Alex saß in Ruperts Kleidung im Unterhaus und machte sich Notizen über die Beweise, die dem Parlamentarischen Aus-schuss über die Gehilfen der Kaminkehrer vorgelegt wurden. Danach schrieb sie ihren Artikel für den Political Register, ehe sie das Haus verließ.
Tod eines Kletterjungen
Vor mehr als zwei Jahren wurde ein Kaminkehrer namens Grundy angestellt, um einen Kamin in der Calverts-Fabrik in der Upper Thames Street zu kehren. Er wurde von einem der Kletterjungen begleitet, dem achtjährigen Tom Boggs. Als sie ankamen, löschte Grundy das Feuer, das bereits sechs Stunden lang gebrannt hatte und schickte den Jungen vom Dach aus durch den Kamin.
Der Junge blieb dann in dem schmalen Kamin stecken und verbrannte unter schrecklichen Schmerzen in dem rot glühenden Rohr im Innern des Kamins. Obwohl man einen Teil des Kamins abriss, um ihn herauszuholen, waren alle Bemühungen, ihn ins Leben zurückzuholen, vergebens. Als man ihn untersuchte, stellte man fest, dass die Ellbogen und die Knie des Jungen bis auf die Knochen verbrannt waren, genau wie seine Beine und der größte Teil der Füße, was beweist, dass das Kind versuchte, aus dem Kamin zu klettern, sobald es seine entsetzliche Situation erkannte.
Doch seine Bemühungen waren vergebens.
Das Komitee, das diesen Bericht dem Parlament unterbreitete, riet, den Einsatz der Kletterjungen zu verbieten. Die Verfasserin dieses Artikels befürchtet, dass ihre Bemühungen, die mehr als zwei Jahre in Anspruch nahmen, vergebens sein werden. Die Teilnehmerzahl bei dieser Anhörung war nur spärlich. Nur wenige Mitglieder des Adels oder des Beamtentums waren anwesend. Diejenigen, die anwesend waren, unterhielten sich oder schliefen während des Berichtes. Die Möglichkeit, dass die Empfehlungen angenommen werden, ist nur gering, genauso, wie es die Chancen des achtjährigen Tom Boggs waren, zu überleben.
Alex brachte den Artikel mit den Zeichnungen in das Büro der Zeitung. Die eine war das Bild eines Kaminkehrers und seines mit Ruß bedeckten Kletterjungen mit hoffnungslosem Blick, die andere eine Karikatur der Mitglieder des Parlamentes, die auf ihren Plätzen aßen, tranken oder schliefen, während ein Sprecher ungehört eine Rede hielt. Sie erhielt die großartige Summe von sieben Schilling für ihre Bemühungen. Wenn auch nur ein einziger Mensch meinen Artikel liest und wütend ist, ist es den Hungerlohn wert, dachte sie auf dem Weg nach Hause.
Rupert machte einen Besuch in der Curzon Street, damit er Kit seine guten Neuigkeiten erzählen konnte. »Ich glaube, du kannst mir gratulieren. Ich habe deinen klugen Rat befolgt, für den ich dir äußerst dankbar bin. Ich habe den alten Harding dazu gebracht, die Mitgift um zehntausend im Jahr zu erhöhen.«
»Dann gratuliere ich dir! Ich habe dir den Rat gegeben, und du hast ihn befolgt, zwei Köpfe sind besser als einer.«
»Nun, ich würde behaupten, ein Zwilling weiß das besser als jeder andere Mann. Übrigens, vermisst du Nick nicht sehr?«
»Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich ihn nicht vermisse. Ein Zwilling ist nicht nur ein Bruder, er ist ein Teil deiner selbst. Ich wünschte, er wäre nicht weggegangen, aber ich weiß, dass er gute Gründe dafür hatte.«
Rupert wechselte das Thema. »Ich habe noch keine genauen Pläne für die Hochzeit gemacht, aber wenn ich so weit bin, möchte ich, dass du mein Trauzeuge bist.«
Kit Hatton besaß den Anstand zu erröten. Ein verdammt schlechter Gedanke, wenn man bedenkt, dass ich derjenige war, der die Braut geschwängert hat. Doch anstatt sich zurückzuziehen, wich er aus. »Rupert, ich fühle mich äußerst geschmeichelt, aber ich würde dir raten, Olivias Bruder Harry zu nehmen. Ihm die Ehre zu erweisen würde deiner Beziehung zu deinen neuen Verwandten sehr dienlich sein.«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Bist du sicher, dass du dich nicht ausgeschlossen fühlst?«
Ich möchte in diesem Fall sogar ausgeschlossen werden. »Du solltest wirklich Harry darum bitten.«
»Dann ist das also erledigt! Weißt du, wohin ich heute gehen möchte? Ich möchte zu Tattersalls, um mir die Pferde anzusehen. Ich habe heute Morgen den Grafen von Jersey gesehen. Er lenkte seine Tiere durch den Verkehr, und plötzlich habe ich den Wunsch gehabt, einen Phaeton zu besitzen oder einen Rennzweispänner.«
»Dann lass uns gehen. Wir haben beide Geld, warum also sollten wir uns unsere Wünsche nicht erfüllen?«
Nachdem sie zwei Stunden lang Pferde angesehen hatten, sah Rupert zu, wie Kit sich ein paar hochwertige Füchse kaufte. Sie verbrachten zwei weitere Stunden beim Wagenbauer, wo Kit sich den teuersten Phaeton auf dem ganzen Hof aussuchte. »Lass uns feiern. Wir gehen jetzt nach Hause und ziehen uns um, dann treffen wir uns zum Essen bei Whites.«
»Tut mir Leid, Kit, ich werde mit Olivia bei Almacks tanzen.«
Christopher klopfte Rupert auf den Rücken, um ihn zu trösten. »Früher oder später passiert das auch den besten von uns. Warte, bis ich deiner Schwester Alex den Hof mache. Der kleine Racker wird mir zweifellos das Leben schwer machen.«
Später, nachdem Kit bei Whites gegessen hatte und in das Spielzimmer ging, entdeckte er Jeremy Eaton auf der anderen Seite des Raumes und hätte sich am liebsten versteckt. Es war ihm gelungen, die Gedanken an seinen Cousin zweiten Grades zu vertreiben, doch als er ihn jetzt sah, sträubten sich Kits Haare. Mit einem unangenehmen Gefühl sah er, wie Jeremy auf ihn zukam.
»Hallo, Harm. Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen.«
Kit hatte das Gefühl eines de ja vu. Genau die gleichen Worte hat dieser hinterhältige Typ hei unserer letzten Begegnung auch gesagt! Kit fürchtete sich vor dem, was jetzt kam.
»Wie ich gehört habe, hat mein Vater dir einige lukrative Investitionen angeboten, Cousin?«
Kit bemühte sich, eine arrogante Haltung anzunehmen. »Sicher ist dein Vater nicht so dumm, um sich mit dir über meine persönlichen Geschäfte zu unterhalten, wie, Jeremy?«
»Oh, nein. Mein Vater ist ganz und gar nicht dumm, Harm. Er hat keine Ahnung von meinem ganz besonderen Interesse an dir. Nur wir beide wissen davon... bis jetzt«, fügte er hinzu.
»Was zum Teufel willst du?«, fragte Kit mutig.
»Da mein Vater mir gegenüber bei weitem nicht so großzügig ist, wie dein Vater es dir gegenüber war, stelle ich fest, dass ich wieder einmal knapp bei Kasse bin. Ich würde auch gern einiges Geld in Investitionen stecken. Es ist ironisch, dass dein Vater dir alles vererbt hat, findest du nicht auch, Harm?«
Dieser habgierige Idiot weiß ganz genau, dass ich es war, der meinen Vater erschossen hat und nicht Nick. Ich wünschte, der Bastard würde selbst einen tödlichen Unfall erleiden! Aber warum zum Teufel mache ich mir überhaupt Sorgen, wo ich doch genügend Geld habe, diesen blutsaugenden Dreckskerl zum Schweigen zu bringen? »Das ist das letzte Mal, Jeremy. Wie viel willst du?«
»Mit nur fünftausend erkaufst du mir meine unsterbliche Treue und Dankbarkeit.«
Kit zog die Augen zusammen. Seit dem letzten Mal hatte sich seine Forderung um das Zehnfache erhöht. »Wir treffen uns morgen früh in der Bank.« Er wandte sich um und ging zum Faro-Tisch. Ein paar Minuten später setzte sich auch Jeremy Eaton an den Tisch. Schon bald gewann er Kits Geld und akzeptierte großzügig einen Schuldschein von seinem Cousin zweiten Grades. Kit bestellte einen doppelten Whiskey. Dies ist einer der Augenblicke, wo ich dich vermisse, Nick. Wir zwei könnten diesen Bastard vernichten, aber allein schaffe ich es nicht, ich verfluche dich!
Leutnant Nicholas Hatton fragte sich, ob das Schicksal sich gegen ihn verschworen hatte. Der Oktober brachte einen plötzlichen Wetterwechsel und war so nass, wie der September trocken gewesen war. Die Flut begann und hörte nicht mehr auf.
Die staubige Erde verwandelte sich in einen See aus Schlamm, und die Gegend um Pamplona, wo er und seine Männer ihr Lager aufgebaut hatten, wurde zu einem knöcheltiefen Morast.
Nick gab den Befehl, die Zelte abzubauen und sie auf einem höher gelegenen Platz wieder aufzubauen. Am zweiten Morgen im neuen Lager stellte er fest, dass nicht nur Wein und Nahrungsmittel fehlten, sondern auch Vorräte und Waffen gestohlen worden waren. Mit Sergeant Tim O'Neil an seiner Seite versuchte er herauszufinden, wer dafür verantwortlich war. Offensichtlich waren die vier jungen Soldaten, die Wache halten sollten, in der Nacht in ihre Zelte gekrochen, um dem sintflutartigen Regen zu entfliehen und hatten ein paar Flaschen geleert, um sich aufzuwärmen.
Mit grimmigem Gesicht betrachtete Nick die vier Schuldigen, die vor ihm standen. Sein natürlicher Instinkt sagte ihm, die vier jungen Kerle zu beschützen, und sein wacher Verstand suchte nach Möglichkeiten, um sie vor den Konsequenzen ihres Verhaltens zu bewahren. Da er seinen Zwillingsbruder immer beschützt und gedeckt und dessen Verfehlungen auf seine eigene Schulter genommen hatte, war er versucht, das Gleiche auch mit seinen Soldaten zu tun. Er begriff jedoch, dass er die Disziplin aufrechterhalten musste, denn sonst wäre das unfair den anderen Männern gegenüber, die ihre Pflichten nicht vernachlässigten. Er wusste, dass man ihnen Verantwortungsgefühl beibringen musste.
»Es wird in meinem Lager keinen Wein mehr geben. Ihr werdet jede einzelne Flasche an die Leute aus dem Dorf verteilen, und die Nahrungsmittel ersetzen, die gestohlen worden sind. Dann werdet ihr für drei Tage Wild für das gesamte Lager besorgen.« Seine Augen verdunkelten sich, und sein Gesicht war so hart wie Granit. »Eure Wachzeiten werden sich verdoppeln, und ich werde sichergehen, dass ihr euch nicht einen einzigen Augenblick davor drückt.« Er sah, wie die vier in sich zusammensanken und zeigte sich unnachgiebig, um ihre Strafen nicht abzumildern. »Ihr werdet keinen Sold erhalten, bis ihr für die gestohlenen Gewehre gezahlt habt.« Verdammt, wie lange soll diese Belagerung denn noch dauern ? Pamplona hatte keine Nahrungsmittel und kein Wasser mehr und war bereit, zu kapitulieren, doch dann kam der verdammte Regen!
Am nächsten Tag ritt Wellington in das Lager, um sich mit General Hill zu beraten. Leutnant Hatton und die anderen Offiziere waren bei dieser Unterhaltung anwesend. »Morgen werden wir einen Überraschungsangriff auf Bidossoa starten. Meine Männer werden die Ersten auf französischem Gebiet sein. Es wird ein Symbol sein, ein Vorgeschmack dessen, was noch kommt. General Hill, Sie werden Oberbefehl für die Belagerung von Pamplona behalten, bis die Stadt sich ergibt, ehe Sie Ihre Männer nach Frankreich führen. Alle Katastrophen auf der Halbinsel waren größtenteils das Ergebnis von Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung. Ich bin davon überzeugt, dass gutes Benehmen im eroberten Frankreich sich bezahlt machen wird!« Wellington mit der Hakennase sprach sachlich. Er war ein ungeduldiger Mann, der Dummköpfe nicht ausstehen konnte. »Informieren Sie Ihre Männer, dass wir Krieg gegen die Regierung führen und nicht gegen die Zivilbevölkerung.«
Wellington verschwand so schnell, wie er gekommen war. General Hill war offensichtlich enttäuscht, nicht unter den Ersten zu sein, die ihren Fuß auf französisches Gebiet setzten. Er befahl seinen Offizieren, die Moral der Männer hochzuhalten, und nach einer Kapitulation von Pamplona die Disziplin in jedem Fall aufrechtzuerhalten.
Während der nächsten beiden Wochen hämmerte Nick seinen Soldaten Disziplin ein, während sie unermüdlich die Festung beschossen. »Pamplona steht kurz vor der Kapitulation. Ich bin verantwortlich für euer Benehmen. Ich werde nicht zulassen, dass an der besiegten Bevölkerung Rache genommen wird. Wenn ich irgendeinen Soldaten sehe, der Mord, Brandstiftung oder Vergewaltigung begeht, werde ich nicht zögern, ihn auf der Stelle zu erschießen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Niemand zweifelte daran, dass er seine Worte ernst meinte. Sie hatten ihn wegen seiner unermüdlichen Energie und seiner ehrlichen Besorgnis, mit der er ihr Wohlergehen über das seine stellte, schätzen gelernt, und sie wussten auch, dass er niemals etwas von ihnen verlangte, das er nicht auch bereit war, selbst zu tun. Er verband ihre Wunden, versorgte sie mit Medizin, wenn sie an der Ruhr erkrankten und tröstete sie, wenn sie Heimweh hatten - er schrieb sogar Briefe für diejenigen, die nicht schreiben konnten. Hatton war der geborene Führer, viel besser als jeder andere von Hills Offizieren. Und sie wussten auch, dass Leutnant Hatton sein Wort hielt.
Ab und zu erreichte sie Post aus England, und das munterte die Männer jedes Mal auf. Nick hatte einen Brief an seinen Zwillingsbruder geschrieben, Kit hatte jedoch nicht geantwortet. Seit er in Pamplona war, hatte er ungefähr ein Dutzend Mal begonnen, einen Brief an Alexandra zu schreiben, ihn allerdings nie abgeschickt. Er wollte nicht, dass sie von ihm träumte. Obwohl sie ständig in seinen Gedanken war, schob er diese pflichtschuldig beiseite. Über seine Träume hatte er jedoch keine Kontrolle, und er träumte immer dann am lebhaftesten, wenn die Ereignisse des Tages schrecklich gewesen waren. Der Sex in seinen Träumen war äußerst erotisch und phantasievoll...
Er fühlte eine freudige Erwartung, denn er wusste, dass er Alexandra bald sehen würde. Nach einer Ewigkeit kam sie auf ihn zugelaufen, lachend, nackt. Er nahm sie in seine Arme und ihre Lider senkten sich. Wie das zarte Flattern eines Schmetterlingsflügels berührte er ihre Mundwinkel mit der Zungenspitze. Sie lächelte geheimnisvoll, ohne die Augen zu öffnen, und glitt an seinem nackten Körper hinunter auf die Knie. Er sank zusammen mit ihr zu Boden, und er spürte ein unbändiges Verlangen. Langsam strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wangen, ihren Hals, ihre Schultern. Dann berührte seine Hand ihr Herz, und unter seinen Fingern spürte er den schnellen Schlag.
Sein Mund bewegte sich auf ihre Brustspitze zu. Sanft blies er seinen warmen Atem über die harte kleine Knospe und sah zu, wie sich sich noch mehr zusammenzog. Seine Hand strich über ihre Rippen und ihren Bauch. Er hörte, wie sie erregt Atem holte, als er mit der Spitze eines Fingers ihre Spalte streichelte. Dann leckte und küsste er ihren Körper, angefangen von ihrem Hals, bis hin zu ihrem Nabel, während sein Finger die kleine Knospe umfuhr, die sich in den krausen Locken ihrer Spalte verbarg.
Eine wilde Erregung erfasste ihn bei den leisen Geräuschen, die sie ausstieß. Er löste ihre Arme von seinem Hals und schob sie sanft in das mit Blumen übersäte Gras. Seine Hände legten sich unter ihren Po, und seine Finger schoben sich in die Spalte zwischen ihren Pobacken. Dann zog er sie auf seine muskulösen Schenkel. Er senkte den Kopf und drückte einen Kuss auf ihren Venushügel, was ihn bis zum Wahnsinn erregte. Als sie aufsah, erkannte er, wie sich der Ausdruck von Erschrecken in ihrem Blick veränderte und glutvoll wurde. Als er seine Zunge in ihre heiße, seidige Spalte schob, stöhnte sie leise auf. Er fühlte, wie sie tief in ihrem Inneren pulsierte und seine Zunge fest umschloss. Sie öffnete seine Schenkel, und er wusste, was sie wollte. Mit einem Rhythmus, der sich ihren Herzschlägen an-passte, drang er tief in sie ein. Als sie den Höhepunkt erreichte, kam er heftig und schnell. Erfühlte einen großen Triumph, als die heftigen Schauer, die durch ihren Körper rannen, langsam verebbten.
In London begannen die Pläne für die Harding-Sheffield Hochzeit Gestalt anzunehmen. Für Rupert schien die Zeit dahinzufliegen wie der Wind, für Olivia schien die Zeit stehen zu bleiben, während sie sich ständig im Spiegel betrachtete.
Die Hardings entschieden sich, die Hochzeit in London zu feiern und nicht in ihrem stattlichen Herrenhaus in Bucks County. Sie entschuldigten sich damit, dass die Herbstsaison bereits begonnen hatte, doch in Wirklichkeit bedeutete das, dass die Hochzeit wesentlich kleiner ausfallen würde.
«Hat Olivia dir gesagt, wie lange sie mit der Hochzeit warten will?«, fragte Dottie Rupert.
»So lange, bis ich mich selbst umgebracht habe.«
»Oh, dann wird es also nicht lange dauern«, meinte Dottie spöttisch. »Rupert, du sollst nicht jammern, das ist höchst unmännlich.«
»Die Hochzeit wird am Samstag nächster Woche sein. Ich habe Olivias Bruder gebeten, mein Trauzeuge zu sein.« Rupert klang resigniert.
»Mmm, ich nehme an, da Christopher Hatton noch in der Trauerzeit ist, hattest du gar keine andere Wahl, aber das bedeutet, dass Olivia sich revanchieren und deine Schwester bitten wird, ihre Brautführerin zu sein. So wenig Zeit zu haben, ist einfach unanständig.« Dottie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als sie diese Worte ausgesprochen hatte, deshalb fügte sie schnell hinzu: »Nun, wir können nichts anderes tun als Alexandra zu Madame Martine in der Bond Street zu bringen.« Sorgfältig zählte sie Ruperts fünfhundert Pfund ab und seufzte dann auf, weil sie noch ein neues Kleid für Alex kaufen musste. »Hier, mein Junge, du hast dir das Geld verdient, weil du so schnell gehandelt hast. Ich bin stolz auf dich, Rupert.«
Obwohl Dottie es vorgezogen hätte, Annabelle Harding zum Teufel zu schicken, hielt sie ihr Temperament im Zaum und erlaubte es Lady Harding und Olivia, sie und Alexandra zu der Pariser Schneiderin zu begleiten, da Madame Martine auch das Hochzeitskleid für Olivia nähen würde.
»Ich wollte schon immer, dass meine Brautjungfern rosafarbene Kleider tragen.« Es war Olivias Lieblingsfarbe, weil sie gut zu ihrem dunklen Haar passte.
»Du hast gar keine Brautjungfern, Liebes, nur eine Brautführerin, aber ich bin sicher, Alexandra wird sich mit einem rosafarbenen Kleid einverstanden erklären.«
»Eigentlich nicht«, antwortete Alex. »Ich habe cremefarbenes Haar, und dazu passt rosa überhaupt nicht.«
»Wie wäre es denn mit braunrot?«, schlug Annabelle vor.
»Braunrot ist nicht nur rosa, es ist offensives Rosa«, behauptete Dottie. »Ich denke, du würdest sehr gut aussehen in Gänsekackegrün, Annabelle.«
Olivia kicherte. »Babyblau würde zu deinem Haar passen, Alexandra«, erklärte sie und gab die Hoffnung auf Rosa auf.
Alex versuchte vergebens, nicht das Gesicht zu verziehen. »VergissmeinnichtBlau wäre viel hübscher, findest du nicht auch, und es ist für eine Hochzeit eine so gefühlvolle Farbe.«
Nachdem sie sich über die Farbe einig geworden waren, diskutierten sie über den Schnitt des Kleides. »Ich liebe den französischen Empire-Stil, du nicht auch, Alexandra?«
»Ich muss zugeben, dass ich ihn auch mag«, gestand Alex und lächelte Olivia an.
»Wusstest du eigentlich, dass Josephine Bonaparte den Empire-Stil in Mode gebracht hat, um die Tatsache zu vertuschen, dass sie schwanger war?« Dottie hatte nicht die Absicht, um den heißen Brei herumzureden.
Olivia wurde blass, während Annabelle rot anlief und Dotties Vermutungen bestätigte. »Madame ist Expertin des französischen Stils«, warf Alex schnell ein. »Mein letztes Kleid wurde im französischen Stil geschneidert, und ich habe viele Komplimente dafür bekommen.«
Also ist Rupert der Sündenbock!, dachte Dottie. Jetzt wo Annabelle weiß, dass ich Bescheid weiß, werde ich einen Trostpreis aus dieser habgierigen Person herauspressen. »Olivia, Liebes, hast du eigentlich schon einmal über ein eigenes Stadthaus nachgedacht? Sicher will doch eine Viscountess nicht bei Mama und Papa leben?« Dottie sah den nachdenklichen Blick, mit dem Olivia ihre Mutter ansah.
»In der Tat, Mutter, in der Clarges Street, nicht weit von unserem Stadthaus, steht ein Haus leer. Vielleicht würde Daddy es uns als Hochzeitsgeschenk geben?« Da Daddy ihr alles gegeben hatte, was sie wollte, seit sie zwei Jahre alt war, fand Olivia, dass sie das Haus haben sollte.
Dottie warf Annabelle einen triumphierenden Blick zu, die resigniert lächelte. Sie wusste, dass sie einen guten Handel machte, weil sie ihre Tochter vor der Unehre bewahrte.
Alex war das Doppelspiel nicht entgangen, und, was noch viel schlimmer war, sie begriff es. Olivia ist schwanger, und Dottie weiß Bescheid! Weiß Rupert es auch? Er hat die Anspielung abgelehnt, dennoch hat er einer schnellen Hochzeit zugestimmt, also muss auch er Bescheid wissen! Alex zwang sich, sich nicht noch eingehender mit dieser Sache zu beschäftigen. Sie fürchtete sich davor, etwas herauszufinden, was noch viel schlimmer war.
Nachdem sie von der Schneiderin zurückgekommen waren, war Alex sorgfältig darauf bedacht, keinerlei Anspielung zu machen, die mit Ruperts und Olivias Geheimnis zu tun hatte. Gedanken waren eine Sache, aber Worte, die erst einmal ausgesprochen worden waren, änderten alles, und sie konnten schmerzliche Wunden zurücklassen. Sie bedachte ihren Bruder mit einem ganz besonders liebevollen Lächeln. »Übrigens, Rupert, hast du eigentlich Nick geschrieben und ihm berichtet, dass du heiraten wirst?«
Rupert erstarrte. Seine blauen Augen blickten eisig. »Ich habe keinerlei Absicht, diesem Feigling einen Brief zu schreiben.«
»Wie meinst du das?« Sie hielt die Luft an und fürchtete sich vor seiner Antwort.
Rupert zögerte lange, dann sagte er: »Die gehobene Gesellschaft hat ihn ausgestoßen, als er bei einem Unfall seinen Vater erschossen hat, doch anstatt sich zu stellen, ist er mit eingezogenem Schwanz davongelaufen.«
Alex wusste, dass sein Blick nicht wegen des Jagdunfalls so eisig geworden war. Nur etwas, das ihn persönlich sehr traf, konnte der Grund dafür sein. Sie wandte sich auf dem Absatz um und floh die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer nahm sie ein Buch zur Hand und warf es gegen die Wand. Doch das befreite sie keineswegs von den Gefühlen, die sich in ihrem Inneren angestaut hatten. Sie griff nach einem Tintenfass und schleuderte es ebenfalls an die Wand. Der entsetzliche Fleck, den es auf der Tapete hinterließ, verschaffte ihr einen Augenblick lang Befriedigung. Erst nachdem sie sich auf das Bett geworfen und eine Stunde lang geschluchzt hatte, begann sie sich von Nick Hatton zu befreien.
Rupert war neugierig und aufgeregt zugleich, als er Olivias Nachricht erhielt, dass sie eine Überraschung für ihn habe. Das war nicht die erste Überraschung, die sie ihm bereitete. Als er im Wohnzimmer der Hardings allein mit ihr gewesen war, und förmlich um ihre Hand angehalten hatte, hatte sie sich mit großer Leidenschaft in seine Arme geworfen. Olivia besaß eine wohl gerundete Gestalt, und als er ihre weichen Rundungen an seinen Körper gepresst hatte, war in ihm die Lust geweckt worden. Seine Küsse waren vorsichtig gewesen, und sie hatte sie mit einer solchen Leidenschaft erwidert, dass er zu glauben begann, eine Ehe sei vielleicht doch etwas, worauf er sich freuen konnte. Wenn ihre Eltern nicht im Haus gewesen wären, hätte Rupert Olivia verführen und sie dazu bringen können, ihm zu Willen zu sein.
Er wollte ihr bei seinem Besuch in der Clarges Street ein Geschenk mitbringen. Blumen waren das Erste, an das er dachte, doch dann entschied er sich für Schokoladenbonbons. Mit der Schachtel unter dem Arm lief er die Treppen des Stadthauses hinauf und hob den Türklopfer. Der Butler öffnete ihm die Tür, und er entdeckte Olivia, die die Treppe hinunterkam, als hätte sie bereits auf ihn gewartet. Sie trug ein rosafarbenes Morgenkleid, hatte jedoch eine Haube auf und ihre Tasche in der Hand, was ihm verriet, dass sie ausgehen würden.
»Rupert« - sie hielt ihm die Wange hin - »wie lieb von dir, mir Schokolade mitzubringen! Ich werde sie mitnehmen. Ich habe eine wundervolle Überraschung für dich.«
Er lächelte sie an. »Was für eine Überraschung, meine Liebste?«
»Ah, ich will sie dir zeigen und nicht darüber reden, Rupert.« Sie nahm seine Hand und führte ihn mit einem verschwörerischen Blick aus dem Haus. Sie blieben vor einem Haus stehen und gingen die Außentreppe hinauf.
Ruperts Aufregung verschwand, weil er annahm, dass sie jemanden besuchen würden. Ihre Idee von einer wundervollen Überraschung unterschied sich ganz offensichtlich von der seinen. Als Olivia ohne anzuklopfen das Haus betrat, dachte er, dass sie diese Freunde besonders gut kennen musste, und er zögerte, ihr zu folgen. In der mit schwarzen und weißen Fliesen ausgelegten Eingangshalle blieb er stehen, sah zu dem Kronleuchter hinauf und ließ seine Blicke durch das elegante Haus schweifen. »Wessen Haus ist das?«, murmelte er.
Olivias Augen glänzten vor Aufregung. »Es ist unser Haus, Rupert! Daddy hat es uns als Hochzeitsgeschenk gekauft.«
Rupert war wie benommen. Er hatte den Gedanken, bei den Hardings zu wohnen, verabscheut. »Nun, das ist sehr großzügig von deinem Vater, Olivia.«
»Komm.« Sie griff nach seiner Hand, drückte die Schachtel mit der Schokolade an ihre Brust und zog ihn die Treppe hinauf. Sie führte ihn in ein prächtig eingerichtetes Schlafzimmer, legte die Schachtel auf den Nachttisch, öffnete ihre Tasche und zog einen Schlüssel daraus hervor. »Schließ die Tür ab.«
Rupert brauchte einen Augenblick, ehe er begriff, dass sie dieses Rendezvous geplant hatte. Sein Körper reagierte sofort heftig. Er schloss die Tür ab und gab ihr den Schlüssel. Dann zog er ihr die Haube vom Kopf und streckte ihr die Arme entgegen.
Als sie näher trat und ihm die Lippen entgegenhob, wusste Rupert sofort, dass er nicht in der Lage sein würde, sein Verlangen unter Kontrolle zu halten. Allein mit ihr, in einem abgeschlossenen Zimmer, in einem Bett, das nur auf sie zu warten schien. Sein Entschluss, bis zur Hochzeitsnacht zu warten, löste sich in Rauch auf. Seine Lippen legten sich auf ihre, und bevor sein Kuss fordernd wurde, öffnete sie ihm die Lippen und lockte seine Zunge in ihren Mund. Als ihre Zunge die seine umspielte, seufzte er innerlich auf und genoss ihren provozierenden Kuss.
Ihre sanften Rundungen drängten sich an seinen schlanken Körper. Olivias Brüste waren voll, ihre Spitzen hart aufgerichtet, als sich seine Hand um eine Brust schloss. Sie keuchte vor Entzücken auf, dann öffneten ihre Finger das Mieder ihres Kleides und boten ihm Zugang zu dem, was sich darunter verbarg. Seine Hand streichelte ihre Brust und Olivia begann ihn ungeduldig zu entkleiden.
Einen Augenblick kämpfte er gegen den Wunsch an, sie aufzuhalten, doch sein Wille, sich ihr zu widersetzen, war nicht stark genug. Sein ganzer Körper sehnte sich nach ihrer Berührung. Er kleidete sich aus und überließ sich ihren streichelnden
Händen. Es dauerte nur Sekunden, bis er mit aufgerichtetem Glied vor ihr stand. Olivias Finger umschlossen es so fest, dass er beinahe den Verstand verloren hätte.
Er wusste, wenn er ihr nicht das hübsche Kleid auszog, würde er es zerreißen. Mit zitternden Händen hob er die Röcke und zog ihr das Kleid über den Kopf. Olivia befreite sich schnell von ihrer Unterwäsche, und ehe ihr Hemd zu den anderen Sachen auf den Teppich fiel, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um seinen Hals und hob sich auf sein hart aufgerichtetes Glied. Sie sehnte sich verzweifelt nach ihrer Vereinigung.
Mit den Händen auf ihrem Po trug Rupert sie zum Bett. Olivia nahm sehr schnell die führende Rolle ein, sie drängte ihre Brüste gegen seinen Oberkörper und presste ihre Schenkel gegen seinen Unterleib. Atemlos hob sie sich über ihn und sank dann mit einem Aufstöhnen auf seinen Körper.
Rupert blickte zu Olivia auf, sie atmete schwer und bewegte sich heftig auf und ab. Wieder und wieder hob sie sich hoch und sank dann auf ihn nieder, nahm ihn gierig in sich auf, während sie ihn ritt. Schon bald flehte sie ihn an, schneller zu machen, tiefer in sie einzudringen, und obwohl er sein Bestes gab wusste er, dass er ihre Lust nicht befriedigen konnte, wenn er nicht über ihr war und die Kontrolle übernahm. Ehe sie die Stellung wechselten, erreichten sie beide ihren Höhepunkt. Er schmolz dahin, während sie den letzten Tropfen seines Samens aus ihm herauspresste. Dann sank sie neben ihm auf das Bett. Er schloss die Augen und schwamm auf einem See der Befriedigung dahin. Ihr Körper drängte sich an seinen und er hörte, wie sie seinen Namen flüsterte.
Er hob den Kopf und sah, dass sie einen Schokoladenbonbon in den Mund steckte, dann griff sie nach einem zweiten, biss mit ihren kleinen, scharfen Zähnen hinein und streckte die Zunge heraus, um die weiche, rosafarbene Füllung genussvoll abzulecken. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und warf ihm einen eindeutigen Blick zu. Noch einmal? Sie will mich noch einmal? Rupert glaubte, er sei gestorben und in den Himmel gekommen.