Handelt davon, was passiert, wenn ich einen kleinen Trip durch Raum und Zeit mache
Calabi Yau!
Gonzo und ich sitzen auf der Veranda und schauen den Windrädern zu, wie sie vor dem sternenübersäten Nachthimmel tanzen. Balder ist unterwegs, auf Jagd. Er bestand darauf, dass ich nicht in den Unendlich-Beschleuniger gehen könne, ohne vorher einen anständigen, walhallwürdigen Wikingerschmaus verspeist zu haben. Die ganze letzte Stunde, während wir warten, dass sein Handyakku aufgeladen ist, versucht Gonzo, mir diesen Trip auszureden.
»Alter, ich sag nur, dass dieses Ding nicht vertrauenerweckend aussieht.«
»Hast du ne bessere Idee?«
»Ja«, beginnt er. »Nein. Nicht wirklich. Aber Parallelwelten? Alter, ich bin der allergrößte Star Fighter-Fan auf diesem oder auf jedem anderen Planeten, aber, weißt du, das ist ein Film. Diese ganze Scheiße ist Science-Fiction!«
»Aber was ist, wenn nicht? Was ist, wenn es Parallelwelten gibt, wo du du bist, nur anders? Weißt du, vielleicht bist du dort Arzt oder Totengräber oder ein Ninja. Vielleicht ist hier, in diesem Universum, deine – deine Mom gestorben, als du fünf warst« – beim Wörtchen »gestorben« schnürt es mir die Kehle zu –, »aber in einer anderen Welt lebt sie und baut mit dir Sandburgen am Strand.«
»Oder vielleicht gibt’s ne andere Welt, wo du aus diesem Beschleuniger raushüpfst und von ner fleischfressenden Zimmerpflanze verputzt wirst.«
»Fang nicht damit an!«
»Ich sag ja nur, dass es nicht nur Sandburgen und Ninjas gibt.«
Die Windräder fangen eine neue Böe ein und drehen sich jetzt in die entgegengesetzte Richtung.
»Aber all diese anderen Wege, die man nicht geht, all diese anderen Möglichkeiten, die man auslässt, die müssen doch auch irgendwo gelebt werden. Ich mein, vielleicht …« Ich rede nicht weiter, weil es mehr ist, als ich zu hoffen wage, und außerdem zu doof, es laut zu sagen.
»Vielleicht was?«
»Vielleicht gibt es eine Welt, wo ich diese Krankheit überhaupt nicht bekomme, wo nichts von all dem passiert.« Als ich das ausspreche, muss ich an Dulcie denken, an Gonzo und an Balder und an diese ganze verrückte Reise und dass ich für nichts auf der Welt das geringste Teilchen davon eintauschen würde.
Gonzo wickelt einen Kaugummi aus und steckt ihn sich in den Mund. »So was wie ›die Zeit ist dehnbar‹?«
»Klar. Ich meine, warum nicht?«, sage ich und meine Begeisterung wächst. »Vielleicht kämpft Junior Webster gerade jetzt noch in dem Krieg, der sein Leben verändert hat. Die Copenhagen Interpretation feiert gerade ihre zweiundvierzigste Comebackshow und du bist noch ein Kind und vergräbst Spielzeugautos im Hinterhof. Oder du feierst dein zweiundvierzigstes Comeback und die Copenhagen Interpretation hängt mit deinen Autos rum. Das ist alles eine einzige große Suppe, die immer am Kochen ist.«
Gonzo kratzt sich am Kopf. »Das is ne typische Kifferkonversation und dabei sind wir nicht mal high.«
»Ich sag doch nur, es ist absolut möglich, dass Dinge nicht passieren, wenn du keine Verbindung dazu herstellst. Dann entfalten sich die Möglichkeiten, für die du dich nicht entschieden hast, in anderen Welten.«
»Meinetwegen, Alter«, sagt Gonzo und hebt die Hände. »Mir geht’s gut mit dieser Wirklichkeit. Eigentlich hab ich schon mehr Realität, als ich auf die Reihe kriegen kann. Ich bin nicht bereit, mir noch eine aufzuhalsen.«
»Gonz, falls, äh – du weißt«, sage ich mit sanfter Stimme, »sorg dafür, dass Balder ans Meer kommt, zur Ringhorn, und der Fluch aufgehoben wird, okay?«
»Es gibt keine Ringhorn, Mann.«
»Versprich’s mir einfach.«
»Ja. Okay.« Gonzo faltet sein Kaugummipapierchen zu immer neuen Gebilden. »Also, du glaubst, dass ich in einer anderen Welt … ähm, kein Zwerg bin?«
Es fällt mir schwer, mir Gonzo als jemand anderen als Gonzo vorzustellen. »Oder du bist der kleinste Privatdetektiv – der Zwerg des Schicksals.«
Gonzo legt das Kaugummipapierchen auf den Tisch. Jetzt ist es ein winziger silberner Schwan. »In der anderen Welt möchte ich einen Filzhut tragen. Es gibt keinen Zwerg des Schicksals ohne eine grausige Kopfbedeckung.«
»Wohl wahr.« Der Wind nimmt ab. Es ist still, als ob die Welt den Atem anhält. »Es tut mir leid«, sage ich nach einer Weile.
»Was?«
»Dulcie hat mir erzählt, dass auf dieser Reise auch für dich etwas abfällt, aber ich denke, bis jetzt war das wohl eher ein Flop.«
»Wie man’s nimmt.« Gonzo umklammert sein Knie. »Die Highschool übertrifft’s allemal.«
Gonzos Handy leuchtet grün.
»Voll aufgeladen«, sage ich. »Willste deine Mom anrufen?«
Gonzo lässt das Telefon liegen. »Später vielleicht.«
Ich finde Ed im Wohnzimmer. Er trägt seinen Star Fighter-Pyjama und spielt mit dem Calabi-Yau-Modell. Der Fernseher läuft. Parker Day stolziert über die Studiobühne. »Ich möchte jeden zu Hause vor den Bildschirmen daran erinnern, dass der Countdown für die YA!-Party läuft – nur noch einen Tag – und wir werden … was?«, fragt Parker.
Er legt die Hand ans Ohr und das Publikum schreit ihm im Chor seinen Slogan entgegen.
»… das durchziehen!«, stimmt er ein und die Leute rasten total aus.
Ich schalte zu ConstaToons. Immer das Gleiche, Roadrunner und Kojote mit all den Türen.
»Dahinter is’n Zug«, sagt Ed, kurz bevor der Kojote die Tür öffnet und überrollt wird.
»Ja, ich weiß. Man sollte meinen, er hätte es inzwischen begriffen.«
»Er kann nichts begreifen. Er ist eine Zeichentrickfigur.«
»Da ist was dran.« Ich biete ihm einen Müsliriegel an.
Er schüttelt den Kopf. »Ich hab mir schon die Zähne geputzt.«
»Verstehe.« Ich stecke mir den Riegel in den Mund. »Du lebst also hier, seit du klein bist?«
Er nickt.
»Das ist hart, Mann. ’tschuldigung, ich meine, dass deine Eltern gestorben sind.«
»Meine Eltern sind nicht gestorben. Sie haben mich hier auf der Türschwelle zurückgelassen, als ich drei war.«
»Puh«, sage ich, bevor ich mich zurückhalten kann. Trotz aller Arschlochtendenzen meines Vaters und trotz der Flippigkeit meiner Mutter – so was würden sie nie tun.
Ed spielt weiter mit dem Calabi-Yau-Ding. Er schiebt die makkaroniähnlichen Dimensionen hin und her und bastelt damit ganz neue Formen. Jedes Mal, wenn etwas Neues entsteht, blitzt das Ding auf wie ein Flipperautomat.
»Hey, Ed? Weißt du, was mit Dr. X passiert ist?«, frage ich. »Es ist wirklich wichtig.«
»Er stieg in den Unendlich-Beschleuniger«, sagt er und schaut weiter auf den Zeichentrickfilm.
»Ja, aber hat er sich verirrt oder ist er irgendwie in einer anderen Welt gefangen? Weißt du, wo er jetzt gerade ist?«
»Er ist in die Zukunft gereist. Amboss!«, warnt Ed den Kojoten.
Ich seufze. Das bringt mich nicht weiter. Auf dem Bildschirm rennt der Roadrunner durch die gemalten Kulissen. Verwirrt versucht ihm der Kojote zu folgen und kracht voll in eine Ziegelmauer.
»Hast du jemals dran gedacht, selbst in den Unendlich-Beschleuniger zu steigen?«, frage ich ihn.
»Wir sind die Unendlichkeit«, sagt Ed, als ob damit alles klar ist. Die Tür wird aufgerissen. Balder steht mit glühenden Augen auf der Schwelle. Er schleppt einen Hirsch an einem Huf hinter sich her. »Morgen sterben wir vielleicht, aber heute Nacht speisen wir wie Helden!«
Später, nachdem wir ein paar Portionen Hirschfleisch verputzt und dazu Rad Limo getrunken haben, später hat Balder einen Mordsspaß damit, die Wissenschaftler verschiedene Lasergeräte und Protoplasmaschleudern an ihm testen zu lassen. Sogar mit einer Kartoffelkanone wird er beschossen. Bei jedem Treffer ruft er auf Norwegisch: »Wer ist mein Papa?«, bis es, offen gestanden, ziemlich nervt. Die Wissenschaftler haben für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Spaß dabei, meinen Kumpel auszulöschen. Aber Balder genießt es – also, wer bin ich, dass ich ihm diese Freude verderben will?
Am nächsten Tag um halb zwölf kommt Dr. T herein, sein Lächeln ist verschwunden und seine Augen zwinkern kein bisschen.
»Ist das wahr, ihr seid Terroristen?« Er hält die Tageszeitung in die Höhe und mein Herz bleibt fast stehen. Auf Seite vier ist das Foto von Gonz und mir abgedruckt, zusammen mit einer Story über die KIGSNAB-Revolution, über den angeblichen Anschlag auf das Preakfast Pretzel und über die Belohnung, die die Vereinigten Schneekugel-Großhändler auf unsere Köpfe ausgesetzt haben, inklusive der Telefonnummer, wo man sich melden soll. »Das ist die Art von Sachen, die Dr. X vollkommen ablehnte.«
»Nein! Nein, ich … lassen Sie mich einfach erklären …«
Gonzo taucht unter meinem Arm durch und liest: »Wir stehen nur auf Seite vier, Alter! Das ist echt scheiße! Welche Sorte von Terrorist muss man sein, um auf die Titelseite zu kommen?«
»Aber wir sind keine Terroristen!«, insistiere ich.
»Oh. Genau. Absolut nicht.«
»Um den großen Silas Fenton zu zitieren: ›Wir geben Ihnen unser Wort: Wir treten ein für die Ehre und für das Gute, wir schwören, die Galaxie zu beschützen, bis unsere Atome unter den Sternen verstreut werden.‹«, versichert ihnen Balder.
Die Professoren starren uns verblüfft an.
»Star Fighter«, fügt Gonzo schnell hinzu. »Verstehen Sie, Star Fighter? Der Film.«
»Nie gesehen«, sagt Dr. A und rümpft die Nase.
Gonzo tritt einen Schritt zurück. »Wie können Sie Wissenschaftsfreaks sein und nie Star Fighter gesehen haben? Das geht einfach nicht.«
»Hören Sie, es gibt da etwas, was ich Ihnen sagen muss …« Ich erzähle von der dunklen Energie aus einem anderen Universum, die Dr. X versehentlich freigesetzt hat, und wie sie unsere Existenz gefährdet. Dabei tauschen die Wissenschaftler die ganze Zeit Blicke und ich kann sie miteinander flüstern hören: »… könnte durch die Higgsfelder gereist sein … da braut sich was Neues zusammen … etwas Gefährliches … hab’s nie versucht, nur ein Kind … Nachos … hatte gestern Nachos, wie wär’s mit Pasta … könnte unser Durchbruch sein …«
Schließlich treten sie wieder auseinander. »Wir werden euch helfen«, sagt Dr. A, »im Interesse der Wissenschaft.«
Dreißig Minuten später stehe ich an der komischen Tür des Unendlich-Beschleunigers, habe einen Eishockeyhelm auf dem Kopf, trage eine weiße Plastikschutzbrille und einen orangefarbenen gefütterten Overall mit den aufgedruckten Worten SCHRÖDINGERS KATZE IST EINE GESPALTENE PERSÖNLICHKEIT.
Gonzo lässt einen Pfeifton hören. »Wow! Physiker haben Humor. Wer hätte das gedacht?«
Die Wissenschaftler tragen jetzt Overalls statt Laborkitteln. Quer über dem Rücken von Dr. Ms Overall steht in großen Buchstaben HIER IST JEDER EIN TOURIST!. Er lächelt entschuldigend. »Zurzeit kommen die meisten unserer Fördergelder vom Tourismusverband. Sollten wir erfolgreich sein, möchte er unser Partner für Reisen in Parallelwelten werden.«
Ich schiebe mir die Schutzbrille vor die Augen.
»Du siehst aus, als ob du gerade einer 80er-Jahre-Band entsprungen bist«, sagt Gonzo.
»Ed, bitte mach unser Opfer startklar!«, ruft Dr. T von einem Gerüst über dem Tunnel.
Ich bücke mich, damit Ed den Sitz meines Helms überprüfen kann. »Keine Angst. Es tut nicht weh.«
»Ich denke, niemand ist zurückgekommen. Wie kannst du dann wissen, dass es nicht wehtut?«
Ed überlegt und nickt bedächtig. »Ich weiß es einfach.« Er steckt mir eine weiße Kaninchenpfote in die Tasche.
»Glücksbringer?«
»Nö.« Er liefert keine weitere Erklärung.
Balder umarmt mich. »Möge dich Frigg auf deiner Reise mit Wolken des Schutzes umhüllen, edler Cameron.«
»Ich danke dir, Balder.«
Ed befestigt den Calabi-Yau-Krümmer am Lautsprecher.
»Okay, wir sind startklar!«, ruft Dr. T. Die Wissenschaftler ziehen ihre Schutzbrillen über die Augen und Balder und Gonzo folgen ihrem Beispiel. Dr. T entbietet eine Art Raumfahrergruß, indem er die Hand auf die Brust legt.
»Auf zu den Higgsfeldern und darüber hinaus. Calabi Yau!«
»Calabi Yau!«, rufen sie alle.
Gonzo reckt mir eine letzte geballte Faust entgegen. »Auf zu Sandburgen und Ninjas, Alter!«
Ich hebe den Daumen und Ed schließt die Tür hinter mir.
Zuerst ist es still und dunkel. Wirklich dunkel. Dann höre ich, wie die Musik der Copenhagen Interpretation den Raum füllt. »Time is what you make of it …«
Der Boden wummert; er vibriert, bis meine Zähne klappern. Die Tür strahlt wie vom anderen Stern. Es ist, als ob ich aus einer Superpower-Kanone geschossen wurde. Ein Wahnsinnsdruck droht mich zu zermanschen. Ich fühle mich wie eins dieser Plastikspielzeuge, die an einer Platte haften und sich nur darauf bewegen können. Und dann dehne ich mich aus. Ich spüre, wie ich mich von der Platte löse und aufgehe wie Hefeteig. Mir ist, als ob ich so viele versteckte Dimensionen in mir habe wie das Calabi-Yau-Spielzeug. Alle Dimensionen scheinen sich gleichzeitig in sich einzurollen und im selben Maße aufzublähen. Und dann – kabumm – könnte ich schwören, dass ich in meine Einzelteile auseinanderfalle und wieder zusammengesetzt werde. In meinen Ohren dröhnt die Copenhagen Interpretation immer lauter. Winzige Zeitzellen zischen um mich herum, Momentaufnahmen, die auf den leeren Seiten eines Fotoalbums ständig neu geordnet werden. Manchmal schaue ich drauf, und sie erzählen mir eine Geschichte, dann wieder scheinen sie gar keinen Sinn zu ergeben. Trotzdem kann ich ein paar Dinge erkennen: die Copenhagen Interpretation beim Konzert. Ein großes schwarzes Loch, das sich über den Musikern öffnet. Dr. X, der in seine Maschine steigt. Die leere Bühne. Dr. X und die Copenhagen Interpretation, wie sie durch das Weltall fliegen und sich in ihrem Schlepptau etwas zusammenzieht. Ein Feuerball.
Ich werde beschleunigt und alles um mich herum gerät ins Wanken. Die Zeit krümmt sich und vermengt sich, bis ich nicht mehr unterscheiden kann, was was ist: Die Copenhagen Interpretation, wie sie im Schnee angelt. Ich, wie ich aus dem Small World-Wagen falle. Gonzo mit Filzhut, einer Pistole in der Hand, auf seinem Schreibtisch ein riesiger, ausgestopfter Albatros. Glory, wie sie mit einem kleinen Mädchen, das genauso aussieht wie sie, Himmel und Hölle spielt. Dr. X, wie er mit seiner Frau tanzt. Dr. X ganz allein in seinem kahlen, weißen Zimmer. Dad mit dem Arm um meine Schulter vor zwei Monden, die tief an einem orangefarbenen Himmel stehen. Sterne, die über mir vorbeiflitzen. Dulcie, die weinend draußen im Schnee steht und immer und immer wieder mit den Handflächen gegen eine Glasscheibe schlägt. Junior Websters Trompete in meiner Hand. Das Schild WILLKOMMEN
IN FLORIDA.
Die Musik schwillt zum Crescendo an. Sie ist so laut, dass ich es nicht mehr aushalte.
Als ich wieder zu mir komme, ist alles still. Der Calabi Yau ist zu einer Art Buddha Burger-Fleisch verbrutzelt. Ich kann mich bewegen, und nachdem die Reise zu Ende zu sein scheint, denke ich, dass mir nur noch eins zu tun bleibt, nämlich den Unendlich-Beschleuniger zu öffnen und zu sehen, was mich auf der anderen Seite der Tür erwartet. Soviel ich weiß, könnte ich jetzt in eine Welt treten, wo es weder Rad Limo noch Parker Day gibt und niemand jemals von der Copenhagen Interpretation gehört hat.
Die Tür öffnet sich unter lautem Zischen und Dampfen, und ich hoffe nur, dass keine fleischfressenden Zimmerpflanzen mit Messer und Gabel und Tartarsoße auf mich warten. Verschwommene Gestalten schälen sich aus dem Nebel heraus. Ihre Konturen werden klarer; die Doctores A, T, O und M blinzeln mich an. Gonzo lächelt erleichtert, und Balder nimmt den Helm ab und sinkt auf die Knie, um ein Dankgebet zu sprechen.
»Nima Arkani-Hamed!«, jauchzt Dr. T und hüpft einen halben Meter in die Höhe. Die Wissenschaftler klatschen sich gegenseitig ab und jubeln wie Sieger. Dann laufen sie los, um Hinweise auf XL-Gravitronen zu finden.
Ed nimmt meinen Helm und die Brille und bietet mir Saft an. Dann greift er mir in die Tasche und zieht die Kaninchenpfote heraus. Sie ist jetzt braun gestreift, obwohl ich schwören könnte, dass sie weiß war, als er sie mir reingesteckt hat.
»Ja«, sagt er und lächelt, »das hab ich mir gedacht.«
Und das ergibt so viel Sinn wie alles andere auch.
Später, nachdem die Wissenschaftler alles erdenklich Mögliche dokumentiert haben, kommen sie, um uns zu verabschieden.
»Tut uns leid, dass wir dir nicht helfen konnten, Dr. X zu finden«, sagt Dr. O und quetscht meine Hand. »Du warst eine enorme Hilfe für die Wissenschaft!«
»Hey, Gonzo – hast du das gehört? Ich war ne enorme Hilfe für die Wissenschaft!«
»Sag ihnen, du möchtest ne Medaille, ne schweinegroße«, ruft Gonzo zurück, den Mund voller Veggie-Taco, weil er sich geschworen hat, nicht mit leerem Magen auf Tour zu gehen.
»Du könntest das behalten.« Ed bietet mir sein Calabi-Yau-Modell an. Er legt es mir in die Hand, wo es sofort zu zittern beginnt, elf Dimensionen – und alle gehören mir.
»Bist du sicher?«
»Klar. Wir haben ne Tonne davon, um sie im Putopia-Souvenirshop zu verkaufen. Die Leute verschenken gerne Andenken. Das gilt als Zeichen der Aufmerksamkeit.«
»Cool.« Ich stopfe das Ding in meinen Rucksack. »Danke für die Veggie-Tacos. Und wenn du dich dran erinnern kannst, wo Dr. X sein könnte, ruf uns an.«
»Ich hab dir gesagt, wo er ist«, sagt Ed.
»Du hast gesagt, dass er in die Zukunft gereist ist«, erinnere ich ihn sachte.
»Ja.« Er legt seinen tacoverschmierten Finger auf mein E-Ticket, direkt auf Tomorrowland, und grinst. »Besorg dir ’n paar Micky-Maus-Ohren. Wenn du willst, schreiben sie dir sogar deinen Namen drauf.«
Ich stolpere über etwas. Ein orangefarben getigertes Kätzchen mit einem lila Halsband reibt sich mit lautem Schnurren an meinen Beinen. Dr. T schnappt es sich und krault es hinter den Ohren.
»Schrödinger, du alter Ganove. Wo warst du denn? Musst hungrig sein. Komm, wir geben dir ein bisschen Futter.«