweigend neben ihr und sah sie an.

»Was?«, fragte Laurel schließlich genervt.

»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte Chelsea ernst. »Was läuft mit dir und Tamani

Laurel umklammerte das Lenkrad. »Nichts«, erwiderte sie. »Eigentlich sollte ich mich mit Yuki anfreunden, aber ich habe versagt. Deshalb muss Tamani das jetzt übernehmen, und ich denke anscheinend, das wäre meine Schuld. Ich hasse es, ihn zu enttäuschen. Er ist mein Freund.«

»Freund«, wiederholte Chelsea trocken. »Und deshalb verwandelt David sich auch jedes Mal in einen feuerspuckenden Drachen, wenn die beiden in einem Raum sind.«

»Tut er doch gar nicht.«

»In deiner Gegenwart gibt er sich Mühe, weil er kein eifersüchtiger Freund sein will. Aber du kannst mir glauben, er ist total entnervt, sobald Tamani auch nur in seine Nähe kommt.«

»Echt?« Laurel hatte schon wieder ein schlechtes Gewissen.

»Ja. Glaubst du etwa, er wäre letzte Woche nur zufällig ausgerastet? Es ging schon am ersten Schultag los und er steigert sich immer mehr hinein. Redet ihr zwei etwa nicht über solche Dinge?«

»Warum ist es meine Schuld, dass Tamani in mich verliebt ist?«, fragte Laurel, lauter als gewollt. »Ich habe überhaupt nichts gemacht!«

»Ach, Laurel«, sagte Chelsea behutsam. »Ich kapiere ja, dass Tamani in dich verknallt ist, aber ehrlich gesagt, ist das ziemlich egal. Die Hälfte der Jungen in unserer Klasse steht auf dich. Du siehst einfach fantastisch aus, ich habe gesehen, wie sie dich anglotzen. Das macht David nichts aus, im Gegenteil, ich glaube, es macht ihn glücklich. Er ist mit dem heißesten Mädchen der ganzen Schule zusammen und jeder weiß es.«

»Ich bin nicht das heißeste Mädchen in der Schule«, sagte Laurel verknöchert, als sie vor Chelseas Haus vorfuhr. Sie war hübsch, aber es gab viele schöne Mädchen an der Del-Norte. Chelsea gehörte auch dazu.

»Du bist das heißeste Mädchen in der Schule«, wiederholte Chelsea, »Und Captain Science ist dein Lover. Du hast David vor der Highschool nicht gekannt, deshalb will ich es dir erklären: In dem Augenblick, als du ihn wahrgenommen hast, hast du sein Leben verändert. Er würde alles für dich tun. Und er neigt normalerweise nicht zur Eifersucht.«

»So langsam habe ich das Gefühl, dass alle Typen zur Eifersucht neigen«, murrte Laurel.

»Ich will damit sagen, dass David nicht etwa sauer auf Tamani ist, weil Tamani eifersüchtig ist. David ist sauer auf ihn, weil du eifersüchtig bist.«

Laurel legte ertappt den Kopf aufs Lenkrad.

»Liebt er dich denn wirklich?«, fragte Chelsea nach einem langen stillen Augenblick.

»Ja«, gestand Laurel und sah zu Chelsea hoch, ohne den Kopf zu heben.

Chelsea zog die Augenbrauen hoch. »Na, dann viel Glück.«