Vatikan. Apostolischer Palast
21
Stumm saßen sie sich im Arbeitszimmer des Papstes gegenüber. Das, was Papst Alexander IX. ihm soeben anvertraut hatte, lastete nun auch wie eine Bürde auf ihm. Er hatte geduldig zugehört, und obwohl er einige Male das Bedürfnis gehabt hatte, eine Zwischenfrage zu stellen, hatte er den Heiligen Vater nicht unterbrochen. Nun sah er dem Papst in die Augen.
»Und Sie halten es für möglich, dass er etwas mit diesen schrecklichen Morden zu tun hat?«
Papst Alexander IX. hob in einer ohnmächtigen Geste die Hände. »Allein die Tatsache, dass ich es als Möglichkeit in Betracht ziehen muss, ist furchtbar.«
»Verzeihen Sie bitte die Frage, Eure Heiligkeit, aber ... haben Sie sonst noch jemandem davon erzählt?«
Der Papst schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist lediglich ein Gefühl, für das ich noch keinerlei Anhaltspunkt habe. Nicht auszudenken, wenn meine Befürchtungen den falschen Menschen zu Ohren kämen. Können Sie sich ausmalen, was die Presse daraus machen würde? Und was das nicht nur für mich, sondern auch für mein heiliges Amt bedeuten würde? Und auch für ihn, wenn ich nicht irre? Nein, ich habe mit niemandem darüber geredet ... Lediglich Matthias habe ich heute Morgen zurate gezogen.«
Durch den Körper des Kardinals ging ein Ruck, so dass der Papst sofort beschwichtigend beide Hände hob.
»Keine Sorge, ich habe ihm nichts von den Dingen erzählt, die ich Ihnen gerade geschildert habe, und auch nichts von dem Brief, den ich heute früh bekommen habe. Aber Matthias kennt sich in Bezug auf obskure Gemeinschaften wie kaum ein anderer aus, wie ich feststellen durfte. Ich hatte die Hoffnung, er könnte meine schlimmsten Befürchtungen zerstreuen.«
»Und? Konnte er das, Eure Heiligkeit?«
»Nein, das konnte er nicht. Aber dazu weiß er bisher auch zu wenig. Ich sollte mich vielleicht noch einmal mit ihm unterhalten. Er ist ein guter Mensch, das habe ich sofort gespürt, und ich vertraue ihm. Er hat vor vier Jahren schon bewiesen, wie wichtig ihm das Wohl der katholischen Kirche ist. So wichtig, dass er sein Leben dafür aufs Spiel gesetzt hat.«