27. Kapitel
Jagged Fel, der eine zwar teure, aber dezente schwarze Kombination im Uniformstil trug, wandte sich unauffällig von den beiden GAS-Trupplern ab, die draußen vor dem Speisezimmer warteten, das er im Pangalactus reserviert hatte, ehe er leise mit dem rodianischen Geschäftsführer sprach.
»Es tut mir leid«, sagte Jagged. »Unsere Reservierung sollte streng vertraulich behandelt werden. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie einen anderen Raum für uns herrichten könnten. Irgendeinen anderen Raum.«
Die Stimme des Rodianers, ein einziges Singsang angesichts der schwierigen Aufgabe, mit rodianischen Stimmbändern Worte in Basic zu formulieren, klang nicht im Geringsten betrübt.
»Selbstverständlich. Womöglich ist dies zwar mit einer beträchtlichen Wartezeit verbunden …«
»Verzeihen Sie, Sir«, unterbrach der Protokolldroide des Rodianers, ein männliches Modell mit einer mattbronzenen Beschichtung. Er hielt ein kleines Datapad in der Hand. »Momentan ist ein weiterer Raum verfügbar. Die Gruppe, die ihn reserviert hat, besteht aus wundervollen Gästen, die womöglich bereit wären, heute Abend zu tauschen, und wir könnten ihn in wenigen Minuten ganz nach Ihren Wünschen herrichten.«
»Dafür wären wir ausgesprochen dankbar«, sagte Jag. »Bitte richten Sie ihnen meinen Dank aus und setzen sie ihre Ausgaben auf meine Rechnung!«
»Natürlich, Sir.«
Der Geschäftsführer wartete, während der Protokolldroide die entsprechenden Vorkehrungen traf, ehe er Jag und seine Gruppe zu einem neuen Speisezimmer führte.
Jaina ging neben Jag her. »Sehr weltmännisch von dir. Der jugendliche Pilot, der du damals im Yuuzhan-Vong-Krieg warst, hatte nichts von diesem gesellschaftlichen Anstand.«
Er schlang seinen Arm um den ihren. »Du wärst überrascht. In hochrangigen Chiss-Militärfamilien lernt man wesentlich mehr als Kriegsführung.«
Im Gänsemarsch betraten sie die neue Kammer – erst zwei imperiale Sicherheitsbeamte, dann Jag und Jaina, dann Han und Leia, Allana, C-3PO und R2-D2 und schließlich zwei weitere Sicherheitsleute. Der Rest von Jags Eskorte war an den Eingängen ins Pangalactus postiert. Die Kammer wurde von einem zentralen Tisch aus goldenem Holz beherrscht, der von Sonnenlicht durchtränkt wirkte – tatsächlich glomm er sogar schwach –, und dazu passenden Polsterstühlen. Die Wände zeigten grüne Wiesen, auf drei Seiten rot-blaue Berge in der Ferne und auf der vierten Seite eine moderne Stadt, die sich in der Entfernung abzeichnete. Luftgleiter von leicht veralteter Bauweise flogen in geordneten Spuren über der Stadt.
Leia blieb stehen, als sie das Panorama erkannte, und langsam breitete sich ein Lächeln über ihrem Gesicht aus. »Das ist Alderaan! Jag, das hättest du nicht tun müssen.«
»Natürlich musste ich das.« Jag hielt Jaina einen Stuhl hin, ehe er selbst Platz nahm. »Sonst ist keiner von uns an einem Ort aufgewachsen, der auch nur annähernd so schön ist. Jedenfalls nicht dauerhaft.«
Der bronzene Protokolldroide trat als Letzter ein, während die Sicherheitsbeamten die Kammer nach Abhörgeräten absuchten und sich die Droiden an einer der Bergwände aufstellten.
Der Protokolldroide nahm ihre Getränkebestellung entgegen, versprach, unverzüglich einen Kellner zu schicken, und watschelte hinaus.
Allana begutachtete ihr Tafelmesser, als würde sie ein Lichtschwert inspizieren. »Was servieren die hier? Ich hoffe, es gibt nicht bloß corellianisches Essen, so wie das, was Han kocht. Das ist zu scharf.«
Han wirkte verletzt. »Gib der corellianischen Küche noch ein paar Jahre mehr Zeit! Du gewöhnst dich schon dran.«
Jag grinste und fuhr mit einer Hand über die Tischplatte. »Die haben hier alles Mögliche, Amelia. Corellianisch, traditionelles Schnittfleisch und Fleischspieße, Meeresfrüchte auf Mon-Cal-Art, einige an die gehobene Küche angepasste Variationen von Militärverpflegungspaketen für ältere Soldaten wie mich, Hapanisch …«
»Hapanisch?« Allana strahlte.
»Das Beste außerhalb des Konsortiums.«
»Lokale Holokamera-Datenströme deaktiviert.« Das war einer der Sicherheitsmänner, ein Chiss. Sein Tonfall war gedämpft und unaufdringlich. »Keine Abhörgeräte gefunden.«
»Krankheitserreger: null.« Die dunkelhäutige Menschenfrau mit dem Elektroschnüffler in der Hand schaute ein bisschen unsicher drein. »Es liegen so viele exotische Gewürze in der Luft, dass ich die Bandbreite der zulässigen Toxizität merklich erhöhen musste.«
Jag stieß ein Seufzen aus.
Leia schenkte ihm ein Lächeln. »Gewöhn dich daran!«
Lecersen und Treen verfolgten auf dem Monitor, wie die Fel-Gruppe die Kammer betrat, sahen zu, wie der bronzene Droide ihnen folgte und sie dann einige Minuten später wieder verließ.
»Wir haben keine Holocam-Aufnahmen von drinnen«, erklärte Lecersen. »Hätten wir im Innern des Raums eine Kamera angebracht, wäre sie mit Sicherheit entdeckt worden. In einigen Minuten haben wir wieder Bild und Ton.«
»Aha.«
»Zeigen Sie uns bitte unseren Hauptakteur!«
Der Monitor schaltete wieder zu einer Ansicht von Kester Tolanns Kammer um. Die
Nachbildung des Todessterns, die ihn umgab, hatte sich verändert, und er lehnte sich in seinem Sessel nach vorn, hingerissen von den simulierten Ereignissen, die sich vor ihm abspielten.
Auf der Hauptwand standen drei Gestalten im Mittelpunkt. Zwei von ihnen hatten Tolann den Rücken zugewandt. Beherrscht wurde die Szene von Darth Vader, schwarz und unverkennbar.
Kaum zu erkennen, da sie vor Vader stand und bloß zu sehen war, wenn auf einer Seite des Dunklen Lords der Sith ein Arm oder ihr Kopf auftauchten, war die achtzehn Jahre alte Prinzessin Leia Organa, Senatorin von Alderaan, in staatstragendem Weiß gekleidet, das Haar zu seitlichen Haarknoten geflochten, wie man sie heute bloß noch selten sah. Hinter Leia stand ein stattlich gebauter, älterer Mann in einer grauen Paradeuniform, der in Leias und Tolanns Richtung blickte, gerade weit genug am Rand, dass sein Antlitz erkennbar blieb – Großmoff Tarkin, der Erbauer des Todessterns. Und auf dem übergroßen Monitorschirm hinter Tarkin zeichnete sich ein Planet ab, blau und wunderschön, umgeben von Weltraum und Sternen.
Senatorin Treens Kinnlade klappte herunter. Sie fummelte an ihrer Tasse Kaf herum, als sie ihr beinahe aus den Fingern glitt.
Tarkin sprach gerade. »Gewissermaßen haben Sie den Planeten ausgewählt, der als Erster vernichtet werden wird. Da es Ihnen widerstrebt, uns mit der Lage des Rebellenstützpunktes bekannt zu machen, werden wir unsere Zerstörungskraft an Ihrem Heimatplaneten unter Beweis stellen … an Alderaan.«
Senatorin Leia drängte nach vorn. Ihre Körpersprache – das bisschen davon, das zu sehen war – war bittend, flehend. Als sie sprach, war ihre Stimme nicht ganz die ihre, nicht ganz die Stimme, an die sich Lecersen so viele Jahre über gewöhnt hatte. Ihr Tonfall war ein bisschen höher und barg die kurzen Laute des Coruscanti-Akzents, beinahe identisch mit dem von Tarkin, dessen sich so viele Senatoren und andere Politiker in den alten Tagen des Imperiums befleißigt hatten, selbst wenn sie nicht von Coruscant stammten. »Nein! Alderaan ist friedlich. Wir haben keine Waffen. Ihr könnt unmöglich …«
Tarkins Stimme wurde schroff, gebieterisch. »Ziehen Sie ein anderes Ziel vor? Ein militärisches Ziel? Dann nennen Sie das System!«
Treen lachte. Nein, zu Lecersens Überraschung kicherte sie wie ein kleines Mädchen. Dann fixierte sie Lecersen mit einem Blick, in dem halb Belustigung und halb Empörung mitschwang.
»Das zeugt von außerordentlich schlechtem Geschmack.«
Er nickte. »Ja, nicht wahr? Das ist eine Nachgestaltung, basierend auf Leias eigenen Memoiren und den Standardberichten, die Vader und Großmoff Tarkin eingereicht haben.
Bewunderer der Palpatine-Ära sind verrückt danach. Allerdings steht diese spezielle Aufnahme auf keiner offiziellen Angebotsübersicht. Man muss davon wissen und direkt danach fragen. Wie auch immer, wenn Alderaan explodiert, ist das Tolanns Signal zuzuschlagen.«
Tatsächlich hatte Tolann zwei Gegenstände aus einer Innentasche hervorgeholt. Eins war ein kleiner silberner Zylinder mit Schaltkreisen und winzigen Buchstaben in Schablonenschrift darauf.
Das andere war ein rundes Gerät von der Größe und Form einer großen Credmünze, mit einem Knopf in der Mitte.
Treen ersparte Lecersen die Frage. Sie schien Mühe zu haben, weiteres Gelächter zu unterdrücken.
»Bei dem Zylinder handelt es sich um einen Mikrothermaldetonator von der Art, wie ihn YVH-Droiden einsetzen. Den wird er gegen die Wand werfen, um sie einzureißen. Der Zünder in der linken Hand ist mit einem identischen Sprengsatz verbunden, den er um seinen Körper geschnallt hat. Sein Plan sieht vor, zu Fel zu stürmen, seine Arme um den Staatschef zu schlingen und dann den Zünder zu betätigen.«
»Aha.«
Auf dem Bildschirm ging von der unteren Ecke des Sichtfensters des Sternenzerstörers eine gleißende grüne Energielanze aus, die Alderaan traf. Kester Tolann schleuderte seinen Detonator gegen den Sockel der Wand.
Alderaan explodierte, und dann flog unter Feuer und Rauch die gesamte Wand in die Luft, die gerade noch das Bild von vor mehr als vierzig Jahren gezeigt hatte.
Jaina machte gerade den Mund auf, um auf eine Witzelei zu reagieren, als die Wand hinter ihr explodierte.
Die Detonation erfolgte direkt hinter der Sicherheitsbeamtin, die verkündet hatte, dass die Umgebung frei von Giftstoffen sei. Die Flammenwoge erfasste sie und schleuderte sie nach vorn.
Ihr um sich schlagender Körper wirbelte an Allana vorbei, die rechts von Jaina saß, und krachte mitten auf den Tisch. Allana kreischte, doch das Geräusch wurde größtenteils vom Dröhnen der Explosion verschluckt.
Jag, am Ende des Tisches, links von Jaina, wirbelte zur Quelle der Explosion herum. Er hielt seinen Blaster in der Hand.
Jaina katapultierte sich zur Seite, schnappte sich Allana und trug das kleine Mädchen mit einem Satz zur Tür der Kammer hinüber. Am Rande ihres Blickfelds sah sie, wie ihre Eltern gegen die Seite des Tisches stießen. Die Tischplatte neigte sich, als das schwere Möbelstück in Richtung der Explosionsquelle kippte.
Aus dem Rauch und dem Feuer tauchte eine Gestalt auf, durch ein Loch, das in die nächste Kammer führte. Groß und schlank, war der Mann in Schwarz gekleidet und hatte die Arme ausgebreitet, als würde er auf eine Geliebte zulaufen.
Sieben – als sie auf dem Boden landete und sich abrollte, sah Jaina sieben Blasterschüsse aufflammen, die auf den Eindringling zuschossen, einer von jedem der überlebenden Sicherheitskräfte sowie jeweils zwei von Jag und ihrem Vater. Dampf stieg von jedem Treffer auf, als die Blasterladungen Haut und Fleisch darunter vaporisierten. Der Eindringling zuckte zurück und erschauerte, aber er kippte nicht nach hinten um. Sein Vorwärtsschwung glich die Wucht der Einschläge aus, und er blieb abrupt stehen. Sein Gesicht war schlaff. Jaina wusste, dass die Lebensspanne, die ihm noch blieb, in Herzschlägen gemessen werden konnte, gerade lange genug, dass sich der Schock durch sein Nervensystem ausbreitete und sein Gehirn darüber informierte, dass es Zeit war, gewisse Körperfunktionen einzustellen.
Dann wurden zu beiden Seiten des Eindringlings zwei weitere Löcher in die Wand gerissen.
Mit einem Mal wurde er von düsteren, skelettartigen Droiden mit glühenden roten Sensoraugen und Waffensystemen flankiert, die aus Armen und Rümpfen ragten.
Es waren Yuuzhan-Vong-Hunter, die tödlichsten Jägerdroiden, die seit den Zeiten der Alten Republik und den Zerstörerdroiden jener Ära gebaut worden waren.
Der menschliche Eindringling schaute nach links zu einem der YVH-Droiden. Eine gewisse Verwirrung war in seinem Gesicht abzulesen. Dann gaben seine Knie nach, und er fiel nach hinten.
Die YVH-Droiden schwangen die Läufe ihrer Waffen zu Jainas Eltern herum und rückten vor.
Der taktische Kampfcomputer in Jainas Verstand ging ihre Optionen durch. Allana in Sicherheit bringen? Hierbleiben und dem Mädchen Deckung geben? Angreifen? Sie brauchte einen Sekundenbruchteil, um zum Schluss zu gelangen, dass diese dritte Möglichkeit das beste Vorgehen war. Sie drückte Allana auf den Boden und aktivierte ihr Lichtschwert. Mit einem Satz sprang sie vorwärts und schwang ihre Waffe mit der Schnelligkeit und Wildheit einer der am besten ausgebildeten Jedi-Ritterinnen der neueren Geschichte.
Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie die umgekippte Tischplatte unter dem Hagel von Blastersalven aus den Waffensystemen im rechten Arm der Droiden in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Ihr Vater und Jag, Schulter an Schulter und über die Kante des ruinierten Tisches hinweg kaum zu erkennen, jagten den Droiden Blastersalve um Blastersalve in die Schädel. Ihre Mutter stand mit aktiviertem Lichtschwert da, um einen Teil des Blasterfeuers der Droiden abzufangen und abzulenken, vielleicht einen von drei Schüssen.
Der YVH-Droide zur Linken, der Jaina um zwei Meter näher war, reagierte auf ihren Angriff. An seinem linken Arm bildete sich ein Blitz, der eine elektronische Entladung ankündigte.
Doch ihr machtverstärkter Sprint brachte sie neben den Droiden, bevor er auf sie feuern konnte, und sie holte mit ihrer Klinge aus.
Der Instinkt riet einem Jedi, einem gut gepanzerten Widersacher, der sofort zu Fall gebracht werden musste, den Kopf abzutrennen. Doch sie ignorierte diesen Instinkt. Die Köpfe von YVH-Droiden waren mit einer Reihe von Streben aus einer Laminaniumlegierung fest oben auf ihre Leiber montiert, deren Umrisse den Konturen des Halses eines Sportlers nachempfunden waren. Ein einzelner Lichtschwerthieb musste mehrere davon durchtrennen, um einem YVH-Droiden den Kopf abzuschlagen. Stattdessen schlug sie niedrig zu, unterhalb des Brustkorbs. Ein einziger dick gepanzerter Metallstrang, vergleichbar mit der Wirbelsäule eines Menschen, hielt den Oberkörper auf dem Becken. Dicker als zwei Halsstreben zusammen, befand sich der Strang im Gegensatz zum Hals in einem Neunzig-Grad-Winkel zum Boden und würde ein Lichtschwert nicht abprallen lassen. Jaina traf ihn mit ihrer ganzen Wucht und Stärke.
Vom Aufschlagpunkt ging ein gleißender Blitz aus, begleitet von einem Zapp-Laut, der selbst über das Brüllen der Blaster hinweg anschwoll, und mit einem Mal fiel dieser Droide in zwei Teile auseinander.
Damit war der YVH jedoch nicht außer Gefecht gesetzt, bloß beeinträchtigt. All seine primären Waffensysteme funktionierten noch. Als der Droide fiel, wirbelte Jaina ihr Lichtschwert herum und stieß damit zu. Die Spitze der glühenden Klinge drang dort in den Rückgratschaft ein, wo er durchtrennt worden war. Die Klinge glitt den Schaft der Länge nach hinauf, begradigte das gekrümmte Rückgrat und drang durch den Hals in den Schädel des Droiden, um so von einer ungepanzerten Stelle aus einzudringen. Jainas Angriff zerstörte die essenziellen kognitiven Prozessoren, bevor der Droide schließlich zu Boden krachte.
Woraufhin Jaina zwei Meter vom gleichermaßen gefährlichen Partner des Droiden entfernt stand, während ihre Klinge in einem Laminanium-Kadaver steckte.
Der zweite Droide sah sie nicht an. Er hielt seinen verheerenden Beschuss weiterhin auf Jag und ihren Vater gerichtet. Sein Rumpf schwenkte jedoch zu Jaina herum, und ein Fach öffnete sich.
Dahinter konnte Jaina zwei parallele Reihen Mikroraketensprengköpfe erkennen. Sie schaltete ihr Lichtschwert aus und hoffte, dass es ihr gelingen würde, der ersten Rakete auszuweichen, damit sie Zeit hatte, ihre Waffe wieder zu aktivieren.
Dann wurde der verbliebene YVH-Droide zurückgewirbelt, fort von ihr. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Jaina ihre Mutter sehen, die als Fokus für die Machttechnik, die sie soeben angewandt hatte, eine Geste vollführte und damit einen telekinetischen Stoß abgab. Als der Droide auf das Loch zusegelte, durch das er den Raum betreten hatte, deckten Jag, ihr Vater und die Sicherheitskräfte das offene Raketenfach mit Blasterfeuer ein.
Der Droide wurde in die Kammer zurückkatapultiert, aus der er gekommen war, und explodierte, in Stücke gerissen von der gleichzeitigen Detonation seines gesamten Arsenals an Mikroraketen. Leia und Jaina schützten ihre Augen mit den Armen und drehten sich von der Explosion weg. Han und Jag ließen sich hinter die Reste dessen fallen, was von dem Tisch noch übrig war.
Und dann senkte sich Stille herab.
Relative Stille. Als Jainas Hörvermögen langsam zurückkehrte, konnte sie Alarmsirenen hören, bestürzte Rufe draußen im Korridor, eine farbenfrohe und mehrsprachige Reihe von Flüchen von ihrem Vater.
Leia deaktivierte ihr Lichtschwert und eilte zu Allana hinüber, die mit großen Augen, aber unverletzt dort lag, wo Jaina sie zurückgelassen hatte. Jag erhob sich, und sein Blaster schwenkte über die Löcher, durch die der Eindringling und die Droiden hereingekommen waren. Mit einem Mal war er in Dreipunktformation von seinen überlebenden Sicherheitsbeamten umgeben. Weitere Sicherheitsleute stürmten durch die Tür. In diesem ersten Augenblick eröffneten sie und Han beinahe das Feuer aufeinander, bevor sie sich als Verbündete erkannten. C-3PO watschelte hin und her, die Hände in die Luft erhoben. R2-D2, dessen zylinderförmiger Körper jetzt vom kohleschwarzen Brandmal einer Blastersalve geziert wurde, blieb, wo er war. Sein Kuppelkopf drehte sich, während er Daten auswertete.
Jaina sah, wie ihr Vater an die Seite ihrer Mutter eilte, ehe er sich dicht zu ihr beugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. In der Annahme, dass es vielleicht wichtig war zu wissen, was sie sagten, setzte sie die Macht ein, um ihr Hörvermögen zu verstärken.
»Jetzt wissen wir, warum Daala Zeit geschunden hat«, meinte Han. Er streckte die Hände nach unten, um Allana in seine Arme zu ziehen. »Und das macht mich wirklich sauer.«
Treen und Lecersen verfolgten auf drei Monitoren, wie sich der gesamte Zwischenfall abspielte. Einer der Bildschirme zeigte die Holocam-Aufnahmen von Tolanns Sichtgerät, das auch nach dessen Tod noch weiterhin Teile des Attentatsversuchs als verzerrte Breitbandbilder aufzeichnete. Die anderen beiden zeigten die Datenströme durch die Optiksensoren der YVH-Droiden, bis beide nacheinander zerstört wurden.
Als der zweite YVH-Videostrom abbrach und bloß noch statisches Rauschen kam, verkündete der leitende Kom-Offizier: »Fünf Sekunden.«
Lecersen wandte sich an Treen. »Sie sehen, wie schwierig es ist, Fel zu neutralisieren, wenn seine Jedi-Freundin und andere Jedi zugegen sind.«
Sie nickte. »Durchaus. Dann werten Sie diesen Versuch also als Fehlschlag?«
»Nein, als einen Erfolg auf der erwarteten Ebene.« Er drückte einen Knopf an der Armlehne seines Sessels. »Lassen Sie uns verschwinden!«
Aus einem Lautsprecher an der Decke antwortete eine dünne Stimme: »Ja, Sir.« Die Passagiere verlagerten fast unmerklich ihr Gewicht, als sich der getarnte Gleiter in Bewegung setzte.
Lecersen deutete auf den Tolann-Videostrom. Jetzt war in übertriebener, verzerrter Großaufnahme ein imperialer Sicherheitsbeamter zu sehen, der sich über Tolanns Leichnam beugte und neugierig die Hand nach dem Visor ausstreckte. »Diese Aufnahmen werden den Nachrichtensendern in die Hände fallen. Staatschef angegriffen – gerettet von Jedi. Staatschef speist mit GA-Jedi-Unterhändlern. Staatschef diniert mit langjährigen Feinden des Galaktischen Imperiums. Staatschef sagt ein sehr böses Wort. Staatschef bringt kleines Mädchen in Gefahr.«
Lecersen zuckte die Schultern. »Die Geschichte wird für ein Dutzend verschiedene Zielgruppen auf ein Dutzend verschiedene Arten gebracht werden, und jedes Mal wird Jagged Fel dabei einen schlechteren Eindruck hinterlassen. Wie bei dem Feldzug gegen Daala bauen wir die Sache Schicht für Schicht auf, im Laufe der Zeit.«
»Natürlich.«
»Wie auch immer, die Ermittlungen werden unseren Möchtegern-Attentäter mit gleichgesinnten reaktionären Traditionalisten in Verbindung bringen«, fuhr Lecersen fort. »Doch das wird die Jedi nicht in die Irre führen. Sie werden die gefälschten Dokumente und die manipulierten Kommunikationsaufzeichnungen durchschauen – und annehmen, dass Staatschefin Daala die Schuld daran trifft.«
»Das will ich hoffen! Wussten Sie, dass das kleine Mädchen dort sein würde?«
Lecersen räusperte sich unbehaglich, bevor er antwortete. »Nein. Sie stand nicht auf der Reservierungsliste. Ich nehme an, sie ist zu jung, um als Gast zu zählen. Ich bin ausgesprochen froh, dass sie überlebt hat.«
Treens Miene wurde nachdenklich. »Ich bin mir da nicht so sicher. Wäre die Tochter der Solos getötet worden …« Sie wandte sich an Lecersen und zog eine Schnute. »Ich glaube, wenn sie gestorben wäre, hätte Han Solo Daala für uns erledigt.«