23. Kapitel
Die näheren Hexen kamen bis auf zwei Meter an ihn heran. Sie hatten die Arme erhoben und malten mit neuen Mustern Zauberzeichen in die Luft. Luke kämpfte darum, sich zu erheben, was ihm wegen der Wucht der Machtblitze und dem eigenen benommenen Zustand jedoch nicht gelang.
Dann ertönte links von ihm ein Rumms, als Vestara oben auf einem flachen Stein von der Größe einer Tischplatte landete. Sie befand sich in Reichweite der nächsten Hexe linker Hand. Sie schlug mit dem Lichtschwert in ihrer Hand – ein blaues, nicht das rote, das sie im Schlund benutzt hatte – nach dieser Hexe.
Die Hexe, eine rothaarige Frau mittleren Alters mit lila werdenden Flecken im Gesicht, verlagerte das Ziel ihres Zauberwebens. Überhitzte Luft jagte in einem Strom von ihr auf Vestara zu. Die Hexen hätten es zweifellos als Feuer bezeichnet, doch es war Plasma.
Vestara fing den Angriff mit ihrer Lichtschwertklinge ab. Sie drehte sich, stützte sich auf ihren rechten Fuß und schwang herum, um zu einem Seittritt anzusetzen, der die Hexe in der Bauchgegend traf – Luke konnte Rippen brechen hören. Die Hexe taumelte zurück. Ihr Plasma-Angriff ging zur Seite und umspielte harmlos Felsen und lockere Erde.
Vestaras Attacke war mehr als ein erfolgreicher Angriff gegen nur eine Hexe, er lenkte die anderen ebenfalls ab. Die Aufmerksamkeit der beiden Blitz-Wirkerinnen wankte. Luke fühlte, wie der Druck, der auf ihm lastete, ein wenig nachließ – gerade genug.
Er rollte sich nach rechts. Die Blitze folgten ihm, doch er konnte mehr von ihrer Energie abwehren. Dann sprang er auf und stürzte sich auf die Hexe, die ihm rechter Hand am nächsten war.
Sein Tritt traf sie am Kinn. Er fühlte, wie unter der Wucht seines Angriffs Knochen brachen. Die Hexe kippte nach hinten, und ihr Zauberweben fand ein abruptes Ende. Sie brach wenig anmutig zusammen und lag reglos da.
Der Boden erbebte, als die heranstürmenden Rancoren näher kamen. Sie jagten an den beiden Hexen weiter hinten vorbei. Einer steuerte auf Luke zu, einer auf Vestara.
Luke lief nach rechts. Die Blitze der Hexen blieben bei ihm. Zu spät erkannten sie, was er im Schilde führte. Die knisternden Blitzströme glitten über Lukes Rancor hinweg.
Die Blitze zitterten über den Leib der Bestie, erhellten ihn. Das Ungetüm geriet ins Straucheln, fiel nach vorn. Sein unbeabsichtigtes Abtauchen brachte den Rancor unter die Blitzschläge, die nun wieder Luke heimsuchten. Doch er fing sie wieder mit seiner Klinge ab, und der Schaden war bereits angerichtet: Der Rancor lag reglos da, Rauch stieg von seinem Rücken auf.
Luke grinste die Hexen an, ein Lächeln, das nicht von Humor zeugte, sondern bloß eine Warnung darstellte.
Zu seiner Linken sah Luke, wie der zweite Rancor über etwas stolperte, auf Vestara zustürzte …
Dieses Etwas war die Hexe, die Vestara am nächstes war. Irgendwie hatte das Mädchen die Hexe in eine andere Richtung gelenkt, vielleicht mit einem weiteren Tritt oder einer Machtanstrengung, um sie so unter die Füße des Rancors zu befördern. Jetzt war die Hexe am Boden, und der Rancor trampelte über sie hinweg, während er unbeholfen zusammenbrach.
Vestara gewährte ihm keine Gnade. Mit der Anmut und der Schnelligkeit, die einer Jedi-Ritterin würdig waren, trat sie beiseite und riss mit einem verblüffend flinken, schlitzenden Hieb ihre Klinge hoch. Der Schlag traf die Kehle des Rancors. Die Schultern des Ungetüms krachten nur Zentimeter vor ihren Füßen zu Boden.
Eine der beiden hintersten Hexen richtete ihre Blitze auf Vestara. Das Sith-Mädchen fing sie mit ihrer Klinge ab und wurde nach hinten gezwungen. Sie machte langsame Schritte und rutschte leicht, als die Energie sie zu einem unfreiwilligen Rückzug nötigte.
Gleichwohl blieb damit bloß noch eine für Luke übrig. Mit schierer Willenskraft und Machttechnik gegen die Blitze ankämpfend ging er im selben Tempo auf »seine« Hexe zu, wie Vestara vor ihrer zurückwich.
Er spürte den neuen Angriff in der Macht, bevor er seine eigentlichen Auswirkungen wahrnahm. Überall entlang der Baumlinie pulsierte Energie. Dann schossen Windböen aus dem Wald und stürmten auf ihn zu, schlugen gegen ihn, verstärkten die Wucht der Blitze noch.
Die Böen waren so stark, dass er nicht dagegen vorrücken konnte, also wurzelte er sich an Ort und Stelle fest. Der Wind riss an seinen Kleidern und an seinem Haar, brachte ihn dazu, zu blinzeln und sein Gesicht mit seiner freien Hand abzuschirmen. Doch er ließ sich nicht zu Boden ringen, ließ sich nicht zurückstoßen.
Er sah, wie Windböen auf die beiden am Boden liegenden Hexen einhämmerten. Innerhalb eines Augenblicks wurden sie von den Windströmungen erfasst. Sie stiegen einige Meter in die Höhe. Die Häute, die sie trugen, flatterten im Wind, wurden davon zerfetzt, und dann wurden sie zum Wald hinübergeschleudert. Auch die beiden Hexen, die ihn und Vestara mit Machtblitzen beharkten, zogen sich zurück, doch sie blieben auf den Beinen und wichen bloß so weit zurück, bis sie die Baumlinie erreichten und darin verschwanden.
Noch immer nahm der Sturm zu. Luke sah, wie sich Vestara am Fuß des Hangs gegen eine nackte Felswand presste.
Jetzt kamen die vier Rancoren, die ihn passiert hatten, ebenfalls wieder nach unten. Alle waren blutbesudelt, und zweifellos war das meiste von diesem Blut nicht ihr eigenes. Als sie den Fuß des Hügels erreichten, rannten sie los und verloren sich Sekunden später in den Schatten der Bäume.
Dann, und erst dann, verebbten die Windböen.
Er schaute zu Vestara hinüber, die sich schließlich von der Felswand lösen konnte, an der sie festgenagelt worden war. Er bedachte sie mit einem kleinen Lichtschwert-Salut, bevor er es ausschaltete. »Ich bin überrascht, dass du mir zu Hilfe gekommen bist. Wenn man die Entschlossenheit bedenkt, die du gezeigt hast, als du und deine Meisterin im Schlund gegen mich gekämpft haben.«
Vestara deaktivierte ihre Waffe ebenfalls – oder besser, die von Ben, wie Luke jetzt feststellte. Sie zuckte die Schultern. »Damals waren wir Gegner. Jetzt verfolgen wir ein gemeinsames Ziel.«
»Und welches genau wäre das?«
»Natürlich die Nachtschwestern zu vernichten. Wünscht Ihr, dass ich bei Euch bleibe?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich denke, Ben wird sein Lichtschwert wiederhaben wollen.«
Vestara begann anmutig, den Hang hochzusteigen. »Wenn ich an Eurer Stelle wäre, würde ich einem der Rancoren den Kopf abschneiden und ihn auf einem Stein zur Schau stellen, um den anderen etwas zum Nachdenken zu geben – um ihnen Angst zu machen.«
»Nicht mein Stil.« Nach einem Moment kletterte Luke ihr hinterher, um zu seinem Lager auf halber Höhe des Hügels zurückzukehren.
Ben beobachtete das Mädchen beim Klettern. Er kämpfte mit seinen Gefühlen. Da war Dankbarkeit, weil sie Luke geholfen hatte. Und Argwohn darüber, was ihre Beweggründe sein mochten. Als Vestara über den Hügelkamm kraxelte, streckte er eine Hand aus, um ihr hochzuhelfen, und sie ergriff sie.
»Ich schätze, ich sollte dir danken.«
Sie reichte ihm sein Lichtschwert und lächelte ihn wissend an. »Aber das wirst du vermutlich nicht tun. Dazu bist du zu mürrisch.«
»Vielen Dank.«
»Mach dir nichts draus! Ein nettes Lichtschwert übrigens. Zu schade, dass die Farbe so unglücklich gewählt ist.«
Sie entfernte sich, zurück in Richtung der nächstbesten Gruppe von Hexen der Herabregnenden Blätter, und Ben hängte seine Waffe zurück an den Gürtel.
Er zwang sich, seine Gedanken von Vestara abzuwenden. Sie war ein Problem und wahrscheinlich eine Gefahr, aber momentan nicht die drängendste.
Trotz des Umstands, dass die Herabregnenden Blätter und die Zerbrochenen Säulen ihre Angreifer abermals zurückgeschlagen hatten, trotz des Umstands, dass drei Rancoren tot oder bewusstlos zu Füßen des Hügels lagen, hatte die Attacke auch unter den Clan-Mitgliedern Opfer gefordert. Ein weiteres Dutzend von ihnen war tot, und noch mehr waren verletzt. Die Moral ließ nach, und die Tatsache, dass die Nachtschwestern sich tatsächlich gezeigt hatten, um zu demonstrieren, dass sie sich direkt an dem Angriff beteiligen würden, trug ein Übriges zum allmählichen Vertrauensverlust unter den Clan-Mitgliedern bei. Ben setzte sich in Bewegung, um sich der Besprechung von Kaminne, Tasander und ihren Unterführern anzuschließen. Dyon war ebenfalls dabei. Ben setzte sich am Rande der Versammlung auf einen flachen Stein.
Tasander wirkte besorgt, unsicherer als zuvor. »Ich bin offen für Vorschläge. Ich habe die Zerbrochenen Säulen schon durch viele Gefechte geführt, aber nichts davon ähnelte dem hier. Rancoren, Nachtschwestern – mit solchen Dingen habe ich nicht die geringste taktische Erfahrung.«
Kaminne schaute kein bisschen zuversichtlicher drein als er. »Genauso wenig wie ich. Das hat hier niemand.«
Ben runzelte die Stirn, als ihm etwas in den Sinn kam. »Das stimmt nicht. Ich habe in dieser Hinsicht eine gewisse Erfahrung.«
Kaminnes Miene hellte sich auf. »Ist das hier so wie Jedi-Kämpfe, die du bestritten hast?«
»Nein, nicht wie Jedi-Kämpfe. Wie Flotten-Raumschlachten.«
Tasander warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Inwiefern?«
Ben vollführte eine weitschweifige Geste, die die gesamte Hügelspitze einschloss. »Stellt euch dieses Lager als Sternenzerstörer vor. Oder als einen hapanischen Schlachtdrachen, wenn euch das lieber ist.« Er wies auf zwei Krieger der Zerbrochenen Säulen, die Blastergewehre hielten, ein Stück abseits der Unterführer-Versammlung. »Diese Burschen, das sind unsere Langstreckenkanonen.« Als Nächstes zeigte er auf Krieger mit Bögen und Blasterpistolen.
»Turbolaser-Geschützbatterien.« Er wies auf die nächste Gruppe Hexen. »Ionenkanonen und andere spezialisierte Fernwaffensysteme wie beispielsweise Protonentorpedos.« Er deutete auf eine Gruppe von Männern der Zerbrochenen Säulen mit Speeren und angespitzten Pfählen. »Und schließlich unsere Schutzschilde. Und die Rancoren, die uns zu Leibe rücken, sind angreifende Sternenjäger.«
Tasander entgegnete: »In Ordnung. Aber mit den weisen Worten meines Vaters gesprochen: Na und? «
»Wir verlieren, weil unsere Waffen- und Schildsysteme nicht koordiniert sind. Sagen wir, wir haben eine Gruppe von Speerkämpferinnen der Herabregnenden Blätter auf der Linken und eine Gruppe mit Speerkämpfern der Zerbrochenen Säulen auf der Rechten. Dort, wo sich die beiden Gruppen treffen, taucht ein Rancor auf. Er greift an, und sie ziehen sich in unterschiedliche Richtungen zurück, um so eine Lücke zu schaffen. Dann überlappen die Schutzschilde einander nicht länger, verstärken sich nicht länger gegenseitig. Der Rancor nutzt die Lücke, packt und tötet zwei oder drei Leute.«
»Ich verstehe.« Dyon nickte. »Und dann sind da noch die Bogenschützen und die Blaster-Krieger. Sie decken alle Ziele gleichzeitig mit ihrem Beschuss ein, um überall gleichmäßig zu treffen.«
»Was gegen menschliche Gegner funktioniert.« Auch Kaminne war offenkundig damit beschäftigt, ihre Taktiken zu überdenken. »Aber nicht so gut gegen Rancoren.«
Tasander stand auf und ließ den Blick über die Hügelkuppe schweifen, über all die verschiedenen Gruppen von Kriegern und Hexen. »Ich glaube, ich weiß, was zu tun ist. Kaminne, vertraust du mir?«
»Du weißt, dass ich das tue.«
»Dann lass mich die Dinge neu organisieren und halte mir den Rücken frei!«
Fünf Minuten später wandte sich Tasander an die ganze Gruppe von Herabregnenden Blättern und Zerbrochenen Säulen. Er sprach laut genug, dass jene, die sich vor ihm versammelt hatten, ihn hörten, aber nicht so laut, dass seine Worte klar und deutlich bis zum Waldboden hinunterdrangen. »Wie zuvor werden wir uns in vier Einheiten aufteilen. Die Haupteinheit, hier, wird aus der Hälfte unserer Kampfkraft bestehen, und die anderen drei Einheiten beziehen mit einem Drittel der verbliebenen Stärke an denselben Punkten Position wie zuvor.
Die Speermänner und Speerfrauen sind sozusagen unsere Schilde. Ihr geht ein Stück vom Kamm zurückgesetzt in Stellung. Vorne werden die Kämpfer mit den zugespitzten, stabilen Pfählen stehen, die ihr auf dem Boden abstützt. Ihr rührt euch nicht vom Fleck! Ohne entsprechende Befehle rückt ihr weder vor, noch zieht ihr euch zurück. Ihr lasst die Rancoren über die Kante kommen, sodass sie sich selbst auf euren Waffen aufspießen. Diejenigen, die richtige Speere haben, stehen hinter euch und stechen auf verwundbare Stellen ein – auf ihre Fratzen, ihre Achselhöhlen, auf alles, wo ihre Haut sie nicht schützt.
Die Bogen- und Blasterträger bezeichnen wir fortan als Turbo, was die Kurzform von ›Turbolaser‹ ist. Ihr beginnt vor der Schild-Formation. Wenn Ziele in Sicht kommen, nehmt ihr sie aus der Distanz unter Beschuss. Dann, wenn ihr das Kommando ›Schilde hoch!‹ hört, fallt ihr hinter die Speerlinien zurück. Formiert euch dort neu und wartet, bis die Rancoren auf die Schild-Linie treffen. Dann, und erst dann, eröffnet ihr wieder das Feuer. Und wenn der Kommandant eurer Einheit euch ein bestimmtes Ziel zuweist, feuern alle auf dieses eine Ziel, so lange, bis ihr die Anweisung ›Feuer einstellen!‹ hört oder ein anderes Ziel unter Beschuss genommen wird.
Hexen, ihr fangt hinter der Schild-Linie an und bleibt dort, um der Turbo-Formation genügend Platz zu verschaffen, dass sie vor euch in Stellung gehen können. Euer Kommandant wird euch ebenfalls ein spezielles Ziel zuweisen, und dann setzt ihr eure Zauber so lange gegen dieses Ziel ein, bis es tot ist oder flieht. Und dann wird euer Kommandant ein zweites Ziel auswählen und ein drittes und so weiter.
Alle, die sich selbst als Scharfschützen betrachten, gehören zur Scharfschützen-Gruppe. Ihr werdet an Punkten entlang des Kamms in Stellung gehen, die zu steil sind, als dass die Rancoren dort angreifen könnten. Ihr feuert, wenn eure Kommandanten es euch sagen. Größtenteils auf die Rancoren, sobald sie einmal auf dem Gipfel sind, aber falls eure Kommandanten eine Nachtschwester entdecken, werden sie euch auf dieses neue Ziel ansetzen.«
Tasander verstummte, doch Kaminne ergriff das Wort, bevor irgendwelche Gespräche aufkommen konnten. »Wir haben beschlossen, uns den Nachtschwestern nicht zu beugen. Das bedeutet, dass wir als kämpfende Streitmacht überleben oder als freie Individuen sterben. Leben oder sterben – ihr habt die Wahl. Und ihr müsst wissen, dass die Herabregnenden Blätter und die Zerbrochenen Säulen in diesen neuen Gruppen gemischt werden. Wenn ihr in Stellung geht und nach rechts und links schaut und dort eines eurer eigenen Stammesmitglieder seht, habt ihr versagt.Ich will, dass ihr euch vermischt, immer abwechselnd, Blatt, Säule, Blatt, Säule. Und falls ich sehe, wie ihr einen Kameraden im Stich lasst, der nicht zu eurem Stamm gehört, werde ich diejenigen persönlich töten. Wenn Tasander euch nicht zuerst umbringt. Das schwöre ich.«
Jetzt gab es keine Chance mehr für Gemurmel. Keine Stimme unterbrach das Schweigen, das sich nach Kaminnes Worten herabsenkte.
Sie wartete noch einen Moment, ehe sie zufrieden nickte. »Kehrt auf eure ursprünglichen Positionen zurück! Eure neuen Kommandanten werden euch erklären, was zu tun ist.«
Schweigend, sogar atemlos, brachen die Mitglieder der Zerbrochenen Säulen und der Herabregnenden Blätter zu ihren Positionen auf.
Ben stieß ein Seufzen aus. »Schon jemals etwas wie das hier gesehen?«
Dyon schüttelte den Kopf. »Das ist die Art von Sache, die bloß auf einem Planeten wie diesem passieren kann.«
»Tust du mir einen Gefallen, da ich aus moralischen Erwägungen hier oben bleiben soll?«
»Klar.«
»Geh runter und sag meinem Dad, dass er auf seine übliche Nummer verzichten soll, einen der Rancoren auszuschalten! Die Nachtschwestern fangen an, sich an seine Vorgehensweise anzupassen. Wir werden ihnen jetzt mit einigen neuen Taktiken begegnen, deshalb sollte er das ebenfalls tun. Sag ihm, dass er machen soll, was immer er möchte – solange es etwas ist, das sie nicht schon kennen, etwas, das sie nicht vorhersehen können!«
Dyon grinste. »So gut wie erledigt!«
Der Verlust von drei Rancoren und die Verletzungen von zwei Nachtschwestern hatten die übrigen Nachtschwestern offenbar zum Nachdenken angeregt. Der nächste Angriff erfolgte erst eine Stunde, nachdem der letzte zu Ende gegangen war. Wieder verspürte Ben ein Zupfen an dem Machtnetz über sich. Wieder lösten er und die anderen den Alarm aus.
Diesmal jedoch drängten sich bloß Bogenschützen und Blasterkämpfer am Kamm des Hügels. Ben, der Anführer der Schilde am Südwesthang, stand inmitten der Pfahlträger und trat nicht vor, um nachzusehen, was los war.
»Fünf von ihnen – sechs, sieben, acht!« Das war die Turbo-Anführerin weiter vorn, eine Frau von den Herabregnenden Blättern. Sie klang besorgt, aber nicht ängstlich.
Die Turbos eröffneten das Feuer.
Ihr konzentrierter Beschuss dauerte bloß einige Sekunden. Dann rief ihr Einheitskommandant: »Schilde hoch! Schilde hoch!«
Ben drückte sich dicht gegen die Pfahlträgerin zu seiner Linken, eine Frau von den Herabregnenden Blättern. Seine Positionsänderung öffnete eine Lücke zwischen ihm und dem Pfosten weiter rechts. Bogen- und Blasterträger strömten zwischen ihnen hindurch, schlängelten sich durch die lose Formation der Speerkrieger hinter ihnen und formierten sich neu. Ben kehrte auf seine ursprüngliche Position zurück.
Der Boden erbebte, und Ben sah Rancorpranken und -köpfe über den Hügelkamm kommen.
Er hob die Stimme, um sich über den allgemeinen Lärm hinweg Gehör zu verschaffen. »Schilde, haltet euch bereit!«
Dann wuchteten sich die Rancoren auf die Hügelkuppe hinauf und stürmten vorwärts. Die Krieger mit den abgestützten Pfählen richteten die angespitzten Enden ihrer Waffen auf jeden der fünf Rancoren in der ersten Reihe. Die Bestien trafen auf sie, Pfähle bogen durch, einer brach. Die Rancoren griffen nach Männern und Frauen. Speerkämpfer durchbohrten ihre Arme und Hände, als sie nach ihnen langten. Ben aktivierte sein Lichtschwert und stieß es einem Rancor bis zum Heft ins Knie.
»Turbo, auf Ziel voraus konzentrieren, Feuer!« Die Frau, die die Turbos anführte, war gut gewählt. Ihre Stimme – schrill, aber gebieterisch – schnitt durch den Tumult und war leicht zu hören.
Blasterfeuer und Pfeile regneten auf die Visage des Rancors in der Mitte hernieder.
Innerhalb von Sekunden war von der Fratze nichts mehr zu erkennen. Und dennoch war das Biest nicht tot, noch nicht ganz. Heulend torkelte es davon, krachte durch die Reihe der drei Rancoren weiter hinten und stürzte über den Hügelkamm. Der Rancor, dem Ben das Knie durchbohrt hatte, taumelte ebenfalls rückwärts, wenn auch bloß weit genug, damit seine Position in der Reihe von einem unverletzten Rancor übernommen wurde.
Damit blieben vier vorne und drei hinten übrig. »Turbos, links in der Mitte, auf die Fratze, Feuer!«
Innerhalb von Sekunden wankte ein weiterer Rancor sterbend davon. Die, die noch übrig waren, grapschten brutal und wild nach den Reihen der Speer- und Pfahlträger, doch Letztere hinderten sie daran vorzurücken, und Erstere schützten ihre Krieger-Gefährten.
Und jetzt griffen die Hexen in das Gefecht ein. Ein Sturm von Angriffen – Machtblitze, Felsbrockenhagel, Feuerblitze, knochendurchdringende Schallwellen – hämmerte auf die Rancoren ein.
Ein Rancor schaffte es, an vorstoßenden Speeren und angespitzten Pfählen vorbeizukommen und die Frau links von Ben an der Hüfte zu packen. Er schwang sein Lichtschwert herum und legte zusätzliche Kraft in den Hieb. Ungeachtet der schieren Masse des Rancor-Arms, schnitt sein Lichtschwert durch das Gelenk und trennte die Hand vollends ab. Der Rancor richtete sich auf, gaffte die kauterisierte Wunde an, heulte aus Bestürzung über den Schmerz – und dann flammte sein Schädel auf, in Brand gesteckt vom Zauber einer Hexe. Seinen Kopf umklammernd stürzte das Ungetüm über die Kante.
Mit einem Mal waren von den acht Rancoren, die sie angegriffen hatten, bloß noch drei übrig. Zum ersten Mal konnte Ben von den Bestien ein Gefühl wahrnehmen, das nicht Schmerz oder Wut war, und dieses Gefühl war Furcht.
Die Rancoren traten den Rückzug an.
»Schilde, Position halten!«
»Turbos, vorrücken! Feuern nach eigenem Ermessen!«