28. Kapitel

Jag behielt seine steinerne Miene bei, als sein Diplomaten-Luftgleiter Han, Leia, Allana und die Droiden bei dem kleinen, anonymen Apartment absetzte, das den Solos als sicheres Versteck diente. Als sie fort waren und sich Jaina neben ihm auf dem Beifahrersitz zusammenrollte, sprach er zum ersten Mal, seit er die Solos um Verzeihung gebeten hatte. »Als Han mir sagte, dass Daala über das Essen heute Abend Bescheid wusste, hätte ich das Ganze unverzüglich abblasen müssen – oder unser Treffen in eine sicherere Umgebung verlegen sollen.«

Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, um ihn zu trösten. Sie wusste, dass das vermutlich vergebliche Liebesmüh war. Genau wie ihr Vater neigte Jag dazu, vor sich hin zu brüten. Tagelang.

»Du konntest das nicht ahnen. Deine Sicherheitsleute haben alles überprüft. Der Angreifer hatte Vorwissen, einen falschen Ausweis, Geheimdienstquellen …«

Jag nickte. »Es war jemand von ganz oben. Entweder von Daalas Regierung oder einer von den Moffs.«

»Oder beides«, meinte Jaina.

Jag schaute zu ihr hinüber. »Denkst du, die arbeiten zusammen?«

»Ich denke, dass dem so sein könnte«, sagte sie. »Vielleicht hat Daala mit Lecersen oder einem der anderen Moffs bessere Konditionen ausgehandelt.«

Jag schaute aus dem Seitenfenster, sah zu, wie die Lichter der Wolkentürme vorbeidrifteten, und dachte nach. »Möglich«, sagte er. »Aber ich bin derjenige, der will, dass das Imperium wieder vollends in die Allianz integriert wird, nicht die Moffs.«

»Stimmt, aber wer sagt, dass Daala das auch will?«, fragte Jaina. »Oder vielleicht waren wir nicht einmal das eigentliche Ziel. Ist dir aufgefallen, wie überrascht dein Angreifer zu sein schien, als die Ypsilon-Vaus durch die Wand gekracht sind?«

Er schüttelte den Kopf. »Als sie reingeplatzt sind, habe ich sie angesehen, nicht ihn. Er war da bereits tot, er wusste es bloß noch nicht. Überrascht, sagst du?«

»Ja. Es war seltsam.«

»Das soll jetzt keine Kritik sein, bloß eine Frage. Deine Jedi-Fähigkeiten – hast du irgendetwas gefühlt, bevor es anfing, irgendeinen Hinweis auf Gefahr?«

Jetzt war es an ihr, den Kopf zu schütteln. »Ein lebendiger Angreifer, der in seinem Verstand bereits alle Zweifel beigelegt hat, der einen fast meditativen Zustand der Gelassenheit erreicht hat … Es ist nicht ungewöhnlich, dass man eine solche Person nicht wahrnimmt, besonders in einem belebten öffentlichen Umfeld, wo die Emotionen hohe Wellen schlagen können. Allerdings habe ich seine Überraschung gefühlt. Und das verrät mir eine Menge.«

»Ja, aber was genau? Ich bin mir nicht so sicher, dass wir das wissen.« Er schaute von Neuem einige Sekunden lang aus dem Fenster, ehe er unvermittelt seufzte, den Kopf schüttelte und Jaina wieder ansah. »Nun, du weißt, was wir jetzt zu tun haben, oder?«

Jaina runzelte die Stirn, bemühte sich, darüber Klarheit zu erlangen, welchen Hinweisen sie nachgehen sollten, welches Rätsel sie zu lösen versuchen sollten.

Schließlich gab sie es auf und schüttelte den Kopf. »Nein. Was?«

»Wir müssen was essen«, sagte Jag. »Ich bin immer noch am Verhungern.«

IN DER NÄHE DES HÜGELS DER STRAHLENDEN SONNE, DATHOMIR

Ben, Luke und Dyon saßen in der Dunkelheit, umgeben vom Blattwerk des Regenwalds und den Geräuschen nachtaktiver Raubtiere und ihrer Beute.

Sie waren die Raubtiere. Sie hatten die Nachtschwestern im Allgemeinen und Vestara im Besonderen zu ihrer Beute auserkoren.

Dyons Antlitz wurde flüchtig erhellt, als er sein Datapad konsultierte. Er klappte es wieder zu. »Noch da.« Seine Stimme, ein Flüstern, drang kaum an Bens Ohren.

Ben warf seinem Vater einen Blick zu. Luke war halb in einem meditativen Zustand versunken, nickte jedoch zustimmend. Er konnte Halliavas Präsenz immer noch fühlen, genauso, wie Dyon die Frau nach wie vor elektronisch orten konnte – zumindest noch eine kleine Weile länger.

Das hinzubekommen, war nicht ganz einfach gewesen. Luke, Ben und Dyon – das Jedi-Aufgebot – hatten sich auf einen Plan geeinigt. Vestara schien zu gerissen zu sein, zu vertraut mit den Möglichkeiten zivilisierter, technisch hochentwickelter Welten, um darauf hereinzufallen, aber Halliava womöglich nicht. Dyon hatte sein Komlink auf dauerhafte Standortübermittlung eingestellt, um das Gerät in einem unbeobachteten Moment, als Luke mit Halliava geplaudert und Ben dafür gesorgt hatte, dass Vestara nirgendwo in Sichtweite war, an ihrer Ausrüstung anzubringen – verstaut in den Falten des Beutels, in dem sich der Wasserschlauch befand, den Halliava bei Spähmissionen bei sich trug.

Gleichwohl, keines ihrer Komlinks war komplett aufgeladen. Die Energiezelle von Dyons hielt vielleicht noch eine Stunde, vielleicht auch noch drei. Jedenfalls würde sie nicht die ganze Nacht über halten.

Ben sah, wie sein Vater den Kopf auf die Seite legte. Lukes Augen öffneten sich zur Hälfte.

»Etwas verändert sich.«

»Ist sie in Bewegung?«

»Nein, noch nicht.«

Halliava lächelte breit, als Vestara hinter einem Dornenbusch auftauchte. Das Außenweltler-Mädchen war so lautlos wie ein dahinschwebendes Blatt, allein sichtbar in den feinen Strahlen Mondlichts, die schräg durch das Blätterdach des Waldes über ihnen fielen. Sie war eine gute Schülerin. Sie würde eine großartige Nachtschwester abgeben, eine geborene Anführerin der nächsten Generation.

Halliava umarmte das Mädchen. »Du hast eine Weile gebraucht, um hierherzugelangen.«

Vestaras Gesicht war nicht mehr im Mondlicht auszumachen, doch in ihrer Stimme lag eine gewisse Verärgerung. »Olianne hatte ein paar Aufgaben für mich. Es hat einige Zeit gedauert, damit fertig zu werden und dann den Hügel hinunterzusteigen.«

»Ist schon gut. Ich hatte gehofft, bei der Landung deiner Sith-Schwestern dabei sein zu können.«

»Gib mir meine Ausrüstung! Ich werde sehen, was ich tun kann.«

Halliava reichte ihr das Lichtschwert und die Datentafel. Vestara aktivierte Letztere, drückte auf ein blinkendes Symbol und las dann die Textnachricht, die die Tafel anzeigte.

»Was steht da?«

»Sie wollen, dass wir unverzüglich Kontakt zu ihnen aufnehmen, weil sie noch gewisse Informationen benötigen. Damit sie genau wissen, wie viel Ausrüstung für die Schwestern sie mit runterbringen müssen.« Vestara gab eine Reihe von Befehlen ein und hielt die Datentafel hoch neben Ohr und Mund.

Halliava hörte eine Stimme, die aus dem Gerät drang, eine Frauenstimme. Vestara antwortete: »Vestara Khai, bestätige … Dieselben Koordinaten. Zweiundzwanzig Nachtschwestern und ich selbst, achtzehn Rancoren … Verstanden. Khai Ende.« Sie schob die Tafel in ihren Beutel und hängte das Lichtschwert an den Gürtel.

»Willst du nicht, dass ich wieder deine Ausrüstung nehme?«

Vestara schüttelte den Kopf. »Du hast vor, den Clan der Strahlenden Sonne heute Nacht zu vernichten, ja? Damit sie nie wieder einen Sonnenaufgang erleben? Wir müssen nicht länger verbergen, wer ich bin!«

Halliava ging in den Wald und marschierte auf einem Trampelpfad dahin, der in der Dunkelheit zwar nicht zu sehen war, dessen Verlauf sie sich jedoch im Laufe des Tages eingeprägt hatte. Fürs Erste führte der Weg in die ungefähre Richtung der Wiese, auf der sich die Nachtschwestern mit den Sith treffen würden. Sie war allerdings erst ein Dutzend Schritte weit gekommen, als sie etwas spürte, ein Kribbeln ferner Aufmerksamkeit.

Sie blieb stehen.

»Was ist los?«

»Einer von ihnen konzentriert sich auf mich. Einer der Außenwelt-Männer.«

»Dann lass sie uns ihrem Tod entgegenführen!«

Halliava nickte und setzte sich wieder in Bewegung.

Doch diesmal war es anders. Die fremden Männer hatten sie schon zuvor verfolgt und würden sich schließlich an ihre Bewegungen anpassen. Dieses Mal allerdings passten sich ihre Verfolger unverzüglich an die Veränderung an, wann immer der Trampelpfad eine neue Richtung einschlug oder sie und Vestara kurz innehielten. Es war, als ob ihre Feinde sie und Vestara im Blick hätten, obwohl Halliava wusste, dass das nicht sein konnte.

Sie erklärte Vestara, was los war.

Das Mädchen musste nicht lange darüber nachdenken. »Wir haben einen Peilsender bei uns.

Ein zweites Gerät, meine ich. Ich habe bereits einen getragen, um die Jedi in die Irre zu führen.«

»Was ist ein Peilsender?«

»Das ist, als würden wir die ganze Zeit über aus voller Brust kreischen, nur, dass bloß unsere Verfolger uns hören können. Sie haben uns etwas untergejubelt. Aber belassen wir es erst mal dabei. Wenn wir in die Nähe der Wiese gelangen, können wir das Gerät einem Vogel oder so was umhängen, dem sie dann eine Weile nachjagen können. Bis sie dahinterkommen, dass sie reingelegt wurden und zurückkommen, um uns zu suchen, werden wir die Sith-Waffen haben und imstande sein, sie zu vernichten.«

»Das gefällt mir.«

Sie marschierten weiter.

»Halliava, warum ist es so wichtig, dass die Dinge so bleiben, wie sie immer waren?«

Halliava zuckte mit den Schultern, obgleich sie wusste, dass Vestara die Bewegung nicht sehen konnte. »So ist das nun mal.«

»Aber das ist dumm. Veränderungen sind unvermeidbar.«

»Da stimme ich dir zu. Und im Gegensatz zu einigen von uns, zu vielen von uns, finde ich Männer nicht unangenehm. Ich bestehe nicht einmal darauf, dass sie Sklaven sein müssen. Aber wie bei jeder Gruppe, kann es bloß eine gewisse Zahl von Herrschenden geben. Wenn ich herrschen soll, wenn die Schwestern, die ich erwählt habe, herrschen sollen, ist da kein Platz für irgendjemand anderen. Und Veränderungen bedeuten, dass mehr Leute die Fähigkeiten erlangen und den Drang entwickeln zu herrschen.«

»Das ergibt Sinn. Aber warum dann auf Dathomir bleiben? Mit euren Kräften könntet ihr anderswo hingehen und über viel mehr Leute herrschen, als es euch hier möglich ist.«

Halliava brauchte eine Weile, um ihre Antwort zu formulieren. »Anderswo hinzugehen würde bedeuten, noch einmal neu anzufangen. Zu lernen wie ein Kind. Ich war bereits ein Kind. Ich werde kein bisschen von der Macht und dem Einfluss aufgeben, die ich jetzt besitze.«

»Nicht einmal, um letztlich noch mehr zu erlangen?«

»Nicht einmal dann. Aufgeben bedeutet Versagen. Ich weigere mich zu versagen.«

Vestaras Schmunzeln war nicht sonderlich respektvoll. Halliava beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Immerhin war das Mädchen eine Außenweltlerin, die ohne angemessene Manieren aufgewachsen war. Sie würde lernen.

»Und wenn der Clan der Strahlenden Sonne zwei Clans geblieben wäre, wenn sich die Herabregnenden Blätter nicht mit den Zerbrochenen Säulen zusammengetan hätten, hättest du Olianne, Kaminne und Firen dann umgebracht, um Macht zu erlangen? Deine Freundinnen?«

Halliava stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Kaminne ist nicht mehr meine Freundin, seit sie beschloss, diesen hapanischen Mann zu ihrem Gemahl zu nehmen und ihn als gleichwertig zu akzeptieren. Nicht bloß einen Mann, sondern einen Mann, der die Künste nicht beherrscht! Ich hätte es nicht bedauert, sie zu töten. Das hätte Olianne zu meiner Feindin gemacht, sodass ich sie natürlich ebenfalls hätte umbringen müssen. Firen … also, Firen folgt stets ihrem Herzen. Sie würde mir folgen. Warum fragst du?«

»Ich schätze, ich habe bloß darüber nachgedacht, was du wohl von Verrat hältst.«

»Wir leben in einer natürlichen Welt, Vestara. Zuneigung mag echt sein, Liebe mag echt sein, aber Bündnisse können bloß aus gegenseitigen Notwendigkeiten heraus geschmiedet werden.

Die erste Person, die erkennt, dass eine Notwendigkeit nicht länger auf Gegenseitigkeit beruht, ist diejenige, die davon profitieren kann, das Bündnis zu brechen. Die, die davon profitiert, ist stärker, ihre Blutlinie ist stärker, ihr Volk ist besser darauf vorbereitet, ihre Feinde zu zerschmettern.«

»Ganz deiner Meinung. Du bist eine gute Lehrmeisterin, Halliava.«

Sie gingen einen Moment lang schweigend weiter, bis sie weniger als einen Kilometer von der Wiese entfernt waren. Jetzt bedeutete Halliava ihrer jungen Begleiterin, stehen zu bleiben.

»Unsere Verfolger?«

»Sind immer noch an uns dran. Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, diesen Peilsender zu suchen.«

Sie tasteten ihre Ausrüstung ab. Halliava brauchte eine Minute, um eine ungewohnte Beule in ihrem Wasserschlauch zu fühlen. Sie holte den Gegenstand heraus und hielt ihn in einem dünnen Strahl Mondlicht in die Höhe. Es war ein Komlink wie die, die die Außenweltler bei sich trugen, wie die, die die Mitglieder der Herabregnenden Blätter eingetauscht hatten.

Vestara lächelte, strahlend weiße Zähne umgeben von Dunkelheit. »Das ist es!« Sie nahm das Komlink an sich.

»Ich werde ein Tier suchen.«

Halliava brauchte bloß ein paar weitere Minuten, um ihre Worte in die Tat umzusetzen. Sie spürte eine nachtaktive Albinoechse auf und packte sie, bevor das Tier sie auch nur wahrnahm.

Noch nicht ausgewachsen, kaum so lang wie ihr Arm, schlug die Echse hilflos um sich, als sie sie mit zu Vestara zurückbrachte.

Mit einem Riemen band Vestara das Komlink fest um den Hals der Kreatur. Dann holte sie ein kleines, mit einem Stopfen versehenes Transparistahlfläschchen aus ihrem Beutel hervor, in dem sich eine kleine Menge bräunlichen Staubs befand. Sie befestigte das Fläschchen ebenfalls an dem Riemen.

Halliava runzelte die Stirn. »Was ist das?«

»Blut. Luke Skywalkers Blut. Als ich nach Dathomir kam, hat es mich eine Weile gekostet dahinterzukommen, wie er mir auf den Fersen bleibt. Seit ich begriffen habe, dass ihm das durch das Spüren seines eigenen Blutes möglich war, habe ich auf eine Chance gewartet, es gegen ihn einzusetzen.«

»Aha.«

Halliava gab die Echse frei. Gemeinsam verfolgten sie, wie das Tier in der Nacht verschwand.

»Jetzt«, sagte Halliava, »machen wir uns klein für ihre Sinne.«

»Klein in der Macht.«

»Ja.«

Das taten sie. Beide zwangen sie ihre Präsenz in der Macht behutsam zu einem kleineren und immer kleineren Glühen. Vestara verstand sich darauf so gut, dass Halliava jedes Gespür für das Mädchen verlor, bevor sie selbst ihren eigenen Zauber vollends gewirkt hatte.

Sie warteten. Vage konnte Halliava ihre Verfolger wahrnehmen – da waren Augenblicke der Verwirrung, dann der Eindruck, als würden die drei Außenweltler Richtung und Entfernung ändern.

Sie warteten noch einige Minuten länger.

»Geschafft!« Halliava lächelte. »Sie wurden in die Irre geführt. Es wird eine Weile dauern, bevor sie uns wieder aufspüren.«

»Gut.« Vestara hielt ihr Lichtschwert ins Mondlicht empor. Natürlich war es deaktiviert, doch der Griff schimmerte. »Wüsstest du gern, wozu Lichtschwerter sonst noch gut sind, außer zum Schneiden?«

»Wozu?«

»Zum Zuschlagen.« Vestara rammte den Griff in Halliavas Magengrube.

Der Hieb, hinter dem körperliche Stärke, aber keine starken Emotionen steckten, kam für Halliava vollkommen überraschend. Auch trieb er ihr alle Luft aus dem Körper. Sie klappte nach vorn, vorübergehend hilflos.

Sie spürte, wie der Griff seitlich gegen ihren Kopf hämmerte. In ihrem Blickfeld explodierten Sterne der Pein. Sie stürzte auf den feuchten, belaubten Boden, nicht völlig bewusstlos. Sie versuchte, sich zu bewegen, aufzustehen, konnte es jedoch nicht. Vestara drückte sie nach unten.

Ihr wurde bewusst, dass sie flach auf dem Gesicht lag, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Eine Schnur wurde fest um ihre Handgelenke geschlungen, um ihre Finger zusammenzubinden. Sekunden später machte sich Vestara an ihren Knöcheln zu schaffen, die kurz darauf ebenfalls gefesselt waren.

Vestara rollte sie auf den Rücken. Noch immer benommen, war es Halliava zumindest gelungen, wieder ein wenig zu Atem zu kommen. »Was …«

Als Halliava den Mund öffnete, um die Frage zu stellen, stopfte Vestara ein Stoffknäuel hinein. Dann nahm sie ein letztes Stück Schnur und wickelte es um Halliavas Mund, um den provisorischen Knebel an Ort und Stelle zu fixieren.

Schließlich stieß Vestara ein erleichtertes Seufzen aus und lächelte auf Halliava hinab. »Ich kann mir vorstellen, dass du dich fragst, was ich hier treibe. Um ehrlich zu sein, tue ich dir gerade einen Gefallen. Einen riesigen Gefallen.

Ich habe dir gesagt, dass ich euch bewundere und warum. Das war nicht gelogen. Aber, Halliava, du musst das verstehen. Du bist eine Wilde. Primitiv, ungebildet, ungewaschen. Doch in Kürze wirst du ins All aufsteigen und zwischen den Sternen leben. Du wirst lehren und du wirst lernen. Du wirst jetzt kapitulieren und dadurch später zu noch größerer Macht finden. Du dachtest, du tust mir einen Gefallen, indem du mich zu einer Nachtschwester machst. Für diesen Gefallen revanchiere ich mich nun bei dir, und das um ein Vielfaches – eines Tages wirst du eine Sith sein.

Du wirst dich an die Tatsache gewöhnen müssen, dass die Hälfte der Sith Männer sind, aber, nun, in den nächsten paar Jahren werden deine Lehrer die Aufgabe haben, dich von deinen närrischen Vorurteilen zu befreien.«

Vestara nahm sich einige Sekunden Zeit, um Halliava ihre Ausrüstung abzunehmen – Waffen, Vorräte, sogar die Stiefel. Dann wuchtete sie die Frau in die Höhe und warf sie sich im Rettungsgriff quer über die Schultern.

»Umpf! Du bist nicht die Einzige, die törichte Fehler macht. Ich hätte das hier erst viel näher bei der Wiese machen sollen. Tja, nun, man lernt nie aus.« Sie trottete langsamen voran, jeder Schritt drückte ihre schmalen Schultern in Halliavas Bauch.

Halliava schrie vor Frustration, vor Wut, doch das gedämpfte Geräusch war bloß ein paar Meter weit zu hören.