15. Kapitel
SUMPFGEBIET ÖSTLICH DES RAUMHAFENS, DATHOMIR
Han schaltete das Schweißgerät aus und schob die beinahe blickdichte Schutzbrille von seinen Augen nach oben. Er stand im Einstiegsring auf der Steuerbordseite des Millennium Falken.
Die Luke war offen, um die feuchte Nachtluft hereinzulassen. Die Durastahlpanzerplatte, die er gerade an der Außenhülle des Falken angeflickt hatte, war nicht schön auzusehen, würde die Hüllenintegrität im Weltall jedoch aufrechterhalten und den ganzen Schaden ungeschehen machen, der entstanden war, als Zekk die Macht einsetzen musste, um Monargs Schneidbrenner zu sabotieren. Han nickte, zufrieden mit seinem Werk.
»Ein bisschen Grobschliff, ein bisschen Farbe und man wird nicht den geringsten Kratzer mehr sehen.«
Han erschrak und wandte sich nach hinten, um die Sprecherin anzusehen. Leia stand einige Meter von der Zugangsluke entfernt, oben am Ende der Einstiegsrampe, die hochgefahren und eingerastet war. »Schleich dich noch mal an mich ran, wenn ich mit Energiewerkzeugen rumhantiere, Schwester, und eines Tages wird es zu einem unglaublichen Missgeschick kommen!«
Sie grinste. »Ich habe gewartet, bis du das Gerät abgeschaltet hast. Diesmal.«
»Schläft das Kind?«
Sie nickte. »Ich musste ihr versichern, dass wir ihr nicht so lange Hausarrest aufbrummen, bis sie in unserem Alter ist.«
»Ich wünschte, das hättest du nicht getan. Ich wollte uns alle Möglichkeiten offenhalten.«
Han trat von der Luke weg und drückte auf den Knopf, um sie zu schließen. Sie glitt in Position und verriegelte sich mit einem beruhigenden Tschunk.
»Ich habe sie bereits aufs nächste Mal vertröstet, wenn wir auf Dathomir sind, damit sie auf ihrem Rancor reiten kann«, sagte Leia.
»Oh ja, der Rancor. Ich hatte vergessen, dass du ihr versprochen hast, sie könne auf einem reiten.«
Leias Augenbrauen schossen in die Höhe. »Eigentlich war das gar nicht ich, weißt du?«
Han spielte den Unwissenden und lächelte. »So erinnere ich mich aber daran.«
Er ergriff Leias Arm und ging mit ihr zum Cockpit hinauf, um das Schweißgerät und die Schutzbrille unterwegs in einem Spind zu verstauen. »Und wie geht es dem Nexu?«
»Ich denke, sie kommt wieder in Ordnung. Jede Menge Prellungen«, meinte Leia.
C-3PO trödelte im Cockpit herum. Seine Körpersprache war noch unsicherer als gewöhnlich. »Ist alles versiegelt, Sir?«
»Alles versiegelt.« Han ließ sich in den Pilotensitz fallen, der jetzt frei von Allanas Kissen war. »Hast du mit Erzwo alle kosmetischen Korrekturen zu Ende gebracht?«
»Erzwo kümmert sich gerade um die letzten Paneele, die sich im Zuge unserer höchst besorgniserregenden Landung gelöst haben, Sir. Abgesehen davon zeigt Ihre Diagnosetafel, dass alles im grünen Bereich ist – ich glaube, so lautet der Ausdruck.«
Leia nahm wie üblich im Kopilotensitz Platz. »Dreipeo, warum hast du uns nicht direkt informiert, als Erzwo verschwunden ist? Eine Menge von diesem Ärger hätte vermieden werden können.«
»Ach, du liebe Güte! Ich wusste, dass dieses Thema zur Sprache käme. Ich hatte diesbezüglich spezielle Anweisungen von Erzwo, bis eine gewisse Zeit ohne weitere Nachrichten von ihm verstrichen sei. Ich nehme an, er hatte das Gefühl, dass seine Nachforschungen einige Zeit in Anspruch nehmen würden. Und da ich bereits jahrzehntelang die Konsequenzen seiner Neigung ausbaden muss, ohne irgendjemandes Einwilligung die Initiative zu ergreifen, erklärte ich mich damit einverstanden. Ich bedaure zutiefst, dass Miss Allana deshalb in Gefahr geraten ist.«
»Nicht deine Schuld.« Han seufzte. »Wie üblich kann man das allenfalls ihrer Herkunft und ihrem näheren Umfeld anlasten.«
Leia warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Normalerweise reicht es dir doch zu sagen: Es ist nicht meine Schuld, ohne tatsächlich zu einem Schluss darüber zu gelangen, wo genau die Schuld zu suchen ist.«
»Tja, nun. Ungewöhnliche Zeiten. Dreipeo, verschwinde und mach dich vom Acker! Wir lassen dich wissen, wenn wir uns darüber klar geworden sind, was jetzt zu tun ist.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Han wartete, bis sich der goldene Droide watschelnd seinen Weg nach achtern bahnte. »Ich hasse es, das zu sagen, aber wir müssen zurück nach Coruscant.«
»Ich weiß.«
»Wenn Daala verrückt genug ist, Mandos auf die Jedi zu hetzen – auf unsere Tochter –, müssen wir etwas dagegen unternehmen.«
»Dem stimme ich zu.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Seit wann bist du so umgänglich?«
»Seit wann bist du so verantwortungsbewusst?«
Han warf über die Schulter einen Blick in Richtung der Heckbereiche seines Schiffs. Er konnte sie durch die zwischen ihnen liegenden Schottwände nicht sehen, aber Allana war jetzt dort hinten, schlafend, in Sicherheit. »Seit wir eine neue Chance bekommen haben – und ich beschlossen habe, denselben Fehler nicht noch einmal zu machen.«
»Oh, ich denke, ich kann mich darauf verlassen, dass du es auch diesmal wieder vermasselst.« Ihre Worten wirkten nicht verletzend, lediglich belustigt.
»Na, da ist ja das Widerworte gebende Mädchen, das ich geheiratet habe!« Er grinste sie an und nahm die Vorabflug-Checkliste in Angriff. »Willst du Luke kontaktieren und ihm Bescheid geben?«
»Nein.«
Er schaute verwirrt zu ihr auf.
»Ich wollte dir bloß Widerworte geben.« Sie beugte sich vor, um die Kom-Konsole zu aktivieren.
CORUSCANT
Irgendwie hatte sich die Beisetzung von Admiralin Cha Niathal, während Daala nicht hingesehen hatte, in eine morgendliche Prozession verwandelt, der planmäßig eine öffentliche Gedenkfeier folgen sollte, die von wichtigen Nachrichtenagenturen übertragen werden würde.
In ihrem Quartier im Senatsgebäude bemühte sich Daala, das Jackett ihrer frisch gebügelten weißen Paradeuniform zu glätten, während sie Komlink und Datapad in den Händen behielt und sich auf dem Wandmonitor die Berichte von den Prozessionsvorbereitungen ansah. »Dann haben die Coruscant-Sicherheitskräfte den Festzug selbst also abgesegnet. Aber wer dort im Speziellen?«
Die Stimme, die aus ihrem Komlink drang, war männlich und klang defensiv. »Nun, der Name ist auf drei verschiedenen Formularen dreimal anders geschrieben. Es scheint sich um jemanden namens Captain Koltstan zu handeln.«
»Und gibt es bei den Coruscant-Sicherheitskräften einen Captain Koltstan?«
»Nein, Ma’am.«
»Dann ist das offensichtlich nicht der richtige Name. Finden Sie heraus, wer es war. Und wer die Beförderungskosten, die Trommler und die Sicherheitskaution bezahlt hat.« Es läutete an ihrer Tür, um die Ankunft eines Besuchers zu verkünden – und da es sich um ein einfaches Läuten und nicht um die Frage eines Sicherheitsbeamten handelte, war es jemand mit der permanenten Erlaubnis einzutreten. »Herein!«
Die Tür glitt nach oben, und Wynn Dorvan trat ein. Als er sah, dass die Knopfreihen von Daalas Uniform aufgeknöpft waren und das Jackett über ihrem Unterhemd weit aufklaffte, wandte er ihr mit einer unaufdringlichen Anmut den Rücken zu, die nahelegte, dass er bloß vorbeigeschaut hatte, um das Holo eines Supersternenzerstörers zu studieren, das hübsch gerahmt an der weißen Wand vor ihm hing.
»Oh, seien Sie kein Narr!«
»Ma’am?« Das war die Stimme in ihrem Komlink.
»Nicht Sie. Sie, machen Sie sich an die Arbeit, und beschaffen Sie mir Antworten! Daala Ende.« Sie betätigte den Schalter am Komlink mit so großer Wucht, dass es ein nicht nach Militärstandards gefertigtes Gerät zerbrochen hätte. Dann schleuderte sie es auf ein grauweißes Sofa und warf das Datapad gleich hinterher. »Noch weitere Verzögerungen, und ich werde zu spät zum Festzug kommen.« Sie machte sich an ihren Knöpfen zu schaffen. »Was gibt es?«
Dorvan riskierte einen Blick über die Schulter, ehe er sich umdrehte und sie ansah. »Die Sicherheitsleute schätzen, dass bei der Gedenkfeier eine erhöhte Gefahrenstufe besteht.«
Daala blinzelte. »Ich habe gerade mit der Sicherheit gesprochen.«
»Ja, mit der Ermittlungsdivision. Ich spreche aber von der Abteilung, die sich um den Schutz hochrangiger Zielpersonen kümmert, wie zum Beispiel, nun, Ihnen.«
»Und dort geht man von einer erhöhten Gefahr für hochrangige Ziele aus?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, bloß für Sie.«
Sie schloss die obersten Knöpfe und wandte sich einem leeren Bereich der Wand zu.
»Spiegel!«
Das Wandpaneel glitt beiseite und gab den Blick auf einen deckenhohen Spiegel frei. Daala konnte den Gedanken nicht ertragen, die ganze Zeit über ein solches Zeugnis der Eitelkeit in ihrer Nähe zu haben, aber sie brauchte einen, um vor einem öffentlichen Auftritt ihr Aussehen zu überprüfen, und so war ihr Kompromiss ein Spiegel, der hinter einer Wandverkleidung verborgen war. »Wäre es Ihnen möglich, genauer zu werden?«
»Seit der Bekanntgabe von Niathals Selbstmord ist Ihre Zustimmungsquote bei der
Öffentlichkeit gefallen, und die Sicherheitsleute glauben, dass jemand während der Gedenkfeier einen Anschlag auf Sie verüben könnte. So einfach ist das.«
»Niathal stand noch auf den Meistgehassten-Listen, kurz bevor sie …«
»Noch vor ihrem Todestag. Jetzt hingegen betrachtet man sie als noble Offizierin, die sich einen Blasterschuss verpasst hat, um Schaden von der Truppe abzuwenden. Und Sie sind die Offizierin, die vor einer Weile Mon Calamari angegriffen hat.«
»Dann müssen wir uns also Sorgen um regimekritische Mon Cals und Quarren machen?«
Sie fegte ihr Haar nach oben, um Strähnen aus dem Kragen zu befreien, und ließ es auf dem Rücken wieder an Ort und Stelle fallen. »Was denken Sie – offen, geflochtener Zopf oder hochgesteckt?«
»Für Ihre Verhältnisse ist das eine ausgesprochen mädchenhafte Frage.«
»Deshalb frage ich ja auch Sie. Ich habe keine Ahnung, was besser ist.«
»Der Zopf. Aber Sie sollten nicht hingehen. Es sind nicht bloß die Mon Cals und die Quarren. Es gibt Mon-Cal-Sympathisanten, verrückte Konföderationsverweigerer, antiimperiale Extremisten, Niathal-Bewunderer, Darth-Caedus-Anhänger …« Er zuckte entschuldigend die Schultern. »In Sicherheitskreisen werden die Individuen, die Ihnen womöglich Schaden zufügen wollen, als unorganisierte und irrationale Bedrohung betrachtet, man schätzt ihre Zahl jedoch hoch genug ein, dass die Sache ernst genommen werden sollte.«
Sie starrte ihn an und versuchte zu verhindern, dass sich ihre Frustration auf dem Gesicht zeigte. »Ich kann hierbei nicht gewinnen.«
»Nein, können Sie nicht.«
»Wenn ich mich blicken lasse, könnten Verrückte versuchen, einen Anschlag auf mich zu verüben. Wenn ich mich nicht blicken lasse, bin ich die unsensible Staatschefin, deren Gefühllosigkeit Niathal in den Tod getrieben hat und die nicht einmal die Zeit erübrigen kann, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.«
»Sie haben recht.« Dorvan breitete in einer » Was soll ich sagen? «-Geste die Hände aus, mit den Handflächen nach oben. »Wenn Sie also so oder so verlieren, würde ich es vorziehen, dass Sie verlieren und am Leben bleiben, damit wir nicht nacheinander an zwei Admiralsbegräbnissen teilnehmen müssen.«
Daala stieß ein langgezogenes Seufzen aus. »Haben Sie auch irgendwelche guten
Neuigkeiten für mich? Wie ist es um die öffentliche Reaktion auf den Angriff auf den Jedi-Tempel bestellt?«
»Nach wie vor feindselig. Die Jedi vermitteln jetzt nach außen hin den Eindruck, als würden sie sich angestrengt bemühen, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern, wie etwa, als die Solos den verrückten Jedi von hier weggebracht haben, um ihn anderswo behandeln zu lassen, und wir stehen da wie die Deppen, weil es uns nicht gelungen ist, sie aufzuhalten.«
»Sie meinen, ich stehe wie ein Depp da.«
»Die Mandos einzusetzen, wird von den bewaffneten Streitkräften als Zeichen gedeutet, dass Sie kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Die Spezialkräfte sind darüber besonders verärgert.«
Daala rollte die Augen himmelwärts, als würde sie sich Hilfe von einem Supersternenzerstörer erhoffen, der im niedrigen Planetenorbit wartete. »Gibt es da irgendeine größere Macht, von der ich nichts weiß? Irgendeine gewaltige Verschwörung, die allein der Zerstörung der Karriere von Natasi Daala dient?«
»Jeder Politiker, dem ich je begegnet bin, hat sich zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Karriere dieselbe Frage gestellt. Für gewöhnlich ist die Antwort Nein.« Dorvan schaute nachdenklich drein.
»Was natürlich bedeutet, dass sie manchmal Ja lautet.«
Daala wandte ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu. »In Ordnung. Ich werde in meinem Büro bleiben und mich um irgendeine von dreißig unbedeutenderen Krisen kümmern. Aber ich brauche etwas, um die öffentliche Aufmerksamkeit von mir abzulenken. Bloß für einen Tag oder für eine Woche. Machen Sie der Staatsanwaltschaft Feuer unterm Hintern und sorgen Sie dafür, dass sie sich um den Tahiri-Veila-Fall kümmern! Achten Sie darauf, dass sämtliche diesbezüglichen Entwicklungen gut vor der Presse geschützt sind!«
»Wird erledigt.«
»Und sorgen Sie dafür, dass jeder weiß, dass sie eine Meuchelmörderin ist, ja? Dass sie im Gegensatz zu mir tatsächlich einen Admiral getötet hat. Dass sie kein süßes, kleines Waisenkind ist, das selbstgebackene Kekse an der Haustür verkauft.«
»Ich werde versuchen, diesen Teil im Hinterkopf zu behalten.« Dorvan drehte sich schwungvoll um und eilte zum Ausgang.
In der kühlen Sicherheit ihres schimmernd weißen Büros verfolgte Daala Admiralin Niathals Beisetzungszeremonie auf dem Monitor.
Niathal war in einem durchsichtigen Transparistahlsarg aufgebahrt, der oben auf einem Fahrzeug mit flachem Dach und Repulsorliftantrieb thronte, das sich mit ruhigem Tempo von seiner Startposition beim Gelände der Mon-Calamari-Botschaft in Richtung des fernen Gründerplatzes bewegte, dem großen, kreisrunden öffentlichen Versammlungsplatz, der nach dem Yuuzhan-Vong-Krieg errichtet worden war. Natürlich fand die Prozession in der Luft statt – ein Marsch hätte unten in den dunklen, nasskalten Oberflächenebenen oder entlang gewundener, schmaler erhöhter Laufstege abgehalten werden müssen, wobei keins von beidem ein Gefühl trauervoller Eleganz ausstrahlte –, sodass alle Teilnehmer Gleiter unterschiedlichen Typs fuhren, größtenteils komplett umschlossene dunkle Fahrzeuge, wie sie zu Politikern passten.
Unmittelbar vor und nach dem Sarggefährt kamen große Barkassen, die Abteilungen des Trommlerkorps der Flotte der Galaktischen Allianz trugen. Während sich die Prozession durch die Permabetonschluchten von Coruscant bewegte, spielten die Musiker einen martialischen Schlagrhythmus, der von den Wolkenkratzern widerhallte. Es war eine mitreißende Darbietung, die zu Niathals Laufbahn und ihrem Temperament passte. Es klang wie ferner, zu einem Musikstück arrangierter Donner.
Nach dem Trommlerkorps kamen die dunklen Luftgleiter der teilnehmenden Botschafter, Offiziere und anderer wichtiger Persönlichkeiten, die zu Niathals Lebzeiten regelmäßig mit ihr zu tun gehabt hatten. Es war ein langer Zug von Fahrzeugen.
Die Prozession kreuzte einen der Standardverkehrswege in einer Höhe, in der zivile Laufstege nichts Ungewöhnliches waren, und entlang der gesamten Festzugsroute wimmelte es nur so von Bürgern. Daala sah nicht bloß Gesichter, sondern auch Schilder in diesem Gedränge, einige davon handgemalte Plakate, andere mit blitzenden Dioden auf dünnen Flexiplast-Platten. Auf einem stand: GA RUNTER VON MON CALAMARI! Auf einem anderen leuchtete: DER GROSSE STROM HEISST DICH WILLKOMMEN. Auf einem dritten war in schwarzen, klotzigen Lettern zu lesen: DAALA, MÖRDERIN.
Als die Prozession weiterzog, drang der samtartige Tonfall des Holo-Reporters Javis Tyrr aus dem Monitor, der das Geschehen beschrieb: »… passierten nun die Medway-Promenade. Das Trommlerkorps hat jetzt zu einer, wie ich glaube, Schlagzeugversion von ›Tialga ist gefallen‹ angesetzt, einer traditionellen alderaanischen Weise über eine Kriegerkönigin, die gegen eine überwältigende Übermacht Widerstand leistet, damit ihre Kinder einen sicheren Hafen erreichen können. Ja, es ist tatsächlich dieses Lied, und Sie können die mehrstimmigen Klänge der nacheinander geschlagenen Becken hören, die in diesem Arrangement die alderaanischen Flöten ersetzen. Just in diesem Moment gleitet der Zug unter der mittleren Fußgängerbrücke der Medway-Promenade hindurch, und man kann sehen, dass in einem steten Regen silbernes Flimsi-Konfetti auf jedes Fahrzeug herniederprasselt – ah, man hat mir mitgeteilt, dass das symbolisch für Tränen steht, das wären dann wohl die Tränen der Nicht-Wasserbewohner, die die Admiralin betrauern, da die Einheimischen von Mon Cal nicht weinen … Und da ist das Vehikel mit Jagged Fel, dem Staatsoberhaupt des Galaktischen Imperiums. Es liegen Berichte vor, wonach sich Fel in den Reihen des Imperiums zunehmendem politischen Widerstand ausgesetzt sieht, deshalb ist es ausgesprochen großmütig von ihm, sich eine eintägige Auszeit von den interplanetaren Angelegenheiten zu nehmen, um der verstorbenen Admiralin seinen Respekt zu erweisen. Als Nächstes kommt das Fahrzeug der Mon-Calamari-Botschaft, leicht erkennbar an den mit Flüssigkeit gefüllten Hecklogen und den Einstiegsluken an der Oberseite. Das Eigengewicht des Mon-Cal-Vehikels beträgt in befülltem Zustand mehr als dreißig Tonnen, weshalb es aufgrund seines hohen Kilogramm-pro-Quadratzentimeter-Verhältnisses bloß auf speziell verstärkten Landeplattformen aufsetzen kann. Dann …«
Daala stellte den Ton stumm. Obwohl sie nichts gegen ein Trommlerkorps auf ihrer eigenen Beisetzung gehabt hätte, machte ihr der Gedanke daran, dass ihre Trauerzeremonie kommentiert wurde, in einem Maße zu schaffen, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Allein die Vorstellung, dass jemand wie Tyrr in irgendeiner Form an den Feierlichkeiten teilnahm, war verstörend. Sie wünschte, das wäre auch Niathal erspart geblieben.
Schließlich erreichte die Prozession den Gründerplatz. Das Sarg-Vehikel und die ersten gut dreißig Gleiter drehten nach Steuerbord bei und begannen einen langsamen, spiralförmigen Anflug auf die Mitte des Platzes, wo mobile Tribünen und Landeplattformen errichtet worden waren. Das Sarg-Vehikel landete auf der höchsten Plattform. Die anderen Gleiter setzten in halbkreisförmigen Reihen auf, wirkten dabei wie Klammern, die die Tribünen einfassten, und dann strömten die Teilnehmer der Trauerfeier daraus hervor, um die Konstruktion hinaufzusteigen.
Ein eleganter Mann in mittleren Jahren, fit, aber vorzeitig ergraut, der die Paradeuniform eines Generals des Sternenjägerkommandos trug, trat an das Pult auf der zentralen Bühne. Die Worte GENERAL TYCHO CELCHU, GA-STERNENJÄGERKOMMANDO (IM RUHESTAND) leuchteten unterhalb seines Gesichts auf, als er zu sprechen begann.
Daala seufzte und vergrub ihren Kopf in den Händen. Natürlich hätte sie damit rechnen müssen, dass es jemand wie Celchu sein würde. Er hatte während ihrer letzten Jahre im Amt mit Niathal zusammengearbeitet und sich gleichzeitig mit ihr zur Ruhe gesetzt, doch er hatte nichts mit Jacen Solo zu tun gehabt und war unbelastet von Solos zerstörerischem Vermächtnis. Er war ein guter Redner, beliebt sowohl bei den einfachen Soldaten als auch innerhalb der Offiziersränge. Er würde eine Ansprache halten, die die Zuhörer dazu bringen würde, den Verlust von Niathal nur noch bitterlicher zu betrauern. Leute, die Niathals Ehrenmal besuchten, würden bloß einen Knopf an der Gedenktafel drücken müssen, um die Rede in holografischer Form vor ihnen wiederzugeben, bewahrt für die Ewigkeit.
Daala seufzte. Nichts lief so, wie es sollte.
Nichts lief richtig.