11. Kapitel
Jedi Saar eilte über den Platz vor dem Senatsgebäude. Er musste aus dem offenen Gelände verschwinden, und das schnell, bevor der unvermeidliche Strom von Luftgleitern des Sicherheitsdienstes startete, um seine Verfolgung aufzunehmen. Er konnte dieses machtverstärkte Lauftempo nicht die ganze Entfernung über aufrechterhalten. Er bremste bis auf eine Geschwindigkeit ab, die bloß der eines Meisterschaftsläufers entsprach.
Weiter vorn befand sich der Sicherheitsposten, der sämtliche Passanten und Speeder überprüfte, die den Platz aus dieser Richtung betraten. Die Beamten dort würden just in diesem Moment den Alarm empfangen. Er rannte an ihnen vorbei, ohne auf die Rufe der behelmten Mitarbeiter zu achten. Die automatischen Verteidigungsanlagen der Station, die dazu entworfen waren, Fahrzeuge aufzuspüren und runterzuholen, die aus der anderen Richtung kamen, konnten ihn nicht aufhalten, als er vorbeieilte.
Jetzt war er unten auf der Straße, auf einer Straße, auf der es vor Fußgängern wimmelte. Es würde ihn bloß eine Sekunde kosten, seinen Mantel abzustreifen, sich vielleicht von einem Passanten ein buntes Hemd zu schnappen, um sich optisch von dem Anblick zu unterscheiden, den er den Holokameras im Senatsgebäude geboten hatte …
Er keuchte beinahe vor Erleichterung. Vor ihm war Meisterin Cilghal, die aus einem gemieteten Luftgleiter stieg und dem Fahrer unbeholfen Credmünzen überreichte. Sie würde wissen, was zu tun war, sie …
Sie war es nicht. In den Sekunden, die er gebraucht hatte, um den Großteil der dreißig Meter zurückzulegen, die sie voneinander trennten, erkannte Saar, dass die Mon Calamari, der er sich gegenübersah, nicht Cilghal war, auch wenn sie die gleiche Kleidung wie Meisterin Cilghal trug und genauso aussah.
Er blieb stehen. Er vernahm ein Zzssssch, und ihm wurde bewusst, dass er sein Lichtschwert eingeschaltet hatte, ohne es eigentlich zu wollen. Die schwarzblaue Klinge glühte, als sie ausfuhr wie der Zeigestock eines Lehrers. Fußgänger stießen Rufe aus, wechselten die Richtung, wichen vor den beiden Jedi zurück.
Der Fahrer des Gleiters gab Schub auf seine Düsen und schoss davon. Cilghals Credmünzen segelten davon, fielen klimpernd auf das Permabetonpflaster und rollten in alle Himmelsrichtungen davon.
Die Mon-Cal-Jedi sah Saar ruhig an. »Jedi Saar, ich nehme an, ich weiß, was du gerade durchmachst.«
»Was hast du mit Meisterin Cilghal gemacht?«
Die falsche Cilghal blinzelte ihn an, beide Augen blinzelten unabhängig voneinander, als sie ihre Antwort erwog. Schließlich nickte sie, als habe sie eine Entscheidung getroffen. »Ich weiß, wie dieses Gespräch weitergehen wird. Das Ganze führt zu nichts. Dich kann man nicht zur Vernunft bringen.« Sie griff nach ihrem Lichtschwert, zog es heraus, aktivierte es.
Saar sprang auf sie zu.
Ihre Klingen trafen in einem spektakulären Schlagabtausch aus Funken und Ka-zzzsch-Lauten aufeinander. Die wenigen Leute rings um die Szenerie, die nicht bereits zurückgewichen waren, holten das jetzt in aller Eile nach. Einen Moment später wurde das Summen der Lichtschwerter von den Sirenen der näher kommenden Behördenfahrzeuge übertönt.
Saar führte eine rasche Abfolge von Schlägen, in der Absicht, seine größere, schwerfälligere Widersacherin zu einer noch ausschweifenderen Reihe von Abblockmanövern zu verleiten, von denen die letzten sie aus dem Konzept oder aus dem Gleichgewicht bringen würden. Doch sie war nicht schwerfälliger. Sie kämpfte wie eine Jedi-Meisterin, blitzschnell, sah jeden Angriff voraus, ließ sich von Finten nicht an der Nase herumführen.
Er vollführte einen Rückwärtssalto, um einige Meter Abstand zwischen sich und die falsche Cilghal zu bringen, doch als er gerade auf dem Kopf stand und von der falschen Cilghal wegsah, fühlte er einen Stoß Machtenergie aus ihrer Richtung. Er wurde nach vorn gegen die Granitfassade des nächsten Gebäudes geschleudert. Er versuchte, sein Tempo mit dem eigenen Einsatz der Macht zu verlangsamen, den Aufprall abzufedern, aber ohne Erfolg. Er donnerte gegen das Gebäude.
Das Letzte, was er sah, war das Straßenpflaster über seinem Kopf, das auf ihn zurauschte, und dann nichts mehr.
BÜRO DER STAATSCHEFIN, CORUSCANT
Daala schaute auf, als Dorvan ihr Büro betrat. Ihre Miene war hart, doch in ihrer Stimme lag Besorgnis. »Sind Sie in Ordnung?«
»Es ist mir gelungen, mich nicht auf seiner Waffe aufzuspießen, während wir uns unterhalten haben.« Offenkundig mitgenommen, ließ er sich in einen Sessel fallen, ohne darauf zu warten, dass sie ihn dazu aufforderte. »Vor allem aber bin ich wütend, weil die Abriegelung, die ich angeordnet habe, ihn zwar nicht aufgehalten, dafür aber eine halbe Stunde lang verhindert hat, dass ich hierherkommen konnte. Was sagt der Sicherheitsdienst?«
»Er ist auf Jedi-Meisterin Cilghal gestoßen, hat sich mit ihr einen kurzen Zweikampf geliefert und wurde wie ein Käfer plattgemacht. Sie hat ein gerade vorbeikommendes Gleitertaxi angehalten und ihn zurück zum Tempel gebracht.« Sie schaute auf den Monitor auf ihrem Schreibtisch hinab. Ihre Augen wanderten hin und her, als sie ein Update las. »Die Coruscant-Sicherheitskräfte, die ich zum Jedi-Tempel entsandt habe, sind jetzt vor Ort eingetroffen und haben den Jedi einen Befehl unterbreitet. Sie müssen uns Jedi Saar innerhalb einer Stunde ausliefern, oder es wird Konsequenzen geben.«
» Wird es Konsequenzen geben?«
»Oh ja. Definitiv, ja.«
JEDI-TEMPEL, CORUSCANT
Die Neuigkeit über Jedi Saars Irrsinn und die Coruscant-Sicherheitskräfte, die auf den Vorderstufen des Jedi-Tempels parkten, machte mit Kom-Geschwindigkeit die Runde. Als Jaina in die medizinische Abteilung gestürmt kam, war das Erste, was sie sah, Nachrichtenmeldungen über den Zwischenfall, die auf dem Hauptmonitor des Raums liefen. Die Aufnahmen zeigten eine Holokamera-Luftansicht des Tempels. Uniformierte Sicherheitskräfte und Jedi-Wachposten standen in einer vorübergehenden Pattsituation steif da, wenige Meter voneinander entfernt.
Cilghal oder Tekli hatten den Ton ausgeschaltet. Jaina wandte sich an Cilghal, die über die bewusstlose Gestalt von Saar gebeugt war. Der Jedi-Ritter lag mit dem Rücken auf einer Schwebetrage, die augenblicklich auf dem Boden ruhte. Seine Tunika hatten sie ihm ausgezogen, und er trug einen Sensorring um den Kopf, wie ein Stirnband. Seine Augen waren geschlossen, seine Hand- und Fußgelenke ans Bett gefesselt. Auf der Nase hatte er ein eng anliegendes blaues Pflaster.
Jaina trat neben die Jedi-Meisterin und Shul Vaal, Jedi-Heiler und Cilghals Helfer, ein blauer Twi’lek in mittleren Jahren, dessen gelassene Bewegungen und beruhigendes Verhalten dafür sorgten, dass er im Zentrum jedes Chaossturms wie eine Insel der Ruhe wirkte. »Genau wie bei den anderen?«
Shul Vaal nickte. »Paranoia und Feindseligkeit. Bislang keine Anzeichen für Jedi-Kräfte, die er eigentlich nicht besitzen dürfte. Meisterin Cilghal hat ihm eine Gehirnerschütterung und eine gebrochene Nase verpasst.«
»Ich musste den Kampf schnell beenden.« Cilghal klang schroff, sogar defensiv.
»Manchmal muss man erst verletzen, um heilen zu können.«
Jaina verzog das Gesicht. »Gerade habt Ihr mit wenigen Worten mein gesamtes Liebesleben beschrieben. Kann ich irgendetwas tun?«
Cilghal nickte. »Mach eine Raumfähre startklar! Ich will Jedi Saar von diesem Planeten fort zu den Vergänglichen Nebeln bringen, bevor die Regierung auf die glorreiche Idee kommt, jedes Fahrzeug zu durchsuchen, das den Tempel verlässt.«
»Ich kümmere mich darum.«
Mehrere Tempelebenen tiefer betrat Jaina einen der Zivilhangars des Gebäudes. Die Halle war breit und lang genug, um Platz für ein Ballspielfeld zu bieten, und die Decke war zehn Meter hoch, damit Repulsorstarts und -landungen möglich waren. Zwei Fähren der Lambda-Klasse und eine Reihe von Luftgleitern und Düsenschlitten waren hier abgestellt. Bei beiden Raumfähren waren die Schwingen in aufrechter Position eingerastet. Bei einem war die Abdeckung der Triebwerkskammer unten, doch die Mechanikerin, eine Frau in Jedi-Gewändern, lehnte am Rumpf des Shuttles und sah sich auf dem an der Wand angebrachten Monitor dieselben Nachrichtenberichte an wie alle anderen auch. Sie bedachte Jaina mit einem abgelenkten Nicken.
»Jedi Solo.«
»Jedi Tainer. Ist das andere Shuttle flugbereit?«
Tyria Sarkin Tainer nickte. Die Frau war etwa in Leias Alter, schlank und blond. Es hieß, in ihrer Jugend sei sie eine berauschende Schönheit gewesen, doch jetzt wirkte sie eher wie der Inbegriff der Mütterlichkeit. Ihre Ärmel waren hochgekrempelt, und ihre Arme von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen mit dunklem Schmiermittel bespritzt. »Ich kann dieses hier in einer halben Stunde ebenfalls flott haben.«
»Dazu besteht kein Anlass, ein Shuttle genügt.« Jaina warf einen Blick auf Tyrias schmutzige Hände. »Ich denke, um die Formalitäten kümmere ich mich lieber selbst.«
Tyria nickte. »Eine kluge Entscheidung.« Sie wandte sich wieder der Triebwerkskammer zu.
»Heirate nie einen Mechaniker! Im Laufe der Jahre schnappt man jede Menge auf, ob man nun will oder nicht. Und dann verdonnern sie dich zum Fuhrparkdienst, wann immer man sich nicht dagegen wehren kann.«
»Ich bin Mechanikerin – und ich mag Fuhrparkdienst.« Jaina ging zum Schreibtisch neben der Tür hinüber und tippte dort auf der Computerkonsole herum, um die zweite Lambda-Raumfähre auszutragen. Wie sollte sie die Mission für die Unterlagen beschreiben? Irgendetwas Langweiliges und Jedimäßiges, um alle Verdächtigungen zu zerstreuen. Lieferung von Übungslichtschwertern nach Corellia.
Es hieß, dass Tyria es aufgrund von Unzulänglichkeiten ihres Umgangs mit der Macht nie zur Meisterin bringen würde, doch sie war eine ausgezeichnete Fliegerin, weshalb man sie gegenwärtig auch dem Tempel zugewiesen hatte. Sobald die StealthX-Staffeln starteten, würde sie im Cockpit von einem sitzen …
Jaina fühlte, wie sich die andere Frau anspannte. Sie schaute auf. »Was ist los?«
Tyria schaute wieder auf den Monitor. »Das ist eine Schleife.«
»Hm?«
»Die Aufzeichnung läuft in einer Schleife. Da war gerade ein kleines Wackeln, und dann haben sie wieder die Bilder von vor einigen Minuten eingespielt. Aber da steht immer noch LIVE-ÜBERTRAGUNG.« Sie wies auf den unteren rechten Bereich des Bildschirms.
Jaina schaute hin. Das Bild bestätigte, was Tyria sagte. Entweder handelte es sich dabei einfach um einen Fehler des technischen Personals des Nachrichtenproviders oder …
Jaina streckte ihre Machtsinne aus, um so schnell, wie es ihr möglich war, in einen meditativen Zustand zu verfallen, der sie empfänglicher für Gedanken von Wut oder Rache machte, für Eindringlinge oder Angreifer …
Da war nichts in der Nähe, doch als die Bandbreite ihrer Aufmerksamkeit größer wurde, fühlte sie ein Schaudern der Erwartung, spürte Augen, die den Jedi nicht wohlgesonnen waren.
Sie packte ihr Komlink. »Kom-Zentrum, hier spricht Jedi Solo.«
Eine Männerstimme antwortete ihr. »Wir hören, Jedi Solo.«
»Teilt Meister Hamner mit, dass ein möglicher Angriff unmittelbar bevorsteht.« Sie hielt sich nicht damit auf, Empfehlungen für Sicherheits- oder Verteidigungsprozeduren hinzuzufügen.
Hamner war ein Ex-Militär. Was das anging, brauchte er nicht viele Ratschläge, die er einem womöglich sogar noch übel nahm.
»Wird erledigt.«
Tyria schnappte sich mit Flüssigkeit durchtränkte Lappen vom Boden zu ihren Füßen und fing an, ihre Arme sauber zu machen.
Jaina, noch immer halb in ihrem meditativen Zustand, kehrte nach draußen in den Korridor zurück. Wenn sie die widersprüchlichen Emotionen, die sie spürte, näher lokalisieren konnte …
Sie hörte eine Reihe von Tschunks, als zahlreiche Außentüren auf dieser Hangarebene ferngesteuert geschlossen wurden.
Ein jugendlicher Schüler, schwarzhaarig und alt genug, um ein Lichtschwert zu tragen, kam aus dem Hauptsternenjägerhangar in den Gang hinaus. Er vergeudete keine Zeit damit, sich danach zu erkundigen, was los war. Offensichtlich nahm er auch etwas wahr. »Soll ich hoch in die Haupthalle gehen?«
»Ja.« Beim Haupteingang, gleich außerhalb der Haupthalle, warteten die Sicherheitskräfte.
»Aber … Nein, warte hier!« Jaina schüttelte den Kopf. Sie fühlte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, nicht bloß vage Emotionen, die auf einen bevorstehenden Angriff hinwiesen.
Ein Heulen durchschnitt die Luft, ein schriller Alarm. Die Lichter des Tempels flackerten einen Moment lang.
Jaina vernahm keine direkten Kampfgeräusche, doch mit einem Mal erwachte ihr Komlink zum Leben. »Alarm, Alarm, Haupthalle wird angegriffen! Die Türen stehen unter Beschuss …«
»Stärke und Gesinnung der Gegner?« Das war Meister Hamner. Seine Stimme war eisig, vollkommen unter Kontrolle.
»Es sind Mandos!« Der junge Jedi-Sprecher klang recht überschwänglich.
Jaina fluchte. Mandalorianer. Die Regierung meinte es nicht bloß ernst, sie war gerissen und meinte es ernst.
Sie wandte sich den fernen Turbolifts zu, doch eine nagende Vorahnung hinderte sie daran, sich in diese Richtung zu bewegen. Sie nagelte den Schüler mit einem Blick fest. »Wie ist dein Name?«
»Bandy Geffer, von Bespin.«
»Schüler Geffer, begib dich zu einem fest vernetzten Interkom, weg von der Außenwand.
Das ist deine Position, bis ich dir etwas anderes sage. Behalte dein Komlink in der Hand, und wenn es den Geist aufgibt, ruf mich!«
»Ja, Jedi Solo.« Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte davon.
Tyria erschien in der nächstgelegenen Türöffnung. Ihre Arme waren sauber, und sie hielt ihr deaktiviertes Lichtschwert in der Hand. Sie schenkte Jaina keinerlei Aufmerksamkeit. Sie sah den Korridor hinunter, als würde sie die Stärke der Wände abschätzen. Dann schaute sie nach oben, musterte die Sparren und die anderen architektonischen Elemente der hohen Decke des Gangs. »Ich hasse es, eine Stellung zu verteidigen.«
»Ich auch.«
Die Tür, aus der Schüler Geffer gekommen war, die Tür in den StealthX-Hangar, erbebte in ihrem Rahmen, und dahinter ertönte ein gedämpftes Bumm. Jaina nickte. Das waren Formsprengladungen, die gleichzeitig mehrere Zutrittsöffnungen für Kommandos rissen. Sie eilte an der Tür des Shuttle-Hangars vorbei und war nicht überrascht zu hören, dass Tyria direkt hinter ihr lief. »Informier die Kontrolle! Der zweite Angriffspunkt ist hier.«
»Auf den Komlinks ist jetzt statisches Rauschen! Ich bin auf dem Interkom.«
»Melde auch den Kom-Verlust!« Die beiden Jedi rannten am Haupttor vorbei in den
StealthX-Hangar. An der nächsten Weggabelung – dahinter befanden sich die Turbolifts für diese Ebene, und an einer breiten Stelle des Korridors der Schreibtisch des Koordinators, an dem Schüler Geffer jetzt saß – drehte Jaina sich um und schaltete ihr Lichtschwert ein. Tyria gesellte sich zu ihr, ihre Klinge erwachte mit einem Zzssssch zum Leben.
Die Tür zum StealthX-Hangar explodierte und verwandelte sich sogleich in unzählige Durastahlbrocken, die von der Größe von Kieselsteinen bis hin zur Größe von Pilotenhelmen reichten. Im selben Augenblick barst die Wand an vier Stellen – zwei zu jeder Seite der Tür –, und aus jeder Öffnung tauchte ein mandalorianischer Krieger auf, unverkennbar in ihren modernen Rüstungen mit den klassischen Helmdesigns. Sie waren so anonym wie imperiale Sturmtruppen und dennoch individueller als Jedi. Jedes Rüstungsensemble hatte sein eigenes Farbmuster, seine eigenen einzigartigen Helmkonturen.
Sie wandten sich den Jedi zu. Es gab keine Vorwarnung. Der erste Mando vollführte eine Geste, und Rauchspuren – eine ganze Traube davon – sausten auf die Jedi zu: Miniraketen!
Jaina und Tyria sprangen etwa zwei Meter weit. Mit einer Machtanstrengung sorgte Jaina dafür, dass der größte Teil der Wandtrümmer vor der ausgestreckten Hand des Kommandosoldaten nach oben flog, noch während der Mando zielte. Eine Woge von Miniraketen krachte in die Trümmer und explodierte. Die Detonation zerfetzte die Trümmer und riss den Schützen und die beiden Mandos, die am dichtesten hinter ihm waren, von den Füßen.
Tyria nickte anerkennend. »Hübsch.«
»Danke.«
Tyria schaute zu dem Schüler zurück. »Melde mindestens fünf Mandos, und sag denen, dass sie in Erwägung ziehen sollten, Verstärkung zu schicken!«
»Die Verstärkung kann doch ich …«
Tyrias Stimme wurde scharf. »Verlass deinen Posten, und du wirst meinen Stiefel aus einer Richtung spüren, mit der du niemals rechnest!«
Der vierte Mando stürmte schräg nach vorn, ein Blastergewehr in Händen. Er huschte vor dem fünften Kommandosoldaten vorbei, und dabei wurde Jaina bewusst, dass dieser einen zweiten Hagel Miniraketen abgefeuert hatte, während er seinen Kameraden als Sichtschutz benutzt hatte.
Das war eine wunderbar getimte List. In dem Moment, in dem Jaina klar wurde, dass die Raketen im Anflug waren, war die Welle bereits zu weit auseinandergefächert – die Raketen waren schon an den Trümmern vorbei –, um noch einmal dasselbe Verteidigungsmanöver wie zuvor einzusetzen.
Tyria sprang nach rechts, um hinter der Ecke vor den anschwirrenden Raketen in Deckung zu gehen. Jaina stürmte geradewegs auf die Mandos zu.
Sie wand sich und ließ eine Minirakete keine drei Zentimeter entfernt an ihrem Körper vorbeischießen. Dieses und die anderen Geschosse donnerten hinter ihr in Wände, Boden und Decke und ließen sie erbeben. Ein Stoß heißer Luft von der Explosion trug sie vorwärts.
Und dann war sie in ihrer Mitte, mitten in der Gruppe Mandos, wo diese entweder ganz präzise feuern mussten, um zu vermeiden, ihre Kameraden zu verletzen, oder ganz darauf verzichten. Drei der Mandos erhoben sich unverletzt. Einer der beiden, die noch standen, zog ein kurzes Vibroschwert, hielt es im Umkehrgriff und stürzte sich auf sie.
Sie beobachtete den anderen, der immer noch auf den Beinen stand. Mit Sicherheit diente der direkte Angriff als Ablenkungsmanöver. Er wartete eine halbe Sekunde und feuerte mit etwas auf sie, das wie ein Seilwerfer-Unterarmaufsatz aussah. Doch was auf sie zukam, war ein flexibles Geschoss, das sich ausdehnte und zu einem Netz ausbreitete.
Sie packte das Netz mit der Macht, stemmte sich dagegen, als wäre das eine ganz schlechte Idee, und schleuderte es mit einem Ruck in den Pfad des Vibroschwertschwingers. Es wickelte sich um ihn.
Doch auch dann ließ Jaina nicht los. Sie behielt das Netz mental im Griff und riss es durch eins der Löcher in der Wand. Der Mando flog durch die Luft, und derjenige, der das Netz abgeschossen hatte und immer noch durch ein Seil damit verbunden war, wurde vom Boden gerissen. Er segelte hinter seinem Kamerad her, und die plötzliche Querbewegung brachte ihn dazu, sein Blastergewehr fallen zu lassen.
Drei waren noch übrig, doch die anderen beiden waren unverletzt und würden in wenigen Sekunden wieder hier sein – vielleicht mit Verstärkung.
Die drei waren jetzt auf den Beinen. Einer wandte sich von Jaina ab, sah den Korridor hinunter und warf seinen Arm gerade rechtzeitig nach oben, um Tyrias herniedersausende Lichtschwertklinge damit abzufangen. Das Beskar, aus dem sein Crushgaunt-Handschuh gemacht war, hielt dem Aufprall der grünen Energieklinge stand, und er wurde nicht verwundet. Allerdings war der Crushgaunt mit geschwärzten Schrammen bedeckt, und die schiere Wucht von Tyrias Hieb trieb ihn einen Schritt zurück.
Jaina wirbelte zwischen die anderen beiden, schwang ihre Waffe, bereit zuzutreten. Einer der beiden Mandos – eine Frau – trug einen Raketenrucksack und zündete ihn. Sie schoss in die Luft empor, fort von Jaina. Das war in Ordnung, sie war nicht Jainas eigentliches Ziel. Jaina sprang, und ihr Tritt traf den anderen Kommandosoldaten seitlich gegen den Kopf. Der Kick war sicherlich nicht kräftig genug, um das Beskar zu beschädigen, doch eine Menge kinetischer Energie fuhr durch den Helm und schüttelte den Kopf des Mannes durch. Er torkelte davon.
Tyrias Lichtschwert fand einen ungepanzerten Spalt in der Rüstung ihres Gegners. Sie trieb die Klinge mit der Spitze voran in seinen Oberschenkel. Er gab einen würgenden Laut von sich, machte zwei ruckartige Schritte nach hinten und stürzte, als sich der Geruch von verbranntem Fleisch mit dem der Sprengstoffrückstände vermischte. Dann jedoch sprang ein weiterer Mando – der, der das Netz auf Jaina abgefeuert hatte – durch das Loch in der Wand und holte nach Tyria aus, bevor sie zu reagieren vermochte. Seine behandschuhte Faust traf sie am Kinn. Jaina hörte das Knirschen, sah, wie sich das Kinn verformte, und mit einem Mal lag Tyria bewusstlos am Boden.
Schlagartig wechselte das Kräfteverhältnis von zwei gegen fünf zu eins gegen vier. Oder gegen dreieinhalb, sofern die Gehirnerschütterung, die sie dem einen Mando verpasst hatte, überhaupt irgendetwas zählte.
Weiter den Korridor hinunter ertönte ein neuerliches Bumm, hinten bei Schüler Geffer und den Turbolifts. Jaina nickte, als sie begriff. Eine weitere Handvoll Mandos würde den StealthX-Hangar auf dieselbe Weise verlassen, wie diese hier es getan hatten, mit Hilfe von Sprengstoff, um die Türen zu umgehen und sich seitwärts in Richtungen zu bewegen, auf die die Jedi normalerweise nicht vorbereitet waren.
Jetzt war das Einzige, was zwischen dieser zweiten Kommandoeinheit und den Turbolifts stand, ein Schüler. Sie sah, wie Geffers Tisch über die Korridorkreuzung schlidderte, an Geschwindigkeit gewann, angetrieben von der Macht, die der Junge einsetzte, und Sekundenbruchteile nachdem der Tisch den Quergang hinunter außer Sicht verschwunden war, hörte sie, wie er von Miniraketen zerstört wurde. Schüler Geffer, wild entschlossen und verängstigt zugleich, trat mit aktiviertem Lichtschwert auf die Kreuzung hinaus.
Jaina fluchte bei sich. Sie konnte sich nicht zurückziehen, um Geffer zu helfen. Sie musste hier die Stellung halten, oder man würde sie beide von der Flanke her angreifen. Gleichwohl, der Schüler hatte erfahrenen Mandos nichts entgegenzusetzen, besonders nicht Mandos, die offensichtlich darauf trainiert und vorbereitet waren, Jedi die Stirn zu bieten. Sie konnte bloß hoffen, dass er ein paar Sekunden durchhalten würde.
Die fliegende Mando-Frau feuerte mit einer Blasterpistole auf Jaina herab. Jaina wich dem Sperrfeuer der Schüsse seitlich aus, ließ die Aktion unbeholfen wirken, obwohl sie das in Wahrheit keineswegs war, und stürzte sich auf den Kommandosoldaten, der Tyria außer Gefecht gesetzt hatte.
Die Turbolifttür ging auf, und Raynar Thul trat in den Korridor hinaus. Er sah einen Schüler mit strahlend blauem Lichtschwert in der Hand, der einen Seitengang hinunterschaute. Weiter den Hauptkorridor entlang nahm Jaina Solo Angriffsposition ein, um drei Mandos die Stirn zu bieten, von denen einer flog. Korrektur, vier Mandos: Ein weiterer, der die Überreste eines Netzes abschüttelte, stürmte durch ein Loch nach draußen, das einst eine Türöffnung gewesen war.
Raynar marschierte vorwärts, erklärte dem Schüler: »Ich übernehme das«, und wandte sich dem zu, was die Aufmerksamkeit des Schülers fesselte.
Denen. Fünf weitere Mandos rückten durch die Trümmer von Möbelstücken und dem, was zuvor Teile der Wand gewesen waren, vor. Als sie ihn sahen, zögerten sie.
Ausnahmsweise einmal zögerten Leute bei seinem Anblick nicht wegen der gut verheilten, aber großflächigen Brandnarben in seinem Gesicht, sondern weil er ein Respekt einflößenderer Gegner war als der, den sie erwartet hatten.
Er aktivierte sein Lichtschwert und richtete es auf sie. »Ich bin Jedi Thul«, informierte er sie. »Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr richtig gekämpft. Es sollte euch ein Leichtes sein, mich zu überwältigen. Kommt her und versucht’s!«
Sie feuerten – Blastergewehre, Miniraketen, ein Flammenwerfer. Es war ein koordinierter Angriff. Jeder der Mandos deckte mit seinem Beschuss einen anderen Bereich des Korridors ab, während die Feuersäule direkt in der Mitte auf Raynar zuloderte.
Gleichwohl, der Jedi hatte die Augenblicke, die seine kleine Ansprache gedauert hatte, genutzt, um auf eine Machtlist zurückzugreifen und mit seinen Machtkräften ein Durastahlpaneel zu packen, das von den Explosionen losgelöst worden war, die die Zutrittslöcher der Mandos in die Wand gerissen hatten. Als die Gegner feuerten, riss er an dem Paneel und ließ es vor ihnen schweben.
Er wusste, dass die Platte ihrem Sperrfeuer keine Sekunde lang standhalten würde, wusste, dass sie nicht nah genug bei ihnen war, um die Erschütterungsgewalt wieder zu ihnen zurückzuleiten. Doch in deutlich weniger als einer Sekunde rannte er nach vorn und sprang.
Schüsse trafen das Paneel, und Rauch stieg vom Einschlagpunkt auf. Miniraketen krachten gegen den Durastahl, zerfetzten ihn zu Schrapnell und fügten dem visuellen Durcheinander ihren eigenen Rauch hinzu.
Raynar segelte über die Rauchwolke hinweg, nutzte sie als Deckung, vollführte dabei einen trägen Salto und landete hinter den beiden hintersten Mandos.
Als sich ihre Sicht klärte, sahen sie, was Raynar sah: den jungen Schüler, der noch immer in ihre Richtung starrte, nun wieder allein. Sie wechselten Blicke – vermutlich tauschten sie sich außerdem über Kom aus.
Mit seiner freien Hand packte Raynar den Arm von einem der beiden hintersten Mandos, einer Frau mit einem Miniraketenwerfer. Bevor sie überhaupt wusste, dass er da war, bevor sie sich anspannen und sich von ihm entfernen konnte, richtete er ihren Arm auf zwei ihrer Kameraden und feuerte die Waffe ab.
Miniraketen schossen hervor, jagten einige Meter durch die Luft und krachten in eine Beskar-Brustplatte und einen Raketenrucksack.
Die Detonation des Jetpacks ließ die Explosionen der Miniraketen wie Knallfrösche wirken.
Raynar taumelte durch die Wucht der Druckwelle nach hinten und spürte, wie sich ihm Schrapnellsplitter in Gesicht, Brust und Arme schnitten, fühlte, wie er von einer gesundheitsschädlichen Hitzedosis bombardiert wurde. Was für eine Schande. Noch mehr Arbeit für die plastischen Chirurgen. Er schüttelte den Kopf, um sein Blickfeld zu klären.
All seine fünf Gegner lagen am Boden, doch drei regten sich, kamen wieder hoch und gingen in Verteidigungsposition. Er trat vor und schwang sein Lichtschwert, um ein Blastergewehr zu durchtrennen, bevor der Mando, der es trug, damit auf ihn anlegen konnte.
Ein Seil wickelte sich um seinen Knöchel. Der Kommandosoldat, der es abgefeuert hatte, riss ruckartig daran und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Sein freier Arm schlug umher, und der Crushgaunt seines Angreifers erwischte ihn … und drückte zu.
Raynar spürte und hörte, wie sein linker Arm über dem Ellbogen brach. Der Schmerz, der ihn durchzuckte, ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Er schwang sein Lichtschwert, ließ es am erhobenen Unterarm des Angreifers entlangschrammen und riss es nach unten, um das Seil zu durchtrennen, das ihn festhielt. Doch dieser Mando hatte immer noch mit einer Hand Raynars gebrochenen Arm gepackt …
Mit einem Mal war der Schüler da, rannte mit machtverstärktem Tempo durch das Mando-Trio und schlug mit seinem Lichtschwert nach dem Bein von Raynars Angreifer. Der Hieb war als Schlitzattacke auf die Kniekehle des Mannes gerichtet. Ein geübter Jedi-Ritter hätte gestoßen, anstatt einen schrägen Schlag zu führen, um die ganze Panzerung an dieser verwundbaren Stelle zu umgehen, doch der Junge traf dennoch. Seine Klinge schnitt durch Zentimeter von Stoff, Haut und Muskeln, bevor die Rüstung seitlich des Knies sie aufhielt.
Der Mando stieß keinen Schrei aus, stürzte jedoch nach hinten und ließ Raynars Arm los.
Die anderen beiden Mandos hatten sich beim Auftauchen des Jungen instinktiv umgedreht.
Sie hatten ihre Blicke von Raynar abgewandt. Raynar kämpfte den Schmerz und die Auswirkungen nieder, die er auf die Kontrolle über seine Kräfte haben konnte, und konzentrierte sich auf die Macht. Der Helm von einem der Mandos ruckte, flog nach oben und segelte sauber vom Kopf des Mannes, ehe er die Richtung wechselte und hart wieder nach unten krachte. Das Klonk, mit dem das Metall gegen den Schädel des Mannes donnerte, war auf eine Art und Weise befriedigend, von der Raynar wusste, dass er sie eigentlich unangebracht finden sollte. Der Mando stürzte hin.
Der Schüler drehte sich um und ließ Lichtschwerthiebe auf den Kommandosoldaten herniederregnen, den er verwundet hatte. Er versuchte, seinen Vorteil zu nutzen, ohne auf die anderen anwesenden Gegner zu achten … darauf vertrauend, dass sich Raynar schon um sie kümmern würde.
Hinter der Ecke und den Hauptgang hinunter ertönten neuerliche Explosionen. Also war Jaina immer noch auf den Beinen, kämpfte noch immer.
Die andere voll einsatzfähige Mando vor Raynar – die Frau, deren Miniraketen er gezündet hatte – stürzte sich auf ihn, eine gezückte Vibroklinge in ihrer Hand. Sie stieß zu, er wich aus. Er konterte mit seinem Lichtschwert, sie fing die Klinge mit ihrem Handschuh ab, um sie gefahrlos abgleiten zu lassen. Raynar konzentrierte sich auf sie, konnte dem Gefecht des Schülers weiter keine Aufmerksamkeit schenken, glaubte, die Zat-Zat-Zat-Laute von Lichtschwerthieben zu vernehmen, die rasch, aber wirkungslos auf eine mandalorianische Rüstung prasselten.
Raynar täuschte einen von oben nach unten geführten, schrägen Lichtschwertschlag an, ging aus dem Täuschungsmanöver heraus jedoch zu einem Tritt zur Seite über, der seine Widersacherin im Kinnbereich am Helm traf. Er wirbelte zwei weitere Male herum, trat zwei weitere Male zu, während die Macht sein Drehmoment aufrechterhielt, und jedes Mal fand er sein Ziel. Beim dritten Treffer krachte seine Gegnerin zu Boden und lag reglos da.
Das Herumwirbeln sorgte außerdem dafür, dass Raynars gebrochener Arm unkontrolliert umherdrosch. Das tat weh, und ein Keuchen entwich ihm. Doch er war schon schlimmer verwundet worden, viel schlimmer. Dieses Maß an Schmerz würde ihn nicht aufhalten.
Der Schüler wich jetzt vor seinem verkrüppelten Widersacher zurück und schlug Blasterfeuer beiseite, so schnell er sein Lichtschwert schwingen konnte. Raynar vollführte eine Geste, nutzte die Macht, um den Mando schweben zu lassen, und ließ ihn dann wieder und wieder runter auf den Boden krachen.
Normalerweise hätte das einen gepanzerten Kommandokrieger nicht aus dem Verkehr gezogen, und auch diesmal tat es das nicht. Doch das verletzte Bein des Mannes sorgte dafür, dass der Aufprall ihm viel mehr wehtat, als es andernfalls der Fall gewesen wäre. Raynar hob den Mann einfach hoch und donnerte ihn nach unten, bis der Mando schließlich das Bewusstsein verlor.
Keuchend sah Raynar den Schüler an, der sogar noch angestrengter atmete. »Alles in Ordnung, du schaffst das schon.«
»Sir, Euer Arm …«
»Ja, mach mir eine Schlinge, wärst du so lieb?« Raynar schob die linke Hand in seinen Gürtel, um den Arm teilweise ruhigzustellen, dann trottete er auf die Weggabelung zu, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Der Lärm von Jainas Gefecht war verstummt. Das war entweder sehr gut oder sehr schlecht.
Raynar spähte vorsichtig um die Ecke. Weiter den Korridor hinunter war Jaina Solo, die auf ihn zukam und Jedi Tainer trug. Ihr Gewand wies Brandspuren auf, doch sie schien unverletzt zu sein. Raynar trat vor und bedachte sie mit einem Nicken.
Jaina sah nicht glücklich aus. »Diese Ebene ist nicht zu verteidigen. Dort, wo die Außentore des StealthX-Hangars sein sollten, befinden sich Löcher. Womöglich sammeln sich draußen noch weitere Mandos.« Sie eilte auf dem Weg zu den Turbolifts an ihm vorüber.
Er folgte ihr. »Lass uns eine Ebene rauffahren, die Aufzüge abschalten und dort die Stellung halten.«
Sie nickte. »Wie hat sich der neue Junge geschlagen?«
»Nicht übel. Im Befolgen von Befehlen hapert’s allerdings. Ich erinnere mich noch daran, als du so warst.«
Schließlich grinste sie. »So bin ich immer noch!«
Eine Stunde später war klar, dass der Angriff auf den Tempel einerseits ein Fehlschlag und andererseits wesentlich schädlicher für die Jedi war, als die Regierung sich das hatte vorstellen können.
Der Angriff auf die Haupthalle, bei dem Mandos von befestigten Positionen draußen mit Fernwaffen in die Halle gefeuert hatten, war, wie Meister Hamner verkündete, nichts anderes als eine Finte gewesen. »Die richtigen Angriffe erfolgten auf der Hangarebene und durch die Lagerhausbereiche. Die Kommandos haben Sprengstoff und elektronisches Subversionsgerät eingesetzt, um überall im Tempel für uns nicht zu verteidigende Passagen freizuräumen und unsere gesamte Kommunikation und Koordination außer Gefecht zu setzen. Schnelles Reagieren und ein frühzeitiger Alarm durch Jedi Solo haben indes dafür gesorgt, dass wir mit der Möglichkeit von Flankenmanövern gerechnet haben und dagegen angehen konnten.«
Kein Jedi war ums Leben gekommen. Die Verluste unter den Mandos waren unbekannt, denn nachfolgende Kommandoeinheiten hatten ihre gefallenen Kameraden mitgenommen.
Regierungsstreitkräfte waren jetzt rings um den Tempel in Stellung gegangen, um den Verkehr zu unterbinden, der sich zu dem Gebäude oder davon weg bewegte. Mobile Artilleriegeschütze waren auf den Haupteingang und auf alle bekannten Nebeneingänge gerichtet.
Kyp Durron, der die Verteidigung auf der Essenszubereitungsebene geleitet hatte, überbrachte Jaina die Neuigkeiten. »Den StealthX-Start können wir vergessen. Wir haben keine Möglichkeit, die Schiffe unbemerkt hier rauszubekommen.«
Jaina, die allein an einem Tisch im Speisesaal saß und an einem Datapad ihren Bericht zusammenstellte, sah ihn stirnrunzelnd an. »Wir sprechen hier von den bestgetarnten Schiffen der Galaxis.«
»Draußen im All. In der Atmosphäre machen die Repulsoren und Triebwerke nach wie vor Lärm … und Meister Hamner ist sicher, dass die Regierung Richtmikrofone auf jeden Ausgang gerichtet hat. Wenn die hören, dass Sternenjägertriebwerke hochgefahren werden …«
»Dann werden sie ihre mobilen Turbolaser hochfahren und die StealthX ins Jenseits pusten, einen nach dem anderen, sobald sie den Hangar verlassen.« Wütend lehnte Jaina sich zurück. »Wir können Onkel Luke keine Verstärkung schicken. Wir können nicht das Geringste wegen der Sith oder des Schlunds unternehmen.«
»Wir können nicht einmal Jedi Saar von diesem Planeten schaffen. Die geheimen Wege, die wir haben, um ungesehen in den Tempel hinein- und hinauszugelangen, setzen voraus, dass die beteiligten Fraktionen kooperieren.«
Jaina seufzte. »Irgendwas Neues von der Regierung?«
»Sie verlangen, dass wir uns ergeben. Meister Hamner steht auf der Liste derer, gegen die Haftbefehle erlassen wurden, genau wie du, ich, Thul, so ziemlich jeder, den sie während des Angriffs erkannt oder aufgenommen haben. Und natürlich Saar. Wie geht es Thul und Tainer?«
»Gesund und auf den Beinen – mit Gipsverbänden.« Jaina wurde nachdenklich. »Es war gut, Raynar wieder mit vollem Körpereinsatz dabeizusehen. Er war … beinahe … normal.«
»Wir lassen ihn lieber unnormal. Dies sind auch unnormale Zeiten.«