31. Kapitel
RAUMHAFEN, DATHOMIR
Für Monargs Reparaturarbeiten war es ein großartiger Tag. Draußen schien die Sonne, doch eine kühle Brise von den südlichen Küsten sorgte dafür, dass die Temperatur annehmbar blieb.
Monarg hatte die Tore an beiden Enden seiner Werkstatt geöffnet, damit die Luft zirkulieren konnte.
Und obgleich das kleine Solo-Mädchen mit einem wertvollen Astromech entkommen war, war er mit den Reparaturen an einer noch wertvolleren SoroSuub-Raumyacht beinahe fertig.
Nachgerüstet, neu lackiert und mit Proviant ausgestattet würde er dafür auf anderen Planeten ein hübsches Sümmchen einstreichen. Er würde eine ganze Weile in Saus und Braus leben.
Von dort, wo er an seinem Schreibtisch saß, konnte er nicht viel anderes sehen als die Rückwand, doch ein Piepsen von einem seiner Mechanikerdroiden informierte ihn über einen Besucher. Er schwang in seinem Stuhl herum.
Es war nicht ein Besucher, sondern mehrere – Luke und Ben Skywalker, Dyon Stadd, Tarth Vames und Vestara. Und sie betraten nicht gerade erst seine Werkstatt, sie standen direkt hinter ihm. Abgesehen von Vestara Khai hatten alle missbilligend ihre Arme verschränkt.
Er räusperte sich. Aufstehen konnte er nicht, denn hätte er das getan, wäre er mit der Brust gegen die von Luke Skywalker gestoßen und hätte sich gleich wieder hingesetzt. »Kann ich euch helfen?«
»Du kannst dir selbst helfen!« Luke Skywalker klang sympathischer, als er aussah. »Wir sind hier, um die SoroSuub mitzunehmen.«
»Sie mitzunehmen?« Monarg blinzelte. »Nun ja, sie steht zum Verkauf. Was bietet ihr denn dafür?«
Dyon schüttelte den Kopf. »Nein, die Yacht steht nicht zum Verkauf.«
Monarg sah ihn mit finsterer Miene an. »Das entscheide ich.«
Tarth Vames sah ihn verwirrt an. »Nein, das tut der Besitzer.«
»Ich bin der Besitzer!«
»Sind Sie das?« Vames holte sein Datapad hervor und klappte es auf. »Schauen wir mal. Eine SoroSuub-Raumyacht dieses Typs, die in den letzten paar Tagen vom Schlund nach Dathomir gereist ist, wurde von den Skywalkers hier gemeldet. Es liegen Berichte vor, wonach ein solches Schiff abgestürzt ist – was offenkundig nicht der Fall ist. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass irgendjemand einen Anspruch auf das Schiff geltend gemacht oder einen Antrag auf Bergung des Schiffs eingereicht hätte, weder im Schlund noch hier.«
Monarg spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. »Moment mal …«
»Natürlich könnte das Schiff hier abgestellt worden sein, um von Ihnen repariert und weiterverkauft zu werden. Das würde allerdings bedeuten, dass Sie die Absicht hatten, es zu veräußern, ohne die entsprechenden Eigentumsdokumente auszufüllen, vermutlich, um dem Hafen – damit ist der Raumhafen auf Dathomir gemeint – sämtliche anfallenden Gebühren für die Eigentumsübertragung vorzuenthalten. Wobei es sich um eine Straftat handelt, die Ihnen bei einem Schiff dieses Werts im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von mindestens ein bis drei Jahren einbringt. Daher kann ich nur hoffen, dass Sie nichts Derartiges im Sinn hatten.«
»Das … hatte ich nicht.« Die Worte drangen zwischen Monargs zusammengebissenen Zähnen hervor.
Vames scrollte auf seinem Datapad-Bildschirm nach unten. »Vorhin hat Dyon Stadd seinen Rechtsanspruch auf dieses Schiff geltend gemacht, der von den Skywalkers hier unterstützt wird, und alle entsprechenden Gebühren beglichen. Damit ist das Schiff jetzt sein Eigentum. Es gehört ihm. Ich sehe keinen Namen an der Yacht, Dyon.«
» Strahlende Sonne. «
»Schöner Name. Einprägsam. Monarg, er wird die Zugangscodes brauchen.«
»Aber … meine Reparaturen …« Monarg hatte eine beträchtliche Menge an Credits in die Reparatur und die Aufarbeitung der Yacht gesteckt, Geld, das er zurückbekäme, wenn er das Schiff verkaufen würde, und noch einiges mehr … zumindest, sofern er die Möglichkeit hatte, das Schiff zu verkaufen.
Vames schaute ausdruckslos drein. »Dyon, haben Sie irgendwelchen Umbauten an Ihrer Yacht zugestimmt?«
»Das habe ich nicht.«
Vames schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Monarg. Das ist etwas, was Sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Yachtbesitzer klären sollten. Also, werden Sie uns jetzt die Zugangscodes aushändigen, oder ist Ihnen eine Anklage lieber?«
Er hatte sein ganzes verfügbares Kapital in diese Yacht gesteckt, einschließlich der Belohnungen, die er dafür erhalten hatte, der GA-Regierung den Aufenthaltsort der Solos zu melden. Monarg hätte am liebsten losgeheult. Er nahm an, dass er das später auch noch tun würde, außer Sichtweite seiner gekünstelt freundlichen Besucher.
Er versuchte, Vestara einen finsteren Blick zuzuwerfen, doch er wusste, dass er bloß verletzt wirkte. »Ich habe dir Geld gegeben …«
»Das ich dir anschließend für eine Hyperkom-Nachricht zurückgezahlt habe. Ein Almosen, viel weniger, als die Yacht wert war.« Sie zuckte die Schultern. »Tut mir leid. Ich habe mit dieser Vereinbarung nichts zu tun. Die Skywalkers und ihre Freunde machen, was sie wollen, vollkommen unabhängig von meinen Wünschen.«
Seine Bewegungen waren langsam und schmerzvoll, als Monarg die Datenchips in seiner Schreibtischschublade durchforstete. Er fand den, den er brauchte, und reichte ihn Dyon.
»Vielen Dank!«
»Verschwindet einfach von hier!«
Dyon ging mit dem Chip zur Haupteinstiegsluke der Yacht, schob ihn in den Schlitz und ließ ihn den Sicherheitscode übermitteln. Die Luke öffnete sich, und die internen Systeme erwachten zum Leben. Dyon winkte den Jedi zu.
Luke Skywalker winkte zurück. »Wir sehen uns im Orbit.«
Draußen vor Monargs Werkstatt klopfte Luke Vames auf die Schulter. »Gut gemacht, und vielen Dank!«
Vames wirkte erfreut. »Ich hatte schon seit vielen Jahren den Wunsch, diesem Kerl sein dreckiges Grinsen vom Gesicht zu wischen. Und obgleich meine Kräfte nichts sind, verglichen mit denen eines Jedi …«
»Es gibt Kräfte, die die meisten von uns Jedi nicht besitzen. Tarth, wenn wir das nächste Mal auf Dathomir sind, werden wir vorbeischauen und Ihnen einen Besuch abstatten.«
»In der Zwischenzeit werde ich Eure Eigentumsurkunde an den Tempel übermitteln und die Düsenschlitten für Eure Freunde von der Strahlenden Sonne verwahren.«
»Das weiß ich sehr zu schätzen.«
Luke übernahm die Führung, als sie zur Jadeschatten marschierten. Ben, Vestara und er gingen an Bord. Die Skywalkers platzierten Vestara in einem der hinteren Sessel im Cockpit und gingen die Vorabflug-Checkliste durch.
Nach wenigen Minuten verkündete Ben: »Alles im grünen Bereich, und Dyon meldet
ebenfalls Abflugbereitschaft.«
»Bring sie nach oben, Ben!« Luke warf Vestara einen zuversichtlichen Blick zu. »Deine Sith-Freunde mögen vielleicht ein paar Stunden Vorsprung haben, aber ich war schon viele Male im Schlund. Ich kenne eine Menge Routen hinein. Wir werden sie einholen.«
Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Dann bringt ihr mich also zu ihnen. Sehr nett von euch.«
»Du bist eine kluge junge Frau, Vestara. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis uns klar wurde, dass du Monarg nicht für Reparaturen an der Yacht bezahlt hast, sondern sie ihm gerade für genügend Credits verkauft hast, um deine Nachricht nach Hause zu schicken. Und anschließend bist du dann im Regenwald herumgerannt, um uns auf eine falsche Fährte zu locken, als Ablenkungsmanöver.«
»Das war eine interessante Reise. Und dann bin ich natürlich den Nachtschwestern begegnet und habe mich ihrer Vernichtung gewidmet.«
»Ja, natürlich. Ben, roll für mich mit den Augen, wärst du so lieb? Ich bin außer Übung.«
Ben rollte mit den Augen. Dann ließ er die Jadeschatten auf den Repulsoren vom Boden aufsteigen, brachte sie vorsichtig über den Regenwald und richtete sie gen Orbit aus.
Innerhalb weniger Minuten wandelte sich der Himmel über ihnen schrittweise von Blau zu Schwarz, und der ferne Horizont wölbte sich, um die Konturen des Planeten so zu zeigen, wie sie von einer niedrigen Planetenumlaufbahn aus sichtbar waren.
Ben setzte Kurs auf den nächsten Punkt, von dem aus er einen Hyperraumsprung in
Richtung Schlund initiieren konnte. Dyons Yacht war auf dem Sensorschirm. Ihr Kurs entsprach dem seinen.
Auf den Sensoren zeigten sich noch andere Schiffe, Schiffe, die näher kamen. »Dad …«
Luke beugte sich vor. »Ich registrierte im Anflug befindliche Kampfschiffe. Von Positionen in der Umlaufbahn rings um Dathomir und von anderen Stellen in der näheren Umgebung des Planeten.«
»Meine Daten stimmen mit deinen überein. Die Sensoren identifizieren sie als von der Korporationssektorverwaltung fabrizierte ChaseMasters. Sieben davon. Nein, acht.«
Luke biss sich auf die Lippen. ChaseMaster-Fregatten waren veraltet, ihren modernen Gegenstücken in jeder Hinsicht unterlegen. Allerdings konnten ein oder zwei davon die Jadeschatten zerstören. Und acht davon auszuweichen, war praktisch unmöglich, selbst mit einem Skywalker an den Steuerkontrollen der Jadeschatten.
Luke warf Vestara einen Blick zu. Sie hatte ihren Kopf vom Hauptmonitor und den Sichtfenstern abgewandt und schien dem, was vorging, keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Sie lächelte.
»Korrektur, Dad. Es sind neun von denen. Zehn. Elf. Wir haben Schwierigkeiten.«
»Achtung, Jadeschatten!« Die Männerstimme war volltönend und barg bloß den Hauch eines fremden Akzents – eines Akzents wie dem, den Vestara besaß. »Hier spricht die Fregatte Schwarze Woge. Begeben Sie sich in den Warte-Orbit, und unterlassen Sie sämtliche Bemühungen, das Dathomir-System zu verlassen, oder wir sind gezwungen, das Feuer zu eröffnen.«
Luke und Ben schauten sich an.
Schließlich ergriff Vestara das Wort. »Herumkommandiert zu werden, ständig in Gefahr zu sein, sich irgendetwas einfallen lassen zu müssen, bloß um am Leben zu bleiben … genauso war es für mich während meines gesamten Aufenthalts auf Dathomir. Wie fühlt sich das an?«
Ben seufzte. »Wie das ganz normale Leben.«