25. Kapitel

JEDI-HÜGELLAGER, DATHOMIR

Es gab keine weiteren Angriffe. Die Herabregnenden Blätter und die Zerbrochenen Säulen saßen dort, wo sie stationiert waren, eingewickelt in Decken, und versanken erschöpft im Schlaf.

Sie schliefen in kleinen, dicht zusammengedrängten Gruppen. Einige schliefen im Sitzen, die Rücken aneinandergelehnt. An der Kante des Hügels blieben Wachen auf Posten.

Und die Morgendämmerung brach herein. Die Clan-Mitglieder erwachten unausgeschlafen und mit Schmerzen, einige verwundet, viele, die ihre Toten beklagten.

Dyon trat an Ben heran, der etwas Essen und Wasser zusammensammelte, um es seinem Vater zu bringen. »Es ist mir gelungen, die Aktualisierungen für mein Dokument hochzuladen.«

Ben benutzte einen Riemen, um die Enden seines Proviantpakets zusammenzuschnüren und einen schlichten Beutel zu basteln. »Bedeutet das, dass die Störimpulse weg sind?«

»Fürs Erste.«

Ben holte sein Komlink hervor. »He, Dad?«

»Ben, schön, von dir zu hören!«

»Hast du Hunger?«

»Ich habe etwas zu essen hier. Mir geht’s gut.«

»Wir werden in Kürze ein Treffen der Anführer, der Unterführer und ihrer Lieblings-Jedi-Abgesandten abhalten. Ich werde dir Bericht erstatten, wenn wir fertig sind.«

Die Zusammenkunft der Anführer dauerte nicht lange. Offensichtlich hatten Kaminne und Tasander den Ablauf genau geplant. Jeder rief einen Priester beziehungsweise eine Priesterin seines Clans herbei. Unter dem Vorsitz der Priester und mit den Unterführern, Ben, Dyon und Vestara als Zeugen, heirateten Tasander und Kaminne mit einer kurzen, schlichten Zeremonie.

Auf Bitten der beiden hin senkte Ben die Jedi-Standarte, die immer noch über dem Hügel wehte. Tasander und Kaminne hissten eine neue, die Dyon gerade angefertigt hatte. Sie zeigte eine strahlende goldene Sonne, klein darunter befanden sich der schwarze Sockel einer zerbrochenen Säule und ein grünes Farnblatt.

Tasander erhob die Stimme, laut genug, dass all jene auf der Hügelkuppe und weiter unten ihn hörten: »Mit dieser Zeremonie löse ich den Clan der Zerbrochenen Säulen auf, den ich selbst vor zehn Jahren gegründet habe. Ich bin jetzt Tasander Dest vom Clan der Strahlenden Sonne.

Sollte irgendein Mitglied der ehemaligen Zerbrochenen Säulen kein Angehöriger der Strahlenden Sonne werden wollen, so möge er zu mir kommen, die Zerbrochenen Säulen neu gründen und fortgehen, um uns auf ewig zu verlassen.«

Kaminne unterbreitete den Herabregnenden Blättern eine ähnliche Erklärung. Sie fuhr fort: »Das Konklave und die Spiele, die uns zusammengeführt haben, sind vorüber. Wir befinden uns im Krieg, die Strahlende Sonne gegen die Nachtschwestern, die gegen uns zu Felde ziehen.

Vergangene Nacht haben wir gelernt, wie wir sie zum Rückzug zwingen können. Jetzt werden wir in Erfahrung bringen, wie man sie vernichtet.«

Tasaner rief: »Unverletzte Späher und Jäger zum Südwestkamm! Das wäre dann alles.«

Aber das war noch nicht alles, da jetzt, wo die offiziellen Zeremonien und Ankündigungen vorüber waren, Clan-Mitglieder nach vorn strömten, um dem frischvermählten Paar zu gratulieren.

Die Fassade ernsten, vornehmen Gebahrens, die Kaminne und Tasander zur Schau stellten, bröckelte, als sie Umarmungen, Rückenklopfen und spontane Geschenke entgegennahmen. Soweit Ben das zu sagen vermochte, schien niemand an sie heranzutreten, um die Erlaubnis einzuholen, die Clans der Zerbrochenen Säulen oder der Herabregnenden Blätter anderswo fortführen zu dürfen.

»Gut gemacht, Ben!«

Ben zuckte zusammen. Er drehte sich um und sah seinen Vater hinter sich stehen. »Du solltest dich nicht an einen Jedi heranschleichen!«

»Nun, bloß ein Jedi sollte sich an einen Jedi heranschleichen.«

»Und gut gemacht ist vielleicht nicht ganz angemessen. Alles, was ich getan habe, war, darauf hinzuweisen, wo ihr Vorgehen katastrophal schlecht war. Sie haben sich Taktiken einfallen lassen, die funktioniert haben, insbesondere Tasander.« Dann unterzog Ben seinen Vater einer genaueren Musterung und lachte.

»Was ist so lustig?«

»Zumindest bist du jetzt auch dreckig.« Er zögerte. »Warte mal einen Moment, darfst du überhaupt hier sein?«

Luke wies auf die Standarte der Strahlenden Sonne. »Dies ist nicht länger ein Jedi-Lager. Es gibt für mich keinen Grund mehr fernzubleiben.«

»Stimmt. Und ich schätze, meinen Job als Herr über dieses Stück Land bin ich jetzt los.«

Luke begleitete Ben zum Südwestkamm, und gemeinsam ließen sie ihren Blick über das Blätterdach des Regenwalds weiter unten schweifen. »Wir sind hier noch nicht fertig – die Nachtschwestern nutzen die Macht der Dunklen Seite. Womöglich hatten sie Kontakt zu unserem Sith-Mädchen, und das macht dieses ganze Schlamassel zu einer Jedi-Angelegenheit. Aber wir müssen noch weiter vorausdenken. Etwa daran, wie wir Olianne entweder davon überzeugen können, uns Vestara auszuhändigen, oder daran, wie wir Vestara dazu bringen, mit uns zu kommen.

Und wie wir Vestara dazu bringen können, uns von ihren Sith zu erzählen, oder wie wir sie zumindest isolieren, damit sie ihrem Volk keine Informationen über die Energie der Dunklen Seite im Schlund zukommen lassen kann, solange wir keine rechtliche Grundlage haben, um selbst etwas zu unternehmen.«

Ben nickte. »Versuchen wir’s damit! Ich mache mit Vestara einen Spaziergang in den Wald.

Ich erwähne, dass ich eine Datenkarte mit den Zugangscodes für die Jadeschatten darauf habe. Ich wende ihr den Rücken zu. Wenn sie versucht, mir ein Messer reinzurammen, springst du aus den Schatten und hältst sie auf. Dann haben wir sie wegen versuchten Mordes.«

»Ich nehme an, dass sie viel zu gescheit ist, um auf eine so durchsichtige Holodrama-Tatik hereinzufallen.«

»Ja, ich weiß.« Ben kickte einen losen Felsbrocken über die Kante und verfolgte, wie er sich klappernd seinen Weg nach unten bahnte, um sich zu der Felslawine von letzter Nacht zu gesellen.

»Damit wären wir dann wieder an dem Punkt dahinterzukommen, was sie hier wirklich macht.

Sobald wir ihr deutlich gemacht haben, dass sie ihr Ziel nicht erreichen kann – oder, auch wenn ich das nicht hoffe, sobald wir dahintergekommen sind, dass sie bereits Erfolg hatte oder wir ihr dabei sogar helfen –, wird sie bereit sein, von hier zu verschwinden.«

»Aber was genau führt sie im Schilde, Ben? Du hattest jetzt mehrmals Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.«

»Hat sie dir keine Hinweise gegeben, als sie dir letzte Nacht half?«

»Nicht, sofern nicht der Umstand, dass sie mir geholfen hat, selbst einen Hinweis darstellt. Warum würde eine Sith wollen, dass der Großmeister der Jedi überlebt?«

Ben schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass sie will, dass du am Leben bleibst. Du hast ihre Meisterin getötet. Unser ganzer Orden stellt für ihre Art unweigerlich einen Feind dar.

Bestenfalls hat sie dir das Leben gerettet, weil sie dich selbst umbringen will und nicht zusehen wollte, wie du durch die Hände von Wilden stirbst.«

»Vermutlich hast du recht. Vestaras erstes Ziel: Luke Skywalker in die Gewalt ihrer Leute zu übergeben. Aber was ist Ziel Nummer zwei?«

Ben seufzte. »Sie hat Bemerkungen darüber gemacht, diese Menschen zu bewundern. Ich denke, damit meinte sie die Dathomiri im Allgemeinen. Und tatsächlich ergibt das sogar Sinn. Die Dathomiri mögen vielleicht naturverliebte Stubenhocker sein, aber ich glaube nicht, dass es unter irgendeiner Bevölkerungsgruppe in der Galaxis einen höheren Prozentsatz von Machtsensitiven gibt. Das und ihre Isolation bedeutet neue Machttechniken, neue Perspektiven, um gewisse Dinge zu betrachten. Wir sollten hier wirklich eine neue Jedi-Schule gründen, Dad!«

»Du hast recht.« Luke runzelte die Stirn. »Es war ungeheuer einfach für uns, Vestaras Yacht aufzuspüren. Ich meine, Amelia ist ein kluges Mädchen … aber hätte es ihr möglich sein sollen, dieses Schiff zu finden?«

Ben war sich nicht sicher. »Aber wir wissen, dass keine Nachricht von diesem Planeten übermittelt wurde, die groß genug war, um die Schlund-Navigationsdaten zu beinhalten, die Vestara beschafft hat. Also muss sie sich Gedanken darüber machen, wie sie von Dathomir verschwinden kann, um wieder zu ihrem Volk zu stoßen. Und das heißt, dass sie ein Raumschiff braucht. Die einzigen Schiffe, von denen sie weiß, dass sie verfügbar wären, sind ihre gestohlene Yacht und die Jadeschatten. Und bislang hat sie keinen Versuch unternommen, zu einem von beiden zurückzukehren.« Ben blinzelte, als ihm ein neuer Gedanke kam, ein unerfreulicher. »Es sei denn …«

»Sag es!«

»Sie hat nicht die geringste Eile an den Tag gelegt. Null. Nada. Die Zeit, die sie hier mit den Clans verbracht hat, fühlt sich ungemein nach einer Hinhaltetaktik an.«

»Was bedeutet?«

»Dass sie nicht die Absicht hat, zum Raumhafen zurückzukehren, um sich eins der beiden Schiffe zu schnappen, weil die Sith hierherkommen, um sie zu holen.«

Luke bedachte ihn mit einem zustimmenden Nicken. »Als sie ursprünglich nach Dathomir kam, hat sie also alles so inszeniert, dass es aussah, als hätte sie eine Bruchlandung hingelegt. Aber in Wahrheit ist sie bloß ganz normal gelandet.«

»Sie hat sich in den Raumhafen geschlichen, was für eine Sith nicht schwieriger sein dürfte als für einen Jedi, und ist mit dem besten Mechaniker des Raumhafens ins Geschäft gekommen.

Hier, nimm mein Schiff, es gehört ganz dir. Meine Preisvorstellung …«

»… sind gerade genügend Credits, um eine Hyperkom-Nachricht abzuschicken. Sehr kurz, leicht zu verschlüsseln und geheim zu halten, vergleichsweise kostengünstig über eine Reihe von Kom-Stationen umzuleiten, um ihren Zielort vor Ermittlern zu verschleiern, und klein genug, dass sie nicht die Schlund-Navigationsdaten enthalten konnte.«

Ben schlug sich gegen die Stirn. »Denn wenn nur sie die Navigationsdaten besitzt, müssen die Sith kommen, um sie zu holen. Sie ist für sie immer noch von Nutzen. Eine gute Taktik, um mit den Sith umzugehen, sogar wenn man selbst ein Sith ist. Also ist sie dann in den Regenwald geflohen, um uns abzulenken und vom Raumhafen und Monarg fernzuhalten.«

»In der Zwischenzeit hat sie sich einen guten Eindruck von den Dathomiri verschafft, und was sie sah, gefiel ihr. Vielleicht ist sie sogar zunächst auf die Nachtschwestern gestoßen, wie du bereits gemutmaßt hast. Möglich, dass sie die Nachtschwestern gegen die Herabregnenden Blätter ausgespielt hat.«

Ben schaute sich um und entdeckte Vestara. Sie saß mit Kaminne und Olianne zusammen und hielt Halliavas Tochter, Ara, auf ihrem Schoß. Sie plauderten, lachten. Hätten sie moderne Kleidung getragen und in einem Tapcafé gesessen, hätte es sich bei ihnen ebenso gut um ein Treffen von Familienmitgliedern irgendwo in der Galaxis handeln können. »Damit könnte uns, wenn wir richtig liegen, bloß noch sehr, sehr wenig Zeit bleiben.«

»Ich weiß. Wenn die Jäger und die Späher aufbrechen, müssen wir jemanden haben, der Vestara im Auge behält. Vorzugsweise wir beide abwechselnd, sodass sie, falls sie einen von uns entdeckt, diese Spur wieder verliert, wenn wir wechseln.«

Ben kickte einen weiteren Stein über die Kante und sah zu, wie er hinunterfiel. »Verdammt noch mal! Ich habe beinahe angefangen, sie zu mögen.«

Natürlich gehörte Halliava, die Späher-Ausbilderin der ehemaligen Herabregnenden Blätter, zu denen, die sich versammelten, um in den Wald vorzudringen und nach Spuren der

Nachtschwestern zu suchen. Vestara hingegen war nicht dabei. Nach einem raschen, vertraulichen Gespräch beschlossen Luke und Ben, sich ebenfalls in den Wald zu begeben und Halliava zu beschatten, während Dyon, der auf der Hügelkuppe zurückblieb, heimlich ein Auge auf Vestara hatte. »Aber vergiss nicht«, ermahnte Luke Dyon, »du bist hier oben auf dem ungeschützten Gipfel nicht sicherer als wir in den Wäldern – denk an die Stammlose Sha! Die Gefahr lauert überall.«

Kaum eine Minute, nachdem Halliava und die anderen Dathomiri-Späher und -Jäger zwischen den Bäumen des Waldrands verschwunden waren, folgten ihnen die Skywalkers. Anfangs wählten sie eine Route, die sie theoretisch von Halliava wegführen würde, doch sobald die Bäume sie verbargen, hielten sie auf sie zu.

Was Vestara betraf, so war das Problem einfach zu lösen. Sie wartete, bis die Skywalkers fort waren und Dyon abgelenkt war. Er war häufig abgelenkt. Neugierige Clan-Mitglieder hatten Fragen an die Außenweltler, und als einsamer Junggeselle hatte er zweifellos Augen für die vielen Damen des Clans. Vestara beschränkte sich darauf, Aufgaben in der Nähe des Osthangs zu erledigen, und als Dyon und andere einer Bekanntmachung von Firen lauschten, die noch immer die ranghöchste Unterführerin war, ließ sich Vestara über den Rand des Hügelkamms fallen.

Natürlich war es kein selbstmörderischer Sprung. Sie fiel mehrere Meter und landete leichtfüßig auf dem ersten Vorsprung weiter unten. Ein Wink mit dem Finger und ein Machtschubs sorgten dafür, dass sich die Wache auf dieser Seite des Hügels umdrehte, um sich nach der Quelle eines Phantomgeräuschs umzusehen, sodass er den Rest ihres Abstiegs nicht mitbekam. Bald darauf bahnte sie sich ihren Weg zwischen die Bäume, außer Sicht.

Sie würde hier genauso vorsichtig sein müssen wie unter den Augen der Mitglieder der Strahlenden Sonne. Im Wald wimmelte es jetzt nur so vor Jägern, Spähern, Nachtschwestern und Jedi, die alle die Absicht hatten, einander Schaden zuzufügen. Theoretisch war Vestara mit allen verbündet, doch Fallen und plötzliche Überraschungen machten Zwischenfälle nicht bloß möglich, sondern potenziell tödlich.

Sie näherte sich der Stelle, von der Halliava ihr erzählt hatte, ein Platz, wo ein kleiner Bachlauf neben einem von der Natur geformten, kreuzförmigen Stein vorbeifloss, und wartete dort auf Halliava, die womöglich etwas Zeit brauchte, um ihre Verfolger abzuschütteln.

Sie brauchte nicht allzu lange zu warten. Eine halbe Stunde verstrich, und dann tauchte Halliava mit der Verstohlenheit einer ausgebildeten Sith hinter einem breiten Farnwedel auf. Sie trat vor, um Vestara zu umarmen. Zum ersten Mal zeigte sie ihre wahren Gefühle. Sie wirkte besorgt und bedrückt. »Das nächste Mal werden die Schwestern sorgsamer auf dich hören. Ich werde dir sorgsamer zuhören. Wir haben einen ernsten Rückschlag erlitten.«

Vestara zog mit einer »Tut mir leid, dass ich recht hatte«-Miene die Brauen hoch. »Du konntest nicht wissen, wozu die Jedi imstande sind. Ich wusste es ja selbst kaum. Aber ihr habt nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Der gemeine Dathomiri fürchtet die Nachtschwestern nach wie vor. Es hat sie einfach ermutigt, den Angriff letzte Nacht überlebt zu haben. Heute werden sie zusammenrechnen, wie viele sie verloren haben, sie werden anfangen, Geschichten über die Nachtschwestern zu erzählen, aus vergangenen Tagen, und dann werden sie sich wieder fürchten.«

»Ja.« Halliava setzte sich auf den kreuzförmigen Stein. »Aber da sind immer noch die Jedi.

Sie sind sehr kampferprobt, sehr mächtig – jedenfalls für Männer. Ich konnte sie kaum abschütteln, als sie mir auf den Fersen waren. Womöglich spüren sie mich wieder auf, deshalb müssen wir uns beeilen.«

»Hast du meine Sachen mitgebracht?«

»Natürlich.« Aus dem Beutel, der an ihrem Gürtel hing, holte Halliava zwei Gegenstände hervor. Beide waren mit Stoff umwickelt, um zu verhindern, dass sie Lärm machten. Sie rollte beide nacheinander aus und reichte sie Vestara. Der erste war ihr Lichtschwert, der zweite eine mit einem Kom-Modul ausgestattete Datentafel, ähnlich einem Datapad.

Vestara nahm die Datentafel und tippte einen Sicherheitscode ein. Sie hegte keine allzu großen Hoffnungen. Seit sie Halliava bei einem heimlichen Gespräch mit einer anderen Nachtschwester ertappt hatte und mit ihrem hastig gesponnenen Angebot und einer Erklärung an die Hexe herangetreten war, hatte sie nicht bloß zunehmend mehr Einzelheiten über die Dathomir-Phase ihres Vorhabens zusammengetragen, sondern ebenso jeden einzelnen Tag ihr Kom-Gerät überprüft, in der Hoffnung, eine Nachricht von ihrem Volk zu empfangen, die jedoch ausgeblieben war.

Heute allerdings blinkte auf der Bedienoberfläche ein Symbol – ein Symbol, das bedeutete, dass eine verschlüsselte Botschaft eingegangen war.

Vestara ließ nicht zu, dass sich ihre Aufregung im Gesicht zeigte, ließ ihre Bewegungen davon nicht beschleunigen. Sie tippte einfach den Entschlüsselungscode ein und hielt das Gerät vor sich.

Auf dem Bildschirm der Datentafel erschien ein Bild: eine Menschenfrau in Sith-Gewändern, eine Frau, die sie nicht kannte, mit scharf geschnittenen, kantigen Zügen, schwarzem Haar und einem fast wilden Gesichtsausdruck. Vestara hätte beinahe gelacht. Die Sith-Frau war offensichtlich deshalb ausgewählt worden, weil sie den Mediendarstellungen der Hexen von Dathomir am ähnlichsten war. Alles, was sie tun musste, um als Nachtschwester durchzugehen, war, ihr Haar zu zerwühlen und Tierfelle anzulegen. Nun, das, und etwas falsche Bräune aufsprühen – sie war sehr blass.

Die Frau sprach. »Vestara, sei gegrüßt! Wir haben deine ursprüngliche Nachricht und die nachfolgenden Berichte mit großem Interesse erhalten. Natürlich wären wir erfreut, deinen neuen Schwestern bei ihrem Bestreben zur Seite zu stehen. Die Waffen, nach denen du verlangt hast, wurden zusammengestellt, und wir haben im Tausch gegen eine Nachtschwester ein würdiges Sith-Schwert ausgewählt, sodass beide Gruppen von dem neuen Wissen profitieren, das wir einander zuteilwerden lassen können. Wir befinden uns im Dathomir-System und erwarten deine Instruktionen.« Der Bildschirm wurde dunkel.

Halliava hörte die Botschaft, und ihre Augen wurden groß. »Sie sind hier!«

Vestara lächelte sie an. »Sie sind hier, und die Jedi und der Clan der Strahlenden Sonne werden unter der Wucht der Waffen, die sie bei sich haben, brennen wie trockene Blätter.«

»Was sollen wir jetzt tun?«

»Wir müssen eine Landezone für die Sith-Fähren suchen. Eine breite Wiese oder ein flaches Ufer, irgendetwas in der Art. Die Stelle sollte mindestens ein paar Kilometer vom Hügel der Strahlenden Sonne entfernt sein, damit unsere Feinde keine Zeugen der Landung werden. Ich muss mich dort hinbegeben und die Koordinaten des Platzes mit meinem Gerät übermitteln, damit sie genau wissen, wo sie hinkommen sollen. Dann, heute Nacht, werden wir zu der Zeit, die wir ihnen genannt haben, auftauchen, um den Lohn für unsere Mühen zu ernten.«

Das Lächeln, das über Halliavas Gesicht huschte, spiegelte Erleichterung und Triumph wieder. »Ich kenne genau die richtige Stelle. Lass uns gehen!«

Einige Zeit nachdem ihm klar geworden war, dass er Vestara nicht länger irgendwo im Lager finden konnte, entdeckte Dyon sie wieder – sie war gerade dabei, vorsichtig den Südwesthang hochzusteigen, über ihren Schultern ein Stab mit einem Wasserschlauch an jedem Ende. Nachdem sie den Hügelkamm erklommen hatte, ging er zu ihr hinüber. »Füllst du unsere Wasservorräte auf?«

»Nein, ich jage Echsen.« Dann fiel ihr einer der Schläuche ins Auge, die sie trug, und sie stieß ein leises Keuchen aus. »Oh, das ist ja Wasser!«

»Offensichtlich ist Sarkasmus unter jugendlichen Mädchen eine universelle Konstante.«

»Bloß unter den Interessanten. Hast du den Aufruf an die Wasserträger nicht gehört?«

»Doch, habe ich.« Aber du nicht. Da warst du bereits fort. Du wusstest bloß, dass der Aufruf erfolgen würde.

»Du könntest ebenfalls helfen.« Sie schwang herum, um sich wieder dem Wald zuzuwenden. Die Bewegung sorgte dafür, dass einer ihrer Wasserschläuche auf Dyon zuschwang.

Er duckte sich darunter hinweg und erhob sich wieder, sobald der Schlauch vorüber war.

Sie schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. »Tut mir leid. Siehst du dort die Reihe der Clan-Mitglieder, die zwischen den Bäumen verschwinden? In dieser Richtung liegt ein Bach.«

»Danke.« Dyon wartete, bis sie ihren Weg fortsetzte und zur zentralen Stelle auf dem Hügel ging, wo die Wasserbehälter aufbewahrt wurden. Dann eilte er den Hang hinunter und holte sein Komlink hervor. Es war besser, wenn er Luke und Ben ohne Umschweife von seinem Versagen berichtete, das Sith-Mädchen im Auge zu behalten. Das war die Art von Information, die gefährlicher wurde, je länger man sie für sich behielt.