Nachdem man Nicholas Hatton abgeführt hatte, stand Rupert wie angewurzelt da. Guter Gott, sie haben ihn wegen Mordverdachtsverhaftet. Offenbar glauben sie nicht, dass es ein Unfall war! Noch immer klangen Nicks Rufe in seinen Ohren. »Suche meinen Bruder und bringe ihn sofort zu mir!« Rupert versuchte, sich an Nicks genaue Worte zu erinnern, als er ihn gefragt hatte, wo Kit war. Er ist heute Nachmittag nach Hatton geritten. Er hat etwas davon gesagt, dass er den Abend mit Alexandra verbringen wollte. Mit großen Schritten verließ Rupert Green Park und lief zur Clarges Street, wo er sein Pferd untergestellt hatte. Er war schon auf dem halben Weg nach Hatton, als er begriff, dass er nicht einmal wusste, ob Jeremy Eaton tot oder lebendig war.
Pfarrer Doyle hatte nicht gut geschlafen. Er stand immer sehr früh auf, und war bereits um sechs Uhr jeden Morgen in der Kirche von Hatton. Auch der heutige Tag war keine Ausnahme. Er verdankte seinen Lebensunterhalt den Hattons und kritisierte ihre Taten nur selten. Er war jedoch schockiert gewesen, als er Lord Hatton am Sonntag nicht in der Kirche gesehen hatte, wo vor der ganzen Gemeinde die Ankündigung seiner Hochzeit verlesen worden war. Auch Christophers zukünftige Braut, Alexandra Sheffield, hatte ihn durch ihre Abwesenheit misstrauisch gemacht. Es wäre seine Pflicht gewesen, die beiden zu ermahnen, aber er hatte Angst davor, seinen Lebensunterhalt zu verlieren.
Doyle hatte zwei Tage vorübergehen lassen, doch sein Gewissen plagte ihn jetzt so sehr, dass er sich entschied, zu handeln. Mit dem Gebetbuch in der Hand schloss er die Kirchentür hinter sich und machte sich auf den Weg nach Hatton Hall.
Nicholas Hatton lag im Bett. Die ganze Nacht hatte er nicht schlafen können, weil die Geschehnisse der letzten Tage noch einmal an seinem inneren Auge vorüberzogen. Alles schien zu unwirklich, als dass er es hätte glauben können. Doch er hatte Seine königliche Hoheit, den Prinzregenten wirklich ausgeraubt und war dafür in den Kopf geschossen worden. Er hatte in dem Dirnenhaus Alexandra wirklich entdeckt und hatte sie wirklich mit in sein Bett in der Curzon Street genommen. Er hatte ihr wirklich die Unschuld genommen, doch erst, nachdem er ihr gestanden hatte, dass er sie liebte. Er hatte sie wirklich gebeten, ihn zu heiraten.
Fluchend stand Nick aus dem Bett auf und stützte die Arme auf das Fensterbrett, während er den Sonnenaufgang beobachtete. Den ganzen Abend hatte er darauf gewartet, dass sie nach Hatton kam. Selbst jetzt noch weigerte er sich, die Hoffnung aufzugeben. Wenn sie ihn liebte, würde sie zu ihm kommen.
Als Mr. Burke ihm ein frisch gestärktes Hemd und eine Krawatte brachte, zögerte er. Wäre es nicht besser, Kleidung zu wählen, in der er mit den Pferden auf der Grange arbeiten konnte, oder sollte er seine beste Kleidung tragen, falls Alex kam? Er ging einen Kompromiss ein und zog das frische Leinenhemd an, dazu wählte er lohfarbene Hosen und braune Lederstiefel. Er griff nach dem Buch, das er in der Nacht zu lesen versucht hatte, und brachte es in die Bibliothek zurück. Er wollte gerade zum Fenster gehen, als ein Blatt Papier, das auf dem Schreibtisch lag, seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war eine Heiratslizenz, ausgestellt auf den Namen Christopher Flynn Hatton und Alexandra Sheffield.
Als er ihren Namen las, zog sich alles in ihm zusammen. Sein Herz hatte ihm gesagt, dass Alex ihn liebte und niemals seinen Zwillingsbruder heiraten würde. Sein Kopf jedoch sagte ihm, dass er ihr weder Reichtum noch einen Titel bieten konnte. Er hatte auch ihr Vertrauen missbraucht. Warum also sollte sie nicht Christopher heiraten?
Als Alexandra in der Morgendämmerung aufwachte, streckte sie die Hand aus, um Nicholas zu berühren. Doch dann fiel ihr alles wieder ein und sie begriff, dass sie in ihrem eigenen Bett im Herrenhaus von Longford lag. Alex schloss die Augen, als der Schmerz der Wirklichkeit sie einholte. Sie errötete, als sie daran dachte, wie verschwiegen sie ihrer Großmutter gegenüber gewesen war.
»Margaret geht es viel schlechter, Liebling, aber ich denke, sie ist entschlossen, so lange auszuhaken, bis sie gesehen hat, dass du und Christopher verheiratet seid.«
»Ich muss zu ihr gehen!«
»Nein, der Arzt hat ihr Laudanum gegeben, und sie schläft endlich friedlich. Du solltest sie jetzt nicht stören.«
Das war der Zeitpunkt, an dem Alex ihrer Großmutter gesagt hatte, dass das Kleid, das sie für die Hochzeit bestellt hatte, noch nicht fertig war. Sie hatte nichts davon gesagt, dass sie Christopher nicht heiraten würde. Der Schmerz, den Nicholas ihr zugefügt hatte, war viel zu heftig und viel zu persönlich gewesen, um mit jemandem darüber zu reden, doch heute würde sie die richtigen Worte finden müssen, um Dottie die Wahrheit zu sagen. Zuerst jedoch würde sie nach Hatton reiten und mit Kit reden. Er und sein Zwillingsbruder hatten sich zusammengetan, um sie zu betrügen, und sie fühlte ein überwältigendes Bedürfnis, ihn zur Rede zu stellen.
Sie zog ihre Reitkleidung an, jedoch entschied sie sich gegen die gelbe Jacke, die sie normalerweise dazu trug. Ihre Laune war heute gar nicht sonnig. Stattdessen wählte sie eine zu dem Rock passende graue Jacke mit schwarzer Paspelierung. Als sie ihr Haar bürstete, stellte sie abwesend fest, dass es lang geworden war und warf es dann ungeduldig über ihre Schulter. Sie wusste, dass sie keinen Bissen hinunterbringen würde, deshalb ließ sie das Frühstück ausfallen und ging in den Stall, um Zephyr zu satteln.
Als sie sich auf den Weg nach Hatton Hall machte, entdeckte sie in der Entfernung einen Reiter. Sie hielt an und legte die Hand über die Augen. Ganz plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Nur Nicholas ritt mit solch halsbrecherischer Geschwindigkeit. Doch als sie dann klarer sehen konnte, stellte sie fest, dass es nicht Nick war, sondern Rupert. Alex wandte ihre Stute um und galoppierte los, um ihren Bruder einzuholen.
»Rupert, was um alles auf der Welt ist geschehen?«
»Ich... äh... ich muss Kit eine Nachricht bringen.«
»Es ist etwas passiert! Sage es mir!«
»Nick hat gerade ein Duell im Green Park gehabt, und sie haben ihn verhaftet.«
»Ein Duell?« Alex glaubte, er hätte sich geirrt. »Ein Duell mit wem, um Gottes willen?«
»Mit seinem Cousin Jeremy Eaton. Er könnte tot sein.«
»Nick?« Ohne auf seine Antwort zu warten, grub sie ihrer Stute die Fersen in die Seite und galoppierte los.
»Halt! Warte!« Rupert donnerte hinter ihr her und griff nach Zephyrs Zügel. »Nick ist nicht tot... ich meine Eaton.«
»Ich muss zu Nick, wenn sie ihn dafür eingesperrt haben, dass er Eaton erschossen hat.«
»Sie haben ihn eingesperrt wegen Mordverdacht.«
»Das ist doch lächerlich! Lass mich los!«
»Wegen des Verdachtes, dass er seinen Vater umgebracht hat, Alex.«
Ihre Augen weiteten sich ungläubig, und ihr Gesicht wurde so weiß wie Papier. »Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wohin haben sie ihn gebracht?«
»Das weiß ich nicht. Nick hat mich gebeten, zu Kit zu gehen und ihn nach London zu holen. Es gibt nichts, was du tun kannst, Alex, es ist eine Sache, die Christopher erledigen muss. Er ist ein Lord des Königreiches.«
Als sie dort standen und miteinander redeten, fuhr die schwarze Kutsche von Lord Neville Staines an ihnen vorüber. Sie war auf dem Weg nach Hatton Hall. Sie starrten ihr nach und Rupert murmelte: »Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich schnell.« Ohne ein weiteres Wort folgten sie der Kutsche.
Als sie abgestiegen waren und ihre Pferde an einen Baum banden, hatten Lord Staines, Oberst Stevenson und der Mann, der sie begleitete, das Haus bereits betreten. Pfarrer Doyle beeilte sich, Alexandra zu erreichen, ehe sie und ihr Bruder im Haus verschwanden.
»Mistress Sheffield, ich würde gern mit Ihnen reden, wenn das möglich ist.«
»Bitte, verzeihen Sie mir, Pfarrer Doyle, ich bin in schrecklicher Eile.«
Sein Gesicht war ernst. »Sie waren am Sonntag nicht in der Kirche, als ich Ihre Hochzeit verlesen habe!«
Alexandra klammerte sich an Ruperts Ärmel. »Ich wurde in London aufgehalten, Herr Pfarrer«, antwortete sie.
»Und Lady Longford?«, drängte er.
»Meine Großmutter war damit beschäftigt, unsere kranke Mutter zu versorgen. Bitte, entschuldigen Sie uns, wir müssen mit Lord Hatton reden.«
Mr. Burke öffnete die Tür, als Neville Staines ungeduldig anklopfte, und ließ die drei Männer ins Haus. »Kann ich Ihnen helfen, Lord Staines?«
»Jawohl, Burke. Das ist der Beamte Norton von der Bow Street Polizei. Kündigen Sie uns bitte freundlicherweise Lord Hatton an.«
Burke war wachsam. »Darf ich Seiner Lordschaft sagen, worum es geht, Lord Staines?«, fragte er.
»Nicholas ist verhaftet worden. Wir werden in London gebraucht.«
Mr. Burke wusste sehr gut, dass Nicholas in der Bibliothek war, daher musste es Christopher sein, der verhaftet worden war. »Ich werde Seine Lordschaft sofort unterrichten, Sir.«
Burke lief nach oben, wählte eine elegante Jacke und ging damit in die Bibliothek. »Lord Staines, Oberst Stevenson und der Polizeibeamte Norton von der Bow Street sind unten in der Halle. Sie bestehen darauf, dass Nicholas verhaftet worden ist und wollen mit Lord Hatton sprechen. Offensichtlich haben sie Sie beide verwechselt.«
Nick runzelte die Stirn. »Haben Sie den Herren das erklärt?«
Burke hielt ihm die Jacke hin, und Nick zog sie an. »Sie wünschen, mit Lord Hatton zu sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich Seiner Lordschaft sofort Bescheid sagen würde.«
Burke führte die drei Männer in die Bibliothek. »Sonst noch etwas, mein Lord?«
»Sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden, Mr. Burke.«
»Christopher, das ist der Polizeibeamte Norton von der Bow Street Polizei. Sie haben deinen Zwillingsbruder heute Morgen unter einem ernsthaften Verdacht verhaftet.«
Norton sprach. »In der Morgendämmerung haben wir ein Duell im Green Park unterbrochen und haben Ihren Bruder unter Mordverdacht festgenommen.«
»Ein Duell?« Der verdammte Dummkopf! Nehmen seine Dummheiten denn niemals ein Ende? »Das muss ein Fehler sein. Warum glauben Sie, dass es Nick Hatton war?«
»Es war kein Fehler, mein Lord. Ihr Bruder trägt seine Uniform der Royal Horse Artillery.«
Nick war erschrocken. Kit hat sich absichtlich für mich ausgegeben! »Er hat seinen Gegner getötet?«
»Sein Gegner, Eaton, ist bei dem Duell verwundet worden«, erwiderte Norton.
Himmel, welcher Eaton f John oder Jeremy? »Wenn sein Gegner nur verwundet ist, warum ist er dann wegen Mordverdacht verhaftet worden?«
Neville Staines mischte sich ein. »Der Mordverdacht betrifft euren Vater. Offensichtlich hat jemand die Polizei darüber informiert, dass der Vorfall damals kein Unfall gewesen ist. Da ich für Todesfälle zuständig war und damals die Todesurkunde unterschrieben habe und der Oberst der Friedensrichter dieser Gegend ist, ist Norton zu uns gekommen, um uns davon zu unterrichten. Doch ehe wir nach London fahren, habe ich darauf bestanden, dass wir hierher kommen und dich wissen lassen, was geschehen ist.«
»Der Tod meines Vaters war ein Unfall.« Nicks Stimme klang unerbittlich.
»Natürlich war er das«, stimmte ihm Lord Staines zu. »Doch jetzt wird es eine Untersuchung geben, um den Namen deines
Zwillingsbruders reinzuwaschen. Bis dahin wird Nicholas im Wood Street Compter festgehalten.«
»Das liegt in der Nähe der Guildhall, glaube ich. Ich werde so bald wie möglich hinfahren. Danke, dass Sie mir die Nachricht überbracht haben.«
»Danke, Lord Hatton.« Norton verbeugte sich, Staines und Stevenson nickten. Als Neville die Tür der Bibliothek öffnete, kamen Alexandra und Rupert hineingelaufen, Mr. Burke auf ihren Fersen. Pfarrer Doyle folgte zögernd und blieb an der Tür stehen. ·
»Ich konnte sie nicht aufhalten, Lord Hatton«, entschuldigte sich Burke.
»Es war gar nicht nötig, sie aufzuhalten, Mr. Burke.« Burke nickte und verließ die Bibliothek, um die Männer zur Tür zu bringen.
Nicks sehnsüchtiger Blick erfasste Alexandra. Ihr Haar war wild zerzaust und stand im starken Kontrast zu ihrer nüchternen grauen Reitkleidung. Ihr Gesicht war blass, die Augen voller Angst.
»Nicholas ist verhaftet worden, unter dem Verdacht, euren Vater ermordet zu haben. Du weißt, dass es ein Unfall war. Wir müssen sofort los und etwas unternehmen!«
»Wir?« Seine Hoffnung war geweckt. Sie glaubte, er sei in Schwierigkeiten und war bereit, an seine Seite zu eilen.
Rupert meldete sich. »Ich möchte nicht, dass Alexandra in die Sache hineingezogen wird.«
»Warst du dabei, Rupert, als mein Bruder verhaftet wurde?«
»Ja. Nick und ich waren bei Whites, um deinen Schuldschein von Jeremy Eaton zurückzubekommen. Ganz plötzlich beschuldigte Eaton Nick vor allen anderen, falsch zu spielen. Nick hat mich gebeten, sein Sekundant zu sein und hat darauf bestanden, dass das Duell in der Morgendämmerung stattfinden sollte. Als er in den Green Park kam, trug er seine Armeeuniform. Ich habe versucht, ihn dazu zu bewegen, die ganze Sache abzusagen, aber er wollte nichts davon hören. Als sie gerade losgingen, um die Entfernung für die Schüsse abzumessen, kamen die Polizisten, um sie aufzuhalten. Nick hat trotzdem abgedrückt und sein Ziel getroffen. Ich weiß nicht einmal, ob Eaton noch lebt oder ob er tot ist.«
»Er wurde verwundet, wenn ich dem Polizeibeamten Norton glauben kann, der gerade gegangen ist.« Es war ein absichtlicher Plan, um Eaton loszuwerden, und wenn etwas schief laufen würde, sollte ich dafür verantwortlich gemacht werden. Sogar Rupert glaubt, dass ich es war, der zum Duell herausgefordert hat.
Alexandra starrte ihren Bruder ungläubig an. Nick ist zu Whites gegangen, um zu spielen, nachdem ich ihn verlassen habe, während ich mit gebrochenem Herzen nach Hause geritten bin ? Ich habe geglaubt, ich würde Nicholas Hatton besser kennen als jeder andere auf der Welt. Offensichtlich habe ich mich geirrt!
»Wird er angeklagt werden, euren Vater umgebracht zu haben?«, fragte Rupert.
»Neville Staines sagt, es wird eine Untersuchung geben. Wenn Beweise gefunden werden, wird eine Verhandlung stattfinden.«
»Nein!«, rief Alex. »Sie dürfen ihn nicht wegen Mordes anklagen, Nicholas ist einer so schlimmen Tat gar nicht fähig. Kit, du musst gehen und es ihnen sagen!«
Graue Augen blickten tief in grüne Augen. »Liebst du Nicholas?«
Alexandras Wangen liefen hochrot an. Sie riss den Blick von Kit los, sah ihren Bruder an und dann Pfarrer Doyle, der still wie eine Statue an der Tür stand und alles mithörte. Ich darf Christopher nicht verärgern. Er ist der Einzige, der Nicholas helfen kann. »Nein, natürlich liebe ich Nicholas nicht.«
Doyle trat vor, um sie zu verteidigen. »Sie ist Ihre Verlobte, die zukünftige Lady Hatton. Wie können Sie nur so etwas fragen?«
Nick sah Doyle an, dann Rupert. »Würdet ihr uns bitte entschuldigen? Ich möchte allein mit meiner Braut sprechen.«
Alex wartete, bis sie allein waren, dann begann sie schnell zu sprechen. »Kit, du musst die Hochzeit verschieben. Die Schwierigkeiten, in denen dein Bruder steckt, sind im Augenblick viel wichtiger.«
»Für mich nicht«, erklärte er ruhig.
Alex war schockiert. »Du wirst ihn doch verteidigen und alles tun, was in deiner Macht steht, als Peer des Königreiches, um seine Unschuld zu beweisen und dafür zu sorgen, dass er entlassen wird, nicht wahr, Christopher?«
»Das hängt ganz von dir ab.«
»Von mir?« Sie flüsterte, weil sie ahnte, was er von ihr verlangen würde.
»Wenn du mich heiratest, werde ich alles tun, was ich kann, um zu beweisen, dass er unschuldig ist.«
»Ich habe doch schon zugestimmt, dich zu heiraten.« Sie versuchte, ihm nicht auszuweichen.
»Meinst du das auch so, Alex?«
Sie wusste, sie würde alles sagen, um ihn dazu zu bringen, Nicholas zu helfen.
»Ja, natürlich meine ich das so.«
Er ging zur Tür der Bibliothek und öffnete sie. Rupert und der Pfarrer kamen in den Raum, und er rief nach Mr. Burke. Nick ging zum Schreibtisch und griff nach dem Papier. »Ich habe hier eine Sondererlaubnis, Doyle. Ich möchte, dass Sie uns jetzt sofort trauen.«
Alexandras Herz schlug ihr bis zum Hals. Er musste irgendwie wissen, dass ihr Herz Nicholas gehörte. Er hatte deutlich gemacht, dass er erst nach London fahren würde, nachdem sie ihn geheiratet hatte.
Er zog die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass sie kapitulierte. In diesem Augenblick waren seine Anwesenheit und sein Wille die dominierende Kraft in dem Raum.
»Wenn du dein Versprechen hältst, alles für Nicholas zu tun, was du kannst.«
»Vertrau mir, Alex.« Er streckte ihr die Hand hin.
Nur zögernd legte Alexandra ihre Hand in seine.
Doyle trat vor sie und öffnete sein Gebetbuch. »Willst du diese Frau zu deiner Ehefrau nehmen, mit ihr zusammen leben, nach Gottes Gebot im heiligen Stand der Ehe? Willst du sie lieben, trösten, ehren und für sie sorgen, in Krankheit und Gesundheit, und allen anderen entsagen, so lange ihr beide lebt?«
»Ich will.«
Doyle stellte Alexandra die gleiche Frage.
Sie bewegte die Lippen, doch niemand hörte, wie sie flüsterte: »Ich will.«
»Wer gibt diese Frau diesem Mann, damit er sie heiratet?«
»Ich«, erklärte Rupert mit ernstem Stolz.
»Wiederholen Sie: >Ich, Christopher Flynn Hatton, nehme dich, Alexandra Sheffield, zu meiner Frau, und gelobe, von diesem Tage an für dich zu sorgen, in guten und in schlechten Zeiten, in Reichtum und in Armut, in Krankheit und Gesundheit, dich zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod uns scheidet, nach Gottes heiligem Gebot. Und dafür schwöre ich dir meine Treue.<«
Als Alexandra an der Reihe war, begann sie zu stottern bei den Worten, zu lieben, zu ehren und zu gehorchen, und ihre Hand zitterte, als der Bräutigam sprach. »Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, mit meinem Körper werde ich dich ehren und mit all meinen weltlichen Gütern statte ich dich aus.«
Als Doyle sie zu Mann und Frau erklärte, war Alex unendlich erleichtert, dass ihr Ehemann nicht versuchte, sie zu küssen.
Mr. Burke trat vor, um dem Bräutigam die Hand zu schütteln »Meinen Glückwunsch, Lord Hatton.« Er wandte sich an Alex. »Lady Hatton, ich möchte der Erste sein, der Sie auf Hatton willkommen heißt.«
»Alex, ich werde dich Mr. Burkes fähigen Händen übergeben. Rupert, ich nehme an, du wirst mit mir nach London kommen?«
»Ich werde auch mitkommen!« Alexandras Stimme klang plötzlich laut und klar. Und sie ließ keinerlei Widerspruch zu.
Ihr Ehemann warf ihr einen langen, eindringlichen Blick zu. »Wie du wünschst, Lady Hatton.«
»Ich muss noch meine Tasche packen und Dottie sagen, was geschehen ist. Werdet ihr auf mich warten?«
»Vielleicht wird Rupert so freundlich sein, dich in seiner Kutsche mitzunehmen. Wenn ich allein reite, werde ich in weniger als einer Stunde in London sein.«
Rupert presste die Lippen zusammen, widersprach jedoch nicht. »Wenn du glaubst, dass es so am besten ist, Kit, dann will ich dir gern zu Diensten sein. Komm, wir wollen uns beeilen«, drängte er und führte seine Schwester aus der Bibliothek.
Als Alexandra hinausgehen wollte, ließ die tiefe Stimme ihres Ehemannes sie innehalten.
»Vertrau mir, Alex.«
»Du bist ein Teufel, Kit Hatton«, zischte sie. »Ich werde dir nie wieder vertrauen. Weder dir noch deinem Zwillingsbruder Nicholas!«