Kapitel 17

Liebe Rosie,

du hast es also gewagt und deinen Dingsbums geheiratet. Du warst wunderschön, Rosie, ich war stolz, an deinem Ehrentag neben dir am Altar stehen zu dürfen. Aber genau wie du es bei meiner Hochzeit gesagt hast – ich war an diesem Tag nicht der wichtigste Mann in deinem Leben. Das war dein Dingsbums. Ihr habt toll ausgesehen zusammen, ein echt schönes Paar.

Es war ein ziemlich seltsames Gefühl, als du dich von mir weggedreht hast und mit Greg den Mittelgang der Kirche hinuntermarschiert bist. Ich glaube, ich war eifersüchtig. Ist das normal? Hattest du an meinem Hochzeitstag auch so ein Gefühl, oder tick ich einfach nicht richtig? Ständig ging mir der Satz im Kopf herum: »Jetzt wird alles ganz anders, jetzt wird alles ganz anders.« Greg ist dein Mann, jetzt erzählst du ihm alle deine Geheimnisse. Und wo bleib ich?

Ich hab mich nicht getraut, mit irgendjemandem darüber zu reden, schon gar nicht mit Sally, weil es Wasser auf ihre Mühlen wäre – sie ist überzeugt, dass Männer und Frauen nicht einfach nur befreundet sein können. Ich war ja gar nicht deshalb eifersüchtig, weil ich dich heiraten wollte, es war nur … ach, ich weis auch nicht, wie ich es erklären soll.

Ich bin froh, dass Josh endlich mal irischen Boden unter den Füßen gespürt hat. Na ja, hauptsächlich unter dem Popo. Ich wollte ihn ja schon eine ganze Weile nach Hause bringen, aber immer kam die Arbeit dazwischen. Komisch, jetzt hab ich »nach Hause« gesagt und damit Irland gemeint, das ist mir schon eine ganze Weile nicht mehr passiert. Aber letzte Woche hab ich mich auch echt zu Hause gefühlt bei euch. Wie auch immer – es war gut, dass ich Josh mitgebracht habe, und ich glaube, Katie hat es nichts ausgemacht, die ganze Woche auf ihn aufzupassen.

Übrigens seht ihr euch geradezu unheimlich ähnlich, Rosie. Ein kleines Mädchen mit schwarzen Haaren und blasser Haut – genauso erinnere ich mich an dich, als wir zusammen in der Schule waren. Erstaunlich. Wenn ich mit ihr geredet habe, kam ich mir vollends vor wie der kleine Alex von damals. Allerdings hat Toby mich keine Sekunde aus den Augen gelassen – ich glaube, er hatte ein bisschen Angst, dass ich ihm die Freundin ausspanne.

Ich weiß übrigens nicht recht, ob dein Plan mit unserer »Wiedervereinigung« funktioniert hat. Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, war Sally nicht gerade supergut drauf. Ich dachte, vielleicht hilft es uns, mal rauszukommen, aber anscheinend hat es nicht gewirkt. Wir haben die Zeit hauptsächlich dazu genutzt, uns anzuschweigen. Ich fürchte, unsere Flitterwochen sind endgültig vorbei.

Ich hoffe, ihr genießt eure Hochzeitsreise. Dieser Brief wird wahrscheinlich auf dich warten, wenn du heimkommst. Ich dachte immer, du wolltest deine Flitterwochen an irgendeinem exotischen Strand verbringen. Seit wann interessierst du dich für Reiseziele wie Rom? Das ist ja sehr schön und kulturell wertvoll und alles, aber ich dachte, du bist für so was viel zu ungebildet! Sollte ein Witz sein.

Melde dich, wenn du zurück bist. Damit ich weis, dass es auch Dinge gibt, die sich nicht ändern.

Liebe Grüße,

Alex


Grüße aus Rom!

Hi Alex,

warmes Wetter,

schöne Ruinen,

aber vor allem super Hotels!

Alles Liebe,

Rosie


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Bin wieder da-a!

Seit ein paar Minuten sind wir von der Hochzeitsreise zurück, und ich hab gerade deinen Brief gelesen. Er klang so niedergeschlagen, dass ich gleich angerufen habe, aber – o Wunder – du warst nicht da! Deshalb schicke ich dir wieder mal eine Mail.

Ich weiß, ich hatte für Sally nie sonderlich viel übrig, aber ich finde, ihr solltet versuchen, euer momentanes Tief zu überwinden. Ein Baby bringt immer große Veränderungen mit sich, das weiß ich nur zu gut, und ich kann auch verstehen, dass es besonders schwer ist für Leute, die so viel arbeiten müssen.

Wahrscheinlich braucht ihr einfach ein bisschen Zeit, euch daran zu gewöhnen, aber ihr könnt euch doch auch mal von einem Therapeuten oder so beraten lassen. Ich hab weiß Gott lange genug gebraucht, bis ich akzeptieren konnte, dass Katie nicht einfach wieder verschwindet. Sosehr ich sie liebe, das Leben mit ihr war und ist harte Arbeit. Macht das Beste draus.

Ich möchte echt nicht wie ein Klugscheißer klingen, aber du solltest aufhören, mir von deinen Gefühlen zu Sally zu erzählen, und es ihr lieber selbst sagen. Ich bin immer für dich da, Alex, verheiratet oder nicht.

Alles Liebe,

Rosie


Lieber Alex,

hoffentlich geht es dir gut. Ich fand es schön, dich bei der Hochzeit zu sehen. Josh ist echt cool. Mummy hat super ausgesehen und du auch. Ich und Toby haben Krach. Er wird nächste Woche zehn und hält sich für supercool, bloß weil er ein bisschen älter ist als ich. Er hat mich nicht zu seinem Geburtstag eingeladen, dabei hab ich echt nix gemacht. Na gut, letzte Woche haben wir uns gestritten, wer an den Computer darf, und ich bin als Erste drangegangen, obwohl ich wuste, dass ich schon das letzte Mal zuerst war. Aber ich glaube, das wuste er nicht mehr, deshalb kann er wegen dem auch nicht sauer auf mich sein. Und sonst hab ich nix gemacht.

Mum war bei Tobys Mum, weil sie wissen wollte, was los ist, aber Tobys Mum weis es auch nicht. Und Toby redet nicht mit mir. Ich hasse ihn. Ich glaube, ich suche mir einen neuen besten Freund. Mum hat gesagt, ich soll es dir schreiben, weil du mein Patenonkel bist und bei so was Bescheid weist.

Liebe Grüße,

Katie


Liebste Katie,

deine hochintelligente, ja geradezu weise Mutter hat wie immer Recht. Ich bin auch der Meinung, dass Tobys Verhalten nicht in Ordnung ist. So was kann man nicht machen – die beste Freundin nicht zum Geburtstag einladen! Ich finde das kriminell. Toby ist egoistisch, sein Verhalten unverzeihlich, und er wird es garantiert noch viele Jahre bereuen. Vielleicht sogar noch, wenn er schon fast dreißig ist.

Ich glaube, seine Strafe kann gar nicht schlimm genug ausfallen. Er darf auf keinen Fall damit durchkommen. Toby hat keine Gnade walten lassen, war unreif und gemein. Also sag deiner Mutter und am besten auch Toby, ich werde dafür sorgen, dass er und ich Buße tun, bis wir wieder hoch erhobenen Hauptes durch die Welt gehen können.

Liebe Grüße,

Alex


Lieber Alex,

das war ein komischer Brief. Ich hab ihn eigentlich nicht verstanden, und Mum sagt, dass Toby noch viel schlimmer ist, als du geschrieben hast. Aber sie hat gelacht, als sie den Brief gelesen hat, deshalb weis ich nicht, ob sie es ehrlich meint. Ich glaub nicht, dass Toby so schlimm ist.

Ihr seid manchmal echt verrückt.

Liebe Grüße,

Katie


Lieber Toby,

hier schreibt Alex, Katies Patenonkel.

Ich hab gehört, du wirst nächste Woche zehn. Herzlichen Glückwunsch! Ich weis, du findest es wahrscheinlich ziemlich komisch, dass ich dir schreibe, aber ich hab gehört, dass du Katie nicht zu deiner Party eingeladen hast, und da hab ich erst mal meinen Ohren nicht getraut.

Katie ist deine beste Freundin! Ich weis hundertprozentig, dass deine Party ohne Katie gar nicht richtig Spaß machen wird. Mir ist das nämlich auch schon mal passiert. Ich weis, du wirst ständig nur zur Tür starren und hoffen, dass sie endlich kommt, damit du dich richtig freuen kannst. Wen juckt es schon, dass sie ein Mädchen ist? Wen juckt es, wenn die anderen Jungs blöd lachen? Wenigstens hast du eine beste Freundin, du musst nicht allein in der öden Schule rumsitzen und dich den ganzen Tag mit Ms. Rüsselnase Casey rumärgern. Wenn du Katie nicht einlädst, wird ihr das echt wehtun. Und so was ist einfach nicht nett.

Ein bester Freund ist das Tollste auf der Welt, selbst wenn er ein Mädchen ist. Sag mir Bescheid, wie es gelaufen ist.

Alex

P.S. Kauf dir was Cooles mit dem beiliegenden Scheinchen …


Von: Toby

An: Katie

Betreff: Rechtschreibung!!!

Der Freund von deiner Mum schreibt auch immer »ich weis« statt »ich weiß«! Hast du übrigens Lust, nächste Woche zu meiner Party zu kommen?


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Die Dunne-Frauen

Sehr schlau, Mr.Stewart, aber deine Buße ist noch nicht vollständig abgeleistet. Wir Dunne-Frauen sind ziemlich anspruchsvoll, weißt du …


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Re: Die Dunne-Frauen

So, so, verstehe. Na dann! Übrigens habe ich eine Theorie entwickelt. Möchtest du sie hören?


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Theorie?

Wenn es sein muss. Wenn ich mal zwischendurch Zeit habe, lese ich sie sogar. Vielleicht.


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Theorie!

Ja, du musst und wirst sie lesen! Also: Wenn ich dich zu meinem zehnten Geburtstag eingeladen hätte, wäre Brian das Brot nicht eingeladen worden. Wenn Brian seine Pizza nicht in James’ Schlafsack verteilt hätte, hätte er mir die Party nicht versaut, und dann hätten wir beide ihn nicht so gehasst. Wenn wir ihn nicht so gehasst hätten, dann hättest du nicht so viel trinken müssen, um ihn beim Abschlussball zu ertragen. Wenn du nicht so viel getrunken hättest … na ja … vielleicht wärst du dann etwas zurechnungsfähiger gewesen und deine süße kleine Katie wäre nie auf die Welt gekommen. Demzufolge habe ich dir in Wahrheit einen großen Gefallen getan!
Das ist meine Theorie, Rosie Dunne.


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Meine Theorie

Sehr clever, sehr, sehr clever, Alex. Aber du hättest gar nicht so weit zurückgehen müssen, um Verantwortung für Katie zu übernehmen. Hier kommt meine Theorie.

Wäre ich von dir beim Abschlussball nicht im Stich gelassen worden, hätte ich überhaupt nicht mit Brian dem Brot hingehen müssen. Wärst du an jenem Tag am Flughafen aufgetaucht, hätte sich unser Leben vielleicht ganz anders entwickelt.


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Leben

Ja, darüber mache ich mir in letzter Zeit auch manchmal Gedanken.

*

Ruby: WAS? Sie haben sich getrennt?

Rosie: Ja, anscheinend ging es einfach nicht mehr.

Traurig, oder?

Ruby: Na ja, eigentlich nicht. Warum haben sie sich getrennt?

Rosie: »Unüberbrückbare Differenzen«. Sagen die Leute das nicht immer?

Ruby: Ich nicht. Mein Ex war ein fauler, verlogener Arsch. Und bei wem ist Josh?

Rosie: Sally hat ihn mit zu ihren Eltern genommen.

Ruby: Ach, der arme Alex. Also, komm schon, lass die Katze endlich aus dem Sack.

Rosie: Na ja, ich weiß eigentlich gar nicht so viel …

Ruby: Du lügst. Alex erzählt dir doch alles, was wahrscheinlich der Grund für das ganze Desaster ist.

Rosie: Entschuldige mal, jetzt schieb nicht mir die Trennung in die Schuhe. Schuld waren eine Million Kleinigkeiten, und irgendwann ist das Fass einfach übergelaufen.

Ruby: Wann fliegst du rüber zu ihm?

Rosie: Nächste Woche.

Ruby: Hast du vor, zurückzukommen?

Rosie: RUBY! HÖR AUF DAMIT!

Ruby: Okay, okay. Die Ironie der ganzen Geschichte macht mich traurig, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich erst fühlst.

Rosie: Welche Ironie denn?

Ruby: Ach, weißt du … du wartest und wartest auf ihn, und dann gibst du ihn schließlich auf und kümmerst dich um dein eigenes Leben. Dann entscheidest du dich, Greg zu heiraten, und ein paar Wochen später trennt Alex sich von Sally. Weißt du, ihr beiden habt absolut das schlechteste Timing, das man sich vorstellen kann …

Fuer immer vielleicht
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