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Der Satz »Ich habe gut
geschlafen« mag für viele ziemlich selbstverständlich klingen, für
mich aber bedeutete er ein seltenes und deshalb umso größeres
Vergnügen. Ich weiß nicht, ob es an der emotionalen oder der
körperlichen Erschöpfung oder auch an dem unbekannten Gefühl der
Geborgenheit lag, das ich in Reds Gegenwart verspürte. Jedenfalls
schlief ich in seinen Armen viel besser, als ich das jemals bei
meinem Mann getan hatte.
Zusammengerollt wachte ich auf. Meine
verbundenen Hände hielt ich vor mir gekreuzt, das Kleid war um
meine Taille geknüllt, und Red schmiegte sich an meinen Rücken. Ich
habe irgendwo gelesen, dass die glücklichsten Paare in dieser
Position schlafen. Es war ein Artikel mit dem vielsagenden Titel
>Schlafpositionen und was sie über die Liebe sagen<. Hunter
und ich schliefen immer weit voneinander entfernt oder ich
schmiegte mich an seinen Rücken, weil er behauptete, wegen seiner
gebrochenen Nase nicht auf der linken Seite und damit mir zugewandt
schlafen zu können.
Red hielt mich locker fest, wobei seine Hand auf
meinem Bauch ruhte.
»Red?«
»Mm.« Schläfrig drückte er seine Erektion gegen
meinen
Po, und ohne nachzudenken, erwiderte ich für einen Moment den
sanften Druck. Dann seufzte er und wachte auf, auch wenn er
weiterhin so tat, als würde er noch schlafen.
»Red? Ich muss ganz dringend auf die Toilette«,
flüsterte ich.
»Was? Oh. Okay.« Er richtete sich auf. Mit
seinen zerzausten Haaren, die in alle Richtungen abstanden, wirkte
er beinahe wie ein Junge. Er trug dunkelrote Boxershorts. Offenbar
hatte er seit unserer ersten Begegnung in der U-Bahn gute fünf bis
sieben Kilo zugenommen, die sich allerdings in Form von Muskeln um
seine Schultern und seine Brust gelegt hatten und so recht
eindrucksvoll aussahen.
Ein wenig befangen ging ich ins Badezimmer
meiner Mutter, wo ich mich mit dem Problem konfrontiert sah, meine
Hände nicht benutzen zu können, um das knöchellange Kleid
hochzuziehen. Ich stand eine ganze Weile ratlos da, bis Red leise
an die Tür klopfte.
»Brauchst du Hilfe?«
»Nein!«
»Sicher?«
»Verdammt, ich habe keine Ahnung, wie ich das
machen soll.«
Er öffnete die Tür. Zu meiner Belustigung
glühten seine Wangen feuerrot. »Ich... äh... ich könnte den Rock
für dich hochheben.«
Jetzt war es an mir, rot zu werden. »Ich kann
nicht mal Toilettenpapier benutzen. Tut mir leid, Red. Aber in
deiner Gegenwart geht das nicht. Ich brauche eine Krankenschwester.
Ich müsste eigentlich sowieso im Krankenhaus sein. Wie soll ich mit
diesen Händen zurechtkommen?«
»Ich bin ausgebildeter Sanitäter.«
»Wirklich?«
»Ich habe nur die toten Kinder nicht mehr
ertragen. Jeden Juli sind mindestens zehn Kinder in den Seen und
Flüssen ertrunken. Da habe ich dann irgendwann aufgehört. Aber ich
bin noch immer Sanitäter. Du musst dich nicht vor mir schämen. Das
ist alles rein professionell.«
Wir brachen beide in hysterisches Gelächter aus,
das zu lang dauerte und zu laut war. Aber wenn man dringend auf die
Toilette muss, dann ist es einem irgendwann egal, wie man das
macht.
»Bitte, hilf mir aus dem Kleid.«
Das tat er, wobei er es vermied, meine nackten
Brüste zu betrachten. Bei diesem Kleid gab es nämlich keinen Platz
für einen BH. Mir blieb gerade noch eine Sekunde Zeit, um mich
daran zu erinnern, dass ich einen ausgeleierten Baumwollslip trug,
ehe Red mich ansah. »Noch etwas?«
Meine Wangen brannten. »Schau weg.«
Red kniete sich hin und half mir aus dem
Höschen, ohne mich anzusehen. Stattdessen richtete er den Blick auf
das Höschen.
»Jetzt geh bitte!«
Red zog eine Augenbraue hoch. »Und was... äh...
was soll ich damit?« Er hielt meine Unterhose hoch, die in seiner
Hand auf einmal erstaunlich klein aussah.
»Lass sie!«
Er schloss die Tür hinter sich, und nach einem
Augenblick entspannte sich meine Blase. Ich schüttelte mich
trocken, betätigte mit dem rechten Fuß die Wasserspülung und
schaffte es sogar trotz meiner bandagierten Hände, mich in ein
flauschiges violettes Badetuch zu wickeln. Dann setzte
ich mich so damenhaft wie möglich auf den geschlossenen
Toilettensitz und rief schließlich Red wieder herein.
»Red? Könntest du... könntest du mir vielleicht
ein Bad einlassen?«
»Klar.«
Er trat ein. Noch immer trug er nichts anderes
als seine Boxershorts. Seine Miene wirkte wie die eines guten
Krankenpflegers, freundlich und sachlich. Er beugte sich vor, um
das Wasser in die Badewanne einzulassen, so dass ich seine breiten
Schultern und seinen schlanken Rücken bewundern konnte. Als er sich
zu mir umdrehte, ertappte ich mich dabei, wie ich seine
Bauchmuskeln betrachtete. Ich blickte hastig auf und musste
feststellen, dass Red lächelte. Es war offensichtlich: Er hatte
absichtlich vergessen, sein Hemd anzuziehen.
»Soll ich dir die Haare hochstecken?«
Ich war überrascht, dass er daran dachte. »Ja,
bitte. Das wäre nett. Die brauchen immer so lange, bis sie wieder
trocken sind.«
Er holte die Haarbürste, die ich in meine Tasche
gepackt hatte, und begann mit langen, sicheren Bewegungen, meine
Haare zu bearbeiten. Dabei hielt er die Strähnen mit der linken
Hand fest, so dass es nicht ziepte, wenn er einmal nicht ganz
durchkam.
»Du machst das gut«, sagte ich.
»Ich habe mit Pferden gearbeitet«, erwiderte er,
und ich musste lachen. »Ist hier irgendwo ein Haargummi? Ach ja,
hier ist eins.« Er fasste meine Haare oben am Kopf zu einem Zopf
zusammen und rollte sie zu einem lockeren Knoten. Ganz verzaubert
wünschte ich mir, dass er ewig so weiterbürsten und mich verwöhnen
möge.
»Danke«, sagte ich und dachte an Hunter, der
meine Haare zwar angeblich liebte, aber nie auf die Idee gekommen
wäre, sie auch zu bürsten.
»Wenn ich könnte, würde ich deine Haare am
liebsten jeden Abend bürsten«, murmelte Red. Ehe ich etwas erwidern
konnte, fügte er hastig hinzu: »Jetzt helfe ich dir aber besser mal
ins Bad, Doc.«
Empört schüttelte ich den Kopf. »Kommt gar nicht
in Frage.«
»Na, komm schon. Du kannst mir vertrauen. Ich
werde mich zurückhalten. Ehrlich.« Er streckte mir die Hand
entgegen und umfasste meinen Unterarm. Ich zuckte zusammen, als ich
seine warme Haut spürte. Während ich in die Wanne stieg, bemerkte
ich, dass er zwar wegschaute, mein Auftritt seine Wirkung aber
trotzdem nicht verfehlt hatte. In seinen Boxershorts zeigte sich
eine eindeutige Beule.
Ich sank ins heiße Wasser, und Red wandte mir
hastig den Rücken zu.
»Alles in Ordnung?« Seine Stimme klang
belegt.
»Ich sitze.«
»Soll ich dich waschen?«
»Wie weit reichen denn deine Dienste, wenn ich
fragen darf?«
Er drehte sich zu mir um, und ich versank tiefer
ins Wasser. »Momentan ziemlich weit, würde ich sagen.«
»Nun, in meinem Waschbeutel befindet sich eine
Zahnbürste und...« Dann fiel mir etwas ein, das mir auf einen
Schlag jegliches Vergnügen raubte. »Red, es ist nicht richtig von
mir, mit dir zu flirten.« Ich holte tief Luft. »Schließlich bin ich
von Hunter schwanger.«
Er legte den Kopf zur Seite und überlegte. »Hör
mir genau
zu, Abra. Ich sage dir das zwar nur sehr ungern, aber ich bin mir
sehr sicher, dass du in Wirklichkeit nicht schwanger bist.«
»Was soll das heißen? Wie kannst du dir da
sicher sein? Ich war bei einer Ärztin, und sie hat es mir
bestätigt.« Allerdings erinnerte ich mich an ihre Verwunderung über
meinen eigentlich erhöhten Hormonspiegel.
Red ging in die Hocke, so dass er sich fast auf
Augenhöhe mit mir befand. »Es ist der Virus«, erklärte er. »Zuerst
lässt er deine Hormone völlig durchdrehen, und dann...« Er zögerte,
als müsste er nach den richtigen Worten suchen. »Du riechst nicht
schwanger«, meinte er schließlich, obwohl ich das Gefühl hatte,
dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. »Ich möchte
dich nicht verunsichern, Doc. Aber du riechst eher so, als ob du
kurz vor dem Wandel stündest.« Er räusperte sich. »Das heißt...
also, damit meine ich, dass du bald deine Periode bekommst.«
Ich schluckte. Das alles war zu viel und ging zu
schnell für mich. Red hatte mir gerade eröffnet, dass ich in den
letzten Wochen mein Leben auf etwas hin ausgerichtet hatte, das nun
doch nicht eintreten würde. Einerseits begriff ich zwar rational,
dass es dieses Baby nie gegeben hatte. Aber andererseits hatte ich
das Gefühl, gerade einen Abgang gehabt zu haben.
Er rückte näher, als wollte er mich in die Arme
nehmen. Ich begann wie eine Wilde um mich zu schlagen und
verspritzte im ganzen Bad Wasser. Auch Red wurde nass.
»Das ist nicht fair«, rief ich immer wieder.
»Das ist einfach nicht fair.«
»Ich weiß, Liebling. Ich weiß.« Er kniete sich
neben mich. Unsere Körper waren nur noch durch den Rand der
Badewanne voneinander getrennt, während er wie ein geübter
Tiertrainer oder Pfleger beruhigend über meinen Kopf strich.
Dennoch schlug mir das Herz vor Erregung und Enttäuschung fast aus
der Brust. »Ich bin hier bei dir, Abra. Ich werde mich um dich
kümmern.«
»Ich bin nicht schwanger«, schluchzte ich und
dachte erneut an die Ärztin, die meinen Hormonspiegel als
ungewöhnlich bezeichnet hatte. »Ich bin nie schwanger gewesen.« Es
fiel mir schwer, das zu akzeptieren.
Ich spürte, wie seine Hände innehielten, und
blickte auf. Er musste es die ganze Zeit über gewusst haben, denn
sonst hätte er sich bestimmt nicht so ruhig gezeigt, wie er das
jetzt tat.
»Wolltest du denn schwanger werden?«
»Ja.« Ich blickte ihn an und konnte sehen, dass
er verstand, wie viel komplizierter die Sache in Wahrheit für mich
und Hunter gewesen war.
Er umfasste mein Gesicht. »Abra«, sagte er mit
leiser Stimme. »Es tut mir leid für dich, dass du nicht schwanger
bist, wenn du das wolltest. Denn ich möchte vor allem, dass du das
bekommst, was du dir wünschst. Andererseits tut es mir nicht leid,
denn ein Kind hätte dich vermutlich noch mehr an Hunter gebunden.
Und auch wenn du das wahrscheinlich schon weißt, so sage ich es
jetzt doch: Ich habe mich sehr in dich verliebt, Abra.«
Er warf mir einen derart eindringlichen Blick
zu, dass es mir schwerfiel, nicht wegzuschauen. »Ich habe das noch
nie zuvor zu einer Frau gesagt, Abra. Aber mit dir möchte ich
wirklich den Rest meines Lebens verbringen.«
Da ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte,
starrte ich ihn für einen Moment fassungslos an. Dann sagte ich:
»Wusstest du eigentlich, dass mein Vater in den achtziger Jahren
eine Fernsehserie drehte?«
Er schüttelte verwirrt den Kopf.
»Sie hieß Ich heiratete
einen Werwolf. Lustiger Zufall, oder?« Und dann musste ich so
heftig lachen, dass mir die Tränen kamen. Vermutlich fand Red, dass
ich etwas zu sehr lachte, denn er fing an, mir wieder über die
Haare zu streicheln und beruhigend auf mich einzureden.
»Das geht alles zu schnell für dich«, murmelte
er. »Tut mir leid, Doc. Ich wollte dich nicht bedrängen.«
»Nein, nein. Es tut mir leid.« Mir wurde auf
einmal klar, wie verletzt er sich fühlen musste. »Ich habe nur
gerade an Halloween gedacht. Wie du... was ich mit dir gemacht habe
und wie du dich... wie du dich verwandelt hast...« Ich brach ab und
überlegte. Ich saß nackt in der Badewanne und erinnerte Red daran,
wie ich ihn in meinen Mund genommen hatte. Als ich jetzt daran
dachte, begann es zwischen meinen Schenkeln zu pochen. »Wie war es
für dich, als du erfuhrst, dass du das Virus hast?«
Red räusperte sich. »Bei mir ist das alles etwas
anders, Doc.« Seine haselnussbraunen Augen blitzten golden auf, und
seine Pupillen weiteten sich.
»Deine Augen... haben die gerade eben golden
gefunkelt?«, fragte ich neugierig.
»Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich nach
deinem Mund sehne...« Red lehnte sich zu mir und schlang
leidenschaftlich die Arme um mich. Ich konnte sein Verlangen
spüren, das wie Wellen durch ihn hindurchrollte und ihn erbeben
ließ. »Lass mich dich küssen, Abra.« Er küsste meine feuchten
Haare, meine Stirn, und dann gab er mir einen Kuss auf den Mund –
einen tiefen, gierigen Kuss.
Schließlich löste er sich von mir und holte
Luft. »Abra. Himmel, Abra.« Er beugte sich vor und nahm eine meiner
Brustspitzen in den Mund, um so heftig daran zu saugen, dass ich es
zwischen meinen Beinen spürte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit
der anderen Brust zu, um mich schließlich mit der Hand unten
zwischen den Schenkeln zu berühren. Obwohl seine Finger Schwielen
hatten, tat er das mit wesentlich mehr Feingefühl, als Hunter es
jemals zustande gebracht hätte.
»Du bist so feucht da unten... mein Gott, Frau«,
murmelte er. Gerade als mich seine zarten, noch ganz
oberflächlichen Berührungen nach einem tiefergehenden Kontakt
sehnen ließen, begann sein Finger in mich zu gleiten. Doch der
Gedanke an Hunter ließ die Blase zerplatzen.
»Warte... langsamer«, sagte ich. »Das geht alles
zu schnell für mich.« Obwohl sich meine inneren Muskeln
zusammenpressten und nach mehr verlangten, zog Red seinen Finger
hastig zurück.
»Tut mir leid, Doc«, erklärte er, auch wenn er
nicht so aussah, als ob es ihm wirklich leidtäte. Er sog meinen
Geruch an seinem Finger ein und leckte dann daran, als könnte er
sich nicht zurückhalten. Seine Augen leuchteten vor Verlangen und
Glück.
»Für mich geht das alles sehr schnell, Red«,
wiederholte ich.
Er gab mir einen Kuss auf mein Schlüsselbein.
»Schon verstanden. Soll ich dir aus der Wanne helfen?«
»Ja, bitte.«
Er hob mich heraus, und wieder war ich
überrascht, wie kräftig er sich anfühlte. Liebevoll wickelte er
mich in das violette Badetuch ein. »Willst du sehen, wie ich es
mache?«
»Wie bitte?« Ich wusste nicht so recht, was er
meinte, nahm aber automatisch an, dass es etwas mit Sex zu tun
haben musste.
Er grinste. »Willst du miterleben, wie ich mich
verwandle?«
»Oh.« Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
»Ja, gerne.«
»Okay. Wenn du so aussiehst, kann ich mich
allerdings nicht konzentrieren. Hast du hier irgendwelche
Klamotten, die wir dir anziehen könnten?«
»In meiner Tasche.« Ich hielt die Arme an meinen
Körper gepresst, damit mir das Handtuch nicht herunterrutschte, und
ging ins Schlafzimmer. Red folgte mir.
»Wie wäre es damit?« Red holte einen roten
Frotteemantel aus meiner Tasche.
»Gut.« Ich drehte mich um und ließ das Handtuch
fallen. Als ich einen Blick über meine Schulter warf, merkte ich,
dass Red diesmal nicht wegschaute.
»Wow«, murmelte er stattdessen bewundernd. Ich
erkannte den Ausdruck in seinem Gesicht. Es war die Miene, die
Lilliana einmal als den
Mein-Gott-du-bist-nackt-undeine-Göttin-Blick bezeichnet hatte.
Damals hatte ich nur genickt und so getan, als ob ich wüsste, wovon
sie sprach. Doch das tat ich in Wahrheit erst jetzt. Es war eine
derart schmeichelnde Reaktion, dass ich es nicht über mich brachte,
ihn zu tadeln. Ich knotete den Bademantel zu.
»Kannst du dich jetzt konzentrieren?«
Red sah mich an. »Du bist zwar noch immer sehr
nackt unter diesem Mantel... aber ja, ich glaube, jetzt könnte ich
es schaffen.«
Ich setzte mich aufs Bett und schlang die Arme
um meine
Knie. »Und wie machst du das nun? Müssen wir warten, bis sich der
Mond zeigt?«
Red ließ sich neben mir nieder. »Es ist zwar
einfacher, wenn wir Vollmond haben – so wie jetzt. Aber ich bin
kein Werwolf. Ich kann also auch zu anderen Zeiten meine Gestalt
verändern.«
»Wie meinst du das?«
»Lykanthropie ist ein Virus. Was ich habe, ist
eher angeboren. Ich bin ein Limmikin – ein Metamorph.«
»Ich habe es gerade erst geschafft zu
akzeptieren, dass der Lykanthropie-Virus Menschen in Werwölfe oder
Unwölfe oder wie auch immer verwandeln kann. Und jetzt willst du
mir weismachen, dass es noch seltsamere Dinge gibt, die noch
übernatürlicher sein sollen?«
Red warf den Kopf zurück und lachte aus vollem
Halse. Die Zähne, die er dabei zeigte, wirkten schärfer, als ich
sie in Erinnerung hatte. »Doc, in dieser Gegend gehöre ich noch zu
den Normalen.«
Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn
gespielt misstrauisch an. »Dann beweise es mir.«
»Jetzt sofort?«
»Ja, jetzt sofort. Verwandle dich in Red, den
roten Kojoten.«
Reds Haut wurde plötzlich etwas fleckig. »Red
ist ein Wolf. Ein roter Wolf und kein Kojote.«
»Entschuldige vielmals, ich wollte dich nicht
beleidigen.«
»Ich weiß, dass ich vielleicht nicht so groß bin
wie andere Wölfe...«
»Sorry, mir war nur gerade eingefallen, dass
sich in Texas einige rote Wölfe mit der dort ansässigen
Kojotenpopulation vermischt haben und...««
Red sah mich aus schmalen Augen an. »Kojoten
sind Betrüger, Abra. Ich bin kein Kojote.«
»Okay, ich glaube dir.«
Red stand auf. Er stellte sich vor mich hin. Der
Blick in seinen Augen brachte meinen ganzen Körper zum Erbeben.
Meine Brustspitzen wurden mit einem Schlag hart. »Ein Limmikin
braucht keinen Mond«, erklärte er und betrachtete sehr gründlich
meinen Mund. »Ich muss nur nackt sein und mich in einem
ekstatischen Zustand befinden. Das ist alles.«