28. Die verlorene Legion
»Es scheint, als gäbe es eine Möglichkeit, durch magische Tore zu reisen. Es gab wohl Maestros im alten Reich, die im Stande waren, solche Tore zu errichten – mit Hilfe von Torsteinen, die einen Kreis bildeten und einen Zugang öffneten. Zusammen mit einem Maestro, der dies beherrschte, wurde eine Truppe Soldaten hierher entsandt. Sie öffneten das Tor, Material und Menschen schlüpften hindurch, und so wurde diese Garnison errichtet. Du hast den Wirt nach einem Steinbruch gefragt …« Sie lachte trocken. »Dieser Steinbruch liegt wahrscheinlich Tausende von Meilen im Nordwesten, im alten Askir. Hier …«, sie ließ das Buch auf den Tisch fallen, »steht alles niedergeschrieben. Durch das Tor zum alten Reich wurde von hier aus die Festung gebaut und eine Armee versorgt, die dann aufbrach, um das Land von den Barbaren zu säubern. Es gab nur ein kleines Problem.«
»Und das wäre?«
»Für die Barbaren und ihre Schamanen war dies ebenfalls ein heiliger Ort. Für sie war es nicht Magie, sondern göttliches Wirken, das sich hier manifestierte.« Sie zeigte mit dem Finger nach unten. »Diese Linien liegen nicht an der Erdoberfläche, sie treffen sich irgendwo tief unter uns. Sonst hätte ich sie schon bei meiner Anreise wahrgenommen. Und irgendwo unter uns, am Kreuzungspunkt selbst, lag ehemals ein Tempel der Barbaren, geweiht einem Gott, den sie verehrten. Doch er war nicht von den Barbaren errichtet worden, sondern von einer älteren Rasse. Den Zwergen. Diese waren längst verschwunden und hatten lediglich ihre untoten Königswächter zurückgelassen. Aber die Schamanen der Barbaren kannten den Weg zu diesem heiligen Ort und zogen aus diesem Tempel ihre Macht. Doch all das wusste man nicht, als man hier die Garnison errichtete.«
»Was geschah?«
»Man war sich seiner selbst zu sicher. Eine Legion bestand aus zehn Lanzen von je tausend Mann. Hierher wurden zehn Lanzen, zehntausend Bullen, entsandt, um das Land von den Barbaren zu säubern.«
»Zehntausend?«, protestierte ich. »Das kann nicht sein, so viele hätten hier keinen Platz.«
»Vergiss die Festung in den Donnerbergen nicht«, erklärte Leandra. »Das war die eigentliche Garnison, hier an diesem Ort waren die Hammerköpfe, die Baumeister der Legion, stationiert. Außerdem wurden die Lanzen auf das gesamte Gebiet verteilt. Am Anfang war hier nur die erste Lanze stationiert.«
Tausend Mann waren auch eine stattliche Armee.
»Was geschah also?«, fragte ich. »Hat er es niedergeschrieben, nannte er wenigstens seinen Namen?«
»Ja. Der Name unseres Kommandanten ist Falgor. Und er erklärt, wie die Legion unterging.«
»Ich ahne schon, warum. Wie viele Barbaren lebten hier?«
»Nun«, sagte Leandra und legte ihre Hand sanft auf das Buch, »es waren Zehntausende. Kurz gesagt, die Legion ging unter und focht ihren letzten Kampf.«
»Hier?« Ich schaute mich um. Die Mauern mochten alt sein, aber sie sahen nicht aus, als wären sie je gefallen. »Es sind keine Spuren dieses Kampfes zu sehen.«
»Es ist Jahrhunderte her. Aber du hast Recht. Die Legion konnte sich lange behaupten. Weißt du, wie?«
»Ich hoffe, du teilst es mir bald mit, bevor ich an Neugier sterbe.«
»Die Barbaren kannten die Kriegskunst der Legionen nicht, auch waren sie den Schwertern aus Stahl nicht gewachsen. Knochspeere und Keulen waren so gut wie wirkungslos gegen Plattenpanzer. Sie starben zu Dutzenden, zu Hunderten. Aber die Soldaten der Legionen fielen ebenfalls, auch wenn ein jeder seinen Tod mit dem von Dutzenden Barbaren aufwog. Die Legion gewann jede Schlacht, aber sie musste den Krieg verlieren. Es sei denn, man hätte den Barbaren bewiesen, dass der Herr der Legion stärker war als der Gott der Barbaren. Denn mittlerweile wusste die Legion, dass sich hier ein Tempel der Barbaren befinden musste, dass ihre Schamanen ihre Magie aus diesem Tempel bezogen und dass sie den Kreuzungspunkt, den Askannon besetzt wissen wollte, für sich selbst nutzten.«
»Was wurde unternommen?«
»Ein Trupp wurde durch die unterirdischen Höhlen, die wohl dieses Terrain durchziehen, entsandt, den Tempel zu suchen. Man hatte herausgefunden, dass die Schamanen ihre Kraft durch einen Fokus bezogen. Sollten die Barbaren diesen verlieren, wüssten sie, dass ihr Gott sie verließ und die Neuankömmlinge stärker waren als ihr Gott. Das, so war die Überlegung, würde die Moral der Barbaren brechen.«
»Was ist denn nun schon wieder ein Fokus?«
»Ein Gegenstand, der es erlaubt, magische Energien weiter zu verteilen. Dieser Gegenstand war eine Statuette. Die Statuette ihres Gottes, die sich auf dem Altar im Tempel befand. Würde man diesen Fokus entwenden, mussten die Schamanen fürchten, dass ihr Gott nicht mehr bei ihnen war. Das war die Idee.«
»Sie waren erfolgreich.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
»Ja. In dem Moment, in dem dies geschah, zogen sich die Barbaren fluchtartig zurück, zumal sich ein Eissturm ankündigte.«
»Ein Sturm?«
Sie nickte heftig. »Ja, ein Sturm. Die Barbaren hatten keinen wirklichen Namen für ihren Gott, vielleicht war es auch verboten, ihn zu benennen. Aber sie hatten eine Beschreibung. Sie nannten ihn den Winterwolf. Sein Atem war der Sturm des Winters, seine Macht die des Wolfes …« Sie öffnete das Buch und suchte eine Zeile darin.
»›… denn die Kundschafter berichteten, dass sich die Wolfsschamanen mit der Macht ihrer Magie in Wölfe verwandeln konnten – Wölfe, gar schrecklich anzusehen, da sie das Schlimmste von Mensch und Tier in sich vereinten.‹«
Ich ließ mich langsam zurücksinken und versuchte zu verstehen, zu akzeptieren, was Leandra mir hier berichtete.
»Hier steht noch mehr«, sagte Leandra, »auf den letzten Seiten. Die Legion gewann, sie brach die Macht des Barbarengottes. Aber es war kein Sieg, den sie genießen konnte. Der Trupp, der entsandt wurde, um den Tempel zu finden, wurde bis auf einen Mann vernichtet. Der einzige Überlebende war ein Maestro, ein Mann namens …«
»Balthasar.«
Sie nickte. »Dein Traum entsprach der Wahrheit. Da diese Garnison nicht für eine Belagerung geeignet war, suchte die Legion immer die offene Schlacht und wehrte Angriffe auf den Ort schon im Vorfeld ab. Es funktionierte, und dieser Ort wurde nie unmittelbar angegriffen, aber es war kostspielig. Es machte allerdings auch Sinn. Hier war der Ort, an dem sich das Portal befand, durch das sie Verstärkung rufen und auch wieder nach Hause gelangen konnten. Irgendwo hier im Gasthof – oder in erreichbarer Nähe – muss es immer noch sein. Als sich die Barbaren endlich zurückzogen, gab es nur noch knapp achtzig Überlebende. Achtzig von über tausend. Das war schlimm genug, aber eine weitere Sache war geschehen. Das magische Tor, durch das diese Garnison versorgt wurde, funktionierte nicht mehr, obwohl sich Balthasar bemühte, es zu öffnen, gelang es ihm nicht. Dies erklärte er damit, dass durch die Zerstörung des Fokus die Kraftlinien gewandert wären. Außerdem verschlechterte sich die Moral der Leute, der Trupp, der eingesetzt wurde, um den Tempel zu zerstören, bestand aus den besten Soldaten der Einheit, ihr Anführer war ein Mann mit legendärem Ruf, dem ein jeder blind vertraute. Dass er nun gefallen war, schien ein schlechtes Omen. Man hoffte aber darauf, dass, wie schon einmal, das Tor vom alten Imperium aus geöffnet wurde. Falgor, der Kommandant, hatte seine Befehle und beschäftigte zugleich die Leute. Man reparierte, was die Barbaren zerstört hatten, baute die Garnison wie geplant auf und wartete. Doch nichts geschah. Die Vorräte drohten zur Neige zu gehen, auch eignete sich das Land hier nicht zum Ackerbau. Also entschloss man sich, den Ort aufzugeben. Falgor war dagegen, er war sich sicher, dass Askir die Legion nicht im Stich lassen würde. Es kam zur Meuterei. Falgor blieb zurück, und die letzten Überlebenden der Legion zogen unter dem Befehl von Balthasar ab.« Sie holte Luft. »Falgor machte ihnen allerdings noch ganz zuletzt einen Strich durch die Rechnung. Hier war auch der Sold für die Legion gelagert. Er versteckte das Gold. Ich kann die Genugtuung spüren, als er dies hier schrieb: ›So werden die Meuterer in den Lohnkisten den Sand finden, Verrätern soll der Sold tapferer gefallener Männer nicht noch die Taschen füllen.‹« Sie klappte das Buch zu. »Und nun wissen wir, was hier passiert ist.«
Nicht ganz. Mir schwirrte der Kopf, und es kam mir vor, als hätten sich dort drinnen gerade mehr Fragen gebildet, als Antworten ausgesprochen worden waren.
»Und was ist mit dem Sturm?«, fragte ich. »Diesem Sturm des Winterwolfs an jenen Tagen und dem heute?«
»Der Sturm brach damals los, nachdem der Fokus entwendet worden war und die Kräfte des Tempels ausgeblasen wurden wie eine Kerzenflamme. Sie wurden durch den Diebstahl deaktiviert, und die Barbaren unterlagen. Der Sturm überraschte sie sehr viel schneller als uns der gegenwärtige, und viele Barbaren müssen in ihm ihr Ende gefunden haben. Er muss damals noch schlimmer gewütet haben als heute, aber Falgor schreibt nichts Weiteres darüber.«
»Und? Was geschieht hier und jetzt?«
Sie nahm einen Schluck Wein. »Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint so, als ob jemand durch das Auffinden und Manipulieren der Statuette die Tempelkräfte wieder geweckt hat. Sie heizen sich gerade auf, sozusagen …«
»… und bedrohen uns ironischerweise mit dem Kältetod.«
Lea nickte verdrossen.
»Und was geschieht, wenn die Energien wieder vollständig zur Verfügung stehen?«, fragte ich.
»Dann wird sich unser unbekannter Dieb wohl zu erkennen geben müssen, um seine Mission zu Ende zu bringen. Welche Mission auch immer das sein mag.«
Der Verrat eines einzelnen Mannes namens Balthasar hatte also damals das Schicksal Tausender Männer und Frauen besiegelt und das Geschick von Generationen geformt. Die Spezialoperation der Bullenlegion war wegen Verrats gescheitert, die Besiedlung der Länder ging jedoch weiter, auf normalem Weg, übers Meer, und schuf Kolonien. Dieser Ort hier geriet in Vergessenheit. Vieles aus der Zeit der Pioniere lag im Dunkel der Vergangenheit, war zum größten Teil Legende, bestand aus wenigen bruchstückhaften Aufzeichnungen in den Archiven der Tempel. Ich war kein Geschichtsgelehrter, aber jeder wusste, dass nach diesen anfänglichen enormen Anstrengungen das alte Reich das Interesse verlor, plötzlich die Unterstützung einstellte und unsere Vorfahren einem ungewissen Schicksal überließ.
Warum wurden die Zuwendungen so plötzlich eingestellt, wenn es vorher notwendig erschien, eine Legion hierher zu schicken, um den Ort abzusichern? Das alte Reich hatte den Kontakt zu diesem Ort verloren, glaubte es alles andere auch verloren? Nein, das konnte es nicht sein, die neuen Kolonien wurden auf dem Seeweg versorgt. Diese Schiffe kehrten zurück nach Askir und mussten berichtet haben, dass die Kolonien selbst blühten und gediehen.
»Was grübelst du, Havald?«
»Ich frage mich, was geschehen wäre, hätte Balthasar sie nicht hintergangen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist müßig, darüber nachzudenken. Was geschehen ist, ist geschehen. Man kann die Vergangenheit nicht ändern, man muss an die Zukunft denken.«
»Die Zukunft.« Ich füllte meinen Becher mit dem letzten Rest des Weins auf. »Dann frage ich mich, was wir nun tun sollen.«
»Ich dachte«, sagte Leandra und sah mich überrascht an, »dass du das schon wüsstest.«
Ich trank aus und stellte den leeren Becher vor mir ab. »Wie könnte ich? Das, was hier geschieht, geschah, geht über mein Verständnis hinaus. Im besten Sinne bin ich ein recht guter Soldat. Mehr zu sein war nie meine Absicht.«
»Dann denk wie ein Soldat. Vergiss die Strategie, was ist die Taktik?«
»Dazu muss man wissen, wer der Feind ist, wo er sich aufhält und welche Absicht er verfolgt. Jemand wollte diesen Fokus. Nun, er hat ihn. Er hat ihn unten aus der Tasche des Sergeant genommen. Was er nun damit zu tun gedenkt, ist jedermanns Vermutung. So wie wir glauben, dass Janos hinter dem Schatz her ist. Aber weder er noch wir wissen, wo sich dieser Schatz befindet.«
»Er darf ihn nicht bekommen. Das Soldgold für eine ganze Legion – ich wage nicht zu spekulieren, wie viel das ist. Eines jedoch weiß ich: Die Kassen von Illian leiden unter den Kriegsvorbereitungen, und dieses Geld kann vieles bewirken. Wenn es in die richtigen Hände fällt.«
»Illian ist weit von hier. Das Gold zur Hauptstadt zu bringen wäre ein Abenteuer für sich. Wer soll das tun? Wir beide? Ein solches Vermögen lässt jemanden leicht seine Ehre vergessen.«
»Wir könnten einen Teil des Schatzes als Lohn anbieten …«
Ich lachte. »Sei nicht so naiv. Warum sich mit einem Teil zufrieden geben, wenn man mehr haben kann? Abgesehen davon gehört das Gold nicht Illian. Wenn es jemandem gehört, dann Eberhard.«
»Eberhard?«
»Ja. Dieser Hof lag verlassen und brach, als sein Vorfahr sich ihn aneignete. Damit geht alles, was er vorfand, in seinen Besitz.« Ich sah sie an. »Ich glaube er kann zu Recht behaupten, dass der Hof und das Land seit drei Generationen bewirtschaftet wurden.«
Ich hob meinen Becher, aber er war leer. Fast hatte ich schon die Hand erhoben, um eine neue Flasche zu bestellen, aber dann erschien es mir sinnvoller, nüchtern zu bleiben.
»Ich bin sicher, dass es dir nicht an Ehre mangelt, aber selbst du hast daran gedacht, den Schatz für deine Zwecke zu nutzen.«
»Nicht einen Kupferpfennig will ich, aber das Königreich braucht das Gold.«
»Genau das sind deine Interessen. Dir den Schatz nehmen und ihn im Namen deiner Königin beschlagnahmen.«
»Sie ist auch deine.«
»Sie ist es nicht mehr. Es ändert nichts an meinen Worten. Nach dem Gesetz gehört Eberhard alles, was sich hier befindet.«
Sie blickte auf das Buch hinab. »Eberhard oder dem altem Reich.«
»Das nach allem, was wir wissen, schon lange nicht mehr existiert. Die Ereignisse, die in diesem Buch verzeichnet sind, liegen Jahrhunderte zurück. Auch ein Reich wie das von Askannon kann im Lauf der Jahrhunderte untergehen.«
»Dann sind wir verloren. Denn ich habe von dort Hilfe erhofft.«
»Verloren? Wir werden einen neuen Herrscher bekommen.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Krieg ist auch den neuen Reichen nicht fremd. Es gab ihn schon immer. Irgendwann ist auch dieser Krieg vorbei.«
»Wenn du so sprichst, könnte ich dich leicht hassen.«
Ich sah sie überrascht an. »Warum? Weil ich mir nicht die Interessen einer Königin auf die Fahne schreibe, die ich nie wirklich gesehen habe? Ein Kind, das tapfere Männer in den sicheren Tod schickte? Erlaube mir, vor der Loyalität einem Kind gegenüber an mich selbst zu denken.«
»Sie ist kein Kind mehr.«
»Das mag sein. Sie ist Königin. Das allein bedeutet, dass ich ihr nicht trauen kann, denn sie wird mich opfern, wenn es ihr beliebt.«
»So ist sie nicht, du kennst sie nicht!«
»Und so wird es bleiben.«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah mich enttäuscht an. Ich hasste es, wenn eine Frau so etwas tat. Was konnte ich dafür, wenn sie mich auf ein Podest stellte, auf dem kein Platz für mich war?
»Lass uns nicht streiten«, sagte ich in versöhnlicherem Ton, »sondern lieber überlegen, was wir hier tun können.« Ich hörte Sieglinde lachen und sah zu ihr hinüber.
»Janos will nicht nur den Schatz, er will auch sie«, stellte Leandra fest.
»Da ist er nicht allein. Wenn sie es so weitertreibt, wird sie alle Männer verrückt machen.«
Ich sah Sieglinde zu, wie sie sich kichernd aus den Armen eines der Banditen wand.
»Genau darauf scheint sie es nun abgesehen zu haben. Warum sollten wir nicht den Dingen ihren Lauf lassen? Findet Janos den Schatz, so wird er den Wirt und die anderen Gäste in Ruhe lassen. Was bringt ihm der Inhalt unserer Taschen, wenn er genügend Gold hat, dass er es kaum tragen kann? Sieglinde … sie wird es überleben. Und derjenige, der das Artefakt den toten Händen dort unten entriss, hat, was er wollte.«
»Und der Werwolf?« Leandras Stimme war leise und klang gedrückt.
»Wenn du Recht hast, dann wurde uns Matkor zum Fraß vorgeworfen, um uns auf eine falsche Spur zu lenken, also klebt an meiner Klinge unschuldiges Blut.« Ich schaute ratlos. »Ich bedauere es, aber was sollte ich tun?«
»Er mag unschuldig gewesen sein, aber er hat dich angefallen. Du hattest keine andere Wahl.«
»Ach ja? Wenn du Recht hast, dann kann man ihn selbst für den Angriff nicht verantwortlich machen. Vielleicht hätten wir ihn fangen sollen. Sagtest du nicht, dass du über einen Zauber verfügst, der ihn hätte zwingen können, seine Form zu wechseln? Aber was geschehen ist, ist geschehen. Die Zukunft macht mir Sorgen und nicht die Vergangenheit. Lassen wir Janos das Gold und sehen zu, wie wir Leben retten, denn nur sie sind nicht ersetzbar.«
»Also sagst du, wir sollten gar nichts tun?«, meinte sie dann leise und sah auf ihre Hände herab.
»Ja, das ist genau das, wonach mir der Sinn steht.« Ich erhob mich und reichte ihr meine Hand. Sie blickte zwar überrascht, ergriff sie aber und ließ sich von mir aus ihrem Stuhl ziehen.
»Tatsächlich werde ich einfach weitermachen, einen Schritt nach dem anderen gehen, denn ein jeder Schritt ergibt sich aus dem vorherigen.«
»Ist das alles?«, fragte sie.
»So löst ein Soldat seine Probleme. Eins nach dem anderen. Du wolltest mir etwas zeigen, das mit der Kette zusammenhängt.«
Sie nickte. »Dazu sollten wir in den Waschraum gehen.« Sie nahm das Buch und steckte es ein. »Es wird dich interessieren«, fügte sie hinzu und lächelte geheimnisvoll.