18. OKTOBER 2005

Vatikan. Apostolischer Palast

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Papst Alexander IX. deutete auf den mit rotem Samt bezogenen Besucherstuhl, der vor seinem breiten Schreibtisch stand.

»Bitte, setzen Sie sich.«

Seine Stimme klang müde. Voigt nahm Platz.

»Er wird in gut einer Stunde, gegen halb zehn Uhr, landen, Eure Heiligkeit«, erklärte der Kardinal.

Der Heilige Vater nickte bedächtig; sein Gesicht sah dabei aus, als hätte man ihm gerade etwas mitgeteilt, vor dem er sich schon lange fürchtete.

»Und wenn herauskommt, wer dieser Mann tatsächlich ist?«, fragte er beklommen.

Voigt machte eine beschwichtigende Geste. »Keine Sorge, Eure Heiligkeit. Der Justizminister hat mir zugesichert, dass niemand seine wahre Identität erfährt. Für die ermittelnden Beamten ist Matthias einfach nur ein Experte auf dem Gebiet religiöser Geheimbünde.«

»Aber wird ihn wirklich niemand erkennen? Diese furchtbare Geschichte vor vier Jahren hat weltweit Schlagzeilen gemacht.«

Der Kardinal schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Eure Heiligkeit. Er ist seinerzeit sofort abgeführt worden. Kein Journalist hat ihn je zu Gesicht bekommen, es gibt kein einziges Foto von ihm. Durch den Polizeisprecher ließen wir damals verlautbaren, dass er in einem italienischen Gefängnis einsitzt, unter falschem Namen, um ihn vor den Mitgliedern der zerschlagenen Bruderschaft zu schützen. Und Sie erinnern sich sicherlich auch daran, dass wir im Einvernehmen mit dem Justizministerium ein paar Wochen später das Gerücht streuten, dass es den Simonern trotzdem gelungen war, Vergeltung zu üben. Offiziell ist er also tot.«

»Gebe Gott, dass Sie recht haben und kein Mensch dahinterkommt«, seufzte Papst Alexander IX. und strich mit zitternden Händen nervös über die Tischplatte. »Bitte bringen Sie ihn zu mir, sobald er da ist. Ich möchte mit ihm reden.«

Der Heilige Vater wirkte gebrechlicher denn je.