Einunddreißig
Auf dem zehnminütigen Spaziergang nach Hause war Laurel bestens gelaunt. Leider ging die gute Stimmung nicht auf ihre Haare über. »Wieso hast du nicht wie jeder normale Junge einen Kamm dabei?«, fragte sie und versuchte, mit den Fingern die zerzauste Frisur zu kämmen.
»Habe ich dir jemals Grund zu der Annahme gegeben, ich wäre ein ›normaler Typ‹?«
»Auch wieder wahr.« Laurel puffte ihn in den Bauch.
Er packte sie, drückte ihr die Arme an die Seiten und wirbelte sie herum, bis sie kreischte. Er war anders als sonst. Entspannt und locker wie sie ihn seit Wochen nicht erlebt hatte – genaugenommen seit dem Nachmittag in dem Häuschen in Orick. Sie machte es sich einfach, wenn sie sich auf sich selbst konzentrierte und vergaß, dass es für Tamani mindestens so anstrengend war wie für sie. Doch heute hatten sie in der langen Stunde, in der sie sich erlaubt hatten, einfach nur sie selbst zu sein, eine Ruhe gefunden, die sie beide dringend nötig hatten. Laurel hätte eigentlich erwartet, dass sie erneut Schuldgefühle empfände, aber davon konnte keine Rede sein.
»Das ist ganz schlecht für meine Haare«, sagte sie und schnappte nach Luft.
»Ich glaube, deine Haare kannst du vergessen«, sagte Tamani und ließ sie los.
»Ich fürchte, du hast recht«, erwiderte Laurel. »Vielleicht merken meine Eltern ja nichts.«
»Äh, ja, vielleicht.« Tamani grinste.
»Oh, Mist.«
»Was?«, fragte Tamani, der sich auf der Stelle hellwach und nüchtern vor sie stellte.
»Nichts Schlimmes«, sagte sie, schob ihn weg und zeigte auf das Auto vor ihrem Haus. »Chelsea ist da.«
»Was stört dich denn daran?«, fragte Tamani verwirrt. »Ich meine, sie ist doch ganz wunderbar, findest du nicht?«
»Doch, klar, aber sie merkt alles und gibt immer einen Kommentar dazu ab«, sagte Laurel.
»Komm her«, sagte Tamani und zog sie wieder an sich. »Ich kriege das wieder hin.«
Laurel hielt still, während Tamani durch ihr Haar strich und einige Knoten entwirrte, bis es wieder glatt herunterhing.
»Wow«, sagte Laurel und strich über die seidigen Strähnen. »Wo hast du das denn gelernt?«
Er zuckte die Achseln. »Das sind doch nur Haare. Jetzt komm.« Sie gingen weiter, nur ohne Händchen zu halten.
Chelsea saß mit einem Teller Kürbiskuchen in der Küche und aß die Sahne zuerst.
»Da seid ihr ja!«, rief sie, als Laurel hereinkam. »Ich warte schon eine halbe Stunde auf euch. Was habt ihr bloß gemacht?«
Laurel lächelte nervös. »Hey, Chelsea«, sagte sie, ohne auf die Frage einzugehen.
»Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe«, sagte Chelsea, die Tamani unverhohlen anglotzte. »Ich musste unbedingt vor die Tür; meine Brüder sind ein Albtraum. Bleibt er hier?«
Laurel sah Tamani an.
»Ich kann auch gehen«, sagte Tamani. »Ich möchte nicht stören.«
»Nein, nein, bleib doch!«, rief Chelsea und klatschte in die Hände. »Das ist meine Chance, dich ganz für mich zu haben. Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.«
»Ich weiß nicht recht, wie ich das finde«, sagte Tamani langsam. »Und allein sind wir auch nicht gerade.«
»Oh, Laurel zählt nicht.«
»Vielen Dank«, sagte Laurel trocken.
»So meine ich das doch gar nicht. Mit allein meine ich, ohne die gefährlichen Testosteronträger. Du verstehst?«
Leider verstand Laurel sie nur zu gut. »Du kannst wirklich gerne gehen«, flüsterte sie Tamani zu.
»Ich hab doch gar kein Zuhause«, erwiderte Tamani grinsend.
»Sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Mom, wir gehen nach oben!«
»Lass die Tür auf«, rief ihre Mom automatisch.
»Klar, das ist ja auch das Hauptproblem«, motzte Laurel.
»Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Mrs S«, rief Chelsea lachend zurück und hüpfte vor Laurel die Treppe hoch.
Während nun Chelsea Tamani mit Fragen über die Langlebigkeit der Elfen, die Gartenmythologie und Märchen aus aller Welt löcherte, ließ Laurel ihre Gedanken schweifen. Sie dachte insbesondere an den Footballplatz der Highschool. Wieso hatte sie ihm nicht widerstehen können? Warum konnte sie nicht einfach ein Weilchen allein bleiben? War sie verliebt? Manchmal war sie sicher, dass sie diese Frage bejahen musste, doch genauso oft lautete die Antwort Nein – jedenfalls solange sie noch solche Gefühle für David hatte. Sie fing an, ihn ernstlich zu vermissen, obwohl sie ihn fast täglich sah. Doch wenn sie keine Liebe für Tamani empfand, was war es dann? Nicht zum ersten Mal überlegte Laurel, ob sie nicht in beide verknallt sein könnte. Und wenn es so wäre, was spielte das für eine Rolle? Schließlich waren sie beide nicht bereit, sie mit dem anderen zu teilen. Wobei das vielleicht auch nicht die richtige Lösung wäre.
Laurel verdrängte diese düsteren Gedanken und verfolgte, wie Chelsea Tamani mit vielen Fragen quälte, die bereits ihr Vater gestellt hatte. Sie musste lachen, weil Tamani große Mühe hatte, Chelsea mit seinen Antworten zufriedenzustellen.
»Ich gebe auf!«, rief Tamani schließlich lachend nach einer halben Stunde. »Ich bin deiner unerschöpflichen Neugier nicht gewachsen. Außerdem geht die Sonne unter und ich muss einer gewissen Hütte noch einen Besuch abstatten. Aber bevor ich gehe, soll Laurel mir noch wie versprochen ihre Forschungsergebnisse präsentieren.« Tamani sah Laurel flehend an.
»Stimmt, ich wollte dir etwas zeigen«, sagte Laurel und ging zum Schreibtisch. Während sie hoffte, dass Tamani nichts zu dem Messbecher mit Leuchtmittel sagte, den sie seit Wochen nicht angefasst hatte, knipste sie ihre Schreibtischlampe an und holte mehrere funkelnde Tiegel hervor, die nach Kristallglas aussahen, jedoch aus echten Diamanten gefertigt waren.
»Ich habe fünf Proben angelegt. Hoffentlich reicht das.« Sie zeigte auf drei verschiedene Schalen, als Chelsea und Tamani ihr über die Schulter blickten. »Wie man sieht, habe ich damit verschiedene Versuche gemacht. Die erste Probe habe ich mit demineralisiertem Wasser vermischt und eine Paste hergestellt, die ich berührt und gekostet habe …«
»Gekostet?«, fragte Tamani. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Das könnte giftig sein.«
»Das habe ich natürlich vorher ausgeschlossen. Völlig ungiftig, ich bin durchaus in der Lage, das herauszufinden. Normalerweise jedenfalls.« Als sie seinen erschrockenen Blick sah, fuhr sie schnell fort. »Außerdem habe ich jetzt schon drei Tage in Folge davon probiert und noch ist mir nichts passiert. Ich habe nicht mal mehr Kopfschmerzen. Glaub mir, das ist sauber.«
Tamani nickte, doch überzeugt sah er nicht aus.
»Diese Probe habe ich mit einem Basisöl vermischt – das ist ein neutrales Öl, das die Mixtur nicht beeinflusst«, erklärte Laurel, als Tamani und Chelsea sie verständnislos ansahen. »Diesmal habe ich Mandelöl genommen, damit sich die Bestandteile absetzen. Auf diese Weise konnte ich zwei Inhaltsstoffe identifizieren.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so was kannst«, staunte Chelsea, deren Atem Laurels Wange kitzelte.
»Ich experimentiere ein bisschen herum«, gestand Laurel. »Es ist gar nicht so einfach, ein Gemisch in seine Bestandteile aufzulösen. Dafür muss ich das Potential jedes Inhaltsstoffs ausfindig machen und in der Folge die Ergebnisse mit der Liste der mir bekannten Pflanzen abgleichen. Einige sind ganz leicht«, sagte sie mit wachsender Zuversicht, während sie den anderen beiden beschrieb, wie sie vorgegangen war. »Zum Beispiel die Pflanzen, mit denen ich regelmäßig zu tun habe, etwa Birkenfeige und Kranzschlinge. Aber hier sind unendlich viele Inhaltsstoffe drin.«
»Und was hast du damit vor?« Chelsea zeigte auf eine Schale mit Brandflecken.
»Zu dem habe ich nichts hinzugefügt. Ich erhitze es nur über der Flamme und lasse es wieder abkühlen. Dann sehe ich mir die Ablagerungen an. Leider wird durch das Erhitzen die Wirkung des Pulvers zerstört. Immerhin habe ich auf diese Weise die Heidelbeere entdeckt.«
»Heidelbeere?« Chelsea legte den Kopf auf die Seite. »Blau ist es ja.«
»Dabei handelt es sich um eine Maske. Sie hat keinerlei Funktion in der Mischung. Im Gegenteil, wenn noch mehr davon drin wäre, würde die Abwehr nicht mehr so gut funktionieren.«
»Warum hat man sie dann reingetan?«, fragte Tamani.
Laurel hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe elf Inhaltsstoffe identifiziert, und ich weiß, es gibt noch mehr. Das größte Problem besteht jedoch darin, dass ich den Hauptbestandteil noch nicht gefunden habe. Über die Hälfte dieses Pulvers besteht aus einer Art blühendem Baum, und ich komme einfach nicht darauf, welcher es ist.«
»Ein Apfelbaum zum Beispiel?«, fragte Chelsea, aber Laurel schüttelte den Kopf.
»Eher in Richtung Trompetenbaum«, erklärte Laurel. »Nur Blüten, keine Frucht.« Sie zeigte auf einen großen Bücherstapel neben ihrem Bett. »Die habe ich Seite für Seite geprüft, um die Pflanze zu finden. Was mich endgültig wahnsinnig macht, ist die Tatsache, dass ich schon damit gearbeitet habe. Ich kann mich nur nicht daran erinnern.« Seufzend sah sie Tamani an. »Ich muss es eben weiter versuchen.«
»Du machst das gut«, sagte Tamani und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Du wirst es bestimmt irgendwann herausfinden.«
»Hoffentlich.« Laurel schaute frustriert aus dem Fenster, obwohl sie eigentlich wusste, dass sie ohne Grund von sich selbst enttäuscht war. Keiner konnte von ihr erwarten, dass sie schon so weit war wie die besten Schüler der Akademie. Aber sie hatte noch nicht einmal die anderen Lehrlinge eingeholt, und das müsste sie doch längst geschafft haben. Sie war das Pfropfreis! Sie sollte das ein oder andere können.
Ich glaube, ich habe zu viele Fantasybücher gelesen.
»Hättest du gern noch mehr von dem Pulver?«, fragte Tamani.
»Oh nein«, antwortete Laurel rasch. »Das Risiko wäre zu hoch. Außerdem habe ich ja noch zwei Proben, mit denen ich bisher nicht experimentiert habe.«
»Sag mir sonst einfach Bescheid«, sagte Tamani sanft. »Ich werde schon einen Weg finden.«
Laurel nickte. Sie wünschte, sie wären allein. Nicht unbedingt, weil sie wer weiß was mit ihm machen wollte, aber so, dass sie ihm Gute Nacht sagen und ihn umarmen konnte, ohne Chelseas bohrende Fragen fürchten zu müssen. Andererseits würde sie dann vielleicht auch weitergehen, als sie wollte – so wie sie es an diesem Tag ja schon getan hatte.
»Gut«, sagte Tamani, ehe es richtig unbehaglich werden konnte. »Dann gehe ich mal. Es war schön, dich zu sehen, Chelsea. Pass auf dich auf.«
Chelsea nickte.
»Und Laurel, wir sehen uns … irgendwann.« Er sah sie einen Augenblick lang vielsagend an und ging.
Chelsea wartete höchstens eine halbe Sekunde, ehe sie sich mit glänzenden Augen zu Laurel umdrehte. »Das war ja irre!« Beinahe hätte sie gequiekt. »Er ist zwar nicht David«, fügte sie hinzu, »aber er hat wirklich eine tolle Ausstrahlung.«
Tamani fuhr rechts ran, als er in Yukis Haus Licht sah. Anscheinend war sie gerade nach Hause gekommen. Wenn er Glück hatte, war Klea vielleicht noch bei ihr. Tamani machte den Motor aus und ging leise auf das Häuschen zu – allerdings nicht so klammheimlich, dass ein Nachbar Verdacht schöpfen und die Polizei rufen könnte. Als er fast an der Haustür war, hörte er Yuki durch das offene Fenster. Sie schien zu telefonieren.
»Ich versuche es ja«, sagte Yuki hörbar frustriert. Tamani holte leise Luft, blieb stocksteif stehen und sperrte die Ohren auf. »Ich habe es versucht. Aber sie merkt es, ich musste zwischendurch aufhören.«
Tamani hielt den Atem an, um jedes Wort zu verstehen. Yuki war wütend, wahrscheinlich war ihr nicht bewusst, wie laut sie sprach.
»Ich weiß, dass der Alte es kann. Du redest ja von nichts anderem mehr. Aber ich kann es nicht, und es ist nicht so, als könnte er es mir hier mal kurz beibringen, oder?«
Tamani wurde nervös. Wer war »sie«? Und wer war »der Alte«?
Erst kam lange nichts, dann seufzte Yuki. »Ich weiß. Weiß ich, es tut mir leid«, sagte sie nun kläglich. Sie sagte noch ein paar Mal »Jaja«, aber Tamani hörte, dass sich das Gespräch dem Ende zuneigte. Er machte ein paar laute Schritte und klopfte an die Haustür, ehe sie ihn noch beim Lauschen erwischte.
Yuki machte eine Pause. »Ich muss aufhören. Tam ist da.« Das Gespräch war beendet.
Tamani verrenkte sich den Hals zum Fenster. Hatte sie ihn gesehen? Aber wer würde auch sonst an diesem Abend bei ihr klopfen? Dennoch war es ein wenig unheimlich. Als sie endlich die Tür aufmachte, hatte er ein freundliches Lächeln aufgesetzt.
»Hey«, sagte Yuki und strahlte ihn an. »Du hattest nichts davon gesagt, dass du vorbeikommen würdest, oder?« Sie sah noch mal automatisch auf ihr Telefon, als wollte sie nachsehen, ob die Mailbox angesprungen war.
»Nein, ich bin nur gerade vorbeigefahren und habe Licht gesehen. Ich dachte, du kämst erst morgen wieder.«
»Klea wurde abberufen, wie immer. Sie hat mich früher wieder abgesetzt, und weil ich so wütend war, bin ich spazieren gegangen … ach, egal.« Sie war ziemlich durcheinander. »Möchtest du reinkommen?«, fragte Yuki und hielt ihm die Tür auf.
»Wie wär’s mit der Veranda?«, fragte Tamani. »Das Wetter ist so schön.« Sie war wütend und wurde schon etwas nachlässig, das wollte er unbedingt ausnutzen. Doch gleichzeitig war ihr Blick an diesem Abend so sinnlich, dass er nicht seinerseits von ihr überrumpelt werden wollte.
»Bitte, warum nicht?«, sagte Yuki, nachdem sie kurz gezögert hatte, was Tamanis Befürchtungen nur bestätigte. Sie setzten sich mit Blick zur Straße auf das Treppchen zur Veranda.
»Hast du Thanksgiving irgendwie gefeiert?«, fragte Yuki.
Lüge oder Wahrheit? »Gar nicht«, antwortete er grinsend. »In Schottland wird das nicht groß gefeiert.«
»In Japan haben wir ein ähnliches Fest«, erklärte Yuki. »Kinrõ kansha no hi wird jedoch ganz anders gefeiert. Aber ein freier Tag kommt immer gut.«
»Das kannst du laut sagen«, sagte Tamani, der froh war, dass sie über ein Thema redeten, bei dem er nicht lügen musste.
»Hast du mit Klea telefoniert, als ich kam?«
»Ja«, antwortete Yuki wieder mit Bitterkeit in der Stimme. »Ich möchte lieber nicht darüber reden.«
»Kein Problem«, sagte Tamani freundlich. Hatte er ihr Misstrauen geweckt? Oder war sie nur total wütend auf Klea?
»Tam?«
»Ja?«
Sie holte tief Luft, als fiele ihr die Frage schwer. »Bin ich deine Freundin?«, platzte sie heraus.
Tamani musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Freude zu strahlen. »Das weiß ich nicht«, sagte er schließlich. »Ich mache nicht so gern Etiketten an alles. Dann wird es meiner Meinung nach kompliziert. Ich warte lieber ab, was passiert.«
Yuki nickte. »Okay«, sagte sie sichtlich nervös. »Ich … ich war mir einfach nicht sicher und da … da wollte ich mal nachfragen.«
»Dagegen habe ich überhaupt nichts«, sagte Tamani, lächelte breit, lehnte sich zurück und stützte sich hinten mit den Armen auf. Mit dem einen Arm war er hinter Yukis Rücken, das allein gab ihm das Gefühl, er hätte eine unsichtbare Linie überschritten.
Dann lenkte er das Gespräch auf unverfänglichere Themen, was ganz einfach war, weil er sie nur fragen musste, welche Filme sie in letzter Zeit gesehen hatte. Sie unterhielten sich noch eine gute Stunde lang, und Tamani staunte, wie locker es fast immer mit Yuki war. Sie war unbeschwert und lachte über seine blöden Witze. Unter anderen Umständen hätten sie wirklich Freunde werden können, und es machte ihn traurig, dass es nie dazu kommen würde – selbst wenn sie unschuldig war. Falls sie jemals herausfände, wie umfassend er sie angelogen hatte, würde sie kein Wort mehr mit ihm reden.
Er versuchte noch ein paar Mal, das Gespräch wieder auf sie und ihr Leben zu bringen, aber Yuki wich seinen Fragen aus und wechselte sofort das Thema, wenn er Klea erwähnte. Tamani war enttäuscht, aber letzten Endes beschloss er, den Abend dazu zu nutzen, Vertrauen aufzubauen. Hoffentlich würde sich das eines Tages auszahlen.
»Ich gehe jetzt lieber«, sagte er und betrachtete den Mond, der hinter den Wolken hervorlugte. »Mein Onkel weiß nicht, wo ich bin.«
»Okay«, sagte Yuki und stand langsam auf.
Tamani blieb eine Sekunde lang neben ihr stehen und überlegte, ob er sie umarmen müsste.
Sie holte tief Luft und machte einen Schritt auf ihn zu. Er riss sich zusammen, aber sie wollte ihn gar nicht in den Arm nehmen. Beinahe wäre er zusammengezuckt, als sie ihm einen Kuss gab – einen nervösen, schnellen, zögerlichen Kuss, der kein bisschen intim war. Er unterdrückte das Bedürfnis, sich den Mund abzuwischen.
»Uups«, sagte Yuki geziert, »ist einfach so passiert.«