18
Jenna war noch nie in ihrem Leben so gedemütigt worden. Sie war auch noch nie so wütend gewesen. Er hatte sie geküsst. Er hatte sie dazu gezwungen, sich zu verwandeln. Vor den Augen aller Anwesenden.
Doch das Schlimmste, das Quälendste an der ganzen Sache, war die Art und Weise gewesen, wie sie reagiert hatte.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte auf, als sie daran dachte. Als sie sich daran erinnerte, wie ihre Haut zu prickeln und heiß zu werden begann, obwohl sie zuerst noch versucht hatte, ihn abzuwehren. Wie sein Duft ihr in die Nase gestiegen war, wie seine Hände ihr Gesicht umfasst hatten. Wie sein kraftvoller Körper plötzlich gegen den ihren drängte und sie gefangen hielt.
Sie erregte. Sie die Beherrschung verlieren ließ.
Vor den Augen aller.
Dieser verdammte Mistkerl.
Zum Glück war es hier dunkel. Sie musste sich nicht selbst im Spiegel sehen und auch nicht die feindseligen, spöttischen Augen eines anderen ertragen. Sie konnte sich verstecken. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass sie sich für immer verstecken könnte.
Jenna vergrub ihr Gesicht im Ärmel eines schweren Wollmantels. Dann nahm sie das Kleidungsstück von seinem Holzbügel, schlüpfte hinein und schlang es um ihren nackten Körper. Sie klappte den Kragen hoch und roch an dem Seidenfutter. Es duftete nach ihm. Sie stöhnte erneut auf und ließ sich in das dunkle, weiche Meer aus aufgehängten Mänteln sinken, deren schwere Stoffe ihr in diesem Moment einen wunderbar warmen Zufluchtsort boten.
Selbst in der völligen Dunkelheit von Leanders riesigem Ankleidezimmer wusste Jenna, dass ihr Gesicht flammend rot war.
Sie wusste, dass sie hier zumindest eine Weile sicher sein würde, viel sicherer als in ihren eigenen Räumen. Obwohl die Wachen vor ihrer Tür vermutlich protestieren würden, wenn man sie fragte. Sie waren davon überzeugt, dass Jenna noch immer drinnen war und es nicht an ihnen vorbeigeschafft hatte. Es war nicht ihre Schuld. Morgan hatte den Männern mit ihrer Kraft der Einflüsterung ihren Willen aufgedrängt, indem sie ihnen befohlen hatte, Jenna vorbeizulassen und zu vergessen, dass sie sie jemals gesehen hatten.
Natürlich hatten sie gehorcht.
Eine Flucht in den Wald kam diesmal nicht infrage. Jenna hätte genauso gut gleich ein Leuchtfeuer entflammen können, um ihren Aufenthaltsort zu verraten. Den zahlreichen Ikati im Salon, im Ballsaal und im ganzen Haus wäre es ein Leichtes gewesen, ihr in den Wald zu folgen und sie dort ausfindig zu machen.
Doch in Leanders Gemächer würde ihr niemand folgen – selbst wenn sie spürten, dass sie hierhin geflohen war. Die restlichen Ratsmitglieder würden es niemals wagen, in die Privaträume des Alpha einzudringen.
Zumindest hoffte sie das.
Sie brauchte dringend Zeit zum Nachdenken. Sie brauchte Zeit, um zu beschließen, wie sie ihr Versprechen Morgan gegenüber halten wollte, und wie sie Leander überzeugen konnte, etwas zu tun, was für ihn im Grunde Hochverrat bedeutete. Bisher war ihr noch keine Idee gekommen.
Dieser Abend sollte ihr Debüt werden, wie Morgan das mehrmals genannt hatte. Die Verletzung an ihrem Fuß war völlig geheilt, und sie konnte sich wieder verwandeln. Ihr hatte Morgans Vorschlag gefallen, und sie hatte geglaubt, dass es funktionieren könnte. Sich einfach dem Rat stellen und ein klein bisschen zeigen, wozu sie fähig war – vielleicht, indem sie einen Fuß oder einen Arm oder eine Locke ihres Haares in Nebel verwandelte. Es reichte ein kleiner Beweis, um die Männer zu beruhigen und ihr zu ermöglichen, aus ihrem Radar zu verschwinden und in ihr altes Leben zurückzukehren. Genau das hatte sie nämlich vor: die Flucht in ihr altes Leben.
Doch sobald sie diese arroganten, unheilvollen Gesichter gesehen hatte, wie sie sich hinter Leander im Ballsaal versammelt hatten, wusste sie, dass sie ihnen gar nichts zeigen würde.
Weil sie vorhatten, sie zu zwingen.
Doch dann hatte Leander mit diesem Kuss … Er hatte ihr mit diesem Kuss keine Wahl gelassen.
Sie war eine Närrin. Sie wusste es, genauso sicher wie sie wusste, dass am nächsten Tag die Sonne wieder aufgehen würde. Sie war eine Närrin, immer wieder an ihn zu denken, Stunde um Stunde, Tag um Tag, an ihn zu denken, zu träumen und ihn zu begehren, während sie gleichzeitig versuchte, all diese Gefühle in die hinterste Ecke ihres Herzens zu verdrängen.
Sie wusste, dass er genauso wie die anderen war. Ihm ging es nur um ihre Kooperation, ihre Unterwerfung, ihren Gehorsam. Niemals in ihrem Leben würde sie irgendeinem von ihnen gegenüber gehorsam sein.
Vor allem nicht ihm.
»Ich dachte mir, dass ich dich hier mit einer Schere in der Hand vorfinden würde, wie du gerade dabei bist, meine ganze Garderobe zu zerschneiden«, erklärte eine amüsierte Stimme, die leise und samtig klang und nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war. »Aber offensichtlich probierst du meine Kleider ja lieber an.«
Jenna riss den Kopf hoch. Er stand direkt vor ihr, seine Silhouette kaum sichtbar in der Mitte des dunklen Zimmers. Sie unterdrückte einen wütenden Schrei.
Wieso hatte sie ihn nicht gehört? Wieso hatte sie sein Herz nicht gehört?
»Ich hatte gehofft, dass du mich nicht finden würdest«, gab sie empört zurück und verbarg sich noch tiefer in den Mänteln. Ihre Hände krallten sich an den Wollkragen und zogen ihn näher um ihren Hals. Noch ein Schritt, und sie stünde mit dem Rücken an der Wand.
»Mach dich nicht lächerlich. Du befindest dich nur ein Stockwerk über dem Salon. Ich konnte problemlos deinen Herzschlag hören.«
In der Dunkelheit sah sie, wie Leanders Zähne weiß aufblitzten, als er lächelte. Dann traf sie sein Duft nach Gewürzen, Rauch und Männlichkeit. Sein Herzschlag begann in ihren Ohren widerzuhallen, ein Echo ihres eigenen. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie ihn zuvor nicht gehört hatte, weil er als Nebel in das Zimmer eingedrungen war, und sich erst dann wieder in seine menschliche Gestalt verwandelt hatte.
Das bedeutete, dass er nackt vor ihr in der Dunkelheit stand. So nackt, wie sie unter dem Mantel war.
»Und um das klarzustellen: Ich probiere hier gar nichts an«, fauchte Jenna. »Ich …« Sie brach ab und hasste sich dafür, dass er es schaffte, sie so aus der Fassung zu bringen. »Ich versuche nur, warm zu bleiben.«
Er trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus, um einen taubengrauen Kaschmirmantel wegzuschieben, der teilweise ihr Gesicht verdeckte. Die Haut seiner muskulösen Brust lag im Schatten, doch sie bemerkte, wie sie bernsteinfarben schimmerte, als er sich bewegte. Die Muskeln seines Bauchs waren in dämmriges Licht getaucht, und eine Mischung aus goldbraunem, schiefergrauem und blassem Licht umhüllte seinen ganzen Körper. Sie riss sich von seinem Anblick los, ehe ihr Blick weiter nach unten wanderte.
»Mir fallen spontan ein paar andere Möglichkeiten ein, dich warm zu halten.«
»Da bin ich mir sicher«, erwiderte sie säuerlich und etwas genervt. Musste er denn so männlich sein? So muskulös? So verdammt gut aussehend?
Jenna atmete durch zusammengebissene Zähne aus und merkte erst jetzt, wie angespannt sie war. »Zum Beispiel, indem du mich in einen Topf mit kochendem Wasser wirfst. Oder mich in der Wüste aussetzt. Oder meinen Körper mit Honig einschmierst und mir dann einen Bienenkorb über den Kopf stülpst. Oder …«
Er unterbrach sie. »Du hast meine Absicht falsch verstanden, meine Liebe. Außer vielleicht das mit dem Honig.«
Sie sah das Funkeln in seinen Augen, als er lächelte – genüsslich und lasziv.
»Ohne die Bienen natürlich.«
Sie schluckte und klammerte sich noch fester an den Mantel. Ihr Herz begann nun in ihrer Brust zu hämmern. »Dann bist du offenbar der Einzige, der so denkt. Deine Freunde da unten im Salon sind offensichtlich fest entschlossen, mir etwas Schreckliches anzutun, weil ich mich nicht …«
»Aber das hast du doch«, unterbrach er sie erneut und noch immer mit dem samtig zärtlichen Tonfall, der ihr einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. »Und jetzt haben die ihren Beweis. Du befindest dich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr.«
»Jedenfalls nicht vor denen«, entgegnete Jenna, als Leander einen weiteren Schritt auf sie zutrat.
Er senkte die Hand und legte seine langen Finger um den Kragen des Wollmantels. Mit der anderen Hand fasste er nach dem Revers. Er zog sie zu sich, bis sich ihre Körper fast berührten, nur noch von dem feinen Wollstoff voneinander getrennt.
Sie blickte zu ihm auf, und die Zeit verlangsamte sich plötzlich, als wären sie unter Wasser.
Er war einen Kopf größer als sie und strahlte eine Hitze aus, die ihr beinahe den Atem raubte. Sein Gesicht lag noch immer im Schatten, und die Locken seines dichten, ebenholzschwarzen Haares fielen ihm in die Stirn und auf die Wangen. Auch die harten, straffen Muskeln seiner Schultern und Arme waren in Dunkelheit gehüllt, sodass sich seine schwarze Silhouette wie eine Erscheinung vor ihr abzeichnete.
Seine Augen hingegen waren deutlich sichtbar – geweitet, riesengroß und grün funkelnd.
»Von mir geht für dich keine Gefahr aus«, flüsterte er. »Niemals. Das weißt du. Sag mir, dass du das weißt.«
»Nur die Gefahr, dass ich nicht mehr denken kann«, murmelte sie und biss sich sofort auf die Zunge. Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, zu dem schönen, vollen Schwung seiner Lippen, ehe sie die Augen schloss. Ihr war klar, dass sie nichts an ihm ansehen konnte, was die Sehnsucht, die sie innerlich beinahe auffraß, lindern würde.
»Und warum ist das so?«, flüsterte er heiser und amüsiert. »Wenn du mich doch so sehr hasst?«
Sie sollte rennen. Am besten wäre es gewesen, ihn wegzuschieben, ihn von sich zu stoßen, sich in Nebel zu verwandeln und so schnell wie möglich …
»Jenna.«
Seine Daumen strichen über ihre Wange und hoben dann ihren Kopf. Ihre Augen öffneten sich. Sie blickte ihn durch ihre Wimpern an und biss sich dann auf die Lippe, damit diese nicht länger zitterte. Panik hatte sie ergriffen. Sie fühlte sich wie versteinert, und es war ihr nicht mehr länger möglich, ihn nicht anzusehen.
Wieder sagte er ihren Namen. Seine Stimme war kaum mehr hörbar, als er den Kopf senkte. Jegliche Belustigung war nun verschwunden. »Hasst du mich wirklich?«
Sie zögerte und schüttelte dann rasch den Kopf. »Aber ich sollte es – nach dem, was du mir da unten angetan hast.«
Er lachte – ein leises Lachen der Erleichterung. »Es tut mir leid, dass ich dich zur Verwandlung gezwungen habe. Aber du bist das störrischste Wesen, das mir jemals begegnet ist. Du bringst dich in Lebensgefahr, nur aus Prinzip. Das konnte ich nicht zulassen.«
Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrem Hals, als er ihr ins Ohr flüsterte. Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Während ihr Herz laut pochte, hörte sie sich selbst sagen: »Woher hast du das gewusst? Woher hast du gewusst, dass das funktionieren würde? Dass du mich so zur Verwandlung bringen würdest?«
»Ich habe es darauf ankommen lassen.« Er strich mit einem Finger sanft über den weichen Punkt unter ihrem Ohrläppchen. »Im Gegensatz zu anderen Halbblütern scheint dein Auslöser für die Verwandlung mit deinen Gefühlen verknüpft zu sein, vor allem mit starken Gefühlen. Zum Beispiel mit unglaublicher Wut.« Er lachte leise und schob dann ihre Haare mit der Nase beiseite, ehe er sein Gesicht in ihrem Nacken vergrub.
Jenna hielt sich ganz still, während seine Nasenspitze ihren Hals hinunterwanderte. Sein unrasiertes Kinn fühlte sich überraschend rau und kratzig auf ihrer Haut an. Sie zwang sich dazu, ihre Hände nicht zu bewegen und ihre Arme nicht um seine Schultern zu schlingen. Es kam ihr fast wie ein Wunder vor, dass ihre zitternden Knie nicht nachgaben.
»Das war unfair«, sagte sie mit bebender Stimme. »Ich hasse es, zu irgendetwas gezwungen zu werden. Ich hasse es, wenn man mich herumkommandiert.«
»Ich weiß«, murmelte er. Er strich mit einem Daumen über ihre Wange, und die Berührung fühlte sich so leicht wie die einer Feder an.
»Weshalb ich dich für etwas Bestimmtes um deine Erlaubnis bitten will.«
Jenna wusste, dass er ihr Herz laut in ihrer Brust schlagen hörte – genauso, wie er ihren stockenden Atem vernahm und wie er spürte, dass sich ihr Körper unter seiner Berührung wie eine Bogensehne anspannte. Die Vermutung, dass er höchstwahrscheinlich auch die Tiefe ihrer Erregung schmecken konnte, erfüllte sie mit einem süßen Gefühl der Scham.
»Du hast es versprochen«, sagte sie steif und atemlos, da sie wusste, was jetzt kommen würde.
»Ja«, stimmte er zu, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Ich habe es versprochen. Deshalb bitte ich diesmal auch um Erlaubnis.«
Sein Atmen kam ihr plötzlich betäubend laut vor, wie es in ihren Ohren widerhallte.
»Ich möchte dich wieder küssen«, sagte er leise. »Gestattest du es mir?«
Sie antwortete nicht, da es ihr unmöglich war zu sprechen.
Stattdessen versuchte sie durch die Nase zu atmen und sich dazu zu bringen, Nein zu sagen und es auch so zu meinen. Sie schloss die Augen. Verzweifelt kämpfte sie gegen ihr Verlangen, ihre Angst und das Wissen an, dass ihre gesamte Zukunft möglicherweise von dem abhing, was sie als Nächstes tat.
Er beugte den Kopf zu ihr herab und sprach flüsternd gegen ihre Wange. »Darf ich?«
Sie wollte den Kopf schütteln, wollte ihn zurückweisen, doch stattdessen merkte sie, wie sie nickte.
Einen Moment lang regte er sich nicht. Beinahe wäre sie doch noch geflohen. Doch dann wanderte sein Daumen, der noch immer auf ihrer Wange ruhte, zu ihrer Unterlippe und dem Mundwinkel hinüber.
Das Bedürfnis zu fliehen nahm zu. Sie begann, ihren Kopf wegzudrehen. Doch er hielt sie mit einer Hand am Nacken fest und berührte dann ihre Lippen mit den seinen.
Diesmal war es weder drängend noch zwingend. Das leichte Streichen von Haut auf Haut, eine Liebkosung, die so zart wie ein Windhauch war. Seine Zunge fuhr über den Schwung ihrer Unterlippe, und Jenna erbebte. Wieder war sie wie erstarrt. Er saugte an ihrer Lippe und zog sie sanft in seinen Mund.
Dann begann er mit einer Hand ihren Nacken zu massieren. Ihre harten Muskeln lockerten sich, während sie die Vorsicht vergaß. Nach und nach löste sich etwas in ihr – wie winzige Schmetterlinge, die sich von einer Blume erhoben, um loszuflattern.
Ihre Lippen öffneten sich, und sie begann zaghaft, seinen Kuss zu erwidern.
Er fuhr mit einer Hand in ihre Haare und legte die andere auf ihre Taille, um sie sanft und langsam näher an sich heranzuziehen. Ihre Finger waren noch immer in den Kragen des Mantels gekrallt, sodass sich ihre Unterarme nun an seine nackte Brust pressten. Der Mantel war inzwischen aufgegangen, und sie spürte, wie seine Haut die ihre verbrannte. Die Wärme seiner nackten Hüfte und seines muskulösen Schenkels war nur wenige Millimeter von ihr entfernt. Nur ein letzter Rest Stoff befand sich noch zwischen ihrem und seinem Körper.
Seine Küsse wurden tiefer, länger, fordernder. Seine freie Hand wanderte über den Mantel, unter dem sich ihr Leib verbarg, und erforschte den Schwung ihrer Hüften und die Form ihres Pos.
Leander ließ eine Hand in den Mantel gleiten und legte sie auf den unteren Teil ihres Rückens, um sie noch näher an sich zu pressen.
Das Blut schoss ihr in den Kopf.
Sie hatte davon geträumt – immer und immer wieder. Sie hatte von solchen Liebkosungen und Zärtlichkeiten geträumt, nach denen sie sich so sehr gesehnt hatte, auch wenn sie gleichzeitig dagegen angekämpft und versucht hatte, ihn aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Vier lange Tage hatte sie ihn nicht gesehen. Vier unendlich lange Nächte war sie durch das Bewusstsein seiner Nähe gequält worden. Sie hatte ihn gespürt, als ob er ein Feuer wäre, das in dunkelster Nacht ganz nah neben ihr loderte. Doch da er nicht physisch bei ihr war, hatte sie sich beinahe eingebildet, dass das heiße Verlangen, das zwischen ihnen existierte, nur ein Produkt ihrer Einbildung war.
Wenn es da nicht diese erotischen, quälenden Träume gegeben hätte.
Und auch nicht diesen Herzschlag.
Wie der Ruf einer Sirene hatte dieses Herz immer wieder bei ihr angeklopft – jede Minute, jede Sekunde. Es war ein Schlagen, ein Widerhallen gewesen, das etwas so Zwingendes besaß, dass er sich mit ihrem Blut zu vermischen schien. Vor Begierde glaubte sie, den Verstand zu verlieren. Sein Ruf führte sie fast an den Rand eines Abgrunds, in den sie zitternd blickte.
Erst die vielen Übungsstunden, die sie mit Morgan praktiziert hatte, hatten es ihr ermöglicht, dieses Geräusch auszublenden – ebenso wie die unendlich vielen Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, sobald er sie berührte. Doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, konnte sie ihn vor sich sehen, ein roter Stern am dunklen Horizont, stark, nahe und glühend heiß.
Und jetzt war er hier. Seine Hände, sein Mund und seine Haut brannten auf ihrem Körper. Sie wusste, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Seine Gegenwart und seine Wärme zogen sie in Bann, und es fühlte sich so richtig an, wie sie das noch nie erlebt hatte. Ihre Vernunft jedoch warnte sie weiterhin panisch und riet ihr, endlich die Flucht zu ergreifen.
»Du darfst dich nicht noch einmal in eine solche Gefahr bringen. Bitte. Das kann ich nicht ertragen. Es ist mir äußerst wichtig, dich in Sicherheit zu wissen, Jenna.« Er drückte sie fester an sich und schlang die Arme enger um sie. Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Es ist mehr als wichtig. Es bedeutet mir alles. Ich würde alles geben, um sicherzustellen, dass man dir nicht wehtut.«
»Du bist derjenige, der mir wehtun kann«, protestierte sie und hasste sich insgeheim dafür, wie schwach sie klang. Euphorie und Zerrissenheit fochten in ihr einen erbitterten Kampf aus. Momentan schien die Euphorie zu gewinnen. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, wieder klar zu denken. »Ich weiß, dass du meinst, mich hierbehalten zu können. Aber ich lasse mich in keinen Käfig sperren, Leander. Ich lasse mich nicht zu deiner Gefangenen machen.«
Seine Lippen wanderten über ihren Hals bis zu ihrem Schlüsselbein hinab. Dort drückte er seine Zähne so fest in das zarte Fleisch, dass es beinahe wehtat.
»Ich kann nicht leugnen, dass ich dich bei mir behalten will. Und ich möchte, dass du freiwillig bei mir bleiben willst. Aber … Ich würde alles tun, damit du glücklich bist. Selbst wenn das heißt, dass ich dich gehen lassen muss. Wenn es das ist, was du willst. Selbst wenn es heißt, alle Gesetze zu brechen, die wir haben. Ich tue alles für dich, Jenna. Alles.«
Obwohl seine Stimme gedämpft klang, da er noch immer sein Gesicht gegen ihre Haut presste, hörte sie, dass er die Wahrheit sagte. Sie hörte das unverstellte Gefühl heraus, das in seinen Worten mitschwang, und erkannte schlagartig, dass er sich tatsächlich für sie in Gefahr begeben würde.
Er war bereit, sie ziehen zu lassen, sie zu beschützen und die Konsequenzen zu tragen, ohne dass er selbst etwas dabei gewann. Es ging ihm nur darum, ihr zu helfen, auch wenn das bedeutete, den Zorn dieser fauchenden Bestien auf sich zu ziehen.
Die Erkenntnis traf sie mitten ins Herz. Ein unbekanntes Gefühl der Geborgenheit ließ Tränen in ihre Augen steigen. Sie hatte vergessen, wie sich Geborgenheit anfühlte, hatte vergessen, wie es war, berührt, gehalten und verehrt zu werden. Es öffnete etwas in ihr – als ob ein Sonnenstrahl Schnee zum Schmelzen bringen würde. Als sie ausatmete, verließen alle Ängste und jegliches Zögern ihren Körper. Zurück blieb ein Gefühl der Wärme und der Sicherheit.
Sie ließ den Kragen des Mantels los und schlang die Arme um die kraftvollen Schultern Leanders. Wie von selbst vergruben sich ihre Finger in den dichten, seidigen Strähnen seiner Haare.
Er gab ein leises Stöhnen von sich, als sich ihre Körper berührten. Der Mantel glitt völlig auf, und Haut traf auf Haut. Ihre Brüste pressten sich an seine Brust, seine Erektion drückte sich heiß und pochend gegen ihre Hüfte.
»Lass mich nicht gehen«, flüsterte sie benommen vor Glück. »Noch nicht. Nicht heute Nacht.«
Er küsste sie voller Leidenschaft. Seine Hände umfassten ihr Gesicht, und die Reibung seiner Zunge und seiner Lippen auf den ihren fühlte sich so süß und erotisch an, dass sie glaubte, vor Entzücken sterben zu müssen. »Liebste«, flüsterte er und küsste sie erneut.
Gerade als sie glaubte, dass ihre Knie nachgeben würden, löste er den Kuss und beugte sich vor, um seinen Kopf an ihrer Brust zu vergraben. Seine Hand umschloss einen Busen, und sein Daumen strich sanft über ihre Brustwarze. Diese wurde sogleich hart, sodass Jenna die Luft anhielt. Er nahm die Brustwarze in den Mund und saugte daran – ein sanftes Ziehen mit den Zähnen, ein Lecken mit der Zunge. Ein wunderbares Gefühl der Lust breitete sich in ihrem Körper wie sonnendurchtränkter Honig aus.
Seine Hand wanderte zu ihrem Bauch hinab und liebkoste die weiche Rundung. Dann fuhr sie weiter nach unten, um der Form des Hüftknochens zu folgen und schließlich das Fleisch zwischen ihren Schenkeln zu erkunden.
Er knetete und zupfte und streichelte ihre Haut, wobei seine Finger immer wieder spielerisch leicht über ihren Venushügel wanderten. Leise stöhnte sie auf, als er sich vor sie hinkniete, sein Mund auf ihrem Bauch. Er hob die Hände, um ihre Brüste zu umfassen.
Langsam kreiste seine Zunge um ihren Bauchnabel, und seine Zähne pressten sich in das Fleisch ihrer Hüfte. Eine Hand glitt langsam ihren Körper hinab und fand ihr Zentrum, feucht und heiß. Sie stöhnte auf und vergrub ihre Nägel in seinen Schultern, während er einen Finger in sie schob. Er berührte und streichelte sie, bis seine Hand ganz glitschig war, bis sie stöhnte und ihn an den Haaren packte.
Sie öffnete die Augen, als sie etwas Schweres hörte, das raschelnd zu Boden glitt. Leander stand auf, ehe er erneut seine Lippen auf die ihren presste. Gleichzeitig zog er Mantel nach Mantel von den Kleiderbügeln. Ein Bett aus Stoff breitete sich zu ihren Füßen aus.
Schließlich drückte er Jenna sanft an den Schultern auf den Boden. Er sah ihr dabei zu, wie sie sich auf das Bett legte, das er bereitet hatte, ein tiefes Nest aus Wolle, Kaschmir und Seide.
Dann kniete er sich neben sie und zog ihr den Wollmantel aus, den sie noch immer trug.
Sie blieb nackt und entblößt auf dem Boden vor ihm liegen. Nur ihre ausgestreckten Arme waren noch von Stoff verdeckt. Indigoblaue Schatten und blasse Grautöne, die in ein samtiges Schwarz übergingen, tauchten den Raum in ein geheimnisvolles Licht. Dennoch konnte sie Leanders leidenschaftlichen Blick genau erkennen. Begierig nahm er ihren Körper in sich auf, wie ein Läufer, der endlich sein Ziel erreicht hatte.
Dann wanderten seine Augen zu ihrem Gesicht zurück. Sie sah den Hunger, der in ihm wütete – denselben Hunger, der ihr das Gefühl gab, als ob ein Feuer durch ihre Venen laufen würde.
»Ich kann nur noch an dich denken«, erklärte er heiser und starrte ihr tief in die Augen. »Alles, was ich wollte, warst du – von dem ersten Moment an, als ich dich sah. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas so sehr gewollt wie dich.«
Jenna wusste, dass er selbst in dem dämmrigen Licht sehen konnte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Doch das war ihr jetzt egal. Jetzt wollte sie, dass er alles sehen konnte.
Sie setzte sich auf und schüttelte den Mantel ganz ab, der sie noch wie ein warmes Kissen bedeckt hatte. Dann legte sie sich wieder zurück, breitete die Haare hinter ihrem Kopf wie einen Fächer aus und hatte das Gefühl, von einer Sehnsucht erfüllt zu werden, die bis in ihr tiefstes Inneres reichte.
»Leander.« Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als sie ihm die Arme entgegenstreckte. »Komm zu mir.«
Leander sah sich in ihren Augen. Er sah seine Gedanken, seine Stimmungen und das unverstellte Verlangen, das durch ihn wie ein Wasserfall rauschte. Er war kaum in der Lage, noch an sich zu halten. Wie er war auch sie Nebel und Feuer, Leidenschaft und Rauch. Auch sie war eigensinnig, stur und tollkühn. Wie er war auch sie allein und daran gewöhnt, auch wenn sie ebenso wenig wie er jemand war, zu dem die Einsamkeit passte. Sie brauchte einen Partner ebenso sehr, wie er es tat. Einen starken und treuen Partner, mit dem sie ihr Leben teilen, mit dem sie träumen, den sie lieben konnte.
Die Meine, dachte er erneut, während er voll Gier ihren herrlichen, nackten Körper betrachtete, der vor ihm lag.
Er musste sie schmecken, er musste sie spüren, er musste sie zu der Seinen machen und dabei hören, wie sie stöhnend seinen Namen rief. Er fühlte sich erhitzt, lebendig, entflammt. Seine Begeisterung für sie ließ ihn alle Vernunft vergessen und führte ihn stattdessen an einen Ort, an dem er sich verlieren konnte, an einen Ort, wo das Verlangen, das durch ihn brauste, den Rest der Welt ausblendete. Zurück blieben nur noch sie beide – endlich vereint.
Doch er zwang sich zu warten.
Er hielt sich zurück, während das Feuer immer stärker wurde und sein Blut in Wallung brachte. Er streckte eine Hand aus und fuhr damit langsam über die samtige Vollkommenheit ihrer Haut. Seine Finger zeichneten die Rundung ihrer Brüste, die Form ihres Brustkorbs, die Kurven ihrer Taille und die cremige Weichheit ihrer Schenkel nach. Ihre Lippen öffneten sich, als er sie streichelte. Ihre Augen hingegen schlossen sich. Sie drückte den Rücken durch, um ihm noch näher zu sein, während sie die Arme hinter ihren Kopf verschränkte. Er beugte sich über sie, wobei er sein Gewicht vorsichtig auf seine Ellenbogen stützte. Sie umschlang ihn mit Knien und Armen und wandte ihm dann ihr Gesicht zu. Zärtlich drückte er einen Kuss auf ihren Wangenknochen, ihre Lider und die perfekt gebogenen Augenbrauen.
Ihre Hände wanderten ruhelos über seinen nackten Rücken zu seinen Armen. Sie seufzte, und er spürte ihren warmen Atem auf seiner Wange. Sein Herz tat einen Satz, als er diesen Laut vernahm.
»Liebste«, flüsterte er erneut. Alles, was er für sie fühlte, war in diesem einen Wort enthalten.
Er beugte sich über ihren Nacken, und sie drehte den Kopf, damit er besser an ihren Hals gelangte. Langsam wanderte er mit der Zunge ihre erhitzte Haut entlang und merkte, dass sie nach Blumen und einem Anflug von Salz schmeckte. Er spürte, wie sie sich unter ihm bewegte und die Brust durchdrückte, um die seine zu berühren.
Dann senkte er den Kopf zu ihrem Busen herab, zum seidigen Fleisch ihrer Brüste und den herrlich zusammengezogenen Spitzen, die sich dunkelrosa von ihrer schimmernd weißen Haut abhoben. Er biss sanft hinein, und sie seufzte heiser seinen Namen.
Leander lächelte. Er hatte den Kopf noch immer gesenkt. Seine Zähne strichen über ihre Haut. Eine wilde, heftige Freude erfüllte ihn.
Die Meine.
Seine Zunge wanderte ihren Körper hinab, zwischen ihren Brüsten hindurch über ihren Bauch bis zu ihren Schenkeln. Auch dort biss er sie leicht, und er hörte, wie sie ein leises, ruheloses Stöhnen von sich gab, als seine Zähne ihr üppiges Fleisch erkundeten.
Er fand das Zentrum zwischen ihren Beinen, das sich so heiß und feucht unter seiner Zunge anfühlte.
Erneut stöhnte sie auf und erstarrte. Ihr Atem kam nur noch stoßweise. Er vergrub seine Finger voller Leidenschaft in ihren Pobacken. Ihr süß-würziger Duft schmeckte nach Ahornsirup, und die Muskeln ihrer Beine fühlten sich lang und glatt an, wie sie sich so hingebungsvoll um seine Schultern schmiegten. Ihre Hüften und ihr Hintern waren wunderbar rund und weich in seinen Händen.
Er küsste sie und liebkoste sie so lange mit seiner Zunge, bis sie unter ihm zuckte und sich mit den Händen in seine Haare klammerte.
»Leander«, keuchte sie, die Stimme heiser und atemlos. Er hielt nicht inne, denn er wollte, dass sie erneut seinen Namen sagte. Er brauchte das.
Ein weiteres Lecken seiner Zunge, während seine Finger Jenna jetzt streichelten, um dann ihre Hitze und feuchte Enge genauer zu erkunden. Sie stöhnte, den Rücken durchgedrückt.
Langsam schob er seine Finger tiefer, und sie gab ihm das, was er so dringend brauchte.
»Leander!«
Mit einer schnellen Bewegung zog er sich an ihrem Körper hoch und drang tief in sie ein.
Sie schien in tausend Stücke zu zersplittern.
Ihr Höhepunkt kam plötzlich und war herrlich – ein wunderbares, bebendes Zusammenziehen und Pulsieren, das ihn beinahe ebenfalls in den Abgrund riss. Sie schrie auf, ihre Schenkel zitterten, und ihr Körper war jetzt ein wunderbarer, gespannter Bogen, der sich ihm entgegenstreckte. Leander biss sich auf die Zähne und zwang sich dazu, die riesige Welle der Lust zurückzudrängen, die sich in ihm mit ihrem Orgasmus aufbaute. Er zwang sich dazu, sich nicht zu regen, während sie keuchend unter ihm sich vor und zurück wiegte, den Kopf zurückgeworfen, die Augen geschlossen. Ihr Körper fühlte sich so sinnlich, warm und herrlich an, dass er sich auf die Zunge beißen musste.
In diesem Moment entspannte sie sich unter ihm. Ihr Kopf rollte zur Seite. Sie atmete aus und seufzte. Ihre Beine und Arme lockerten sich.
Noch immer brennend und pochend in ihr und kaum in der Lage, sich zu beherrschen, drehte Leander Jennas Gesicht mit einem Finger zu sich. Er küsste sie zärtlich, und ihre Augen öffneten sich flatternd.
»Besser?«, fragte er leise und mit sanftem Spott.
Sie lächelte ihn an und blinzelte. Ihre Wangen waren gerötet. »Fast.«
Sie streichelte seinen Rücken, die Handflächen offen auf seiner Haut, und zog ihn so näher zu sich herab. Wieder winkelte sie ihre Knie an, und ihre Fesseln verschränkten sich hinter seiner Taille. Ihr Lächeln hatte nun etwas vollkommen Weibliches, wissend und sinnlich. Sie drückte den Rücken durch und zog ihn mit einer erotischen, fließenden Bewegung tief in sich.
Stöhnend atmete er auf. Jegliche Spielerei war nun verschwunden.
Sie hob die Hüften und grub ihre Finger in seine Pobacken. Jetzt konnte er nicht mehr an sich halten. Er stieß tief in sie, und eine lustvolle Qual breitete sich in ihm aus. Jenna fühlte sich wunderbar heiß und sanft zugleich an.
Sie ließ ein leichtes Stöhnen hören. Ihr Kopf fiel zurück, und ihre Hitze erfasste ihn im tiefsten Inneren. Sie so unter sich zu sehen, ihre Schönheit, ihre Verzückung, die Haare wie goldene Seide auf dem Kaschmirstoff und der Wolle, die schlanken Beine eng um ihn geschlungen, ließ ihn beinahe den Verstand verlieren.
»Jenna«, keuchte er, gefangen zwischen ihrer Lust und seiner eigenen Begierde.
Sie erbebte und sagte erneut seinen Namen, ehe sie weitere Dinge murmelte, die er kaum verstand, die aber wohl hießen: Ja und o Gott, bitte sowie jetzt. Sie zog seinen Kopf mit beiden Händen zu sich und küsste ihn voll Leidenschaft. Ihr Körper drängte sich gegen den seinen, während sie jeden seiner Stöße mit einem Zittern und einem immer lauter werdenden Stöhnen erwiderte, das wie ein Echo in ihm widerhallte.
Sie seufzte an seinem Mund und legte dann den Kopf zurück. Mandelförmige Katzenaugen richteten sich mit einem Blick der Lust und des Feuers auf ihn, sodass er glaubte, sein Herz müsste ihm in der Brust zerspringen.
»Komm mit mir«, befahl er heiser und drang tiefer in sie ein. Er senkte den Kopf und biss ihr so fest in den Nacken, dass er den kupfernen Geschmack ihres Bluts auf seiner Zunge schmecken konnte. Er schloss die Augen und ließ seine Hüften übernehmen. Seine Stöße wurden härter und schneller, während seine Nerven von einem Stromschlag erfasst wurden, der sein Rückgrat hinaufwanderte.
»Ja«, hauchte sie unendlich leise, ehe ihr Kopf zurückfiel und sie dann zu atmen aufhörte. Ihr Körper drängte sich gegen den seinen, und er stöhnte. Bebend spürte er ihren Druck, als ihn ihr zweiter Orgasmus traf. Er stieß tief in sie, so tief, dass es ihr wehtun musste. Doch sie gab nur einen leisen Laut von sich und umschlang ihn noch fester mit ihren Beinen. Ihre Nägel gruben sich in seinen Rücken.
Sein eigener Orgasmus begann als ein pulsierendes Pochen, das sich rasch ausbreitete und einer Explosion gleich in seinem Körper detonierte. Ein weiteres Stöhnen kam über seine Lippen, diesmal tiefer und urtümlicher als zuvor. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und legte seine Hände auf ihren Po, drückte ihn, während er in sie pumpte und sich selbst dabei verlor.
Er gab sich ganz ihr hin.
Seinen Samen, seinen Höhepunkt und jene Dinge, für die er keinen Namen hatte – geheime Dinge tief in seinem Herzen, die er niemals laut ausgesprochen hatte. Liebe, Sehnsucht und loderndes Verlangen wurden eins. Eine Woge aus Lust und Entzücken richtete sich auf das wunderbare Wesen unter ihm. Er spürte, wie sie auf immer verbunden waren.
Sie war die Seine. Sie war die Seine, und nichts konnte das mehr ändern.
Für einen kurzen, verrückten Moment dachte er, dass er der glücklichste Mann der Welt wäre, wenn er jetzt sterben würde.
Er spürte den Schlag ihres Herzens an seiner Brust, das im gleichen Takt wie das seine pochte – genauso rasend schnell und keineswegs bereit, wieder langsamer zu werden. Sie lagen ineinander verschlungen in der Dunkelheit auf dem Teppich aus Mänteln, selbstvergessen und in sich versunken. Leander ließ seine Gedanken schweifen, sein Keuchen langsamer werden und den Moment in traumhafter Vollkommenheit ausklingen.
Als er wieder atmen konnte, suchte er ihre Lippen und küsste sie sanft. Seine Haare fielen dunkel auf ihre alabasterweiße Haut. Er glitt aus ihr und rollte neben sie. Ehe er sie fest an sich zog und ihren Körper an das warme Nest seines Körpers schmiegte, sodass ihre Brüste, ihr Bauch und ihre Schenkel ihn eng berührten.
Sanft streichelte er ihr Gesicht und strich ihr eine Haarlocke aus der Stirn. In einigen hellen Strähnen fing sich das Licht und ließ sie wie Fäden aus Gold erleuchten.
Sie schmiegte sich an ihn und seufzte – ihr Kopf auf seinem Arm.
»Jetzt geht es mir besser«, murmelte sie benebelt und entspannt neben ihm.
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen und ihr ein weiteres, leidenschaftlich wildes Lächeln zu schenken. Ein Gefühl des Triumphs und des Stolzes ergriff ihn, gnadenlos und unbändig wie ein Sturm.
Die Meine.