Zweiunddreißigstes Kapitel

Es tut gut zu gehen. Selbst wenn man irgendwohin muss.

Alan Christoffersens Tagebuch

Ich war in Versuchung, einen Abstecher zu machen, um mir die Kornkreise anzusehen, aber letztlich doch nicht neugierig genug, um mir die zusätzlichen Meilen aufzuhalsen.

Acht Meilen hinter Wilbur kehrte ich in einem Café an der Straße zum Frühstücken ein, in einer winzigen Farmerstadt namens Creston, was meiner Ansicht nach im Übrigen ein weitaus besserer Name für eine Stadt war, in der Außerirdische landeten.

Ich bestellte mir Brötchen, gebratenen Schinken und Rühreier, die ich kräftig mit Tabascosauce würzte. Der Küchenchef und Besitzer des Cafés (er stellte sich als Mr. Saville vor) war ein Veteran aus dem Koreakrieg. Er hatte eine Stirnglatze, ein Marines-Tattoo und die Statur eines Imbissbuden-Kochs.

Es war, als hätte Mr. Saville schon seit mehreren Jahren mit niemandem mehr gesprochen, denn er redete am laufenden Band über alles, was ihm in den Sinn kam, und was ihm in den Sinn kam, waren hauptsächlich die Verschwörung der Neuen Weltordnung, der Präsidentschaftskandidat der Populisten von 1992 und ehemalige Delta-Force-Kommandeur »Bo« Gritz.

Mr. Saville hatte sein ganzes Leben in Creston verbracht und erklärte mir stolz, Harry Tracy, das letzte überlebende Mitglied der »Hole in the Wall«-Gang, sei auf einer Ranch bei Creston, keine drei Meilen von dem Café entfernt, erschossen worden. Ich nehme an, jede Stadt hat etwas, worauf sie stolz ist.

Ich bezahlte meine Rechnung, versprach, Mr. Gritz’ Buch zu kaufen, und machte mich wieder auf den Weg. Es war ein langer, langweiliger Marsch, und der Höhepunkt meines Nachmittags bestand darin, etwa fünfzig Meter vor mir einen Rotluchs über den Highway huschen zu sehen. Ich wusste nicht, ob ich wegen des Tiers beunruhigt sein sollte oder nicht. Ich hatte einmal gelesen, Rotluchse würden nur selten Menschen angreifen. Sie täten es im Allgemeinen nur, wenn sie tollwütig wären, was kein rechter Trost war, denn vor die Wahl gestellt, würde ich doch lieber von einem nicht tollwütigen Rotluchs angegriffen werden als von einem tollwütigen. Vorsichtshalber hob ich einen großen Stein vom Straßenrand auf, was sich jedoch als völlige unnötige Anstrengung erwies, da der Luchs bereits verschwunden war, als ich mich wieder aufrichtete.

Der Abend dämmerte bereits, als ich die Davenport erreichte – eine richtige Stadt mit einem Lion’s-Club-Schild am Ortseingang. Außerdem gab es dort ein recht gutes mexikanisches Restaurant, in dem ich mir die Burrito-Comboplatte mit grünem Chili und einen Flanpudding bestellte. McKale hatte sich immer Flanpudding bestellt.

Als ich die Rechnung bezahlte, fragte ich die Bedienung, wo ich hier am besten übernachten könnte. Wie sie mich daraufhin ansah, beunruhigte mich ein wenig, und ich befürchtete schon, sie würde vorschlagen, bei ihr zu Hause. Ich war erleichtert, als sie das Bed & Breakfast & Café in der Morgan Street vorschlug. Es lag nur ein paar Blocks weiter den Highway hinunter. Ich ließ ihr fünf Dollar Trinkgeld da, schulterte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zu der Pension.