Sizilien
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Der Mann saß am Rande einer Esplanade, von der aus man einen herrlichen Ausblick über das Tal am Fuße des Ätnas hatte. Er sah zu seinem Freund auf, den er seit vielen Wochen zum ersten Mal wiedersah, und kniff die Augen ein wenig zusammen, weil die Sonne ihn blendete.
»Und ihr seid sicher, dass keiner davongekommen ist?«
»Absolut. Die Schweizergardisten kamen genau in dem Moment an, als die Bande den Vatikan verlassen wollte. Sie sind Mählers Leuten quasi in die Arme gelaufen.«
»Gut so ... Wie war eigentlich die Beerdigung?«
»Traurig, aber dem Manne würdig, der einmal als Bruder Matthias hier gelebt hat. Nun hat er endlich die Ruhe, nach der er sich gesehnt hat, und wird von niemandem mehr gestört.«
»Und wie geht es dieser unglaublichen Frau?« Dabei warf er einen schelmischen Blick zur Seite, wo eine junge Frau etwas abseitsstand und die Aussicht genoss.
Der andere lachte. »Gut.«
»Behandle sie bitte gut, sie hat es verdient.«
»Bruder Hermann!«, rief in diesem Moment ein Mann in einer dunklen Mönchskutte vom Tor des Klosters aus. »Komm, du musst deine Übungen machen.«
Wieder sah er seinen Freund an.
»Hilfst du mir?«
Wortlos packte der die Griffe des Rollstuhls und schob ihn so schnell an, dass Hermann fast herausgekippt wäre. Lachend erreichten sie die Pforte.
Als Daniele Varotto und Alicia Egostina das Kloster eine Stunde später verließen, winkte ihnen Bruder Herrmann vom Tor aus nach. Seine langen hellblonden Haare wehten dabei wie eine Fahne im Wind.