14

Diesmal ließ McGrath den Chef der technischen Abteilung nicht ins zweite Stockwerk herunterkommen. Er setzte sich selbst mit der Videokassette in der Hand an die Spitze des Stoßtrupps und ging in das Labor im fünften Stock, platzte durch die Tür herein und machte sich am nächsten Tisch einen Platz frei. Legte die Kassette hin, als bestünde sie aus massivem Gold. Der Mann kam herangeeilt und sah sie an.

»Ich brauche Fotos«, erklärte ihm McGrath.

Der Mann nahm die Kassette und trug sie zu einer Reihe von Videorecordern in der Ecke. Legte ein paar Schalter um. Drei Bildschirme wurden hell und füllten sich mit weißem Schnee.

»Sie werden niemanden sagen, was Sie da jetzt zu sehen bekommen, okay?«, sagte McGrath.

»Okay«, nickte der Mann. »Wonach soll ich denn suchen?«

»Die letzten fünf Bilder«, sagte McGrath. »Das dürfte genügen.«

Der Techniker benutzte keine Fernbedienung. Er tippte Knöpfe an der Schaltleiste des Recorders. Das Band rollte nach rückwärts, und die Geschichte der Entführung von Holly Johnson lief in umgekehrter Reihenfolge auf dem Bildschirm ab.

»Du großer Gott«, sagte der Techniker.

Er hielt bei dem Bild an, auf dem Holly sich von der Theke abwandte. Dann ließ er das Band vorsichtig vorlaufen. Er ließ Holly zur Tür springen, dann vor den hünenhaft gebauten Mann, vor die Läufe der Glocks und schließlich in den Wagen. Er ließ das Band noch einmal zurücklaufen und wiederholte die Prozedur. Und dann wiederholte er sie noch ein drittesmal.

»Du lieber Gott«, sagte er erneut.

»Nützen Sie mir das verdammte Band nicht ab«, sagte McGrath. »Ich will große Fotos von diesen fünf Einstellungen. Und eine Menge Kopien.«

Der Abteilungsleiter nickte langsam.

»Ich kann Ihnen sofort Laserausdrucke machen«, sagte er.

Er drückte ein paar Knöpfe und legte einige Schalter um. Dann ging er zu einem Computer, der auf einem Schreibtisch auf der anderen Seite des Raums stand, und ließ ihn hochlaufen. Auf dem Bildschirm erschien Holly, wie sie gerade die Theke der Reinigung verließ. Er klickte zwei Menüs an.

»Okay«, sagte er. »Ich kopiere das auf die Festplatte. Als Graphikdatei.«

Er ging wieder zu den Videogeräten zurück und ließ das Band ein Bild vorlaufen. Kehrte zum Schreibtisch zurück, und diesmal fing der Computer das Bild von Holly ein, die sich gerade anschickte, die Tür nach draußen zu öffnen. Diesen Vorgang wiederholte er insgesamt dreimal. Dann druckte er alle fünf Graphikdateien auf dem schnellsten Laserdrucker aus, der ihm zur Verfügung stand. McGrath stand davor und fing jedes Blatt auf, das aus dem Drucker kam.

»Nicht schlecht«, sagte er. »Papier ist mir lieber als Video. Da hat man irgendwie das Gefühl, dass es wirklich existiert.«

Der Techniker sah ihn nur an und blickte dann über seine Schulter.

»Die Auflösung ist in Ordnung«, sagte er.

»Ich brauche Vergrößerungen«, erklärte McGrath.

»Kein Problem, wo jetzt alles im Computer ist«, meinte der Mann. »Deshalb ist der Computer besser als Papier.«

Er setzte sich und rief die vierte Datei auf. Das Bild von Holly und den Entführern, dicht beieinander auf dem Bürgersteig, schob sich über den Bildschirm. Er klickte mit der Maus und zog ein Rechteck um die Köpfe. Klickte wieder. Eine Maximalvergrößerung erschien auf dem Bildschirm. Der Große starrte aus dem Bildschirm heraus. Die beiden neu hinzugekommenen Männer standen im Winkel dazu und starrten Holly an.

Der Techniker klickte auf Drucken und öffnete dann die fünfte Datei. Er zoomte mit der Maus und legte ein Rechteck um den Fahrer im Wagen. Dann druckte er auch diese Einstellung aus. McGrath nahm die neuen Blätter entgegen.

»Gut«, sagte er. »Besser geht es nicht. Wirklich schade, dass Ihr verdammter Computer sie nicht alle dazu bringen kann, in die Kamera zu sehen.«

»Das kann er schon«, widersprach der Techniker.

»Das kann er?«, fragte McGrath. »Wie?«

»In gewisser Weise jedenfalls«, erklärte der Techniker. Er tippte die Vergrößerung von Hollys Gesicht mit dem Finger an. »Angenommen, wir wollen ein Frontalbild von ihr, ja? Dann würden wir sie bitten, sich vor die Kamera zu stellen und ins Objektiv zu sehen. Aber angenommen, das geht aus irgendeinem Grund nicht. Was würden wir dann tun? Die Kamera bewegen, stimmt’s? Angenommen, Sie würden auf die Theke klettern und die Kamera von der Wand abschrauben und sie ein Stück weiter unten anbringen, bis sie genau vor ihr ist. Dann würden Sie ein Frontalbild sehen, richtig?«

»Okay«, sagte McGrath.

»Also werden wir jetzt ein wenig rechnen«, sagte der Techniker. »Wir rechnen uns aus, wie weit wir die Kamera bewegen müssten, um sie genau vor ihr zu haben, ja? Sagen wir, einen Meter fünfzig nach unten und drei Meter nach links, dann um vierzig Grad drehen, dann würde sie genau ihr Gesicht erfassen. Nehmen wir diese Zahlen mal und geben sie in das Programm ein – dann fährt der Computer eine Art Rückwärtssimulation und zeichnet uns ein Bild, als ob wir die Kamera tatsächlich vor sie hinbewegt hätten.«

»Das können Sie machen?« fragte McGrath. »Das funktioniert?«

»Innerhalb gewisser Grenzen.« Der Abteilungsleiter nickte. Er tippte das Bild des näher stehenden Mannes mit der Glock an. »Dieser Mann hier beispielsweise – wir sehen ihn ziemlich von der Seite. Der Computer kann uns ein Frontalbild von seinem Gesicht liefern, überhaupt kein Problem, aber dabei muss er natürlich raten, wie die andere Seite seines Gesichts aussieht, ja? Er ist so programmiert, dass er annimmt, die andere Seite könnte ziemlich genauso wie die Seite aussehen, die er sehen kann, mit ein wenig eingebauter Asymmetrie. Aber wenn der Typ eine große Narbe hat oder ihm ein Ohr fehlt, dann kann der Computer das natürlich nicht erkennen.«

»Okay«, sagte McGrath. »Also, was brauchen Sie?«

Der Techniker nahm die Aufnahme, auf der die Gruppe zu sehen war. Deutete mit seinem dicken Zeigefinger darauf.

»Maße«, sagte er. »Sehen Sie zu, dass die so genau wie möglich sind. Ich brauche die Kameraposition relativ zur Tür und der Höhe des Bürgersteigs. Ich brauche die Brennweite des Objektivs. Ich brauche Hollys Foto aus den Akten, um kalibrieren zu können. Wir wissen doch genau, wie sie aussieht, nicht wahr? Deshalb kann ich sie für einen Testlauf benutzen. Ich werde es so einrichten, dass sie richtig rauskommt – dann werden die Männer auch richtig rauskommen, immer vorausgesetzt, dass sie alle zwei Ohren haben und so weiter, wie ich schon sagte. Und bringen Sie mir eine Fliese vom Boden dieses Ladens und einen von diesen Arbeitsmänteln, wie die Frau an der Theke ihn getragen hat.«

»Wozu?«, fragte McGrath.

»Damit ich die Grauwerte auf dem Video decodieren kann«, sagte der Techniker. »Dann kriegen Sie Ihre Fahndungsfotos in Farbe.«

 

Der Kommandant wählte sechs Frauen aus dem Strafkommando jenes Morgens aus. Er nahm die mit den meisten Minuspunkten, weil es sich um eine recht unangenehme, schwierige Aufgabe handelte. Er ließ sie antreten und baute sich vor ihnen in seiner ganzen Leibesfülle auf. Dann wartete er, welche von ihnen als erste den Blick von ihm abwenden würde. Als er zu seiner Befriedigung festgestellt hatte, dass keine von ihnen das wagte, schilderte er ihnen ihre Aufgabe. Das Blut hatte den ganzen Raum verspritzt, das kam von der wilden Kraft der Kreissäge. Überall lagen Knochensplitter herum. Er sagte den Frauen, sie sollten im Küchenhaus Wasser heiß machen und es in Kübeln herübertragen. Außerdem forderte er sie auf, im Lager Schrubber und Lumpen und Desinfektionsmittel zu holen. Er sagte ihnen, sie hätten zwei Stunden Zeit, um dafür zu sorgen, dass der Raum wieder wie neu aussah. Wenn es länger dauerte, würde es weitere Strafpunkte geben.

 

Die Beschaffung der Daten nahm zwei Stunden in Anspruch. Milosevic und Brogan begaben sich zu der Reinigung. Nachdem sie den Laden geschlossen hatten, gingen sie wie Landvermesser ans Werk. Sie zeichneten einen Plan mit Maßen, die bis auf Zentimeter exakt waren. Die Kamera montierten sie ab und nahmen sie mit. Den Boden rissen sie auf und holten sich einige Fliesen. Von der Frau ließen sie sich zwei Arbeitsmäntel geben und requirierten zwei Poster von der Wand, weil sie dachten, dass das beim Kolorierungsvorgang helfen könnte. Der Cheftechniker im fünften Stock des FBI-Gebäudes brauchte weitere zwei Stunden, um die Daten einzugeben. Dann ließ er das Testprogramm ablaufen und benutzte Holly Johnsons Archivfoto, um es zu kalibrieren.

»Was meinen Sie?«, fragte er McGrath.

McGrath musterte das Porträtbild von Holly scharf und reichte es dann herum. Milosevic bekam es als Letzter und sah es am aufmerksamsten an. Er deckte einige Teile davon mit der Hand ab und runzelte die Stirn.

»Da sieht sie zu schmal aus«, sagte er. »Ich glaube, das rechte untere Viertel stimmt nicht. Irgendwie nicht breit genug.«

»Ja, das finde ich auch«, sagte McGrath. »Irgendwie wirkt ihre Kinnpartie unecht.«

Der Techniker rief ein Untermenü auf und gab dort ein paar Zahlen ein. Ließ den Test dann erneut ablaufen. Der Laserdrucker summte. Ein bedrucktes Fotopapier kam heraus.

»So ist’s besser«, sagte McGrath. »Ich würde sagen, auf den Punkt genau.«

»Ist die Farbe in Ordnung?«, fragte der Techniker.

»Ein wenig dunkler vielleicht«, sagte Milosevic. »Ihr pfirsichfarbenes Kleid, meine ich. Das kenne ich nämlich. Das Teil kommt aus Italien.«

Der Techniker rief eine Farbpalette auf.

»Zeigen Sie es mir«, sagte er.

Milosevic deutete auf eine ganz bestimmte Schattierung.

»Eher so«, sagte er.

Sie führten den Test erneut durch. Der Rechner arbeitete auf der Festplatte, und dann summte der Laserdrucker.

»So ist’s besser«, sagte Milosevic. »Das Kleid stimmt jetzt. Und die Haarfarbe ist auch besser.«

»Okay«, sagte der Techniker. Er speicherte alle Parameter auf der Festplatte. »Dann wollen wir jetzt mal anfangen.«

 

Das FBI verwendete nie Geräte neuester Bauart. Man geht davon aus, dass es besser ist, im Einsatz bewährtes Gerät zu benutzen. Und deshalb war der Computer des Cheftechnikers tatsächlich ein wenig langsamer, als es die Computer in den Schlafzimmern der reichen jungen Leute am North Shore sind. Aber nicht viel langsamer. Er lieferte McGrath innerhalb von vierzig Minuten fünf Ausdrucke. Vier Fahndungsfotos der vier Kidnapper und eine Nahaufnahme der vorderen Hälfte ihres Wagens. Alles in leuchtenden Farben, alles mit optimiertem Korn. McGrath fand, dass es die besten Bilder waren, die er je zu Gesicht bekommen hatte.

»Danke, Chief«, sagte er. »Die sind großartig. Die beste Arbeit, die ich hier seit langer Zeit zu sehen bekommen habe. Aber kein Wort darüber. Ganz großes Geheimnis, klar?«

Er schlug dem Techniker auf die Schulter, und als er hinausging, fühlte sich dieser, als wäre er der wichtigste Mann im ganzen Gebäude.

 

Die sechs Frauen arbeiteten mit vollem Einsatz und wurden tatsächlich kurz vor Ablauf ihrer zwei Stunden fertig. Ihr größtes Problem waren die winzigen Ritzen zwischen den Brettern. Die Ritzen waren ganz schmal, aber nicht schmal genug, dass kein Blut hineingesickert wäre. Leider waren sie zu eng, um mit einer Bürste hineinzukommen. Sie mussten sie mehrfach mit Wasser überspülen und dann mit Lappen trocken reiben. Die Bretter fingen bereits an, sich infolge der vielen Feuchtigkeit bräunlich zu färben. Die Frauen beteten darum, dass sie sich beim Trocknen nicht werfen würden. Zwei von ihnen übergaben sich. Das führte dazu, dass sie noch mehr Arbeit bekamen. Aber sie wurden so pünktlich fertig, dass der Kommandant seine Inspektion rechtzeitig durchführen konnte. Starr wie auf dem Exerzierplatz standen die Frauen auf den feuchten Bodenbrettern und warteten. Er sah überall nach, und die feuchten Bretter ächzten unter seinem Gewicht. Aber er war mit ihrer Arbeit zufrieden und gab ihnen weitere zwei Stunden, um die Schmierer im Korridor und im Treppenhaus zu beseitigen, die entstanden waren, als man die Leiche weggeschleppt hatte.

 

Den Wagen zu identifizieren war ein Kinderspiel. Ein Lexus, viertüriges Modell neuester Bauart. Man konnte das ganz eindeutig an der Form der Alufelgen erkennen. Farbe entweder schwarz oder dunkelgrau. Das ließ sich nicht mit Gewissheit feststellen. Der Computerprozess war gut, aber nicht gut genug, um eine eindeutige Aussage über dunklen Autolack im hellen Sonnenschein zu erlauben.

»Gestohlen?«, fragte Milosevic.

McGrath nickte.

»Da bin ich fast sicher«, sagte er. »Überprüfen Sie das, ja?«

Die Schwankungen im Yen-Kurs hatten den Listenpreis eines neuen viertürigen Lexus etwa auf die Höhe von Milosevic’ Jahresgehalt ansteigen lassen, und deshalb wusste er, in welchen Zuständigkeitsbereichen es sich lohnte nachzufragen, und in welchen nicht. Der ganze Bereich südlich des Loop fiel damit aus. Er rief die Polizeireviere in Chicago und anschließend sämtliche Stationen am North Shore bis hinauf nach Lake Forest an.

Kurz vor Mittag wurde er fündig. Nicht genau das, wonach er gesucht hatte. Kein gestohlener Lexus. Aber ein verschwundener Lexus. Das Polizeirevier in Wilmette rief zurück und ließ ihn wissen, dass ein Zahnarzt dort am Montag vor sieben Uhr früh mit seinem nagelneuen Lexus zur Arbeit gefahren sei und den Wagen dann auf dem Parkplatz hinter seiner Praxis abgestellt habe. Ein Orthopäde aus der Praxis nebenan hatte gesehen, wie der Wagen auf den Parkplatz gefahren war; allerdings hatte der Zahnarzt das Gebäude an jenem Tag überhaupt nicht betreten. Seine Assistentin hatte bei ihm zu Hause angerufen, und daraufhin hatte sich seine Frau mit der Polizei in Wilmette in Verbindung gesetzt. Die Polizisten hatten den Bericht entgegengenommen, aber zunächst einmal liegen gelassen. Das war nicht der erste verschwundene Ehemann in ihrem Bereich. Sie informierten Milosevic, dass der Mann Rubin heiße und dass die Wagenfarbe jenes neue Schwarz mit irisierenden Farbpartikeln sei. Anstelle einer normalen Zulassungsnummer hatte der Zahnarzt sich spezielle Nummernschilder beschafft, auf denen DENT 1 stand.

Kaum hatte Milosevic den Hörer aufgelegt, da klingelte das Telefon erneut – die Feuerwehr von Chicago. Ein Einsatzfahrzeug war gerufen worden, weil die Sicht auf der landseitigen Einflugschneise des Meigs Field Airport durch eine Rauchwolke von einem Fahrzeugbrand behindert wurde. Das Einsatzfahrzeug war kurz vor ein Uhr mittags am Montag auf einem verlassenen Industriegelände eingetroffen und hatte dort einen brennenden schwarzen Lexus vorgefunden. Sie hatten angenommen, dass alles Brennbare inzwischen in Flammen aufgegangen war und dass nicht mehr viel Rauch zu erwarten sei; deshalb hatten sie sich ihren Schaum gespart und den Wagen einfach ausbrennen lassen. Milosevic notierte sich die Brandstelle und legte auf. Dann suchte er McGraths Büro auf, um sich weitere Anweisungen geben zu lassen.

»Nachschauen«, entschied McGrath.

Milosevic nickte. Er war immer gern im Außendienst unterwegs. Das war für ihn eine Gelegenheit, seinen nagelneuen Ford Explorer zu fahren, der ihm viel lieber war als die klapprigen Limousinen des Büros. Und das Büro hatte dagegen nichts einzuwenden, weil er sich nie die Mühe machte, Benzinrechnungen einzureichen. Also fuhr er mit dem auf Hochglanz polierten Geländewagen etwa fünf Meilen in südlicher Richtung und fand das Wrack des Lexus ohne irgendwelche Probleme. Das Fahrzeugwrack stand schräg auf einer verlassenen, ziemlich ramponierten Betonfläche hinter einem alten Gewerbebau. Die Reifen waren verbrannt, so dass der Wagen auf den Felgen stand. Die Nummernschilder waren noch zu entziffern: DENT 1. Er stocherte in der noch warmen Asche im Wageninneren herum, zog das unversehrte Metallteil des verbrannten Schlüssels aus der Zündung und klappte den Kofferraumdeckel auf. Dann taumelte er ein paar Schritte zurück und übergab sich auf die Betonfläche. Er spuckte und würgte und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Hastig holte er sein Handy aus der Tasche und stellte eine Verbindung zu McGrath im FBI-Gebäude her.

»Ich habe den Zahnarzt gefunden«, sagte er.

»Wo?«, fragte McGrath.

»Im Kofferraum«, sagte Milosevic. »Langsam gebraten. Sieht so aus, als ob er noch am Leben gewesen wäre, als das Feuer anfing.«

»Du lieber Gott«, sagte McGrath. »Eine Verbindung zu unserem Fall?«

»Das steht für mich fest«, antwortete Milosevic.

»Sind Sie da sicher?«

»Ganz sicher.« Milosevic nickte. »Ich habe noch anderes Zeug gefunden. Verkohlt, aber es ist doch ziemlich eindeutig. Eine 38er neben etwas, das wie die Überreste einer Metallschließe aussieht, könnte von der Handtasche einer Frau stammen. Münzen und das Röhrchen von einem Lippenstift und die Metallteile von einem Handy und einem Pager. Und auf dem Boden liegen neun Kleiderbügel. So wie man sie in der chemischen Reinigung bekommt.«

»Du liebe Güte«, sagte McGrath noch einmal. »Folgerungen?«

»Die haben den Lexus in Wilmette gestohlen«, sagte Milosevic. »Vielleicht hat der Zahnarzt sie dabei gestört. Also ist er auf sie losgegangen, und sie haben ihn überwältigt und in den Kofferraum gesteckt. Und ihn dann mit dem restlichen Beweismaterial verbrannt.«

»Scheiße«, sagte McGrath. »Aber wo ist Holly? Folgerungen dazu?«

»Man hat sie zum Meigs Field gebracht«, sagte Milosevic. »Das ist etwa eine halbe Meile von hier entfernt. Dort hat man sie in eine Privatmaschine verfrachtet. So haben die es gemacht, Mack. Die haben sie irgendwo hingeflogen. Vier Männer, die dazu fähig sind, einen Mann lebend zu verbrennen; und jetzt haben die Kerle sie irgendwo ganz allein, und das könnte inzwischen eine Million Meilen von hier entfernt sein.«