Kapitel 47
Liebste aller Mütter,
danke für letzte Woche, es war so schön, wieder mal bei dir zu Hause zu sein. Ich hab unsere nächtlichen Plaudereien schon so vermisst! Übrigens – es gibt gute Neuigkeiten! Ein Stück die Straße runter gibt es einen Club, der sich Club Insomnia nennt und einem Engländer namens Tony Spencer gehört. Der war gestern Abend in Dads Club, als ich grade aufgelegt habe, und war so beeindruckt von mir, dass er mir angeboten hat, für ihn zu arbeiten! Wie cool ist das denn? Er organisiert im Sommer Dance-Festivals überall in Europa, da käme ich ganz schön rum. Ich bin total aufgeregt!
Der Club Insomnia ist ein extrem angesagter Club, der bis sechs, sieben Uhr morgens auf hat. Anfangs soll ich nur von zehn bis Mitternacht an den Geräten stehen. Tony zahlt echt gut, und sobald ich meinen ersten anständigen Scheck habe, schick ich dir was davon. Ich hab echt coole Leute kennen gelernt, die auch grade mit der Schule fertig sind und hier in den Bars arbeiten. Ich und drei andere Mädels – Jennifer, Lucy und Sara – überlegen uns, zusammen eine Wohnung zu mieten.
Ich weis nicht, wann John rüberkommt. Seit er mit dem College angefangen hat, ist er jeden Abend mit Leuten unterwegs, die ich überhaupt nicht kenne. Manchmal drückt er aus Versehen meine Nummer auf dem Handy, und ich höre dann nur einen Haufen Besoffener im Hintergrund grölen. Irgendwie ist es zwischen uns echt komisch geworden. Jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, ist es schlimmer. Er hat sich total verändert, und das gefällt mir nicht. Ich dachte ja, ich bleib für immer mit ihm zusammen, aber momentan kann ich mir kaum vorstellen, dass wir es bis Ostern schaffen.
Von Toby hab ich eine Ewigkeit nichts mehr gehört. Das ist aber bloß meine Schuld. Anfangs hat er hier total oft angerufen, aber ich hatte nie Zeit. Ich sag mir immer, morgen ruf ich ihn an, aber so geht das jetzt schon seit Monaten, und inzwischen ist es mir superpeinlich. Als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe, fand er es am College ganz toll. Bestimmt hat er sich mit vielen Zähnen angefreundet. Morgen ruf ich ihn an, ich schwör’s.
Ich hoffe, bei der Arbeit ist alles okay. Ich kann gar nicht glauben, dass du deinen Vertrag verlängert hast, ich dachte, du findest das Hotel nur ätzend. Lass mich bei Gelegenheit wissen, was da los ist.
Vor einer Weile hat Alex mir geschrieben und erzählt, was abging, als er mit Bethany in deinem Hotel übernachtet hat, bei seinem Besuch zu Ms. Rüsselnase Mundgeruch Caseys Abschiedsparty.
Sehr lustig! Du musst doch gewusst haben, dass der Table-Dance-Club seine Weihnachtsfeier hat! Ich glaube, Alex hat es nicht sonderlich gestört, dass lauter Nikolausinnen in rot-weißen flauschigen Bikinis um die Bar rumtanzten. Aber dass Bethany sich tatsächlich geweigert hat, die Nacht über zu bleiben … Offensichtlich hat sie kein Stück Humor. Keine Ahnung, was Alex an ihr findet. Ich hab sie ja nur ein paar Mal gesehen, aber sie ist so steif, und er ist so nett und entspannt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie die beiden es miteinander aushalten. Und dass Alex tatsächlich einen Mann im Restaurant behandeln musste – hatte er eine Lebensmittelvergiftung? Was tischen die einem in deinem Restaurant denn auf?!
Jetzt muss ich Schluss machen und mir überlegen, welche Songs ich heute Abend auflege. Dad lässt mich zwei Stunden an die Maschinen, damit ich mich ein bisschen aufs Insomnia vorbereiten kann. Lisa versucht dauernd, mich zu überreden, ich soll Achtziger-Jahre-Zeug spielen, damit sie ihre Flash-Dance-Nummer bringen kann. Wenn schon keine Schlangen, dann eben was Schlimmeres – Dinge wie Schulterpolster und Dauerwellen.
Wenn es Grandma wieder besser geht, müsst ihr mich mal eine Weile besuchen kommen. Es gibt hier nämlich auch jede Menge total ruhige Gegenden mit schönen Stränden und echt hübscher Landschaft, nicht nur Pubs und Clubs überall. Denk mal drüber nach, es wäre bestimmt gut, wenn Grandma mal ein bisschen was anderes sieht.
Ich vermisse dich.
Alles Liebe,
Katie
Sie haben eine Message von: RUBY
Ruby: Ich bin abserviert worden.
Rosie: Was? Von Teddy?
Ruby: Sei nicht albern, Teddy weiß nicht mal, wie man den Müll rausstellt, ganz zu schweigen davon, wie man mich abserviert. Nein, der Täter ist mein lieber Sohn. Er hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass meine Salsa-Dienste nicht mehr benötigt werden, und mich gegen ein jüngeres Modell eingetauscht.
Rosie: O nein, Ruby, das tut mich echt Leid. Wer ist sie denn?
Ruby: Eigentlich tu ich nur so, als wäre ich wütend, in Wirklichkeit freue ich mich. Na ja, das ist jetzt auch eine Lüge, denn erst mal war ich echt stinkig und hab den ganzen Schokoladenkuchen allein aufgegessen. Das ist nämlich Garys Lieblingskuchen, den ich zufällig für ihn gekauft hatte. Nach der Hälfte war ich nur noch ein bisschen sauer, und während ich mir die letzten Gabelladungen in den Mund geschaufelt habe, konnte ich schon wieder einigermaßen vernünftig nachdenken. Ich schmiedete also einen Plan, wie ich diese andere Frau zum Essen einladen und vergiften könnte.
Zuerst mal musste ich rausfinden, wer sie war und warum Gary mich ihretwegen verlassen hatte. Wie sich herausstellt, ist sie Ende zwanzig, kommt aus Spanien, unterrichtet Spanisch an der Schule (da hat Gary sie kennen gelernt, er arbeitet da als Wartungstechniker), ist schlank, hübsch und eine tolle Person.
Rosie: Also verkörpert sie all das, was du normalerweise aus tiefstem Herzen hasst, richtig?
Ruby: Normalerweise ja. Aber diesmal ist alles anders, weil sie und mein Gary verliebt sind.
Rosie: Oooooh!
Ruby: Ich weiß! Ist das nicht toll? Deshalb hatte ich auch kein Problem damit, einen Schritt zurückzutreten und meine Tanzschuhe an den Nagel zu hängen. Ehrlich gesagt wollte ich mich sowieso über kurz oder lang von Gary trennen. Ich bin jetzt bald fünfzig und möchte lieber mit einem Mann in meinem Alter tanzen, mit einem, der nicht ganz so viel überschüssige Energie hat und mich nicht ständig quer übers Tanzparkett schleudert. Das verkrafte ich einfach nicht mehr. Ich bin total glücklich, dass Gary endlich jemanden gefunden hat. Vielleicht bringt María ihn dazu, dass er bei mir aus- und bei ihr einzieht.
Rosie: Würde dich das nicht aufregen?
Ruby: Ungefähr so, wie wenn ich eine Million Euro unterm Bett finden würde. Der Junge muss endlich kapieren, dass er ein erwachsener Mann ist. Er muss ausziehen. Ich kann ihm nicht ewig das Essen kochen und die Wäsche waschen. Aber genug von mir. Wie geht’s deiner Mum?
Rosie: Nicht so gut. Ihre Arthritis ist so schlimm geworden, dass sie sich vor Schmerzen kaum rühren kann. Als sie mit Dad rumgereist ist, war es nicht so schlimm, weil es da immer warm war. Aber der kalte Winter in Connemara bekommt ihr ganz und gar nicht. Trotzdem will sie nicht wegziehen. Ich mach mir echt Sorgen um sie. Ständig muss sie wegen irgendeiner neuen Infektion ins Krankenhaus, oder sie hat plötzlich Schwierigkeiten mit Organen, von denen ich noch nie was gehört habe. Es ist fast, als hätte ihr Körper aufgegeben, als Dad gestorben ist. Ruby: Aber sie ist zäh, Rosie, sie wird sich wieder aufrappeln.
Rosie: Hoffen wir’s.
Ruby: Und wie sieht’s im Hotel Rattenloch aus?
Rosie: Ha! Na ja, mit denen werde ich mich wohl nicht mehr viel länger rumärgern müssen, ich gehe Ende des Monats.
Ruby: Das sagst du jeden Monat und tust es dann doch nicht.
Rosie: Ich hab einfach keine Zeit für Jobsuche zwischen meiner Arbeit und den ständigen Fahrten zu Mum und wieder zurück. Ich meine, wann haben wir uns zum Beispiel das letzte Mal gesehen?
Ruby: Gestern.
Rosie: Na ja, da bist du an der Bushaltestelle vorbeigebrettert, hast auf die Hupe gedrückt und gewinkt. Jedenfalls ist es mindestens einen Monat her, seit ich das letzte Mal in Ruhe abends weggegangen bin. Ich hab kein Leben. Ich möchte schrecklich gern Katie besuchen, und Alex hat mich auch schon ein paar Mal eingeladen, aber wegen Mum kann ich nichts unternehmen – versteh mich nicht falsch, ich beschwer mich nicht darüber.
Ruby: Wenn es deiner Mutter wieder besser geht, wird alles viel leichter für dich.
Rosie: Ich glaube nicht, dass es ihr jemals wieder besser gehen wird, Ruby. Sie will nicht mehr, sie wartet nur noch, bis es vorbei ist. Inzwischen sitzt sie fast nur noch im Rollstuhl, und dabei ist sie doch grade erst achtundsechzig.
Ruby: Sag deinem faulen Bruder Kevin, dass er dir hilft.
Rosie: Was soll er denn tun? Er wüsste ja nicht, wo anfangen. Außerdem ist es Mum lieber, wenn ich bei ihr bin. Ich muss das irgendwie durchstehen.
*
Lieber Josh!
Jetzt bist du ein Teenager!
Herzlichen Glückwunsch zum 13. Geburtstag
und alles Liebe,
Rosie
Liebe Rosie,
herzlichen Dank für das Geschenk und die Karte. Echt cool. Sag Katie hi von mir. Keine Ahnung, wo sie sich grade rumtreibt, sie schickt mir Postkarten aus den verschiedensten Ländern. Ihr Job ist ja so was von cool! Aber ich hör gar nichts mehr von ihrem Freund Toby. Jedenfalls danke für das Geschenk. Davon kann ich mir ein neues Computerspiel kaufen.
Bis bald,
Josh
Liebe Mum,
hallo, ich bin in Amsterdam und hab einen süßen Typen kennen gelernt, der sein Geld mit Erdbeerpflücken verdient. Zwar kann er kein Wort Englisch, aber wir kommen super miteinander klar.
Hier ist alles spitze, hab jede Menge Gigs, und die Cafés sind auch nett!
Liebe Grüße,
Katie
Liebe Rosie,
Glückwunsch zum 38.!
O Schreck, bald sind wir vierzig! Trink ein Gläschen auf mich.
Alles Liebe,
Alex
Rosie, wenn du meinst, achtunddreißig ist schlimm, dann versuch dir mal kurz vorzustellen, wie ich mich fühle. Nächstes Jahr bin ich fünfzig! Dann gibt’s ein Riesenfest.
Nur du und ich sind eingeladen.
Happy Birthday,
Ruby
*
Hi, Mum,
ich bin grade in Andorra. Ich hab einen süßen Typen kennen gelernt, der mir Skifahren beibringt und aufpasst, dass ich mir nicht den Hals breche. Er spricht kein Wort Englisch, aber wir kommen super miteinander aus. Hier ist es toll, wir zwei sollten auch mal zum Skifahren herkommen, das würde dir garantiert gefallen! Das Winterfestival läuft echt gut, ich hab ein paar kleine Gigs. Zu Weihnachten bin ich zu Hause, dann können wir ordentlich tratschen! Freu mich dolle auf dich!
Alles Liebe,
Katie
Hi, Mum,
möchtest du über Weihnachten zu mir kommen? Katie ist auch zu Hause, dann sind wir zu dritt. Ich würde mich sehr freuen. Du kannst Katies Zimmer haben, sie schläft dann auf dem Ausziehsofa. Gute Idee, nicht? Beanie hat mir den ersten Feiertag freigegeben, also sag bitte zu!
Rosie
Liebe Rosie,
ich komme sehr gern, Schätzchen. Danke für die Einladung. Freu mich schrecklich darauf, die kleine Katie zu sehen, die ja bestimmt gar nicht mehr klein ist!
Alles Liebe,
Mum
Von: Katie
An: Mum
Betreff: Daheim
Herzlichen Dank für das Weihnachtsessen, es war genauso lecker wie eh und je. Schön, dass wir drei zusammen waren. Nur wir Mädels!
Grandma hat sich sehr verändert, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe, und du siehst müde aus. Ich hab mir überlegt, ob ich vielleicht ein paar Wochen heimkommen und dir helfen soll. Vielleicht könnte ich mir in der Nähe von Dublin einen Job suchen.
Ich möchte euch gern unterstützen. (Außerdem
könnte ich mich auch noch mit dem Typen treffen, den ich an
Weihnachten kennen gelernt habe!)
Gib mir Bescheid, was du davon hältst.
Von: Rosie
An: Katie
Betreff: Re: Daheim
Komm mir bloß nicht nach Hause! Das ist ein Befehl! Hier ist alles okay. Du musst dein eigenes Leben leben, also reise weiter durch die Welt, arbeite und amüsier dich! Und mach dir bloß keine Sorgen um Grandma und mich, uns geht es gut!
Es ist angenehm, so regelmäßig einmal pro Woche die gute Luft von Connemara genießen zu können. Allerdings muss ich dich um einen Gefallen bitten: Ruby und ich würden dich im Februar gern mal übers Wochenende besuchen, falls du das in deinem Terminkalender unterbringen kannst. Ruby hat gesagt, sie möchte an einer Schaumparty teilnehmen und einen Wet-T-Shirt-Wettbewerb gewinnen, bevor sie fünfzig ist!
Lass mich wissen, wann es dir passt.
Von: Rosie
An: Steph
Betreff: Mum
Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Meinst du, du könntest im Februar noch mal eine Woche auf Mum aufpassen? Es tut mir Leid, ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber Beanie hat mir endlich eine Woche freigegeben, und ich möchte so gern Katie besuchen. Ich möchte ihre Freunde kennen lernen und sehen, wo sie arbeitet. Du weißt schon, lauter nervige Muttersachen.
Wenn es nicht geht, verstehe ich das natürlich. Vielleicht könnte ich ja auch Kevin dazu bringen, sich zur Abwechslung mal um jemand anderes als sich selbst zu kümmern.
Liebe Grüße, auch an die Familie,
Rosie
Von: Steph
An: Rosie
Betreff: Re: Mum
Natürlich übernehm ich Mum. Ich schleppe einfach meine ganze Familie nach Connemara. Pierre hat mich zum Weihnachtsessen bei seinen Eltern geschleppt, also bin ich jetzt dran.
Du brauchst wirklich mal eine Pause, Rosie. Es tut mir so Leid, dass die ganze Arbeit an dir hängen bleibt. Manchmal würde ich Kevin am liebsten ordentlich in den Hintern treten. Ich werde mich mal mit ihm unterhalten, wenn ich drüben bin, vielleicht möchte er ja sogar seine Nichte und seinen Neffen mal sehen.
Viel Spaß mit Katie. Ich kann gar nicht glauben, dass sie schon so erwachsen ist. Sie ist dir total ähnlich. Als sie vor ein paar Monaten bei uns war, hatte ich das Gefühl, ich rede mit dir. Genieße die Ferien mit Ruby, ich möchte sowieso ein bisschen Zeit mit Mum verbringen.
*
Von: Alex
An: Katie
Betreff: Überraschungsparty zum 40.
Ich weis nicht, wo du dich momentan rumtreibst, aber ich hoffe, du schaust gelegentlich nach deinen Mails. Da deine Mutter nächsten Monat vierzig wird und du einundzwanzig, dachte ich, es wäre eine gute Idee, eine Doppelparty zu feiern. Wie wäre es, wenn wir beide nach Irland fliegen und deine Mum mit einer Party überraschen?
Du kannst natürlich alle deine Freunde einladen, und wir können auch Rosies Freunde zusammentrommeln. Meinst du, wir sollten Ruby einweihen? Lass mich wissen, was du von der Idee hältst. Wie ich Rosie kenne, würde sie sich bestimmt freuen.
Rosie: In ein paar Tagen werde ich vierzig, Ruby. Vierzig.
Ruby: Und?
Rosie: Das ist alt.
Ruby: Was bin ich dann? Antik?
Rosie: Ach, entschuldige, aber du weißt doch, was ich meine.
Ruby: Nein, eigentlich nicht.
Rosie: Na ja, wir sind keine zwanzig mehr, oder? Ruby: Nein, Gott sei Dank, denn sonst müsste ich diese Scheißehe und die Scheidung und alles noch mal durchmachen. Wir müssten uns einen Job suchen, unser Leben wäre total unsicher, wir würden uns Sorgen machen um unsere Dates und wie wir aussehen und was wir anziehen und ob wir in einen bestimmten Club reinkommen und so weiter. Was ist so toll daran, wenn man zwanzig ist? Ich nenne das die materialistische Zeit. Die Jahre, in denen man sich von dem ganzen Mist ablenken lässt. Mit dreißig steigt man dann aus und versucht, das vorhergegangene Jahrzehnt irgendwie wieder wettzumachen. Aber die Vierziger? Die sind dafür da, dass man Spaß hat.
Rosie: Hmmm, gut gesagt. Und die Fünfziger?
Ruby: In denen macht man das wieder gut, was man in den Vierzigern versaut hat.
Rosie: Super. Da freu ich mich schon drauf.
Ruby: Ach, keine Sorge, Rosie. Du musst nicht so viel Wind darum machen, dass die Erde ein weiteres Mal um die Sonne gewandert ist. Das sollte für uns inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein. Was hast du denn an deinem Vierzigsten vor?
Rosie: Nichts?
Ruby: Guter Plan. Lass uns doch Freitagabend in die Kneipe gehen und uns ein Gläschen zu viel genehmigen.
Rosie: Klingt gut.
Ruby: Oh, aber warte mal. Teddys Bruder hat da auch Geburtstag, und wir treffen uns alle im Berkeley Court Hotel.
Rosie: Schick! Ich liebe dieses Hotel!
Ruby: Ich weiß. Ich glaube, Teddys Bruder dreht grade mal wieder irgendein krummes Ding. Ehrlich, man sollte doch meinen, er weiß, dass die Polizei ein Auge auf ihn hat, nachdem er grade erst aus dem Gefängnis raus ist. Manche Leute lernen einfach nie dazu.
Rosie: Na ja, sollen wir uns dann lieber Samstagabend treffen?
Ruby: Nein! Willst du mich nicht einfach im Hotel abholen? Dann können wir zusammen in den Pub gehen.
Rosie: Okay, aber ich möchte nicht in die Verlegenheit kommen, mich allein mit Teddys Bruder unterhalten zu müssen. Als ich ihm das letzte Mal begegnet bin, hat er versucht, mir die Hand unter den Rock zu schieben.
Ruby: Er war da grade mal ein paar Tage aus dem Gefängnis raus, Rosie, da ist das verständlich.
Rosie: Egal. Wann soll ich dich abholen?
Ruby: Um acht.
Rosie: Machst du Witze?! Wann fängt das Fest denn an?
Ruby: Um halb acht.
Rosie: Ruby, ich kann dich doch nicht abholen, wenn du grade mal eine halbe Stunde da warst! Für wie unhöflich sollen die mich denn halten? Ich komme lieber erst um halb zehn. Dann hast du wenigstens zwei Stunden.
Ruby: Nein! Du musst um acht kommen!
Rosie: Warum?
Ruby: Na ja, zum einen ist die Party in der Penthouse Suite des Berkeley Court Hotel.
Rosie: O mein Gott, warum hast du das nicht gleich gesagt? Dann bin ich lieber schon um halb acht da.
Ruby: Nein! Das geht nicht!
Rosie: Was ist denn los mit dir, warum geht das nicht?
Ruby: Weil du nicht eingeladen bist und weil das alle unverschämt finden würden. Aber wenn du um acht kommst, kannst du das Ambiente kurz in Augenschein nehmen und dann wieder verschwinden.
Rosie: Aber ich möchte gern ein bisschen länger bleiben. Hast du überhaupt eine Ahnung, was mir das bedeutet?
Ruby: Ja, ich glaube schon … aber du kannst trotzdem nicht bleiben, tut mir Leid. Wenn du Teddys Familie kennen lernst, willst du sowieso schnell wieder weg.
Rosie: Okay, aber ich werde alles in meine Handtasche stopfen, was in den Bädern nicht niet- und nagelfest ist. Ich glaube, ich bringe meine Kamera mit!
Ruby: Rosie, da findet eine Geburtstagsparty statt! Unter Garantie haben viele Leute eine Kamera dabei.
Rosie: Ja, ich weiß, aber ich möchte ein paar Fotos für Katie machen. Ich hatte ja gehofft, sie würde zu meinem Geburtstag kommen, aber wie’s aussieht, klappt es jetzt doch nicht. Tja, schade. Mum ist bei Stephanie, also ist sie auch nicht da. Zuerst war ich echt unglücklich darüber, aber weil sie in letzter Zeit so krank war, wollte ich kein Theater machen. Ich war froh, dass sie überhaupt irgendwohin wollte, auch wenn es ausgerechnet an meinem Geburtstag ist.
Da bleiben also mal wieder nur wir zwei übrig. Wenigstens kann ich einen Blick auf die Penthouse Suite werfen und vielleicht ein paar Ideen für mein eigenes Hotel klauen. Das wird bestimmt nett!
Ruby: Ich freu mich schon, dich zu sehen, Rosie.
Dann bis um acht. Zimmer 440.
Penthouse Suite
440
ÜBERRASCHUNG, ROSIE!
HAPPY BIRTHDAY, ROSIE UND KATIE!
Liebe Rosie,
deine Party war wunderbar, und du hast nicht damit gerechnet, oder? Es hat mir fast das Herz gebrochen, so tun zu müssen, als wäre ich bei Stephanie, aber dein Gesichtsausdruck (und die Tränen in deinen Augen) haben es wieder wettgemacht. Alex hat das alles arrangiert. Er ist so ein netter, lieber Mensch, Rosie. Aber seine Frau hat mir überhaupt nicht gefallen. Weißt du, als ihr klein wart, dachte ich immer, ihr würdet eines Tages zusammenkommen. Albern, was?
Jedenfalls ganz, ganz herzlichen Dank, dass du so eine wundervolle Tochter bist und dass du in den letzten Jahren so viel für mich tust. Dein Vater wäre stolz auf dich, und ich werde ihm alles über dich erzählen, wenn ich bei ihm bin.
Du bist eine so schöne junge Frau, Rosie Dunne, dein Vater und ich haben unsere Sache gut gemacht!
Alles Liebe,
Mum