82.
Es war so anders.
Hübsche Möbel, pastellfarben, prachtvolle Klematis auf der Veranda … und als Kez ihr das zeigte, kam es Cathy vage vertraut vor.
»Es ist beinahe so, als wäre ich schon mal hier gewesen«, sagte sie.
»Es ist wie unzählige andere Balkone in Florida.« Kez zuckte mit den Schultern. »Wie überall auf der Welt.«
Vielleicht war es ja das, was Cathy an dem Apartment so überraschte. Kez hatte es als ihre Zuflucht bezeichnet, und es war sicherlich nett anzuschauen. Es strahlte eine gewisse Ruhe aus, was vermutlich der Grund war, warum es Cathy so gefiel. Aber die Matilda Street war auch friedlich, perfekt für Kez – zumindest empfand Cathy es so – mit ihrer Schlichtheit, den Postern und den Fotos von Dingen, die für Kez eine Bedeutung hatten.
Das hier war zu … hübsch.
»Was denkst du?«, fragte Kez, als sie wieder ins Wohnzimmer kam.
»Es ist schön«, antwortete Cathy, was nur eine halbe Lüge war; aber wenn sie Kez sagte, was sie wirklich dachte, würde sie bestimmt beleidigt sein.
»Es ist sehr anders«, fügte sie hinzu. »Im Vergleich zur Matilda Street, meine ich.«
»Ich weiß«, sagte Kez.
»Es könnte beinahe einer anderen Person gehören«, wagte Cathy sich weiter vor.
»In gewissem Sinne«, erwiderte Kez, »stimmt das auch.«
Das war der Augenblick, da Cathy das Foto in dem polierten Holzrahmen auf dem Couchtisch bemerkte. Es war das einzige Foto, das sie hier sah.
Es zeigte sie auf der Aschenbahn von Trent. Das musste eines der Bilder sein, die Kez an dem Tag aufgenommen hatte, da sie sich kennen gelernt hatten.
»Gefällt es dir?«, fragte Kez.
»Ja, sehr«, antwortete Cathy gerührt. Es war ein gutes Actionfoto, das beste, das sie je von sich selbst gesehen hatte. Ihr langer Pferdeschwanz flatterte im Wind; ihr Gesicht war konzentriert, und ihre Beine arbeiteten.
Kez lächelte. »Hm, ich nehme an, das ist doch meine Wohnung.«
Sie warfen einen Blick in den Kühlschrank, weil Kez sagte, sie habe Hunger, doch es war nichts drin außer einem Päckchen gemahlenen Kaffees, zwei verschrumpelten Äpfeln, ein wenig Marihuana, in Alufolie eingewickelt.
»Perfekt.« Kez holte das Dope raus.
»Du hast gesagt, du bist hungrig«, erinnerte Cathy sie. »Wir könnten ausgehen.«
»Stimmt.« Kez ging ins Wohnzimmer voraus.
»Oder ich könnte uns etwas kaufen, wenn du von der Fahrt zu müde bist.«
»Eigentlich bin ich gar nicht so hungrig.« Kez setzte sich aufs Sofa, packte vorsichtig das Dope aus, lehnte sich zurück und lächelte zu Cathy hinauf. »Ich möchte lieber rauchen und ein bisschen quatschen.«
»Okay.« Cathy setzte sich neben sie.
»Ich war lange Zeit allein«, erklärte Kez. »Ich hatte niemanden, mit dem ich etwas hätte teilen können.«
»Jetzt bin ich ja hier«, sagte Cathy.
»Und das macht mich froh.«
»Mich auch«, erwiderte Cathy.
Was weitgehend stimmte … doch noch während sie es sagte, verspürte sie eine unbestimmte Unruhe, die sie schon empfand, seit sie bemerkt hatte, dass Kez ihr 44er Shirt und den Baseballschläger in die schwarze Sporttasche gesteckt hatte, die sie aus der Matilda Street mitgenommen hatte. Das kam Cathy ein wenig seltsam vor, doch dann dachte sie sich, dass Kez die Sachen vermutlich immer mitnahm, wenn sie irgendwohin fuhr – wegen ihres Dads.
Dann war es also nicht seltsam, sondern rührend.
Nur die Art, wie Kez sich auf der Fahrt benommen hatte, beunruhigte Cathy noch ein wenig. Sie hatte geglaubt, diese Beziehung sei mehr als nur in Ordnung für sie, doch wenn das stimmte, warum wünschte sich dann ein Teil von ihr, daheim bei Grace zu sein und mir ihr zu reden?
»Wo ist das Telefon?«, fragte sie.
»Ich habe keins«, antwortete Kez.
»Was ist mit deinem Handy?«
»Das ist in der Matilda Street.«
»Dann werde ich gleich gehen und mir eine Telefonzelle suchen müssen«, sagte Cathy.
»Sicher«, erwiderte Kez gelassen. »Kein Problem.«