Kapitel 10

Amy lauschte dem Wind, der um die dünnen Wände des Hauses heulte. In der Stille der Nacht hörte sie die Wellen, die sich keine fünfhundert Meter von ihr entfernt am Strand brachen. Die anderen Bewohner der Ferry Road waren schon längst in wärmere, solidere Wohnungen zurückgekehrt.

Nebenan hustete Sara im Schlaf. Amy wälzte sich unruhig im Bett. Sie wusste, dass sie mit ihrer Tochter am nächsten Tag zum Arzt gehen musste. Der Husten dauerte schon viel zu lang.

Sam lag schnarchend neben ihr. Die Sorgen, die seine Frau am Einschlafen hinderten, waren ihm fremd. Dieser Tage kam er immer später nach Hause und führte als Grund seine viele Arbeit an. Sie achtete darauf, dass sie immer schon im Bett lag, bevor er zurückkehrte, und stellte sich schlafend.

Es ließ sich nicht leugnen, ihre Ehe steckte in einer Krise. Sie konnte nicht einmal ihre momentane finanzielle Lage dafür verantwortlich machen, schließlich war das Geld häufig sehr knapp gewesen, wenn wieder einmal eine von Sams Unternehmungen gescheitert war. Vielleicht nicht ganz so dramatisch wie dieses Mal, aber trotzdem, in ihrem gemeinsamen Leben war sie nie auf Rosen gebettet gewesen.

Alles war schlicht und ergreifend grauenvoll. Die Vorstellung, den langen Winter in diesem furchtbaren Haus zu verbringen, war schier unerträglich. Früher einmal hatte sie geglaubt, es sei gleichgültig, wo sie wohnten und wie viel Geld sie hätten, solange sie nur zusammen wären, aber das stimmte nicht. Das Leben wurde dadurch so sehr viel anstrengender. Sie hatte es satt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sie wollte sich nicht mehr gegen die Aggression ihres Mannes zur Wehr setzen müssen, wenn er getrunken hatte, und zudem war sie völlig erschöpft von der Anstrengung, zu arbeiten und gleichzeitig ihren beiden Kindern eine gute Mutter zu sein.

Obwohl Sam nur wenige Zentimeter von ihr entfernt lag, bestand emotional eine große Kluft zwischen ihnen. Und seit der Begegnung mit Sebastian Girault neulich abends am Meer fragte Amy sich, ob das Leben im Moment einfach nur maßlos schwierig war oder ob ihre gegenwärtige Niedergeschlagenheit nicht erschreckenderweise vielmehr daher rührte, dass sie Sam einfach nicht mehr liebte. Zumindest wenn er betrunken war, ekelte ihr vor ihm – aber was sollte sie tun?

Am nächsten Morgen stand Amy auf wie immer, während Sam ungerührt weiterschlief. Sie fuhr Jake zur Schule und saß dann mit einer kränklichen Sara auf dem Schoß in der Arztpraxis.

»Sara hat erhöhte Temperatur, eine scheußliche Erkältung und einen Husten. Zwei Tage im warmen Bett, dann sollte sie wieder auf dem Damm sein. Wenn nicht, kommen Sie noch mal zu mir, dann überlegen wir, ob wir ein Antibiotikum verschreiben. Aber jetzt versuchen wir es erst einmal mit der altmodischen Methode, was meinen Sie?«, fragte der Arzt.

Amy stöhnte innerlich. Das bedeutete, dass sie sich zwei Tage unbezahlten Urlaub nehmen und damit auf zwei Tageslöhne verzichten musste. Auf dem Heimweg sagte sie im Hotel Bescheid und sauste dann in den Supermarkt gleich nebenan, um noch einige Besorgungen zu machen. Sara saß greinend vorne im Einkaufswagen, während Amy durch die Gänge hastete, um sie möglichst schnell nach Hause zu bringen.

»Mein Schatz, ich bin gleich fertig, versprochen. Jetzt besorgen wir dir noch eine Flasche Johannisbeersaft und …«

Als Amy am Ende eines Gangs schnell um die Ecke bog, stieß sie mit dem Wagen gegen einen Einkaufskorb, der am Arm eines Mannes hing.

»Oh, das tut mir leid, Entschuldigung«, sagte sie. Ihr Herz machte einen Satz, als sie sah, um wen es sich handelte.

Sebastian Girault sah sie erstaunt an. »Wir müssen wirklich aufhören, uns ständig zu begegnen. Die Leute fangen noch zu reden an.«

»Ja, das sollten wir wirklich. Es tut mir leid, entschuldigen Sie.« Amy griff an ihm vorbei nach einer Flasche Johannisbeersaft, doch Sebastian schob ihren Arm beiseite und stellte eine Flasche in ihren Wagen. Sara begann zu brüllen.

»Oje, sie klingt nicht besonders glücklich.«

»Das ist sie auch nicht. Sie ist krank, ich muss sie schleunigst nach Hause bringen.«

»Natürlich. Also dann, auf Wiedersehen.«

»Auf Wiedersehen.«

Sebastian sah ihr nach, wie sie den Gang entlangeilte und um die Ecke verschwand. Selbst in ihrem aufgelösten und unverkennbar besorgten Zustand war sie eine wunderschöne Frau. Er fragte sich, wer sie wohl war und woher sie kam. In diesem kleinen Seebad voll Pensionäre hob Amy sich mit ihrer Jugend und Schönheit erfrischend ab.

Er wollte gerade weitergehen, als er auf dem Boden einen kleinen pinkfarbenen Fäustling liegen sah. Offenbar hatte Amys Tochter ihn fallen lassen. Er hob ihn auf und ging ihr rasch nach. Als er die Kasse erreichte, sah er sie in ihr Auto steigen, und bis er am Eingang stand, war sie bereits abgefahren.

Sebastian blickte auf den kleinen Fäustling. Nicht ganz Aschenputtels goldener Pantoffel, aber er würde seinen Zweck erfüllen.

Nach zwei Tagen kehrte Amy erleichtert in die Arbeit zurück. Mit einer kranken, quengeligen Vierjährigen zur Gesellschaft im Haus festzusitzen, während es draußen in Strömen goss, war das Letzte gewesen, das sie noch gebraucht hatte. Aber immerhin hatte sie in der Zeit Hausarbeit erledigen und Wäsche waschen können, sodass ihre Bruchbude zumindest sauber war, wenn auch nicht einladend.

»Wie geht es Sara?«, erkundigte sich Wendy, die Hauswirtschafterin, als sie am Empfang vorbeikam.

»Viel besser. Das Valium brauche jetzt ich.« Amy verdrehte vielsagend die Augen.

»Es gibt nichts Schlimmeres als kranke Kinder«, sagte Wendy mit einem mitfühlenden Lachen. »Trotzdem, solange es ihr wieder gut geht.«

Amy unterdrückte ein Seufzen, als Sebastian Girault das Hotel betrat und sich der Rezeption näherte.

»Ja, schon wieder ich. Es tut mir leid, aber ich möchte Ihnen etwas zurückgeben oder vielmehr Ihrer Tochter.« Er legte den pinkfarbenen Fäustling auf die Theke. »Sie hat ihn im Supermarkt verloren.«

»Ach, oh, danke«, sagte Amy automatisch, ohne ihn anzusehen. Sebastian blieb am Empfang stehen, offenbar wollte er noch etwas anderes sagen. »Ja, bitte?«

»Ich möchte, dass Sie sich mittags mit mir auf einen Drink treffen.«

»Wieso?«

»Wieso nicht? Weil ich das möchte«, sagte er schulterzuckend.

»Mr. Girault.« Amy senkte die Stimme, damit nicht alle mithörten. Ihre Wangen färbten sich vor Verlegenheit rosarot. »Sie wissen nicht einmal, wie ich heiße.«

»Doch. Mrs. Amy Montague«, las er von dem Schild an ihrer Bluse ab. »Sehen Sie?«

»Genau. ›Mrs.‹«, zischte Amy förmlich. »Es mag Ihnen entgangen sein, aber ich bin verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ich kann mich nicht einfach mittags mit einem wildfremden Mann auf einen Drink treffen.«

»Wildfremd bin ich, das gebe ich zu«, erwiderte Sebastian, »aber ich habe Ihnen noch nicht den Grund für meine Bitte verraten. Ich habe nämlich mit Ihrer Freundin Marie gesprochen, und …«

»Entschuldigen Sie, Mr. Girault, aber ich muss mich um die Rechnung dieses Herrn kümmern.« Amy deutete auf einen Mann, der geduldig hinter Sebastian wartete.

»Natürlich. Ich sehe Sie dann um eins im hinteren Raum des Crown.« Mit einem Lächeln verließ er das Hotel.

Sobald Amy sich um das Anliegen des Gastes gekümmert hatte, rief sie bei Marie an.

»Ach«, sagte sie lachend, »das ist meine Schuld. Als er gestern bei uns im Büro war, habe ich ihm einen Vorschlag gemacht. Er sucht immer noch nach etwas, wo er den Winter verbringen kann.«

»Und was hast du ihm vorgeschlagen? Dass er bei uns in der Ferry Road einzieht?«

»Sehr witzig. Da wirst du dich einfach mit ihm treffen müssen, um das herauszufinden, oder?«

»Marie, bitte, ich kann Spielchen nicht leiden. Bitte sag’s mir einfach.«

»Schon gut, schon gut, reg dich ab. Sebastian sucht dringend nach einer Bleibe, wo er seinen Roman schreiben kann. Bis jetzt war alles zu groß, zu klein, zu alt, zu neu – was auch immer, aber auf jeden Fall nicht das Richtige. Als er gestern bei uns vorbeischaute, hatte gerade deine Schwiegermutter angerufen, Mrs. Montague. Sie sagte, sie überlege sich ernsthaft, das Haus zu verkaufen, und ob ich seinen Wert schätzen würde. Da ist mir plötzlich eingefallen, dass das genau das Richtige für Sebastian sein könnte, um sein Buch zu schreiben.«

»Warum hast du ihm dann nicht vorgeschlagen, dass er direkt bei Posy anruft, ohne mich ins Spiel zu bringen?«, fragte Amy ärgerlich.

»Weil ich deine Schwiegermutter kaum kenne und es unprofessionell fände, ihre Telefonnummer an Fremde weiterzugeben. Ich dachte, es wäre besser, wenn Sebastian sich mit dir unterhält und du dann als Vermittlerin auftrittst. Mehr nicht. Es tut mir leid, wenn ich damit das Falsche gemacht habe, Amy, wirklich.«

»Nein, natürlich nicht«, sagte Amy hastig und bekam ein schlechtes Gewissen wegen ihres Misstrauens, wo Marie ihren Vorschlag doch in aller Unschuld vorgebracht hatte. »Es ist nur so, dass ich ihm irgendwie an jeder Ecke begegne.«

»Ich bezweifle, dass dir im Crown allzu viel passieren kann«, meinte Marie.

»Da hast du recht, und es tut mir leid. Danke, Marie.« Amy legte auf und fragte sich, was bloß aus ihr und ihrer üblichen gelassenen Heiterkeit geworden war. Jeden fuhr sie mürrisch an, allen voran die Kinder. Nach dem Treffen mit Sebastian würde sie in den Feinkostladen gehen und ihnen etwas Schönes zum Abendessen besorgen.

Sebastian saß schon in einer Ecke des Pubs hinter seiner Times, als Amy das Crown betrat. Mit einem Blick durch den Raum stellte sie erleichtert fest, dass bis auf zwei ältere Herrschaften, die sich ein Bier genehmigten, niemand da war.

»Guten Tag, Mr. Girault.«

Er schaute von seiner Zeitung auf. »Sebastian, bitte. Was kann ich Ihnen zu trinken holen?«

»Nichts, ich habe nicht viel Zeit. Ich muss einkaufen gehen.« Amys Atem ging rasch, ihr Herz klopfte wie wild.

»Wie Sie möchten.« Sebastian zuckte mit den Schultern. »Aber vielleicht setzen Sie sich wenigstens? Ich schwöre, dass ich mich nicht an Ihnen vergehen werde, Madam, und dass meine Absichten völlig ehrenhaft sind.« Er lächelte, seine grünen Augen blickten amüsiert ob ihres Unbehagens.

»Jetzt machen Sie sich nicht über mich lustig«, sagte Amy leise. »Southwold ist eine Kleinstadt mit entsprechend viel Getratsche. Ich möchte nicht, dass meinem Mann brühwarm erzählt wird, man habe mich bei einem Drink mit Ihnen gesehen.«

»Da Sie ja schon gesagt haben, dass Sie nichts trinken möchten, hat sich die Hälfte des Problems bereits erledigt«, meinte Sebastian trocken. »Und ich glaube kaum, dass Sie den beliebtesten Pub in ganz Southwold als Treffpunkt für eine heimliche Affäre wählen würden, aber bitte schön. Wie auch immer, ich möchte etwas trinken. Entschuldigen Sie mich.«

Amy trat beiseite, damit er an ihr vorbeikam, und sah ihm nach, wie er zum Tresen ging. Dabei überlegte sie sich, wie kindisch ihr Verhalten wirken musste. Sie folgte ihm.

»Entschuldigen Sie, Sebastian. Ich möchte bitte einen Orangensaft mit Limonade.«

»Kommt sofort.«

Amy kehrte zum Tisch zurück und setzte sich.

»So, bitte, einmal Orangensaft mit Limonade.«

»Danke. Es tut mir leid, dass ich vorhin und gerade eben so abweisend war.«

»Das ist schon in Ordnung, ich weiß, wie es in Kleinstädten zugeht. Ich habe früher selbst in einer gelebt. Prost.« Sebastian trank einen Schluck Bier. »Bestimmt haben Sie gleich bei Ihrer Freundin Marie angerufen …«

»Ich würde sie nicht unbedingt meine Freundin nennen«, warf Amy ein. »Ich kenne sie kaum.«

»Also gut, Sie haben bei Marie angerufen, um zu erfahren, was sie mir gesagt hat.«

»Das stimmt.« Amy nickte.

»Und was meinen Sie?«

»Ich habe keine Ahnung, was Posy zu der Idee sagen würde, einen Untermieter zu haben.« Amy machte eine vage Geste. »Genauso wenig weiß ich, ob es Ihnen in Admiral House gefallen würde. Luxus sieht anders aus. In den oberen Stockwerken gibt es überhaupt keine Heizung.«

»Das stört mich nicht. Ich war auf einem Internat, also bin ich daran gewöhnt, mir den Arsch abzufrieren, wenn Sie mir den Ausdruck verzeihen. Ich muss sagen, nachdem ich mir alle Mietwohnungen angesehen und nicht das Richtige gefunden habe, klingt das Haus Ihrer Schwiegermutter ideal. Ich brauche viel Platz, um hin und her zu gehen.«

»Davon gibt es in Admiral House auf jeden Fall reichlich«, räumte Amy ein. »Ich kann Posy ja fragen und hören, was sie meint. Für wie lange wäre es denn?«

»Erst einmal zwei Monate. Schwer zu sagen, wie gut ich vorankomme.«

»Sie würden auf jeden Fall gut verpflegt werden. Posy ist eine begnadete Köchin.«

»Guter Gott, auf Verköstigung hatte ich gar nicht gehofft, aber das wäre natürlich himmlisch. Wenn ich schreibe, komme ich nie zu mehr als einer Scheibe Toast oder einer Dosensuppe.«

»Ich glaube, Posy würde sich freuen, Ihnen jeden Tag ein Essen vorzusetzen«, sagte Amy mit einem Lächeln. »Ich weiß, dass es ihr fehlt, für die Familie zu kochen.«

»Und Sie sind also mit einem ihrer Söhne verheiratet?«

»Mit Sam, dem Älteren, ja.«

»Lebt sie ganz allein dort?«

»Ja, aber wohl nicht mehr allzu lang. Ich glaube, sie hat sich dazu durchgerungen, das Haus zu verkaufen. Marie erwähnte, dass sie noch diese Woche für eine Schätzung vorbeikommen soll.«

»Dann sollte ich mich wohl beeilen. Können Sie in meinem Namen bei Ihrer Schwiegermutter anrufen? Sagen Sie ihr bitte, dass ich manierlich, stubenrein und zahlungswillig bin, allerdings etwas exzentrisch, was meine Arbeitszeiten betrifft.«

»Ich tue mein Bestes«, versprach Amy.

»Und wo wohnen Sie? Vermutlich in einem ähnlich historischen Kasten, oder?«

»Das nicht gerade.« Amy lachte ironisch. »Die heutigen Montagues sind nicht mehr so wohlhabend wie die früheren Generationen. Admiral House ist das Einzige, was von den Tagen der Pracht und Herrlichkeit geblieben ist. Sam muss seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.«

»Ah ja. Und was macht Ihr Mann beruflich?«

Normalerweise ging ihr die Antwort »Geschäftsunternehmer« glatt über die Lippen, doch heute konnte Amy sich nicht dazu überwinden. Sie zuckte mit den Achseln. »Ach, dies und das. Im Augenblick ist etwas mit einer Immobilienfirma am Laufen, aber angesichts seiner bisherigen Erfolge wird das Projekt im nächsten halben Jahr bestimmt den Bach runtergehen.«

»Ich verstehe.«

»Oje, das klingt schrecklich, oder?« Beschämt schlug Amy sich die Hand vor den Mund. »Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass Sam ein netter Mensch ist und ich ihn sehr liebe, aber beruflich hat er nicht unbedingt viel Glück gehabt.«

»Das kann für Sie nicht leicht sein«, meinte Sebastian, »zumal mit Kindern. Wie viele haben Sie?«

»Zwei. Und Sie haben recht, einfach war’s nicht, aber wer kann das von seinem Leben schon behaupten?«

»Niemand, da haben Sie sicher recht.« Sebastian warf einen Blick auf die Uhr. »Leider muss ich jetzt los. Um halb zwei habe ich einen Termin. Danke, dass Sie gekommen sind. Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie in den nächsten Tagen eine Möglichkeit finden, mit Ihrer Schwiegermutter zu reden. Wenn sie mit mir sprechen möchte, ich bin im Swan zu erreichen.« Er stand auf. »Auf Wiedersehen, Amy.« Mit einem Nicken ging er davon.

Amy saß da, die Hände um ihr Glas gelegt, und fühlte sich unvermittelt bedrückt. Sie kam sich noch kindischer vor als zuvor angesichts dessen, dass Sebastian für die Verabredung mit ihr keine halbe Stunde angesetzt und bereits den nächsten Termin geplant hatte. Er hatte eindeutig keinerlei unehrenhafte Absichten.

Außerdem, weshalb sollte er die auch haben? Amy leerte ihr Glas und stand auf. Schließlich gehörte sie kaum zu der Art Frau, mit der sich Sebastian in seiner hochgestochenen literarischen Welt umgab und für die er sich interessierte.

Und da führte sie sich auf wie eine neurotische Teenagerin, deren Unschuld in Gefahr war. Amy schauderte. So, wie sie sich heute verhalten hatte, war das zweifellos das letzte Mal gewesen, dass sie Sebastian Girault gesehen hatte. Überrascht stellte sie fest, dass der Gedanke ihr nicht gefiel.

Von seiner Warte in einem verborgenen Winkel des Hotelfoyers aus sah Sebastian Amy den Pub verlassen. Dann kehrte er an den Tisch zurück, von dem sie gerade aufgestanden war, bestellte sich ein weiteres Bier und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.