Peregrine | Kapitel Vierundvierzig

Als Perry die Augen öffnete, stellte er fest, dass er auf dem Rücken lag; die gewölbte Decke des Cockpits ragte über ihm auf. Er konnte sich nicht bewegen und brauchte einen Moment, bis er erkannte, dass er nicht gelähmt, sondern nur zwischen der Wand und der Rückseite des Pilotensitzes eingeklemmt war.

Seine rechte Schulter pochte; die Schmerzen waren so schlimm wie vor Wochen, als er sich das Gelenk ausgekugelt hatte. Auch sein linkes Schienbein brannte, und nach und nach registrierte er weitere, weniger heftige Stiche am ganzen Körper. Ein gutes Zeichen. Denn Schmerzen bedeuteten, dass er noch immer lebte.

Mühsam rappelte er sich auf und hielt sich an der Rückseite des Sitzes fest, um das Gleichgewicht zu wahren. Der Dragonwing schaukelte wild hin und her. Hohe Wellen krachten über die Windschutzscheibe und tauchten das gesamte Cockpit jedes Mal in tiefe Dunkelheit.

Perry stolperte in den Laderaum; ihm war schwindlig. Als er sich die brennenden Augen rieb, bemerkte er, dass seine Hand blutbeschmiert war.

Durch die offene Luke sah er das tosende Meer. Zehn Meter hohe weiße und silberne Wellen, dahinter blauer Äther. Plötzlich neigte sich das Hovercraft gefährlich zur Seite, und Wasser strömte in den Laderaum und umspülte seine Fußknöchel.

Das Luftkissenfahrzeug war wie ein Boot … dem eine Seite fehlte. Wundersamerweise trieb der Dragonwing noch immer auf den Wellen, doch mit jeder Woge, die hereinbrandete, verstärkte sich die Krängung.

»Cinder!«, brüllte Perry. »Cinder!«

Über dem Tosen des Meeres konnte er seine eigene Stimme kaum hören. Rufen hatte keinen Zweck. Hektisch schaute Perry sich in dem engen Laderaum um. Hier gab es keine Ecke, hinter der Cinder sich hätte verstecken können, nichts, wo er bewusstlos liegen konnte. Perry taumelte zur Luke und wäre beinahe hinausgeschleudert worden, als der Dragonwing einen hohen Wellenkamm hinabstürzte.

»Cinder!«

Perry prallte gegen die Wand, da der Dragonwing erneut hin und her schaukelte, und klammerte sich daran fest. Er spürte, wie die Luft aus seinen Lungen wich … mehr und immer mehr. Und er hatte nicht das Gefühl, dass das jemals enden würde – die Leere in seinem Innern breitete sich unaufhaltsam aus.

»Du hast überlebt, Peregrine«, krächzte Sables Stimme aus dem Lautsprecher. »Aber Cinder allem Anschein nach nicht. Tut mir sehr leid.«

Perry stürzte zurück ins Cockpit. Plötzlich tauchte die Nase des Hovercrafts tief in die Wellen ein, sodass Perry gegen die Windschutzscheibe flog. Das Wasser im Laderaum schoss in einem Schwall heran und durchnässte ihn von Kopf bis Fuß.

»Holt mich hier raus!«, brüllte Perry.

Da senkte sich die Luke, und auf dem Instrumentenbrett begannen mehrere Lampen zu leuchten.

»Was tust du da?«, blaffte Sable.

Eine zitternde Stimme erwiderte: »Ich hol den Dragonwing wieder hoch …«

»Dazu habe ich keinen Befehl erteilt!«, fauchte Sable.

»Aber, Sir, wenn wir jetzt nichts unternehmen …«

»Schalt die Motoren wieder ab.«

Einen Moment lang herrschte völlige Stille.

»Ich hab gesagt, du sollst die Motoren abschalten.«

Perry fluchte und drehte sich um. Sein Blick fiel auf die Luke, die in der Bewegung innehielt und sich dann wieder der tosenden See öffnete. Im Cockpit erloschen die Lichter auf dem Instrumentenbrett.

»Es schmerzt mich wirklich sehr, Peregrine. Ich mag dich, und eigentlich habe ich das so nicht gewollt. Aber ich kann kein Risiko eingehen.«

Dann hörte Perry nichts mehr aus dem Lautsprecher – nur noch das Krachen der Wellen, die gegen das Hovercraft schlugen.