Kapitel 6

Lieber Alex,

es war so schön, dich wieder zu sehen. Bitte zieh dich nicht zurück. Ich brauche zurzeit wirklich alle Freunde, die ich kriegen kann. Danke, dass du mich letzte Woche so nett unterstützt hast. Ich denke manchmal wirklich, ohne dich werde ich verrückt. Das Leben ist schon komisch, was? Grade wenn du denkst, du hast alles im Griff, gerade wenn du was Neues planst, auf das du dich freust, grade wenn du das Gefühl hast, du weißt endlich, was du willst – ausgerechnet in dem Moment ist auf einmal alles anders, die Welt steht kopf, und du weißt überhaupt nichts mehr. Man kann sich so verdammt leicht verlaufen.

Es gibt nicht viele Dinge im Leben, bei denen ich mir sicher bin, aber eins weiß ich genau: Man muss die Folgen von dem tragen, was man tut. Manche Sachen muss man einfach durchziehen.

Ich schmeiß immer alles zu schnell hin, Alex. Hab ich in meinem Leben überhaupt schon jemals was wirklich Wichtiges getan? Ich hab immer irgendwie eine Ausrede gefunden, um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen – das haben wir beide immer so gemacht. Bisher haben wir schrecklich darunter gelitten, wenn wir am Montag eine Doppelstunde Mathe durchstehen mussten oder einen Pickel von der Größe Plutos auf der Nase entdeckten. Was Schlimmeres ist uns nie passiert.

Aber jetzt kriege ich ein Baby. Ein Baby. Und das wird immer da sein, montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags, samstags und sonntags. Kein freies Wochenende mehr. Keine drei Monate Semesterferien. Ich kann nicht zwischendurch einfach mal blau machen oder mir von Mum eine Entschuldigung schreiben lassen. Ich werde selbst die Mum sein. Ich wollte, ich könnte mir eine Entschuldigung schreiben. Ich hab Angst, Alex. Rosie


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Baby

Nein, jetzt geht’s nicht mehr um eine Doppelstunde Mathe am Montag. Was jetzt passiert, ist viel spannender. Mathe am Montag ist stinklangweilig. Aus dieser Erfahrung jetzt wirst du viel mehr lernen als in einer Mathestunde.

Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Das Boston College kann auf dich warten, Rosie, denn jetzt hast du erst mal was Wichtigeres zu tun. Ich weis, es wird alles gut.


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Re: Baby

Du weißt, dass alles gut wird. Achten Sie auf die Rechtschreibung, Mr.Stewart.


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Re: AW: Baby

Rosie, du benimmst dich ja jetzt schon wie eine Mutter – kann also gar nichts schief gehen.

Pass gut auf dich auf. Alex


Sie haben eine Message von: ALEX

Alex: Ich dachte, du wolltest auf sie aufpassen, Phil. Phil: Ich hab dir doch gesagt, wenn sie nicht lernt, ihre Blase zu kontrollieren, dann schmeiß ich sie raus. Im Garten geht es ihr aber sehr gut.

Alex: Ich meine nicht den Hund, Phil. Ich spreche von Rosie.

Phil: Was ist mit Rosie?

Alex: Mach jetzt nicht einen auf ahnungslos. Ich hab gehört, wie Mum und Dad es dir am Telefon erzählt haben.

Phil: Wie geht’s dir denn damit?

Alex: Das fragen mich alle. Keine Ahnung. Es ist komisch. Rosie ist schwanger. Dabei ist sie grade mal achtzehn. Sie kann kaum auf sich selbst aufpassen, von einem Baby ganz zu schweigen. Sie raucht wie ein Schlot und isst kein Gemüse. Sie bleibt bis vier Uhr morgens auf und schläft dann bis um eins. Sie wollte lieber beim Chinesen Geschirr spülen als bei ihren Nachbarn für das gleiche Geld babysitten. Ich glaub nicht, dass sie schon mal eine Windel gewechselt hat. Mal abgesehen von Kevin hat sie bestimmt noch nie ein Baby länger als fünf Minuten auf dem Arm gehabt. Und das College? Der Beruf? Wie zum Teufel soll sie das alles schaffen? Wie soll sie jemals einen netten Freund kennen lernen? Freunde finden? Sie hat sich genau in ihre schlimmste Horrorvision reinmanövriert.

Phil: Glaub mir, Alex, sie kommt zurecht. Ihre Eltern unterstützen sie. Sie ist nicht allein.

Alex: Ihre Eltern sind den ganzen Tag bei der Arbeit, Phil. Rosie ist eine intelligente junge Frau, das weis ich. Aber sosehr sie mich auch vom Gegenteil zu überzeugen versucht, ich glaube, es ist ihr nicht wirklich klar, dass sie das Baby nicht zurückgeben kann, wenn es anfängt zu schreien.


Liebe Stephanie,

ich möchte dir gerne dabei helfen, dich selbst zu finden, und dich mit klugen Worten und Weisheit überschütten. Bitte nimm diesen Rat an von einer Schwester, die dich liebt und schätzt und dir für dein Leben Glück und Wohlstand wünscht. Also: Werde niemals schwanger. Oder »enceinte«, wie die Leute bei dir sagen würden. Schau dir das Wort genau an, sprich es laut aus, wiederhol es im Kopf und präg dir fest ein, dass du genau das nie und nimmer sein willst.

Am besten solltest du einfach keinen Sex haben, denn man kann das Risiko gar nicht gering genug halten.

Steph, es ist so furchtbar. Ich fühle mich kein bisschen »eins mit der Natur«, null mütterliche Aura. Ich bin einfach nur fett. Aufgedunsen. Müde. Und mir ist ständig übel. Dabei frage ich mich auch noch dauernd, was in aller Welt ich tun soll, wenn das kleine Etwas erst mal geboren ist und mich erwartungsvoll anglubscht. Da kann ich dann leider nur mit den Achseln zucken.

»Guter Hoffnung« – von wegen. Ich fühl mich höchstens wie ein brodelnder Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Alex hat mit seinem tollen Studium angefangen, und die Leute, mit denen ich auf der Schule war, erforschen die Welt. Und ich gehe mit Mum zur Schwangerschaftsgymnastik und lerne, wie man atmet. Um mich rum nichts als Pärchen. Und alle mindestens zehn Jahre älter. Mum hat versucht, mich in eine Unterhaltung mit ihnen zu verwickeln. Aber ich glaube, keiner hat wirklich Interesse daran, sich mit einer Achtzehnjährigen anzufreunden, die grade mit der Schule fertig ist. Ehrlich, es ist wie im Kindergarten, Mum will mir beibringen, Freunde zu finden. Sie meint, ich soll mir keine Gedanken machen, weil die anderen eh alle nur neidisch auf mich sind. Ich glaube, wir haben seit Monaten nicht mehr so gelacht.

Ich darf nicht rauchen, und der Arzt sagt, ich muss mehr Gemüse essen. Jetzt bin ich bald selbst Mutter, und trotzdem reden alle mit mir, als wäre ich ein Kind. Mir ist grade klar geworden, dass ich das Baby nicht zurückgeben kann, wenn es anfängt zu schreien.

Alles, alles Liebe,

deine Rosie

*

Lieber Mr.Alex Stewart,

hiermit möchte ich dich zur Taufe meiner wunderschönen Tochter Katie einladen, denn du sollst ihr Pate sein. Die Taufe ist am achtundzwanzigsten. Kauf dir einen Anzug und versuch, zur Abwechslung mal präsentabel auszusehen, du bist schließlich der Pate.

Liebe Grüße,

Rosie

*

Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Taufe

War echt toll, dich zu sehen! Du siehst großartig aus, und du bist ÜBERHAUPT NICHT dick! Die kleine Katie macht zwar nicht viele Worte, aber ich bin hin und weg von ihr. Ich musste mich echt zurückhalten, sonst hätte ich sie eingepackt und mit nach Boston genommen.

Na ja, das war gelogen. In Wirklichkeit wär ich viel lieber in Dublin geblieben. Ich bin gern hier in Boston, und das Medizinstudium ist wirklich toll. Aber Boston ist einfach nicht mein Zuhause. Zuhause ist Dublin. Bei dir. Ich vermisse meine beste Freundin.

Ich hab hier ein paar echt nette Leute kennen gelernt, aber mit denen bin ich halt nicht aufgewachsen. Ich hab mit ihnen nicht im Garten Räuber und Gendarm gespielt. Deshalb sind es irgendwie keine richtigen Freunde. Ich hab sie nie vors Schienbein getreten, ich hab nie zusammen mit ihnen dem Weihnachtsmann aufgelauert, ich hab nie mit ihnen an einem Ast gehangen und so getan, als wären wir Affen, ich hab nie mit ihnen Hotel gespielt und auch nicht zugesehen, wie man ihnen den Magen auspumpt. Ziemlich schwer, solche Erfahrungen zu toppen.

Aber ich seh schon, dass ich ersetzbar bin – jetzt ist Katie der Mittelpunkt deiner Welt. Wofür ich übrigens größtes Verständnis habe. Ich fand sie sogar süß, als sie mir auf meinen (neuen und sehr teuren) Anzug gekotzt hat. Und das will was heißen. Manchmal finde ich es komisch, dass sie dir so ähnlich sieht. Sie hat deine blitzblauen Augen (ich sehe schon Schwierigkeiten auf sie zukommen!), deine schwarzen Haare und dazu noch diese süße kleine Knopfnase. Nur ihr Hintern ist ein bisschen kleiner … War ein WITZ!

Ich weis, dass du momentan viel um die Ohren hast, aber wenn du mal eine Pause brauchst, kannst du jederzeit rüberkommen und dich hier erholen. Einfach Bescheid sagen, die Einladung gilt immer. Ich weis, bei dir sieht’s finanziell nicht so doll aus, wir könnten gern mit dem Flug aushelfen oder so. Mum und Dad würden sich auch freuen. Sie haben überall Fotos von der Taufe aufgehängt.

Außerdem möchte ich dir gern jemanden vorstellen. Sie ist in meinem Semester und heißt Sally Gruber. Ihr würdet euch bestimmt gut verstehen. Sie kommt aus Boston. Wenn du da bist, musst du sie unbedingt kennen lernen.

Das College ist viel anstrengender, als ich gedacht habe. Ich muss unglaublich viel lernen und lesen und habe kaum Freizeit. Erst muss ich vier Jahre hier in Harvard büffeln und danach noch fünf bis sieben Jahre als Assistenzarzt arbeiten. Bis ich meinen Facharzt habe (auf welchem Gebiet, weis ich noch nicht), bin ich wahrscheinlich hundert. Mehr gibt’s von mir nicht zu berichten. Ich steh um sechs Uhr früh auf und fang gleich an zu lernen. Geh an die Uni, komm wieder heim und lerne weiter. Jeden Tag. Da bleibt nicht viel zu erzählen. Echt hart. Aber wem sag ich das? Garantiert ist mein Leben immer noch leichter als deins. Jetzt muss ich ein bisschen schlafen, sonst kipp ich um. Träumt süß, ihr beiden.

Alex


Merkzettel für mich selbst:

  • Katie nach dem Essen nicht auf den Knien reiten lassen.
  • Nicht neben dem Fußballplatz stillen.
  • Beim Windelwechseln nicht einatmen. Oder besser: So oft wie möglich Mum und Dad und eventuell auch Freiwillige von der Straße zum Windelwechseln anheuern.
  • Bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen die Schule meiden, weil Ms. Rüsselnase Mundgeruch Casey glotzt wie blöd.
  • Keine Gespräche mit alten Schulfreunden anfangen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Absolute Frustgefahr!
  • Nicht heulen, wenn Katie heult.

Bonjour Stephanie!

Wie geht es meiner schönen Schwester? Bestimmt sitzt du im Café, mit Baskenmütze und Ringelshirt, schlürfst einen Café au lait und stinkst nach Knoblauch.

Danke für das Geschenk, das du Katie geschickt hast. Deine Patentochter sagt, sie vermisst dich schrecklich, und sie grüßt und küsst dich mit viel Gesabber und Geschlabber. Jedenfalls glaube ich, dass das der tiefere Sinn des Geheuls ist, das aus ihrem winzigen Mündchen quillt. Ehrlich, ich weiß nicht, wie sie so einen Lärm zustande bringt. Sie sieht so klein und zerbrechlich aus, dass ich manchmal Angst habe, sie auf den Arm zu nehmen, aber wenn sie den Mund aufsperrt, ist echt die Hölle los. Der Arzt meint, sie hat Koliken. Keine Ahnung. Ich krieg nur mit, dass sie schreit wie am Spieß. Es ist echt erstaunlich, wie geruchsintensiv so ein Winzling ist. Ich glaube, sie sollte als der stinkigste und ohrenbetäubendste Zwerg ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen werden. Da würde mein Mutterherz vor Stolz schwellen.

Ich bin so was von kaputt, Stephanie. Ich fühle mich wie ein Zombie. Ich kann kaum lesen, was ich hier schreibe (entschuldige bitte den Bananenmatsch oben auf der Seite). Katie schreit und schreit, die ganze Nacht. Ich habe ständig Kopfweh. Ab und zu eiere ich wie ein Roboter durchs Haus und sammle Teddybären und anderes Spielzeug auf. Zu was anderem komm ich nicht. Es ist schwierig, Katie irgendwo mit hinzunehmen, weil sie immer schreit. Wahrscheinlich denken die Leute, ich will sie kidnappen oder ich bin einfach nur eine schreckliche Mutter.

Außerdem sehe ich immer noch aus wie ein Ballon. Aber ich laufe auch nur in extrem vorteilhaften Jogginganzügen rum. Mein Hintern ist total unförmig, mein Bauch überzogen von Schwangerschaftsstreifen; meine bauchfreien Tops hab ich komplett entsorgt, meine Haare sind das reinste Stroh. Dafür hab ich einen GIGANTISCHEN Busen. Ich seh nicht aus wie ich. Ich fühle mich nicht wie ich. Ich komme mir mindestens zwanzig Jahre älter vor. Seit der Taufe bin ich nicht mehr weg gewesen. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal im Pub war. Keine Ahnung, wann mich das letzte Mal ein Angehöriger des anderen Geschlechts auch nur angeschaut hat. (Außer denen natürlich, die mich wütend anglotzen, wenn Katie im Café zu krakeelen anfängt.) Keine Ahnung, wann mich das alles mal gejuckt hat. Ich glaube, ich bin die schlechteste Mutter der Welt. Ich glaube, wenn Katie mich ansieht, ist ihr klar, dass ich überhaupt keinen Plan habe.

Inzwischen kann sie beinahe laufen, was bedeutet, dass ich hinter ihr herrenne und kreische: »NEIN KATIE NEIN! Katie, fass das nicht an. NEIN! Katie, Mummy hat NEIN gesagt!« Ich glaube nicht, dass sich Katie dafür interessiert, was ihre Mummy gesagt hat. Wenn Katie was sieht, was sie will, geht sie darauflos. Punkt. Mir graut jetzt schon davor, wie es wird, wenn sie in die Pubertät kommt! Unglaublich, dass sie schon ein Jahr alt ist. Schwupps ist sie erwachsen und aus dem Haus. Vielleicht hab ich dann ein bisschen Ruhe.

Aber das haben Mum und Dad wahrscheinlich auch gedacht. Die Armen! Ich hab ein echt schlechtes Gewissen, Steph. Sie sind klasse, die beiden. Ich schulde ihnen eine ganze Menge, und das meine ich nicht nur finanziell. Obwohl das auch ein deprimierendes Thema ist. Ich kriege zwar Sozialhilfe und alles und gebe Mum und Dad jede Woche, so viel ich kann. Aber es reicht trotzdem hinten und vorne nicht, du kennst ja die Situation, Steph – es ist einfach total knapp. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie ich jemals hier ausziehen und arbeiten und mich um Katie kümmern soll. Dad und ich gehen nächste Woche zum Amt, ob die mir vielleicht eine Wohnung beschaffen können. Mum sagt ständig, dass ich doch ruhig weiter bei ihr und Dad wohnen kann, aber ich weiß, Dad will mir helfen, dass ich mich ein bisschen unabhängiger fühle.

Mum ist echt super. Katie liebt sie heiß und innig. Und hört sogar auf sie. Wenn Mum »Nein, Katie« sagt, dann ist sofort Schluss. Wie gesagt, bei mir lacht sie bloß und macht einfach weiter.

Alex hat in Boston übrigens ein Mädchen kennen gelernt. Sie ist genauso alt wie ich und studiert in Harvard. Ob die wohl wirklich glücklich ist? Ich muss jetzt Schluss machen, Katie heult nach mir. Schreib bald.

Alles Liebe,

deine Rosie

*

Liebe Rosie,

ich freue mich, dass mit Katie alles gut läuft; die Fotos von ihrem dritten Geburtstag sind wirklich schön. Ich hab sie gerahmt, und jetzt haben sie einen Ehrenplatz an der Wand. Mum und Dad haben sich wahnsinnig darüber gefreut, dass sie dich bei ihrem Besuch in Dublin gesehen haben. Sie erzählen ständig von dir und Katie. Wir sind alle furchtbar stolz auf dich.

Herzlichen Glückwunsch zum 22. Geburtstag! Tut mir Leid, dass ich es nicht geschafft habe, zum Feiern rüberzukommen, aber es ging drunter und drüber auf dem College, weil ich in meinem letzten Semester furchtbar viel büffeln muss. Mir graut vor dem Examen. Wenn ich durchfalle, weis ich nicht, was ich machen soll. Sally hat nach dir gefragt. Ich weis, ihr habt euch noch nie gesehen, aber sie hat das Gefühl, dass sie dich kennt, weil ich ihr immer so viel von früher erzähle.

Gruß, Alex


Lieber Alex!

Katie kommt bald in den Kindergarten
Neulich waren wir das erste Mal mit Katie im Zoo
Heute hat Katie »Butterblume« gesagt

Letztes Wochenende war Dads fünfzigster Geburtstag, also haben wir feist gefeiert und waren zum Essen im Hazel, wo du damals mit Schlampen-Bethany und ihren reichen Eltern deinen Geburtstag gefeiert hast. Es war toll, mich endlich mal entspannen zu können. Ich hab mich nämlich echt verwöhnt und für Katie übers Wochenende einen Babysitter engagiert.

Rosie


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: (kein Betreff)

Ach komm, Rosie! Das war schwach! Sieh zu, dass du das nächste Mal was Interessantes zu erzählen hast!


Von: Rosie

An: Alex

Betreff: Dreijähriges Kind

Falls du es noch nicht bemerkt hast: Ich hab eine dreijährige Tochter. Da ist es gar nicht so einfach, abends rauszugehen und sich um den Verstand zu saufen. Denn man hat dann vielleicht nicht nur Megakopfweh, wenn man aufwacht, sondern man muss sich auch noch um ein heulendes Kind kümmern. Und kann nicht einfach den Kopf in die Kloschüssel stecken.


Von: Alex

An: Rosie

Betreff: Entschuldige

Rosie, es tut mir Leid, das war blöd von mir. Eigentlich wollte ich dich nur daran erinnern, dass man das Leben ab und zu auch mal genießen muss. Kümmer dich auch mal um dich, nicht nur um Katie.

Entschuldige bitte, wenn ich dich verletzt habe.

*

Von: Rosie

An: Stephanie

Betreff: Moment der Schwäche

Ach Stephanie, manchmal hab ich echt das Gefühl, mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich liebe Katie, ich bin froh drüber, wie ich mich entschieden habe. Aber ich bin einfach müde. Beschissen müde. Die ganze Zeit. Dabei helfen mir Mum und Dad, wo sie nur können. Ich weiß nicht, wie ich jemals alleine zurechtkommen soll. Aber das muss ich doch irgendwann, ich kann doch nicht ewig bei meinen Eltern bleiben. Obwohl ich mich gern für immer hier verkriechen würde.

Ich möchte nicht, dass Katie später mal so abhängig von mir ist. Natürlich möchte ich, dass sie weiß, sie kann sich auf mich verlassen, ich bin immer für sie da und liebe sie bedingungslos, aber sie muss selbständig sein.

Das muss ich auch. Ich glaube, ich muss endlich erwachsen werden, Steph. Ich hab es immer wieder rausgeschoben, ich hab mich immer davor gedrückt. Bald kommt Katie in die Schule, stell dir das vor! Mein Baby ist fünf! Es geht alles so schnell. In der Schule wird sie neue Freunde finden und ihr ganz eigenes Leben beginnen. Und ich hab mein eigenes so vernachlässigt. Ich muss mich endlich aufrappeln, ich muss aufhören, mich selbst zu bemitleiden. Und wenn das Leben hart ist, dann ist es eben hart. Schließlich ist es für alle Menschen schwer, oder nicht? Wenn jemand behauptet, es ist einfach, dann lügt er doch.

Momentan ist zwischen mir und Alex ziemlich Sendepause, weil ich das Gefühl habe, wir leben in völlig unterschiedlichen Welten. Ich weiß nicht, worüber ich mich mit ihm unterhalten soll. Früher konnten wir die ganze Nacht ununterbrochen quatschen. Jetzt ruft er einmal in der Woche an. Ich höre ihm zu, was er die Woche über gemacht hat, und beiße mir auf die Zunge, wenn ich merke, dass ich schon wieder eine Geschichte von Katie erzählen will. Ich kann über nichts anderes mehr reden, obwohl ich weiß, dass ich die Leute damit langweile. Dabei glaube ich, dass ich früher mal ganz interessant war. Jedenfalls habe ich beschlossen, nach Boston zu fliegen. Ich werde mich endlich damit konfrontieren, wie mein Leben vielleicht ausgesehen hätte, wenn Alex damals einen Flug bekommen hätte und mit mir zum Abschlussball gegangen wäre statt … na ja, der Rest ist hinreichend bekannt. Inzwischen könnte ich meinen Abschluss in der Tasche haben. Ich könnte einen Beruf haben und Karriere machen. Ich weiß, es ist albern, ständig zu denken, wenn Alex es damals zum Abschlussball geschafft hätte, wäre alles anders. Aber es ist halt so: Wenn er da gewesen wäre, hätte ich nicht mit Brian hingehen müssen. Dann hätte ich auch nicht mit Brian geschlafen, und es würde kein Baby geben.

Ich glaube, ich muss mir klarmachen, was aus mir hätte werden können. Vielleicht kann ich dann verstehen und akzeptieren, was tatsächlich aus mir geworden ist.

Alles Liebe,

Rosie

Fuer immer vielleicht
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