13.
14. August
»Wir müssen das sofort aus der Welt schaffen«, sagte Grace zu Sam, als sie am frühen Sonntagmorgen im Bett lagen. »Vielleicht solltest du sie zum Brunch einladen.«
»Das könnte zu einer Wiederholung von Freitag werden«, sagte Sam. »Es ist wohl besser, sie auszuführen.«
Grace ging, um Cathy zu fragen, ob sie mitkommen wolle. Sie fand sie auf dem Weg zum Lauftraining, und später musste sie noch lernen. Dann rief Grace Saul an, der wiederum gerade Terri abholen wollte, um mit ihr in den Metrozoo zu gehen.
»Schon wieder in den Zoo?« Sam hob die Augenbrauen.
»Terri liebt wilde Tiere«, sagte Grace. »Da ist doch nichts Falsches dran.«
»Eingesperrte Tiere.« Sam wusste Tierschutzprogramme zu schätzen, aber er neigte dazu, sich an die üblen alten Zoos zu erinnern, wo majestätische Raubkatzen auf winzigem Raum auf und ab gelaufen und prachtvolle Vögel vom Himmel ausgesperrt worden waren.
»Fang jetzt nicht damit an«, ermahnte ihn Grace. »Saul hat gesagt, dass wir uns ihnen gerne anschließen könnten.« Sie sah Sams Gesicht. »Ist schon okay. Wir haben uns auf ein spätes Mittagessen geeinigt.«
»Bis du sicher, dass du das schaffst?«, fragte Sam. »Du hast gestern gearbeitet.«
»Das war nur eine Sitzung«, entgegnete Grace. »Du weißt, wie wichtig sie war.«
»Du bist auch wichtig«, erwiderte Sam. »Und das Baby.«
»Das war nur ein Termin, Sam, und wir haben die ganze Zeit gesessen.«
»Du hast dir Stress wegen deinem Patienten gemacht«, sagte Sam.
»Ich werde es mir nicht zur Gewohnheit machen«, versicherte ihm Grace.
»Das hoffe ich«, sagte er.
»Ich nehme an, es ist einerseits die Unverdorbenheit der Tiere als auch ihre Pracht, was mich immer wieder dorthinzieht«, sagte Terri später im Ocean’s Ten in South Beach zu Grace. »Das ist eine nette Abwechslung zu den Menschen, mit denen wir es normalerweise zu tun haben.«
»Dem kann ich nur zustimmen«, pflichtete Sam ihr bei. »Allerdings sind die Hunde, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, ja vielleicht nicht korrupt oder so, aber sie sind …«
»Lass es«, mahnte Grace, wand Pasta um ihre Gabel und hob die Stimme, um das stete Hämmern der Hintergrundmusik zu übertönen.
»Aber sie sind mit Sicherheit Söldnernaturen«, fuhr Sam fort. »Woody würde so gut wie alles für ein Stück Schinken oder ein bisschen Bauchkraulen tun. Harry war da nicht anders.«
»Das sind Haustiere«, erwiderte Terri und grub die Gabel in ihre Paella, »die nach der Pfeife der Menschen tanzen.«
»Zum Glück für uns«, sagte Sam und genoss seinen Schwertfisch.
»Du liebst Hunde, Teté«, sagte Saul, »und Woody mag dich auch.«
»Woody ist ein ganz Süßer«, stimmte sie ihm zu, »und Haustiere sind schon in Ordnung. Dennoch ziehe ich es vor, ein Tier in der Wildnis zu sehen.«
»In Miami gibt es jede Menge wilde Tiere … von der zweibeinigen Sorte«, bemerkte Sam.
»Das ist ein Klischee, Bruderherz.« Saul stocherte an seiner Königskrabbe aus Alaska herum.
»Ich weiß.« Sam grinste.
»Hast du je über eine Karriere im Tierschutz nachgedacht, Terri?«, fragte Grace. »Oder in der Zoologie?«
»In der Wildnis zu arbeiten war eine Zeitlang mein Traum«, erwiderte Terri. »Die beiden Dinge, bei denen ich mich am lebendigsten fühle, sind die Polizeiarbeit und wenn ich Tiere um mich habe, besonders Primaten.«
»Weshalb hast du dich dann für die Polizei entschieden?«, fragte Sam?«
»Vor allem wohl deshalb«, antwortete Terri, »weil Großmutter mir Geschichten über meinen Großvater erzählt hat.«
»Er war Cop in Manhattan«, erklärte Saul, »und ist bei der Ausübung seiner Pflicht gestorben.«
»Das habe ich nicht gewusst«, sagte Sam. »Tut mir leid.«
»Meine Großmutter war sehr stolz auf ihn.« Terris Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an. »Sie ist nun schon eine Weile tot, aber ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum ich der beste Cop werden will, der ich werden kann. Ich will, dass sie auch stolz auf mich ist.«
»Das ist ein guter Grund«, sagte Sam.
»Finde ich auch«, stimmte Grace ihm zu.
»Trotzdem, in Zoos zu gehen – selbst wenn das nichts ist im Vergleich zur Wildnis –, einfach nur in der Nähe dieser wunderschönen Tiere zu sein ist die beste Entspannung, die ich kenne.« Sie schaute zu Saul und lächelte. »Oder die ich gekannt habe.«