20. Kapitel

BÜRO VON STAATSCHEFIN DAALA, SENATSGEBÄUDE, CORUSCANT

Eine Stunde später kehrte Dorvan in Daalas Büro zurück. Auf ihre Geste hin setzte er sich.

Sie sah von ihrem Monitor und dem Schreibkram auf, mit dem sie sich befasste. »Und?«

»Die Geschichte über die Solos ist bei der Presse eingeschlagen wie eine Bombe, und die Nachrichtensender führen bereits Umfragen durch, um die Reaktion der Öffentlichkeit einzuschätzen.«

»Ich bin … Ich bin schockiert, Wynn!«

Er ignorierte ihren Sarkasmus. »Im Zuge der Vorbereitungen für dieses Treffen und im Hinblick auf andere Gelegenheiten, bei denen wir mit der Presse zu tun haben, habe ich vor Kurzem einige Überprüfungen und Überwachungen von Nachrichtensendern und öffentlichen Meinungsquellen veranlasst. Zu diesen Kontrollen gehört auch die minutiöse Sichtung täglicher und stündlicher planetarer Netzarchive.«

Daala wandte sich vollends von ihrem Monitor ab, um ihn anzusehen. »Das ist eine nicht unerhebliche Ausgabe für Ihr Büro – und ich weiß, dass ich sie nicht bewilligt habe.«

»Das ist nicht über mein Büro gelaufen – oder über Ihres. Ich habe einige Gefallen eingefordert.«

»Und dabei sind Sie binnen einer Stunde auf etwas gestoßen?«

»Nicht auf etwas Substanzielles. Aber ich habe dafür gesorgt, dass die Pressemeldungen über Sie, die von den Nachrichtensendern für die Datenübertragung automatisch zerlegt und später wieder zusammengefügt werden, bevor sich die Nachrichtenschreiber daranmachen, auf Grundlage dieser Informationen ihre Berichte zu schreiben, gefiltert und auf ausgesprochen stimmige Weise bearbeitet werden. Absolut stimmig, ganz gleich, um welchen Nachrichtensender es sich handelt … sogar unter Berücksichtigung der politischen Ausrichtungen und Bündnisse der jeweiligen Sender.«

»Um ehrlich zu sein, habe ich nicht die geringste Ahnung, was Sie gerade gesagt haben.«

Er seufzte. »In Ordnung. Wir geben eine Pressemitteilung heraus. Diese Mitteilung geht über das planetare Netz raus, und zwar in Form minderwichtiger Datenpakete, die über das HoloNet auch zu anderen Planeten geschickt werden. Jeder Nachrichtensender empfängt das Ganze. Ein Computerprogramm analysiert die Meldung, interpretiert die Amtssprache, führt eine Quellenüberprüfung durch, um nach Schlüsselworten für aktuelle und historische Ereignisse zu suchen, und ordnet die Ergebnisse schließlich so, dass ein Nachrichtenautor aus Fleisch und Blut die Informationen zu einem Bericht ummünzen kann, den dann ein Nachrichtensprecher im Rahmen der regulären Nachrichtenübertragungen präsentiert.«

»Ich liebe es, wenn ein Mann Kauderwelsch in Basic übersetzen kann. Gut gemacht!«

»Im Fall der Pressemitteilung über die Solos, die sich freiwillig dazu bereit erklärt haben, die Schwierigkeiten zwischen der Galaktischen-Allianz-Regierung und dem Jedi-Orden zu klären, wurden bei sämtlichen Nachrichtensendern, die wir überprüft haben, folgende Änderungen und Anpassungen an ihrem Bericht vorgenommen.« Er begann, an seinen Fingern abzuzählen. »Erstens: Die Solos haben ihre Hilfe nicht von sich aus angeboten. Staatschefin Daala hat sie um ihre Unterstützung gebeten. Zweitens: Nachrichtensender, die Ihnen feindlich gegenüberstehen, neigen dazu, das Wort glücklos zu verwenden, um Sie gegenwärtig zu beschreiben, während die Medien, die Ihnen freundlich gesinnt sind, das Wort kämpferisch benutzen.«

Daala runzelte die Stirn. »Durchgängig?«

»Durchgängig. Drittens: Die Formulierung ehemalige Staatschefin wurde aus der Umschreibung von Leia Solo entfernt, um durch Jedi-Ritterin ersetzt zu werden. Viertens: Han Solo …«

»Haben Sie für ihn tatsächlich den Ausdruck weithin bekannter Gauner verwendet?«

»Natürlich. Das ist Teil der Vereinbarung. Allerdings entstammen die Worte jetzt einem Zitat des Unterministers für den Handel mit Corellia. ›Die meisten Leute kennen Han Solo als weithin bekannten Gauner, aber in Wahrheit ist er ein kluger, zäher Verhandlungspartner.‹ Doch wie ich gerade schon sagen wollte, wurde dieser Absatz aus dem Bericht gestrichen, um durch eine Zusammenfassung von Solos Heldentaten im Kampf gegen böse politische Führer wie Palpatine ersetzt zu werden. Fünftens: Obwohl wir keinerlei Bezug auf die Beziehung der Solos zu Jacen Solo nehmen, nahmen wir an, dass das auch überhaupt nicht nötig wäre, weil die Presse dieses Detail schon von sich aus einfügen würde. Doch das haben sie nicht getan.«

»Soso. Die Solos sind gegen die Regierung, die Solos sind Jedi, die Solos sind gut. Daala ist glücklos, Daala ist böse, Daala ist schlecht.«

Dorvan nickte. »Genau. Sie übersetzen Kauderwelsch sehr gut in Basic.«

»Dann lassen Sie mich auf Nummer sicher gehen, dass meine Übersetzung richtig ist. Sie wollen damit sagen, dass die Kräfte, die die öffentliche Meinung bilden, gegen mich voreingenommen sind.«

»Auf eine Art und Wiese voreingenommen, wie sie gegen niemanden sonst voreingenommen sind, zumindest, soweit ich das feststellen konnte. Luke Skywalker wird gepriesen oder verurteilt, je nach politischer Ausrichtung der Nachrichtenquelle, die die Meldung bringt. Genauso ist es bei bestimmten Planetenführern, bei Gewerkschaftsführern, bei wichtigen Militärpersönlichkeiten. Aber nicht bei Ihnen. Daala ist einfach böse. Oh, übrigens, ein ehemaliger Leutnant der Imperialen Flotte, den Sie vors Kriegsgericht gestellt haben, ist dabei, seine Memoiren zu veröffentlichen. In den Schlund: Schwarze Löcher, Egos und andere Kräfte, die Leben kosten. Raten Sie mal, um wen es dabei geht!«

»Was wäre nötig, um diese Sache in Ordnung zu bringen?«

»Nun, es könnte eine natürliche Reaktion sein. Sämtliche abträglichen Änderungen bewegen sich innerhalb der Grenzen, die andere Politiker und Militärführer auch schon erlebt haben. Was bedeutet, dass Ihre Gegner, wenn wir es hier tatsächlich mit einer Verschwörung zu tun haben, sorgsam darauf bedacht sind, die Auswirkungen, denen sich andere Anführer ausgesetzt sahen, nicht zu überschreiten. Allerdings wären dafür Software-Modifikationen bei den drei oder vier Quellen von Nachrichtenanalyseprogrammen nötig, die mehrere Jahre zurückreichen. Das würde eine Analyse der öffentlichen Meinung und der Kräfte erfordern, die sie antreiben, die mindestens ebenso weit zurückgeht.«

»Ich bin erst seit zwei Jahren Staatschefin!«

»Was bedeutet, wenn dies wirklich eine Verschwörung ist, wurde sie schon vor langer Zeit geplant, um ein finales Ziel zu erreichen, und nicht mit der Absicht, im Speziellen Ihre Karriere zu behindern oder zu ruinieren.«

»Wundervoll. Dann bin ich also nur zufällig diejenige, die im Fadenkreuz steht, wenn das Hauptgeschütz des Todessterns das erste Mal feuert.«

»Korrekt.« Dorvan senkte die Hand, an der er die einzelnen Punkte abgezählt hatte, und hob die andere. »Wollen Sie meine Analyse der Umfrageergebnisse hören, die gerade der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, um darauf zu reagieren?«

»Nein, ich will, dass Sie die Sache in Ordnung bringen.«

Er lächelte. »Ah, gut. Dafür brauche ich acht Jahre und mindestens eine halbe Milliarde Credits.«

Daala schüttelte den Kopf. Sie fing an, sich wie betäubt zu fühlen. »Wenn ich so viel Geld hätte – gerne. Was haben wir sonst noch für Möglichkeiten?«

»Je mehr Leute Sie anwerben, um Ihnen zu helfen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Gegner, falls sich tatsächlich Verschwörer gegen Sie verbündet haben, dahinterkommen, dass Sie ihnen auf den Fersen sind. Ich würde einen Ermittler suchen, der sämtliche Fähigkeiten besitzt, die Sie brauchen, mit großen Schlachtschiffen oder kleinen Planeten bezahlen und sehen, ob er oder sie Ihre Feinde aufspüren kann. In der Zwischenzeit gilt es dann, es Ihren Widersachern schwerer und schwerer zu machen, Ihnen den Boden unter den Füßen wegzuziehen, und Sie in den Augen der Öffentlichkeit zu einer zunehmend netteren Persönlichkeit zu machen – dafür zu sorgen, dass die Öffentlichkeit Sie mag.«

Sie dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. Selbst in den eigenen Ohren klang ihre Stimme elend. »Das kann ich nicht tun. Ich kann nicht Wynssa Starflare spielen.«

»Wen?«

»Das war vor Ihrer Zeit, Junge. Eine Holodrama-Schauspielerin. Wunderschön, keck, blond, strahlend. Ich muss mich an meine Laserbatterien halten und weiterfeuern.«

»In Ordnung.«

»Wollen Sie aussteigen?«

Einen Moment lang blitzten beim Lächeln seine Zähne auf. »Sie denken vielleicht, ich sei ein Weichling, aber ich bleibe ebenfalls bei meinen Laserbatterien.«

»Ich denke nicht, dass Sie ein Weichling sind. Bloß ein hoffnungsloser Zivilist.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht zurück. »In Ordnung. Fordern Sie noch weitere Gefallen ein, tun Sie, was Sie können! Ich werde sehen, was für Geldmittel ich für einen erstklassigen Ermittler locker machen kann. Und falls die Öffentlichkeit bis dahin gewillt ist, mich als Monster zu sehen, sollte ich Ihnen vielleicht ein Monster geben, an das sie sich erinnern werden.«

Dorvan erhob sich. »Esst euer Gemüse, Kinder, sonst holt euch Admiralin Daala!«

»Raus mit Ihnen!«

EINE SUITE IM GLITZERSCHATZ-KASINO, CORUSCANT

Die Tür des Turbolifts sauste in die Höhe. Imperator Palpatine und sein Leibwächter, ein kopfloser Gamorreaner, traten aus dem Aufzug. Der Wachmann auf dieser Etage – Darth Vader, aber bloß einen Meter groß – wedelte bei beiden mit einem elektronischen Lesegerät vor der Brust herum, sah, dass die Diode weiterhin blau leuchtete, und winkte sie höflich weiter, auf eine goldene Doppeltür zu, die in die blaue Steinwand des kreisrunden Turbolift-Vorraums eingelassen war.

Palpatine und das kopflose Etwas näherten sich der Tür, die sich vor ihnen auftat.

Die Suite dahinter protzte vor augenfälligem Wohlstand. Die Teppiche waren anpassbar, um sich nun schrittweise von einem gefälligen Muschelgrau zu Himmelblau zu wandeln. Die Veränderung begann auf der anderen Seite des Raums, neben dem wandlangen Transparistahl-Sichtfenster, und glitt Stück für Stück auf die Tür zu, durch die sie eingetreten waren. Die Wände bestanden aus weißem, blau geädertem Kuati-Marmor, in den außerdem vergoldete Teilchen eingelassen waren. Die Sofas und Sessel waren weiß und schimmerten schwach, sowohl als Ausdruck ihrer Kostspieligkeit als auch, um jeden, der durch die stockdunkle Suite wanderte, vor ihrer Gegenwart zu warnen. Der zentrale Tisch, kreisrund, mit Vertiefungen entlang des gesamten Rands, um Getränke und Spielfiguren abzustellen, bestand aus künstlichem, schwarzem, von silbernen Adern durchzogenem Marmor.

Am Ende eines Sofas schien ein Wookiee zu liegen, doch er war flach, wie ausgeweidet, als wären die Knochen und Organe der Kreatur entfernt worden und bloß das Fell übrig geblieben. An dem runden Tisch saßen ein leicht überdimensionierter silberner Protokolldroide mit einem Menschenkopf, ein mit einem Raketenrucksack versehener Klontruppler von vor sechs Jahrzehnten, der seinen Helm auf den Boden neben sich gestellt hatte, und eine mit einer Robe bekleidete Frau mit den grauen Händen einer Neimoidianerin, doch dem Gesicht einer ältlichen Menschenfrau. Auf dem Tisch neben ihr lag ein neimoidianisches Antlitz, nasenlos, grau und ebenso flach wie der Körper des Wookiees. Auf der Tischplatte flitzte ein krabbenartiger runder Kartengeberdroide umher, und junge, attraktive Männer und Frauen in dunkler Kleidung standen entlang der Wände.

Alle schauten auf, als der Imperator und sein untoter Begleiter eintraten.

Der Imperator vollführte eine Geste, als würde er sich darauf vorbereiten, einen Machtblitz abzufeuern. »Beim Schmerz des Todes … ich steige ein.«

Die menschliche Neimoidianerin klatschte in die Hände und strahlte. »Was für eine herrliche Personifikation! Warum haben Sie das noch niemals zuvor gemacht, bei gesellschaftlichen Ereignissen?«

Der Imperator zuckte die Schultern. Als er wieder sprach, war es mit seiner eigenen volltönenden, sanften Stimme, nicht mit dem belegten Tonfall des Imperators. »Man muss sich in der richtigen Gesellschaft befinden, um mit dieser Personifikation für Amüsement zu sorgen, meine liebe Senatorin Treen.« Er warf dem kopflosen Gamorreaner einen Seitenblick zu. Dieser verneigte sich und ging dann zur Wand – vorwitzig, nach wie vor ganz in seiner Rolle, mit einem Federn in seinem Gang, das von dem Schaumstoffanzug, den er trug, noch betont wurde –, um dort einem Leibwächter angemessen Stellung zu beziehen.

Der Imperator nahm auf einem leeren Sessel Platz, ehe er nach oben griff, um sein Gesicht abzustreifen. Er stellte die Imperator-Maske neben Treens neimoidianisches Gesicht. »Was für eine Erleichterung!«

Der Protokolldroide, Senator Bramsin, warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich konnte es kaum erwarten, diese monströse Maske loszuwerden.« Er schaute den Klonsoldaten an. »Das muss hart für Sie sein.«

Der Truppler schüttelte den Kopf. »Eingebautes Kühlsystem. Aber es ist schwierig zu sitzen, und noch schwerer aufzustehen.«

Bramsin nickte. »Jetzt verstehe ich, warum ich noch nie gesehen habe, dass sich ein Protokolldroide hinsetzt.«

Senatorin Treen blickte zwischen dem Imperator und dem Klon hin und her. »Moff Lecersen, erlauben Sie mir, Ihnen General Jaxton vorzustellen, vom Sternenjägerkommando der Galaktischen Allianz.«

»Wir sind uns bislang noch nicht begegnet, aber natürlich erkenne ich den General aus den Nachrichten.«

Jaxton schenkte Lecersen ein kleines, sandpantherhaftes Grinsen. »Und aus Geheimdienstberichten, könnte ich mir vorstellen.«

Lecersen verfiel bloß für einen Augenblick wieder auf Palpatines öligen Tonfall. »Über solche Dinge spricht man nicht.«

Der Kartengeberdroide teilte drei Karten aus, Tschup-Tschup-Tschup, die mit dem Blatt nach unten ordentlich vor Lecersen landeten. Die Karten trugen das Emblem des Imperiums auf dem Rücken. Er lächelte. Wie passend. Er nahm sie auf und sah sich das Blatt an, überrascht festzustellen, dass sie gar nicht Sabacc, sondern Kammern spielten. Er hatte die Rote Kurtisane, einen Blauen Zerstörerdroiden und eine Rote Imperiale Wache auf der Hand.

Treen betrachtete ihre Karten mit gekünsteltem Desinteresse. »Fünfzig.«

In silbernen Lettern erschienen auf der Tischplatte vor ihr die Worte FÜNFZIGTAUSEND CREDITS, um ihren Spieleinsatz anzuzeigen.

Jaxton musterte sie stirnrunzelnd. »Einige von uns sind Staatsdiener, wissen Sie!«

»Oh ja. Bitte die Höhe der Einsätze für die bewaffneten Streitkräfte ändern!«

Die Worte vor ihr änderten sich in FÜNFZIG CREDITS.

Lecersen legte seine Karten ab. »Gehe mit.« Derselbe Spieleinsatz tauchte auf dem Tisch vor ihm auf. »Jetzt verstehe ich endlich, warum dieses Kasino schon so lange regelmäßig Kostümabende abhält.«

Treen nickte. »Um ehrlich zu sein, habe ich bereits Kostümabende arrangiert, Jahre bevor ich hier jemals ein Treffen abgehalten habe, wenn auch immer im Hinblick auf eine Zusammenkunft dieser Art.«

Jaxton, der rechts von Lecersen auf der anderen Seite des Tisches saß, stieß seine Karten so zusammen, als würde er einen Fächer schließen. Er dachte offenkundig angestrengt nach.

Lecersen war amüsiert. Das alte imperiale Spiel war für Jaxton vermutlich etwas Neues, da er zweifellos wünschte, er würde Karten aus einem Kinderdeck in Händen halten, auf denen sämtliche Wertigkeiten aufgedruckt waren.

Schließlich zuckte Jaxton die Schultern. »Gehe mit.« Der Spieleinsatz, der seinen Worten entsprach, erschien auf dem Tisch vor ihm.

Bramsin, auf der anderen Seite des Tisches rechts von ihm, rollte mit den Augen.

»Einhundert. Also, was gibt es für Neuigkeiten?« Sein Einsatz wurde auf dem Tisch angezeigt.

Treen machte sich nicht die Mühe, ihre Karten von Neuem anzusehen. »Gehe mit.«

Dann war Lecersen an der Reihe. »Gehe mit.«

»Gehe mit.« Jaxton stellte einen Ausdruck gelinder Missbilligung zur Schau. »Ich fürchte, dass sich Admiral Bwua’tu nicht als so zugänglich erweist, wie wir gehofft hatten.«

Treen warf eine Karte auf den Tisch, den Roten Klontruppen-Captain. »Wir wussten immer, dass seine verschrobene Personalmoral die Sache schwierig gestalten könnte.«

Lecersen warf die Rote Imperiale Wache daneben.

Kammern basierte auf der ältesten aller Kinderfragen: »Wenn der und der gegen den und den kämpfen würde, wer würde gewinnen?« Eine Karte, die ein Spieler ablegte, traf sich den Spielregeln zufolge mit der Karte links davon in einer abgeschlossenen Kammer, wo die stärkere Karte das fiktive Gefecht für sich entschied. Allerdings wurden die kämpferischen Vergleiche durch die Wahl verschiedener Kategorien verkompliziert – durch Stärke, Willen und Glück –, ebenso wie durch die Farben der Karten, wobei Blau über Weiß gewann, Rot über Blau und Schwarz über Rot, weshalb sich Lecersen gegenüber Treen in einer überlegenen Position befand.

Jaxton zögerte, dann legte er den Weißen Klontruppen-Gefreiten ab, eine der schwächsten Karten im Spiel. »Nun, es ist mehr als das. Mein Offizier für psychologische Kriegsführung, der Bwua’tus geistiges Profil analysiert, ausgehend von der Annahme, dass er den Posten eines führenden Industriellen im Korporationssektor in Erwägung zieht …«

Lecersen schnaubte.

»… hat dabei ein Maß an Loyalität gegenüber Daala festgestellt, das über das Professionelle hinausgeht.«

Bramsin legte eine Weiße Imperiale Wache ab und übertrumpfte damit ohne Mühe den Weißen Klontruppen-Gefreiten, jedoch nicht Lecersens Karte.

Der Kartengeberdroide sammelte die vier ausgespielten Karten ein. Seine Stimme war das Flüstern eines ruhigen Sportkommentators. »Blatt halten, erste Runde. Je zwei Abschüsse für Lecersen und Bramsin. Bitte passen Sie Ihre Einsätze an!«

»Halten.« Treen fummelte mit ihren Karten herum, als wäre sie nervös, auch wenn Lecersen wusste, dass sie das nicht war. »Bwua’tu bleibt Ihre Aufgabe, General. Wie sieht Ihr nächster Schritt aus?«

Lecersen, der an der Reihe war, seinen Einsatz zu machen, unterbrach sie. »Halten.«

»Erhöhe auf zweihundert.« Jaxton schaute unbekümmert drein. »Die Zeit ist im Wesentlichen auf unserer Seite. Ich arbeite weiterhin daran, dass unsere Wahl des nächsten Oberhaupts der Flotte in den Augen der Öffentlichkeit wie eine Mischung aus Thrawn und Mon Mothma wirkt, wie auch daran zu bestimmen, welche Einflüsse Bwua’tu dazu bringen könnten abzudanken. Bedauerlicherweise scheint er nicht zu denen zu gehören, die sich frühzeitig zur Ruhe setzen.«

Bremsin wirkte unbesorgt. »Halten.«

Treen nickte. »Gehe mit bei zweihundert.«

Lecersen ging ebenfalls mit. Ein Aufdecken der Karten später hatte Treen einen Abschuss und Lecersen noch einen weiteren.

Bei der dritten und letzten Runde mit den Karten, die sie auf der Hand hatten, erhöhte Treen das Einsatzlimit auf eintausend. Die anderen gingen mit. Dann legte die Kuati-Senatorin den Blauen Wesir ab, eine starke Karte. »Und was, wenn er sich unseren Bemühungen widersetzt, ihn vorzeitig in den Ruhestand zu schicken?«

Lecersen lächelte und legte die Rote Kurtisane ab, deren Willen-Wert den des Wesirs überstieg.

»Dann werden wir natürlich jemanden suchen, der ihn umbringt.« Jaxton spielte den Schwarzen Imperator aus, der alles andere übertrumpfte.

Bramsin stieß ein leises, verdrossenes Seufzen aus. Er warf seine Karte mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch, um deutlich zu machen, dass sie weder Jaxtons Karte noch die von Treen überbieten konnte.

Der Kartengeberdroide sammelte die Karten ein. »Ein Abschuss für Lecersen. Zwei Abschüsse für Jaxton, plus zehn für eine komplett gespielte Hand. Die Endergebnisse dieser Runde: Treen eins, Lecersen vier, Jaxton zwölf, Bramsin zwei. Lecersen eröffnet die nächste Runde.«

Jaxton wirkte zufrieden, als die Einsätze vor den anderen Spielern verschwanden und sein eigener auf VIERTAUSEND CREDITS anschwoll. Er lächelte die anderen an. »Ihr solltet den Neuling nicht unterschätzen!«