4.

 

Der Flur im oberen Stockwerk wurde nur von einer einzigen nackt von der Decke herunterhängenden Glühbirne beleuchtet. Eine Unmenge von Wüstenfliegen umkreiste sie. Das monotone Summen der in diesen Breiten allgegenwärtigen Biester war neben dem von unten hochdringenden Kneipenlärm das einzig wahrnehmbare Geräusch. Links und rechts konnte man schon vom Treppenabsatz aus an jeder Wand jeweils zwei Türen entdecken. Von diesen führte die mit einer `Eins´ gekennzeichnete Tür in das Schlafzimmer des Wirtes und die restlichen drei in die wahrscheinlich äußerst schäbigen Gästezimmer. Das Gästezimmer mit der Nummer Vier und der zusätzlichen, krakelig gezeichneten Aufschrift `Die Königssuite` lag rechts hinten. Es befand sich direkt neben dem einzigen Fenster, durch das manche Gäste des Nachts ihre Notdurft entsorgten, wenn sie merkten, dass die Toiletten auf ihren Zimmern entweder überschwemmt oder von vorherigen Besuchern auf üble Art und Weise besudelt waren. Einige der Gäste zweckentfremdeten auch den großen Topf der einzigen auf dem Flur befindlichen Kaktuspflanze, was dem eigentlich eher kargen Gewächs zu einer unerwarteten Blütenvielfalt verholfen hatte.

Grazilla und der trichterköpfige Androide erreichten das obere Ende der Treppe.

Diese war mit dem Boden des ersten Stocks lediglich durch zwei rostige Metallstreben verbunden, die mit zwei Schrauben befestigt waren. Der Androide ging kurz in die Hocke, um sie mit geübten Griffen zu lockern und herauszuziehen. Dies ging so schnell und beiläufig vor sich, dass es der Bardame fast entgangen wäre.

„Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, flüsterte der Androide, als er ihrem fragenden Blick begegnete. Eilig drängte er sie vorwärts in den Flur. 

„Das da hinten, neben dem Fenster ist Zimmer Nummer Vier“, informierte ihn Grazilla. „Da drin ist der Kerl abgestiegen. Ich habe gesehen, wie er hier angekommen ist.“

„Pssst, sprich leiser! Du darfst ihn auf keinen Fall vorwarnen... Und hey, warum hast du mir nicht sofort gesagt, dass du ihn schon gesehen hast? Das hätte mir die ganze Angelegenheit ziemlich erleichtert.“ Die Stimme des Androiden klang ungehalten.

„Du hast mich nicht gefragt! Und außerdem hätte ich mich damit in die Geschäfte meines Bosses eingemischt und sicher Ärger mit ihm bekommen. Es ging schließlich um einen Sack voll Gold!“ Sie musterte ihn herausfordernd.

„Egal. Sag mir lieber, wie er ausgesehen hat! War er groß?“

„Oh, du kennst ihn selbst gar nicht? Was bist du, ein Kopfgeldjäger, oder was?“ Der Gedanke schien der kurvenreichen Bardame wenig zuzusagen.

„Du hast es erraten! Und jetzt sag mir, wie er aussah, schließlich habe ich dich bezahlt!“ Ungeduldig ging die Greifzange auf und zu.

Grazilla begann nachzudenken. Natürlich, sie hatte den Mann beobachtet... aber wie hatte er ausgesehen? Irgendwie konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sein Bild verschwamm vor ihrem inneren Auge.

„Ich... Ich weiß es leider nicht mehr...“ stammelte sie seltsam benebelt. „Tut mir leid...“

„Schon gut, das macht überhaupt nichts. Ich hatte sogar damit gerechnet, dass du dich nicht erinnern kannst.“ Er kramte in seiner Aktentasche, als suchte er etwas darin.

„Also, jetzt hör mir gut zu: Ich werde gleich die Türe aufreißen und du sagst mir laut und deutlich, was du in dem Raum siehst, egal wie sonderbar es dir vorkommen mag!“ Seine Stimme klang eindringlich. „Hast du das genau verstanden? Laut und deutlich! Das ist alles, was ich von dir verlange.“

„Ja! Ich verstehe zwar nicht, was du dir davon versprichst, aber wenn es dir 120 Dollar wert ist...“

„110 Dollar!“

„Na schön, 110 Dollar. Und du bist dir sicher, dass das alles ist, was ich tun soll?“ erkundigte sie sich noch einmal unsicher. „Erzählen, was ich sehe?“ Für gewöhnlich beinhalteten die Instruktionen ihrer Kunden etwas umfangreichere Aufgaben.

„Das ist alles“, bestätigte der Androide. Er überlegte, ob er dieser Frau wirklich trauen konnte, denn davon würde nun einiges abhängen. Vielleicht war es besser, eine Art Verbindung zu ihr aufzubauen.

„Und vergiss nicht: Wir sind jetzt in dieser Angelegenheit Partner.“ Er reichte ihr vertraulich die rechte Roboterhand.

Grazilla lächelte.

„So, so Partner! Hast du eigentlich auch einen Namen. Oder etwa nur irgend so eine komische Nummer? Du weißt schon... IX73, oder so?“

Der Androide blickte verlegen zu Boden. Nach kurzem Zögern antwortete er: „Mein Name ist Jazzman... Mein Erbauer hat mich so genannt.“

„Was?“ fragte sie erstaunt. „Er hat dir einen Frauennamen gegeben?“

„Nicht Jasmine, verdammt! Jazzman!“ Er seufzte bekümmert. „Jazz, das war früher im 20. Jahrhundert so eine fürchterliche Musikrichtung, bei der mehrere Musiker wie besessen durcheinander spielten. Grauenhaft! Aber mein Erbauer war ganz wild darauf. Er hat mir sogar ein eigenes Jazzmusikunterprogramm erstellt und ich bekomme es einfach nicht gelöscht! Von einem Augenblick zum anderen aktiviert es sich und spielt mir gegen meinen Willen Freejazz vor!“

Grazilla wusste nicht, was sie sagen sollte. Tröstend legte sie ihm die Hand auf die eisernen Schultern.

Der Androide fasste sich wieder.

„Na egal, was soll’s! Du kannst mich jedenfalls Jazz nennen“, sagte Jazzman mit festerer Stimme. „Und jetzt lass uns keine Zeit mehr verlieren, klar?“

„In Ordnung, Jazz!“ Grazilla lächelte erneut. Für einen Roboter war er wirklich süß, fand sie.

Während sie näher an die Türe der Königssuite heranschlichen, kramte Jazzman wieder angestrengt in der Aktentasche. Dann förderte er einen handlichen, schwarzen Kasten zu Tage.

„Was ist das denn jetzt schon wieder?“ wollte Grazilla wissen. „Eine Waffe?“

„Nur meine Blackbox, aber das braucht dich nicht zu interessieren, konzentriere du dich nur auf deine Aufgabe! Es geht jetzt sofort los. Warte...“ Er betätigte einen kleinen, kaum sichtbaren Anschaltknopf. Die Box surrte kurz und begann, an der Vorderseite eine Art Objektiv auszufahren.

„Beep! Militärische Blackbox-Einheit Beta, bereit für Aufzeichnung!“ ertönte eine leise elektronische Stimme aus dem kleinen Kasten.

„Hat er militärisch gesagt? Arbeitest du etwa für das Militär?“ erkundigte sich Grazilla aufgebracht.

„Kümmer dich nicht drum, tu, was ich dir gesagt habe!“ wiegelte Jazz ab. „Du sollst dich konzentrieren!“ Er hielt die Blackbox nacheinander auf Grazilla und die verschlossene Tür, wobei er zu Protokoll gab: „Diese humanoide Frau wird nun ihre Eindrücke dessen wiedergeben, was sich hinter dieser Türe befindet.“

„Beep! Daten verarbeitet“, antwortete die Stimme aus der Box. Jazzman nickte zufrieden. Dann stieß er mit dem Maschinengewehr gegen das rostige Türschloss und trat die Türe mit einem kräftigen Tritt auf.

„Schnell, sag was du siehst!“ befahl er Grazilla, deren Augen sich gerade vor Entsetzen weiteten. Es war wirklich unfassbar, was sie da erblickte.

„Es ist die Hölle!“ begann sie schlotternd ihren Bericht. „Da ist ein tosendes Meer aus brodelndem Feuer und glühender Lava, aus dem sich unbeschreiblich widerwärtige Kreaturen mit meterlangen, messerscharfen Reißzähnen direkt auf mich zu bewegen. Aus dem Maul einer dieser schleimigen Monster hängt noch das zuckende Bein eines verspeisten Opfers und auf seinem Kopf sitzt der pferdefüßige Teufel persönlich, mit zwei langen, spitzen Hörnern und einem fürchterlichen Dreizack in den kräftigen Klauen, mit dem er gnadenlos die ängstlich fliehenden Seelen aufspießt.“ Sie redete jetzt leiernd, wie in Trance. „Und überall am rot schimmerndem Horizont detonieren unzählige Atombomben, die durch ihre vernichtenden Gewalten die Welt erbarmungslos auseinander reißen. Scheinbar aus noch weiterer Ferne weht der Übelkeit erregende Gestank des schwarzen unbarmherzigen Todes herüber, der ...Oohhh…“

Grazilla wurde schwarz vor Augen. Die fürchterlichen auf sie einwirkenden Sinneseindrücke waren zu viel für ihren kleinen Geist. Vor der offenen Tür fiel sie in Ohnmacht und plumpste auf den morschen Holzboden.

„Das reicht jetzt auch“, kommentierte der Androide zufrieden. Dann trat er selbst mit schussbereiter Waffe vor den Eingang.

Er blickte in ein schäbig ausgestattetes Gästezimmer, in dem die geschmacklose Wandtapete, mit einem gelb-rosa Zickzackmuster, schon das Grauenerregendste war. Die Möblierung des Raumes bestand lediglich aus einem löchrigen Kleiderschrank, einer bräunlich verschmierten Toilette und einem wackeligen Doppelbett. Auf letzterem saß ein dürrer, nackter Mann von etwa 35 Jahren im Schneidersitz. Offenbar war er in eine tiefe Meditation versunken. Er hatte eine Halbglatze und enorm abstehende Segelohren, die von Zeit zu Zeit unkontrolliert zuckten.

„Bericht der humanoiden Frau fertig aufgenommen und analysiert“, meldete sich die elektronische Stimme der Blackbox.

Der meditierende Mann auf dem Bett saß direkt vor zwei kleinen, transportablen Musikboxen, deren Kabel in einem am Boden liegenden Abspielgerät steckten. Der knochige Kerl schien sich ganz den entspannenden Klängen hinzugeben, die ihm da in die Ohren gesäuselt wurden.

Jazzman trat zu ihm und schüttelte ihn unsanft aus den Träumen.

„He, Glatzkopf, aufwachen!“ knurrte er.

Der Träumer schreckte sofort aus den Tiefen seines erweiterten Bewusstseins empor.

„Was, um Himmels Willen, ist hier los?“ Verstört blinzelte er mit den Augen. „Oh nein, nicht DU!“ keifte der Nackte, als er Jazz erblickte. „Und ich dachte, ich hätte dich lästige Klette in der Burnoutwüste abgehängt.“

„So leicht kann sich also auch ein Superhirn wie du irren“, erwiderte der Androide triumphierend. Dann sprach er wieder in die Blackbox: „Achtung hier Jazzman! Alles, was ich sehe, ist ein kümmerlicher, glatzköpfiger Exhibitionist, der es sich etwas gemütlich gemacht hat.“

Die Prozessoren im Inneren des Kastens brauchten einige Zeit, bis sie die Informationen verarbeitet hatten. Doch dann meldete sich die Blackbox mit einem Piepen zurück:

„Beep! Eingaben miteinander verbunden, kombiniere: telepathisch veranlagtes Individuum. Verfügt über die Fähigkeit, komplexe Illusionen zu erzeugen. Ordne sofortige Festnahme an!“

„Es ist mir ein Vergnügen“, raunte Jazz. „Nimm die Hände hoch, du Witzfigur!“

Der Mann hob Jazz die dürren Arme entgegen und dieser legte ihm sofort die Elektrohandschellen an, die er immer griffbereit mit Magneten am Rücken befestigt hatte. Diese Handschellen waren für Jazzman nebenbei bemerkt ein wahres Wunderwerk der Technik: Man konnte sie mit nur wenigen Handgriffen zu praktischen Beinschellen oder auch Halsschellen umfunktionieren, und für besonders widerspenstige Gefangene hatten sie einen Elektroschocker integriert, den Jazz über einen Regler am linken Fuß bedienen konnte. Doch leider gab ihm der neue Gefangene bis jetzt noch keinen Anlass, den Schocker auszuprobieren. Er saß einfach nur schicksalsergeben da und machte ein belämmertes Gesicht.

„Schön und gut Blackbox, aber würdest du nun freundlicherweise die Höhe der Belohnung für diesen äußerst gefährlichen Telepathen ausrechnen?“ drängte Jazz. „Seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Visionen scheinen besonders ausgeprägt zu sein, selbst wenn sie auf ein Computergehirn wie meines keine Wirkung zeigen. Aber überlege, welch schreckliche Gefahr sie für die Menschheit bedeuten könnten... Nicht auszudenken!“

Die Blackbox rechnete kurz nach.

„Beep! Die Belohnung für einen Telepathen mit den nachgewiesenen Fähigkeiten beträgt 850 Dollar!“ verkündete sie emotionslos.

„Klasse, nicht schlecht... für den Anfang!“ bemerkte Jazz zufrieden. Tatsächlich befriedigt war er allerdings noch lange nicht.

Von der Türe her erklang ein erschöpftes Stöhnen. Als Jazz sich dorthin umblickte, stellte er fest, dass Grazilla inzwischen aus ihrer Ohnmacht erwacht war und schwankend ins Zimmer getorkelt kam.

„Mann, was für ein fürchterlicher Horrortrip!“ stöhnte sie erschöpft. „Mir muss unten in der Bar einer was in meinen Wodka geschüttet haben.“ Sie setzte sich neben den sichergestellten Telepathen aufs Bett. „Hey, wer bist du denn?“

Der Telepath sah sie niedergeschlagen an. „Mein Name ist Ribotex. Und wer bist du schönes Kind?“

„Halt mal, ihr Zwei!“, unterbrach der Androide mit strenger Stimme. „Wir haben jetzt keine Zeit zum Flirten. Hier geht es ums Geschäft!“ Hektisch wühlte er in der schwarzen Aktentasche.

„Wo ist es denn?... Ah, hier!“ Er holte eine ganz gewöhnliche Feder aus der Tasche und legte sie behutsam auf den hölzernen Bettpfosten. Dann stellte er die surrende Blackbox genau so daneben, dass die weiße Feder unmittelbar vor dem kameraartigen Objektiv lag und somit fast das ganze Sichtfeld der Box ausfüllte.

„Aufgepasst Blackbox, ich werde nun gewissenhaft nachprüfen, ob dieser verachtungswürdige Telepath nicht zusätzlich noch über telekinetische Fähigkeiten verfügt“, informierte Jazz die Box. „Na los Ribodings, wirf diese Feder nur durch die unheimliche Kraft deiner verkommenen Gedanken vom Bett herunter!“

„Du spinnst wohl, du rostige Blechbüchse!“ protestierte Ribotex wütend. „Ich heiße nicht `Ribodings` sondern `Ribotex` und ich besitze gar keine telekinetischen Fähigkeiten.“

Doch ein Griff von Jazz an den Regler an seinem Metallfuß brachte den Telepathen sofort zum Verstummen, als er merkte, wie ein leichter Stromstoß durch den ausgemergelten Körper zuckte. „Auua!“ stieß er erschrocken aus.

„Vielleicht solltest du dir doch lieber Mühe geben“, drohte Jazzman, der die Hand auch weiterhin in der Nähe seines Fußes ließ. „Beweg jetzt endlich die verdammte Feder!“

Ribotex versuchte, sich angestrengt zu konzentrieren. Er wusste, er verfügte über keinerlei Telekinese, aber er wollte der Gesundheit zuliebe auf dieses seltsame Spiel eingehen.    

Starr und regungslos blickte er auf die Feder und stellte sich dabei intensiv vor, sie würde sich bewegen. Keinen anderen Gedanken ließ er mehr zu. Und auf einmal bewegte sie sich wirklich. Wie war das nur möglich? Verwirrt blickte Ribotex zum Androiden und sah gerade noch, wie dieser einen kleinen Handventilator in der Aktentasche verschwinden ließ.

Die Feder rutschte über den Rand des Bettpfostens, woraufhin sie langsam, im Zickzackkurs dem Boden entgegensegelte.

„Beep! Zusätzliche telekinetische Fähigkeiten bei Testperson nachgewiesen!“ stellte die Blackbox nach einer nur Sekundenbruchteile in Anspruch nehmenden Verarbeitungszeit fest.

„Aha! Ich hatte es doch geahnt“, rief Jazz. „Und wie gefährlich Telekinese ist, davon kann heutzutage wohl jeder ein Lied singen! Wie gut, dass ich dieses subversive Individuum sicherstellen konnte. Man stelle sich nur vor, er hätte diese Kraft dazu missbraucht, ganze Städte einzureißen, nur durch seine Gedanken!!“ Er hob die Blackbox vom Bett. „Natürlich wird sich jetzt doch auch die Kopfgeldprämie erhöhen...?!“

„Beep! Die Prämie wird ordnungsgemäß auf 1986 Dollar heraufgesetzt!“ verkündete die Box zu Jazz vollster Zufriedenheit.

„Du... Du bist ein elender Betrüger!“ keifte Ribotex vor Wut rasend. „He Blackbox, hör mir zu: Ich verfüge über absolut keine telekinetischen Begabungen. Das ist alles nur ein abgekartetes Spiel...“

„Beep! Bedaure, Kommunikation mit Elementen, die die internationale Sicherheit bedrohen, ist mir nach §237 der `Richtlinien künstlicher Intelligenz ´ strengstens untersagt.“ Die Box schaltete sich automatisch aus.

„Halt, einen Moment, wir sind doch noch gar nicht fertig!“ rief Jazz. Innerhalb kürzester Zeit hatte er schon etwas Neues aus seiner Aktentasche gezaubert. Diesmal handelte es sich um ein Stück trockenes Papier und einen Minikanister mit Brennspiritus.

Mit einem leisen Surren erwachte die Blackbox wieder zum Leben.

„Ich habe leider den dringenden Verdacht, dass mein Gefangener noch über weitaus heimtückischere Psi-Fähigkeiten verfügt, als wir uns bisher auch nur im Entferntesten vorstellen konnten! Daher werde ich nun den Beweis erbringen, dass dieser scheinbar harmlose Mann“, er zeigte auf den zerknirschten Ribotex, „die unheilvolle Macht der Pyrokinese beherrscht.“ Während er sprach, bewegte sich Jazzman, der Androide, im Raum auf und ab wie ein Anwalt, beim Verkünden des Strafplädoyers.

Er bückte sich, schraubte den kleinen Kanister auf und schüttete dann reichlich von dem Spiritus über das staubtrockene Papier. Noch während er damit beschäftigt war, befahl er Ribotex: „Du wirst jetzt, Kraft deines Geistes, dieses Stück Papier in Brand setzen! ... Oder muss ich erst anfangen, dich zu grillen?“

Wieder wusste sich der unglückselige Ribotex nicht besser zu helfen, als mitzuspielen und eine angestrengte Konzentration vorzutäuschen. Jazz kniete dabei zufälligerweise so, dass er bei seinen Vorbereitungen leicht die freie Sicht der Blackbox auf das spiritusgetränkte Papier versperrte. Neugierig fuhr die Blackbox ihr Kameraobjektiv immer weiter aus.

Als Jazz sich erhob, fing das auf dem Boden platzierte Blättchen fast augenblicklich Feuer.

„Da, seht hin!“ rief Jazz verheißungsvoll und zeigte auf das brennende Papier. „Mit nur einem einzigen Gedanken hat er das Blatt in Brand gesteckt!“

„Oh nein, das kann doch gar nicht möglich sein!“ jammerte der Telepath verzweifelt. „Du mieser, verlogener Betrüger, wie hast du das wieder angestellt?“

„Beep! Füge hinzu: Es handelt sich bei dem Gefangenen zusätzlich um einen gefährlichen Pyrokinetiker!“ kommentierte die Blackbox.

„Die Prämie, was ist mit der Prämie?“ wollte Jazz ungeduldig wissen.

„Aufstocken der Prämie auf 3100 Dollar“, fügte die Box schnell hinzu.

Grazilla war die Einzige, die bemerkte, dass es Jazzman irgendwie gelungen war, an beiden leicht übereinander schneidenden  Enden der Greifzange jeweils ein Stückchen Feuerstein zu befestigen. Sie entschied jedoch, diese Entdeckung für sich zu behalten, vor allem, weil sie nur wenig von all dem verstand, was gerade um sie herum vorging.

„3100 Dollar! Das ist wirklich phantastisch... bis jetzt jedenfalls!“ Jazzman sprudelte vor Tatendrang geradezu über. „Also weiter im Text, wir haben noch einiges an Arbeit vor uns...“

 

Für eine Greifzange voll Dollar
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