Julies Blog

22:01

Koche vor Wut. Wie sich herausstellte, bestand Mr X’ Vorstellung von einer Essenseinladung und einem gemeinsamen Auftritt in der Öffentlichkeit darin, mit mir in ein über eine Stunde entferntes Restaurant in der Pampa zu fahren. Anfangs war ich recht froh darüber, weil ich nicht sicher war, ob ich wollte, dass alle über uns Bescheid wissen, weshalb das abgelegene Lokal mir eigentlich in den Kram passt. Dann jedoch kam mir folgender Gedanke: Was hat es zu bedeuten, wenn Mr X kilometerweit fährt, um mich zum Essen auszuführen? Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er hatte mich angelogen. Er wollte gar nicht wirklich, dass alle über uns Bescheid wissen. Das hatte er nur gesagt, weil er dachte, dass ich das hören wollte. Ich wurde immer wütender. Schließlich musste er ja denken, dass ich unsere Beziehung gerne öffentlich machen wollte – ich hatte ihm ja nichts Gegenteiliges gesagt. Also habe ich ihn gefragt, ob er mich verstecken wolle. Er erwiderte, natürlich nicht – er habe nur gehört, dass es bei diesem Thailänder das beste grüne Curry der Welt gebe, das er unbedingt versuchen müsse. Ich habe ihm kein Wort geglaubt und ihm das auch mitgeteilt. Ich habe ihn sogar einen miesen Lügner genannt. Er entgegnete, dieser Vorwurf sei im höchsten Maße beleidigend, und wir hatten einen riesigen Streit. Er hat mich angebrüllt, er habe meinetwegen bereits seine Frau verlassen. Was erwarte ich denn von ihm? Das Leben sei kein Kindergeburtstag. Und zu einem Thailänder in der Pampa zu gehen sei immer noch besser, als in meiner Miniwohnung Fraß vom Imbiss zu essen. Ich habe zurückgeschrien, ich hätte ihn immerhin nicht darum gebeten, seine Frau zu verlassen – was stimmt –, und außerdem hätte er sich vielleicht mit mir absprechen sollen, bevor er mit Sack und Pack bei mir antanzte, denn bevor er in meine Miniwohnung eingezogen sei, hätte ich dort genug Platz gehabt. Darauf gab er zurück, ich sei undankbar, drehe ihm das Wort im Munde herum und würde ihm den Geburtstag verderben. Ich antwortete, er sei arrogant und egoistisch, und eigentlich hätte er noch gar nicht Geburtstag. Wir fuhren wieder nach Hause, ohne etwas zu essen, und dann ist er einfach abgehauen. Jetzt habe ich keine Ahnung, wo er steckt, und offen gestanden ist es mir ziemlich egal.

23:01

Er ist noch nicht zurück und hat nicht einmal eine SMS geschickt, wo er jetzt ist. Das ist so kindisch, dass ich losschreien könnte.

23:34

Noch immer keine Spur von ihm. Überlege, ob ich ausgehen soll, nur um ihn zu ärgern, denn wenn er glaubt, dass ich hier rumsitze und auf ihn warte wie ein … ein braves FRAUCHEN, dann hat er sich geschnitten.

23:56

Das war’s. Ich ziehe jetzt los. Meinetwegen soll er auf der Straße schlafen.