19. Kapitel

Sie brauchten nicht lange zu warten. Eine Stunde, nachdem sie erstmals den Gipfel erklommen hatten, sah Ben die ersten Clan-Mitglieder aus dem Wald strömen. Tasander führte sie an. Als mehr und immer mehr zwischen den Bäumen auftauchten, wies Tasander einige an, den Hügel hochzusteigen, während sich andere an der Baumlinie entlangbewegten, die den Felsen umgab. Innerhalb kurzer Zeit gelangten Männer und Frauen auf den Gipfel hinauf, legten ihre Schlafsäcke aus und stellten, wo immer möglich, Zelte auf. Jene unten kamen mit hastig abgeschlagenen Pfosten zwischen den Bäumen hervor, deren Enden sie mit langen, scharfen Klingen anspitzten.

Ben schluckte schwer. Mit einem Mal traf ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines Hammerschlags. Sie befanden sich tatsächlich im Krieg, bereiteten Befestigungsanlagen vor, um sich zu verteidigen. Er war während eines Kriegs geboren worden und hatte als Junge und als Jugendlicher in anderen gekämpft. Jetzt herrschte wieder Krieg, ganz gleich, wie klein das Ausmaß auch sein mochte. Er fragte sich, ob er immer an dem einen oder anderen Krieg beteiligt sein würde.

Dann ließ er sich die Vergangenheit seines Vaters durch den Kopf gehen und kannte die Antwort darauf.

Auch sein Vater war zu sehen, auf halbem Weg den Hügel hinab. Luke hüpfte von Stein zu Stein, landete, wankte auf jedem Ausguck vor und zurück, sprang dann zum nächsten weiter, der in Reichweite war. Ben wusste, was er da tat: Er überprüfte das Gelände, um sich den Heimvorteil zu verschaffen, falls ihm Gegner zu Leibe rücken sollten.

Ben hörte, wie sich Drola und Halliava bei den Neuankömmlingen danach erkundigten, ob sie den Grund für die ganze Aufregung wüssten, und schließlich bekamen sie ihre Antwort. Wir schützen uns gegen die Nachtschwestern. Falls Halliava tatsächlich eine der Nachtschwestern war, würde sie jetzt eine Möglichkeit suchen, ihren Mitverschwörern diese Neuigkeit mitzuteilen. Doch als Ben sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, eilte sie nicht sofort unter dem Vorwand davon, irgendetwas erledigen zu müssen. Mit grimmigem Gesicht trat sie zu Olianne und nahm ihre Tochter wieder in Obhut, ehe sie sich daranmachte, ihr eigenes Lager aufzuschlagen.

Ben fand Dyon auf einem Felsen sitzend, von wo aus er den Südwesthang überblickte und auf seinem Datapad herumtippte. »Was machst du da?«

»Ich schreibe einen Bericht darüber, wie der Tag bislang gelaufen ist.« Dyon schaute nicht auf, und sein Tonfall deutete an, dass er sich größtenteils auf sein Dokument konzentrierte. »Ich werde ihn an Yliri schicken und ihn im Laufe der Nacht aktualisieren.«

»Warum?«

»Ich könnte heute Nacht sterben, Ben. An der Seite von Leuten, die mich kaum kennen, weit weg von Zuhause. Ich möchte, dass die Leute, denen ich am Herzen liege, dann den Grund kennen.«

»Oh.« Mit einem Mal wie vor den Kopf geschlagen, setzte sich Ben auf einen nahen

Felsbrocken. »Es tut mir leid.«

»Was tut dir leid?«

»Es tut mir leid, dass wir dich um deine Hilfe gebeten haben. Nun, dass Han und Leia das getan heben, und dass wir dich darum gebeten haben hierzubleiben.«

»Das muss es nicht.« Dyon stellte sein Getippe einen Moment lang ein, um Ben anzusehen.

»Du weißt doch, dass ich ein Jedi werden wollte, als ich noch jünger war. Dass ich getestet wurde und ein wenig trainiert habe.«

»Ja.«

»Ich wurde aussortiert. Nicht gut genug im Umgang mit der Macht. Das verstand ich, aber am Ende lief es trotzdem darauf hinaus, dass man mir sagte, ich sei einfach nicht gut genug. Nicht nützlich genug.«

Ben zuckte zusammen. »So war das keinesfalls gemeint.«

»Das weiß ich, aber auf emotionaler Ebene hat es genau das für mich bedeutet. Nun, das ist schon in Ordnung. Ich habe andere Dinge gefunden, die mein Leben lohnenswert machen. Und jetzt, in diesen letzten paar Tagen, war es mir möglich, den Jedi – dem Großmeister der Jedi – Hilfe zuteilwerden zu lassen, die er nirgendwo sonst bekommen konnte.« Er zuckte mit den Schultern.

»Wenn ich heute Nacht sterbe, möchte ich die Leute wenigstens wissen lassen, dass ich nicht mit dem Gedanken dahingegangen bin, mein Leben habe keinen Wert gehabt.« Er wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Datapad zu und begann von Neuem zu tippen.

Ben wandte sich ab und ließ den Blick über die letzten paar Dutzend Clan-Mitglieder schweifen, die aus dem Wald strömten.

Genau wie Dyon konnte jeder von ihnen heute Nacht sterben. Einfach, weil sie ihre Clans, ihre Kultur in eine neue Richtung führen wollten, in eine, die sie selbst bestimmten. Er fühlte, wie ihn kalte Wut befiel, Wut auf solche wie Jacen Solo und die Nachtschwestern und die Sith, auf jene, die ihre eigenen Ziele so hoch über das Leben gewöhnlicher Leute stellten wie …

»Wasser?«

Er drehte sich um. Vestara stand vor ihm. Sie trug einen Lederriemen um den Hals, an dem ein einfaches Ledergefäß hing, eine Art Eimer, der Wasser enthielt und an ihrer Hüfte ruhte. Sie tauchte eine langstielige, hölzerne Schöpfkelle ins Wasser und bot sie ihm an.

Er nahm sie entgegen, trank und gab ihr die Kelle zurück. »Kann ich dich etwas fragen?«

»Ich würde doch bloß lügen … oder die Wahrheit sagen.«

»Wo hast du die Credits her?«

»Welche Credits?«

»Genügend Credits, um deine Yacht reparieren zu lassen.«

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich habe kein solches Vermögen, ich besitze keine Yacht, und ich habe keinerlei Reparaturen in Auftrag gegeben.«

»Es gibt wirklich keinen Grund zu lügen. Wir haben die Yacht in Monargs Werkstatt gefunden.«

»Das ist nicht meine Yacht.«

»Nun, dann sagen wir, die, die laut Bergungsrecht dir gehört, da sie im Schlund aufgegeben wurde und du sie übernommen hast.«

»Sie gehört mir trotzdem nicht.«

Er seufzte.

»Also wirklich, Ben.« Sie ließ die Schöpfkelle wieder in den Eimer zurückgleiten. »Du solltest Leuten, die du für deine Feinde hältst, nicht erzählen, was du denkst. Haben deine Eltern dir denn überhaupt nichts beigebracht?« Sie wandte sich ab und marschierte auf eine Gruppe Herabregnender Blätter einige Meter entfernt zu.

Ben nahm es gelassen hin. Natürlich hatten sie ihm einiges beigebracht. Aber vielleicht hatte er immer noch nicht genug gelernt.

CORUSCANT

So viel zum Thema Transpondercodes.

Die Sternenreisende – ein Tarnname für den Millennium Falken, von dem Han geglaubt hatte, dass ihn niemand sonst kannte – war kaum in den Orbit von Coruscant eingetreten, als auch schon zwei Sternenjäger der Aleph-Klasse auftauchten und ihnen folgten. Diese Art der Begleitschiffe wies darauf hin, dass es sich dabei mehr um eine Gefälligkeit, denn um eine Sicherheitseskorte handelte. Die schwer bewaffneten Alephs waren für Wachpostendienste bestens geeignet, hatten jedoch keine Chance, mit einem Schiff wie dem Falken mitzuhalten, falls Han entschied abzuhauen.

Leia gab über die Kom-Konsole einige nähere Angaben durch und schaltete den Transmitter dann aus. »Sie haben uns die Landekoordinaten gegeben. Auf dem Platz außerhalb des Senatsgebäudes.«

Han zog eine Grimasse. »Dann wollen sie den Medien also eine Show bieten – um unsere Verhaftung kann es dabei allerdings nicht gehen.« Er stieß einen Daumen nach achtern, in Richtung der Alephs. »Falls die vorhätten, uns zu verhaften, hätten sie etwas geschickt, das mit uns mithalten kann.«

»Vermutlich«, sagte Leia. »Aber ich habe trotzdem nach Jaina geschickt, nur für den Fall.

Sie hat die Erlaubnis, sich mit uns zu treffen, um sich um Allana und Anji zu kümmern.«

Vom Passagiersitz hinter Leia meldete sich Allana zu Wort: »Sie bringt Meisterin Cilghal mit, richtig?«

»Anjis Zustand ist nicht mehr kritisch«, erwiderte Leia. »Sie wird zurechtkommen, bis du sie zusammen mit Jaina auf die Krankenstation bringst. Meisterin Cilghal muss bloß ein paar Tests durchführen. Danach wird sie euch vermutlich beide nach Hause schicken, damit ihr euch ausruht.«

»Seid ihr euch da sicher?«

»Ziemlich sicher«, meinte Han. »Aber es ist besser für Cilghal, auf der Krankenstation auf dich zu warten, damit dann alles bereit ist, sodass sie gleich mit den Tests anfangen kann.«

»Ich schätze, das macht Sinn«, sagte Allana. »Aber sie sollte sich lieber bereit halten. Anji mag es nicht, Kopfschmerzen zu haben.«

Als sie sich dem Senatsgebäude näherten, konnte Han sehen, dass sich dort tatsächlich eine Menge versammelt hatte, die aus gut gekleideten Politikern, hell gekleideten, von ihren Produktionsteams umringten Holo-Reportern und uniformierten Sicherheitsbeamten bestand. Alle warteten am Rande der Landezone, die man dem Falken zugewiesen hatte. Dieser Umstand trug nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben. Es war schon schlimm genug, sich einer Meute stellen zu müssen, bei der die Gefahr bestand, dass jemand darunter war, dem er Geld schuldete – nun, zumindest war das in der guten alten Zeit so gewesen. Jetzt konnte es sich bei jedem Mitglied der Menge um einen alten Feind oder einen Killer handeln, der von einem alten Feind bezahlt worden war. Selbst an guten Tagen und angesichts jubelnder Leute hatte er nicht viel für solche Zuschauermassen übrig. Und in Zeiten wie diesen war es noch schlimmer. Spott, Vorladungen … so etwas ärgerte ihn immer. Er lächelte. Natürlich ließ er sich davon nicht runterziehen. Es verärgerte ihn bloß.

Sie legten an der zugewiesenen Stelle, die von Sicherheitsgleitern und Pressefahrzeugen umringt war, eine butterweiche Landung hin. Han und Leia gingen eine sehr verkürzte Nachflug-Checkliste durch und fuhren dann die Energie herunter, ehe sie sich oben an der Einstiegsrampe mit den Droiden trafen. Nachdem sie Allana angewiesen hatten, mit Anji an Bord zu warten, drückte Han den Knopf, um die Rampe abzusenken.

Als sie aufsetzte und die Solos und ihre Droiden sie hinabstiegen, trat ihr Begrüßungskomitee in den Schatten des Falken und blieb einige Meter vor der Rampe stehen.

Unter die kleine Gruppe von Offizieren und Trupplern der Coruscant-Sicherheitskräfte mischten sich auch Daala und ihr persönlicher Assistent Wynn Dorvan.

Han warf Leia einen Blick zu, ein schwaches Zucken seiner Augenbrauen, um ihr zu verstehen zu geben, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass die Staatschefin bei ihrer Ankunft persönlich zugegen sein würde. Leias mikroskopisch winziges Achselzucken besagte, dass das auch für sie galt.

Allana, die hinter ihnen in der Luke stand, rief: »He, Jaina!«

Han schaute zur Rückseite der Menge hinüber und sah seine Tochter näher kommen, eine düstere und bemerkenswert kriegerische Gestalt in traditioneller Jedi-Robe. Er winkte erst ihr zu, dann der ganzen Menge. Von Schaulustigen, die keine Regierungsuniform trugen und nicht anderweitig voreingenommen waren, ging verhaltener Jubel aus.

Die Solos blieben am unteren Ende der Rampe stehen. Halb im Spaß kreuzte Han seine Handgelenke und hielt sie der Reihe nach den drei Sicherheitstrupplern hin, die ihm am nächsten waren.

»Ach, seien Sie nicht albern!« Daala trat vor. Sie streckte ihre Hand aus, um erst die von Han und dann Leias zu schütteln. »Ja, es liegt ein Haftbefehl gegen Sie vor, doch der wird heute nicht vollstreckt.«

Sobald sie sich aus Daalas Griff gelöst hatte, betrachtete Leia ihre Hand, als würde sie rasch die Finger durchzählen, ehe sie die Aufmerksamkeit wieder der Staatschefin zuwandte. »Nun, das klingt vielversprechend … Aber dürfte ich fragen, warum nicht?«

»Weil einige Probleme komplizierte Lösungen erfordern, und bedauerlicherweise sind Verhaftungen und Verurteilungen meist nicht sonderlich kompliziert.« Daala schaute an ihren Schultern vorbei, hoch zu Allana. »Und du musst Amelia Solo sein!«

In Allanas Stimme lag keine Spur von Ehrfurcht oder Einschüchterung, als sie antwortete: »Ich soll hier warten. Ich habe einen verletzten Nexu.«

»Einen … Nexu?« Daalas Augen weiteten sich und kehrten zu den erwachsenen Solos zurück. »Ist das ihr Haustier?«

Han tat so, als wäre es das Normalste auf der Welt. »Sie versteht sich gut mit Tieren.« Er sah sich um, noch immer bemüht dahinterzukommen, was Daala im Schilde führte. Dann sagte er:

»Nun, danke, dass Sie hergekommen sind, um uns zu begrüßen, aber es war eine lange Reise. Falls es Ihnen nichts ausmacht, denke ich, werden wir einfach …«

» Nach unserer Besprechung, falls es Ihnen nichts ausmacht!« Das war keine Bitte von Daala. Ihr Blick schweifte wieder die Rampe hinauf zu Allana. »Werden Amelia und ihr Nexu uns begleiten?«

Han schaute zu Leia hinüber, die bloß die Schultern zuckte und meinte: »Nein, ihre Schwester Jaina ist hier, um sie abzuholen.«

Daala folgte ihren Blicken zu der Stelle, wo Jaina hinter den Reihen der Coruscant-Sicherheitskräfte stand. »Aha. Nun, ich hoffe, die junge Amelia hat einen schönen Tag mit ihrer Schwester.«

Dorvan winkte den Sicherheitstrupplern zu, die Jaina am nächsten waren, und bedeutete ihnen, die Jedi durchzulassen. Wenige Augenblicke später ging Jaina nach einem Durcheinander rascher Umarmungen an Bord des Falken, um Allana und ihren Nexu zu holen. Han und Leia wurden von Daalas Gefolge vereinnahmt und in Richtung Senatsgebäude geführt.

Sie nahmen in ihrem schimmernden Büro Platz. Bloß die Solos, Daala und Dorvan waren zugegen. Daala drückte einige Knöpfe, und die Tür glitt zu. »Ich zeichne unser Gespräch übrigens auf. Nicht, um Beweismittel für ein Verfahren zu sammeln, sondern um Belege für gewisse Übereinkünfte zu haben, zu denen wir vielleicht gelangen.«

Leia lächelte. »Dennoch wäre es wohl kaum in unserem Interesse, Ihnen gegenüber irgendwelche Ballerorgien oder Schmuggelaktivitäten einzugestehen.«

»Vermutlich nicht«, entgegnete Daala. »Aber wir sind nicht hier, um über Gnadengesuche zu reden.«

Han rutschte unruhig herum. »Warum sind wir denn dann hier? Irgendwie hatte ich mich schon darauf gefreut, rechtzeitig zum Abendessen gegen Kaution aus dem Gefängnis geholt zu werden. Ein Gespräch wie dieses könnte lange dauern und mir den Abend versauen.«

»Und mir auch.« Daala lehnte sich zurück, eine Haltung, die fast entspannt wirkte. »Ich sage Ihnen, was ich will. Ich möchte, dass Sie beide dem Jedi-Orden ein Angebot unterbreiten und mir auf diese Weise vielleicht dabei helfen, diese Angelegenheit zu klären.«

»Für wen genau sollen wir als Fürsprecher auftreten?«, fragte Leia. »Ich bin sicher, Sie erwarten nicht von uns, Sie zu repräsentieren.«

»Ich erwarte, dass Sie beide tun, was für die Galaktische Allianz am besten ist«, konterte Daala ein bisschen schärfer, »nämlich, den beiden Seiten dabei zu helfen, die gegenwärtigen Spannungen beizulegen und den Jedi-Orden wieder zu seiner langjährigen Rolle als Aktivposten der Regierung zu verhelfen. Solange Sie auf dieses Ziel hinarbeiten und Fortschritte vorweisen können, wird die Regierung über Ihre jüngste Vergehensserie hinwegsehen, in deren Verlauf Sie mehreren geisteskranken Jedi dabei geholfen haben, den Planeten zu verlassen. Sollten Sie letztlich sogar Erfolg haben, wird die Anklage gegen Sie fallengelassen.«

Han runzelte die Stirn. »Wenn Sie von uns erwarten, uns zu verkaufen, bloß um einigen erfundenen Anklagepunkten gegen uns zu entgehen, sparen Sie uns allen etwas Zeit und verhaften Sie uns gleich jetzt!«

Daala seufzte und rollte mit den Augen in Dorvans Richtung. »Ich sagte Ihnen doch, dass das nicht funktionieren wird.«

Dorvan hob eine Hand, um um Geduld zu bitten, und wandte sich dann an die Solos. »Ihr Argwohn ist verständlich«, meinte er. »Aber darum bittet die Staatschefin Sie überhaupt nicht. Sie sucht bloß nach jemandem, der dabei hilft, dafür zu sorgen, dass sich die Gemüter wieder beruhigen, der ihr Anliegen vorbringt und sieht, ob es nicht irgendwelche vernünftigen Zugeständnisse gibt, einander entgegenzukommen, die für beide Seiten vertretbar sind.«

Han schaute zurück zu Daala. »Vernünftige Zugeständnisse?« Er kam nicht umhin, dass sich ein schiefes Grinsen auf seinen Mund legte. »Derzeit muss es im Sessel der Staatschefin ziemlich heiß hergehen, hm?«

Daalas Blick verhärtete sich, doch Dorvan gab zu: »Besonders seit Cha Niathals Beisetzung. Die Sache beeinträchtigt langsam auch andere Staatsangelegenheiten.«

Han und Leia tauschten einen Blick, und er bedachte sie mit einem leichten Schulterzucken, das Einwilligung signalisierte. »Es gibt da allerdings ein Problem.«

»Ja?«

»Leia ist eine Jedi. Verfälscht das in euren Augen nicht irgendwie unsere Perspektive? Macht uns das nicht irgendwie parteiisch?«

»Absolut.« Daala beugte sich wieder nach vorn. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Han Solo, bei den Streitkräften der Neuen Republik haben Sie den Offiziersrang bekleidet.«

»Oh-oh.«

»Die Rechte und Pflichten dieses Postens haben auch in der Galaktischen Allianz weiterhin Bestand. Und in Zeiten der Not, wie es jetzt der Fall ist, kann die Staatschefin als Oberbefehlshaberin der bewaffneten Streitkräfte pensionierte Offiziere – selbst jene, die nicht zu den Reservetruppen zählen – in den aktiven Dienst zurückversetzen.«

Han sank im Sessel zurück und bedeckte mit einer Hand die Augen. »Sagen Sie es nicht!«

»Tut mir leid, aber das muss ich. Hiermit versetze ich Sie in Ihrem alten Rang als General wieder in den aktiven Militärdienst und übertrage Ihnen die Aufgabe, nach einer vernünftigen Lösung für unser gemeinsames Problem zu suchen. Es sei denn, Sie möchten gern offiziell den Rücktritt von Ihrem Posten erklären, was ich als Zeichen dafür werten werde, dass Sie diesen Auftrag nicht übernehmen wollen und auf die strafrechtliche Nachsicht verzichten, die damit einhergeht – in welchem Fall ich den Haftbefehl gegen Sie vollstrecken lassen muss

Dorvan räusperte sich. »Ihnen wird nicht daran gelegen sein, dass die Öffentlichkeit im Allgemeinen erfährt, dass Sie Moral besitzen und tatsächlich versuchen würden, hier Ihre Pflicht für die Galaktische Allianz zu erfüllen, das ist uns bewusst. Aus diesem Grund bleiben die genauen Bedingungen dieses Abkommens unter uns. Wir werden lediglich bekannt geben, dass die ehemalige Staatschefin, Jedi Leia Solo, und der Allianz-Held und Gauner Han Solo bestrebt sind, die Streitigkeiten zwischen der Regierung und den Jedi aus der Welt zu schaffen.«

Han sah seine Frau prüfend an. »Hat er eben Gauner gesagt?«

»Hat er.«

»Es muss weithin bekannter Gauner heißen, sonst gibt es keinen Deal!«

»Aufgezeichnet und notiert.« Daala schaute zwischen ihnen hin und her. »Dann haben wir also einen Deal?«

»Ich wüsste nicht, wie wir uns dem guten Gewissens verweigern könnten.« Leia lehnte sich vor, um ihre Hand auszustrecken. »Abgemacht!«

Daala schüttelte erst ihre Hand und dann Hans. »General, Sie brauchen einen Adjutanten.«

»Ich habe einen: Ce-Dreipeo.« Es schmerzte Han, diese Worte zu sagen, doch er zog es vor, irgendeinen von der Regierung zugewiesenen Militärattaché aus seinen Angelegenheiten rauszuhalten.

»Ah, Ihr Protokolldroide. Natürlich.« Daala warf ihrem Assistenten einen Blick zu. »Dorvan hat ein kurzes Schriftstück vorbereitet, das umreißt, was ich anzubieten habe.«

Dorvan zog ein einzelnes Blatt handbeschriebenen Flimsis aus der Tasche seines Hemds.

»Natürlich weist es keine Identifikationsmerkmale auf. Sollte es also der Presse in die Hände fallen …«

»Das wird es nicht«, versicherte Leia und pflückte ihm das Blatt aus der Hand. »Wir haben bereits in der Vergangenheit heikle Verhandlungen geführt.«

»Gut«, sagte Daala. »Lassen Sie Dorvan wissen, falls Sie irgendetwas brauchen, das Sie bei Ihren Bemühungen unterstützt – und schicken Sie mir bitte einen täglichen Bericht über Ihre Fortschritte!«

Die Worte klangen wie eine Entlassung, also stand Han ebenso auf wie Leia. Han, der sich seiner erneuerten Pflichten unbehaglich bewusst war, bedachte Daala mit einem nachlässigen Salut, einem, der zu einem weithin bekannten Gauner passte, und wandte sich der Tür zu.

Leia und er sprachen nicht, bis sie den Hauptausgang erreicht hatten und ins Sonnenlicht hinaustraten. »Also … was zur Hölle geht hier vor?«

Leia schüttelte den Kopf. »Sie steckt in Schwierigkeiten. Sie muss den Eindruck erwecken, als würde sie nach einer Lösung suchen.«

»Tut sie das nicht?«, fragte Han.

»Ich schätze, das werden wir wissen, nachdem wir das hier gelesen haben«, meinte Leia und hob das Schriftstück, das Dorvan ihr gegeben hatte. »Doch wie auch immer, zumindest kommen wir nicht in Haft, und sie sorgt dafür, dass sie nicht vollkommen unvernünftig wirkt.«

Sie gingen auf den Falken zu, der fest verschlossen war. Trotzdem waren noch immer Sicherheitskräfte darum herum postiert. »Können wir diese Sache tatsächlich hinkriegen?«

»Vielleicht. Alles, was ich sagen kann, ist, dass es besser ist, hier draußen zu sein und es zu versuchen, als im Gefängnis zu sitzen, ohne etwas zu unternehmen.«