8.
Ach, dieses Denken, dachte der Große Denker. Es bringt mich noch mal um den Verstand.
Der Große Denker dachte nicht oft in solch simplen, leicht verständlichen Sätzen. Normalerweise glichen seine Gedanken komplizierten wissenschaftlichen Abhandlungen, die jedem Normalsterblichen die Tränen in die Augen getrieben hätten. Ein Telepath, der einmal versucht hatte, die Gedanken des Großen Denkers zu lesen, musste daraufhin einer Lobotomie unterzogen werden.
Dass der Große Denker momentan nur derart profane Gedanken zustande brachte, war seiner Erschöpfung zuzuschreiben. Bei der letzten Astralreise hatte er sich in den unendlichen Weiten des Weltalls verirrt und mehrere Tage gebraucht, zur Erde zurückzufinden. Es war keine angenehme Erfahrung gewesen.
Jetzt hatte man die meisten Teile seines Gehirns entfernt, um sie langsam abkühlen zu lassen.
Zum ersten Mal seit langem dachte der Große Denker über seine Zukunft nach. Und über dieVäter, die er herbeirufen wollte. Ob sie wohl nett waren? Ob sie wohl Antennen auf dem Kopf trugen? Es stellte sich heraus, dass der Große Denker ohne sein Gehirn ein ziemlicher Einfallspinsel war.
Es klopfte an der Türe.
Immer hereinspaziert Jungchen, dachte der Große Denker.
Die Türe wurde geöffnet und herein trat Quirnseus mit einem verlegenen Lächeln.
„Sir, es ist wieder gelungen, ein paar Teile Ihres Gehirns abzukühlen“, erstattete Quirnseus Bericht. Hinter ihm konnte der Große Denker einen jungen Burschen erkennen, der einen großen Wasserbottich trug. Es handelte sich um Rudger Leus, der den Großen Denker gerade zum ersten Mal leibhaftig zu Gesicht bekam. Rudger hatte erwartet, dass der Anblick ihn mit Ehrfurcht erfüllen würde, aber stattdessen drehte sich dem Novizen augenblicklich der Magen um. Zitternd ließ er den Bottich fallen und rannte die Hand an den Mund gepresst nach draußen. Der Bottich traf auf dem Boden auf und zersplitterte. Mit einem Wasserschwall wurde ein schleimiges, verschlungenes Etwas quer durch den Raum gespült. Der Große Denker wimmerte vor Pein.
Quirnseus hatte alle Hände voll zu tun. Durch einen kühnen Hechtsprung erreichte er das Gehirn und hielt es fest an sich gedrückt. Mit geschickten Griffen befestigte er es am richtigen Platz.
Der Große Denker gurgelte wohlig.
„Es tut mir wegen meines neuen Partners aufrichtig leid, Sir“, erklärte Quirnseus mit verlegenem Respekt. „Ich möchte mich für ihn ausdrücklich entschuldigen.“
Quirnseus fegte schnell die Scherben zusammen, bevor sich der Große Denker vielleicht daran verletzen könnte. Dann machte er Anstalten, den unangenehmen Raum zu verlassen.
Sorgen Sie dafür, dass sich derartige unerfreuliche, unverantwortliche und untragbare Vorfälle, die in einer nach allen Maßstäben wichtigen Angelegenheit, wie der meines eigenen Wohlbefindens, weder zu akzeptieren noch zu dulden sind, nicht wiederholen, dachte der Große Denker, der mit dem neuen Gehirnteil wieder mehr nach sich selbst klang.
Als Quirnseus keuchend die Türe hinter sich schloss, fiel sein Blick auf seinen fanatischen Kollegen. Er war kreidebleich und hatte sich den illusionären Designeranzug mit Erbrochenem ruiniert.
„Ich... Ich hätte nie gedacht...“, stammelte er.
„Schon gut“, antwortete der rüstige Wächter kalt. „Das kann auch dem Besten von uns schon mal passieren... Aber ich werde wohl Meldung machen müssen.“
Als er Rudgers Gesichtsausdruck sah, fiel es Quirnseus schwer, ein Grinsen zu unterdrücken.