Maggie sah vom anderen Ende des Tisches zu, als Dr. Holmes die Leiche der Frau in einem präzisen, unter den Brüsten beginnenden Y-Schnitt, öffnete. Obwohl sie in Kittel und Handschuhen bereitstand, hielt sie sich zurück. Sie wartete auf seine Erlaubnis, sich zu beteiligen, und tat dies, sobald er darum bat. Ansonsten bezähmte sie ihre Ungeduld, wenn ihr etwas zu lange dauerte. Sie sagte sich, dass sie dankbar sein musste für sein Entgegenkommen, die Autopsie noch an einem Samstagabend zu machen und nicht bis Montag damit zu warten.
Er hatte ihr gestattet, bei den Routinearbeiten zu helfen, Temperatur messen, Nägel freikratzen, Körpermaße und Proben von Haaren, Speichel und Körperflüssigkeiten nehmen. Maggie wurde den Gedanken nicht los, dass Hannah erbittert gekämpft hatte. Ihr Körper war mit Blutergüssen übersät. Die an Hüfte und Schenkel deuteten an, dass sie eine Treppe hinuntergestürzt war.
Während sie Dr. Holmes zusah, rekonstruierte sie anhand der verräterischen Spuren den brutalen Mord Stück für Stück. Hannah hatte gekratzt und gekrallt genau wie Jessica. Nur war es ihr gelungen, ihm Hautstückchen abzureißen. Warum war ihre Tötung nicht rasch und problemlos gewesen? Warum hatte er sie nicht fesseln, vergewaltigen und mit einem Kehlenschnitt töten können wie Jessica und Rita? War er auf so heftige Gegenwehr nicht vorbereitet gewesen?
Maggie wollte sich die Ärmel hochschieben. Unter der Plastikschürze begann sie zu schwitzen. Herrgott, war das heiß hier! Warum gab es keine bessere Ventilation?
Die Leichenhalle des County war größer als erwartet, mit schmutzigen grauen Wänden und einem überwältigenden Lysolgeruch in der Luft. Die Tresen bestanden aus mattgelbem Kunststoff, nicht aus Edelstahl. Die Neonröhren hingen so tief über ihren Köpfen, dass sie sie fast berührten, wenn sie gerade standen. Dr. Holmes, nicht viel größer als sie, war offenbar daran gewöhnt, denn er duckte sich in der Nähe der Lampen automatisch.
Ihre Ausbildung in forensischer Medizin hatte ihr erlaubt, viele Autopsien selbstständig zu machen und bei anderen zu assistieren. Vielleicht lag es an ihrer Erschöpfung oder an dem Stress, den dieser besondere Fall mit sich brachte, jedenfalls hatte sie Schwierigkeiten, sich innerlich von dem Leichnam auf dem Tisch zu distanzieren. In dem fensterlosen Raum drohte sie zu ersticken, obwohl ein verborgener Ventilator die abgestandene Luft verwirbelte. Sie widerstand der Versuchung, sich eine feuchte Haarsträhne wegzuwischen, die ihr an der Stirn klebte. Die Verspannung im Genick hatte sich inzwischen über Schultern und Rücken ausgebreitet.
Seit sie die Frau erkannt hatte, wurde sie das bedrückende Gefühl nicht los, für ihren Tod verantwortlich zu sein. Hätte sie bei der Wahl ihres Weines nicht um Hilfe gebeten, würde die Frau noch leben. Sie wusste, dass sie mit dieser Reaktion in Stuckys Falle tappte, doch sie konnte es nicht verhindern. Ihre zunehmende Hysterie und der aufbrausende Zorn, der Rachegedanken mit sich brachte, ließen sich kaum noch unterdrücken. Der Wunsch, Albert Stucky eine Kugel zwischen die Augen zu schießen, wurde übermächtig. Ihr Zorn und ihre Rachegelüste begannen sie zu ängstigen.
„Sie ist noch nicht lange tot“, sagte Dr. Holmes und lenkte ihre Gedanken wieder dorthin, wo sie sein sollten. „Laut innerer Temperatur weniger als vierundzwanzig Stunden.“
Dr. Holmes sagte das für den Kassettenrekorder, der neben ihm stand, und nicht, um sie zu informieren.
„Keine Anzeichen von Totenstarre. Demnach wurde sie nicht am Fundort umgebracht und im Zeitraum von zwei bis drei Stunden bewegt.“ Wieder sagte er das in beiläufigem Tonfall in den Rekorder.
Maggie war dankbar für seine gelassene Art und den Konversationston. Sie hatte mit anderen Gerichtsmedizinern gearbeitet, deren ehrfürchtig leise Sprechweise oder klinisch kalte Methoden sie ständig an die brutale Gewalt erinnert hatten, die ihre Arbeit nötig machte. Sie zog es vor, eine Autopsie als schlichte Form der Datensammlung zu betrachten, da Seele und Geist des Leichnams auf dem Metalltisch längst entschwunden waren. Der größte Dienst, den man Opfern in diesem Stadium erweisen konnte, war die Sammlung von Fakten, um den Täter zu überführen. Doch Hannah würde ihnen vermutlich nichts verraten können, das sie einer Entdeckung Stuckys näher brachte.
„Wie ich hörte, hat man Ihnen den Hund aufgehalst.“
Maggie brauchte einen Moment, um zu merken, dass Dr. Holmes mit ihr sprach und nicht zum Rekorder.
Da sie nicht sofort antwortete, blickte er lächelnd auf und fügte hinzu: „Scheint ein guter Hund zu sein. Und zäh wie sonst was, dass er diese Stichwunden überlebt hat.“
„Ja, das ist er.“ Wie hatte sie Harvey nur vergessen können? Sie war wirklich keine gute Hundemutter. Greg hatte Recht mit seinen Vorwürfen, dass in ihrem Leben für nichts und niemand Platz sei. „Da fällt mir ein, darf ich Ihr Telefon benutzen?“
„Drüben in der Ecke, an der Wand.“
Sie zögerte einen Moment, da sie sich ihre neue Telefonnummer ins Gedächtnis rufen musste. Ehe sie wählte, zog sie die Latexhandschuhe aus und wischte sich mit dem Ärmel ihres geborgten Kittels die Stirn. Sogar der Telefonhörer roch nach Lysol. Schuldbewusst drückte sie die Nummern ein und hörte es klingeln. Sie würde es Nick nicht verübeln, wenn er zornig gegangen war. Sie sah auf die Armbanduhr. Viertel nach zehn.
„Hallo?“
„Nick? Hier ist Maggie.“
„He, alles okay mit dir?“
Er klang nur besorgt, nicht eine Spur ärgerlich. Vielleicht sollte sie wirklich nicht davon ausgehen, dass alle Männer reagierten wie Greg.
„Ich bin okay. Es war nicht Tess.“
„Gut. Ich war schon ein bisschen besorgt. Will wäre andernfalls ausgeflippt.“
„Ich bin in der Leichenhalle des County und assistiere bei der Autopsie.“ Sie machte eine Pause und wartete auf einen gereizten Kommentar. „Nick, es tut mir wirklich Leid.“
„Ist schon okay, Maggie.“
„Es dauert vielleicht noch ein paar Stunden.“ Sie machte wieder eine Pause. „Ich weiß, ich habe dir den Abend verdorben ... und das Dinner.“
„Maggie, das ist nicht deine Schuld. So was bringt dein Beruf mit sich. Harvey und ich haben schon gegessen. Wir haben dir etwas aufgehoben, das du jederzeit in die Mikrowelle stellen kannst.“
Wieso war er so verständnisvoll? Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
„Maggie, ist bestimmt alles in Ordnung mit dir?“
„Ich bin nur sehr müde. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich nicht mir dir zu Abend essen konnte.“
„Mir auch. Möchtest du, dass ich bei Harvey bleibe, bis du kommst?“
„Das kann ich nicht von dir verlangen. Ich weiß nicht mal, wann ich komme.“
„Ich habe immer einen alten Schlafsack im Kofferraum meines Wagens. Hättest du was dagegen, wenn ich mich heute Nacht hier aufs Ohr haue?“
Die Vorstellung, dass Nick Morrelli in ihrem großen leeren Haus schlief, hatte etwas ungemein Tröstliches.
„Vielleicht ist das doch keine so gute Idee“, fügte er rasch hinzu, da er ihr Zögern missdeutete.
„Es ist sogar eine sehr gute Idee. Harvey wird es gefallen.“ Sie hatte es wieder getan und ihre wahren Gefühle aus purer Gewohnheit versteckt. „Und mir würde es auch gefallen“, fügte sie hinzu und überraschte sich selbst damit.
„Sei vorsichtig auf der Rückfahrt.“
„Bin ich. Und Nick?“
„Ja?“
„Vergiss bitte nicht, die Alarmanlage immer wieder einzuschalten, wenn du Harvey rausgelassen hast. Und es liegt eine 9mm Sig in der unteren Kommodenschublade. Und zieh die Vorhänge zu. Falls du ...“
„Maggie, ich komme schon klar. Pass du nur auf dich auf, okay?“
„Okay.“
„Wir sehen uns, wenn du zurückkommst.“
Sie hängte den Hörer ein, lehnte sich erschöpft mit geschlossenen Augen an die Wand und fröstelte leicht.
Sie wäre gern sofort nach Hause gefahren, um sich mit Nick vor einem knisternden Kaminfeuer zusammenzurollen. Sie erinnerte sich noch gut, wie es war, in seinen Armen einzuschlafen, obwohl das nur ein Mal passiert war, vor über fünf Monaten. Er hatte sie getröstet und vor ihren Albträumen zu schützen versucht. Für ein paar Stunden hatte das sogar funktioniert. Letztlich konnte aber auch Nick ihr nicht helfen, Albert Stucky zu entfliehen, der scheinbar mit allem zu tun hatte, was sie anrührte.
Sie blickte zum Metalltisch mit dem geöffneten Leichnam. Dr. Holmes entfernte jetzt nacheinander die Organe und wog und maß sie wie ein Metzger, der unterschiedliches Fleisch sortiert. Sie strich sich das Haar hinter die Ohren, zog ein frisches Paar Latexhandschuhe an und gesellte sich wieder zu dem Pathologen.
„Nicht einfach, in diesem Geschäft ein Privatleben zu haben, was?“ Er blickte beim Schneiden nicht auf.
„Und es ist ganz sicher kein Leben für einen Hund. Ich bin nie zu Hause. Armer Harvey.“
„Trotzdem hat er es bei Ihnen bestimmt besser. Nach allem, was ich höre, ist Sidney Endicott ein Idiot. Es würde mich nicht wundern, wenn er seine Frau umgebracht und die Leiche irgendwo versteckt hätte, wo wir sie nicht finden.“
„Ermittelt Manx in diese Richtung?“
„Keine Ahnung. Schauen Sie sich das Muskelgewebe hier und da an.“ Er deutete auf die Lagen, die er durchtrennt hatte.
Sie warf nur einen kurzen Blick darauf und fragte sich, ob ihm bewusst war, dass alles, was er über Mr. Endicott sagte, auf Band aufgezeichnet wurde. Und wenn Dr. Holmes nun Recht hatte? Vielleicht hatte Stucky Rachel Endicott nicht entführt. Vielleicht war doch ihr Mann für ihr Verschwinden verantwortlich, auch wenn ihr diese simple Theorie missfiel. Plötzlich merkte sie, dass Dr. Holmes sie über den Rand der auf der Nasenspitze sitzenden Brille hinweg beobachtete.
„Verzeihung, was soll ich mir ansehen?“
Er deutete darauf, und sie erkannte sofort den Bluterguss im Gewebe. Sie lehnte sich gegen die Arbeitsfläche hinter ihr und spürte wieder, wie der Zorn in ihr hochkochte.
„Wenn da so viel Blut im Muskel ist, bedeutet das ...“
„Ja, ich weiß“, unterbrach sie ihn. „Es bedeutet, dass sie noch gelebt hat, als er sie aufzuschneiden begann.“
Er nickte und kehrte an seine Arbeit zurück. Vorsichtig hob er mit beiden Händen das Herz heraus und legte es auf eine Waage. „Herz scheint in gutem Zustand zu sein“, sprach er in den Rekorder. „Gewicht 235 Gramm.“
Während er das Organ in einen Behälter mit Formaldehyd gab, sah Maggie sich den Einschnitt, den Stucky gemacht hatte, genauer an. Bei offener Körperhöhle konnte sie den Verlauf des Schnittes genau verfolgen. Er hatte ihr Eierstöcke und Uterus entfernt wie bei einem chirurgischen Eingriff. Auf dem Tresen am anderen Ende des Raumes lagen die Organe, immer noch in dem Plastikbehälter, den der LKW-Fahrer ungücklicherweise mitgenommen hatte.
Dr. Holmes sah ebenfalls dorthin. Auf dem Rückweg vom Spülbecken brachte er den Container mit und stellte ihn auf den Tisch. Er klappte den Deckel auf und begann den Inhalt zu prüfen.
Die Sprechanlage an der Wand summte, und Maggie zuckte zusammen.
„Das ist wahrscheinlich Detective Rosen. Er wollte vorbeikommen, falls sie etwas finden.“ Er zog die Handschuhe aus und ging zur Tür.
„Warten Sie! Sind Sie sicher?“ Sie konnte nicht glauben, dass er die Tür öffnen wollte, ohne vorher zu prüfen, wer dahinter stand. „Es ist schon ziemlich spät, oder?“
„Ja, allerdings.“ Er blieb stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. „Aber falls Sie es vorhin nicht bemerkt haben, ich glaube, Rosen ist ein bisschen in Sie verknallt.“
„Wie bitte?“
„Nein, Sie haben es wohl wirklich nicht bemerkt.“ Er lächelte, ohne weitere Erklärungen abzugeben, und löste einfach den Sicherheitsriegel.
„N’Abend, Sam.“
„Hallo, Doc.“ Detective Rosen sah Maggie an, ohne die Leiche auch nur eines Blickes zu würdigen. Er hielt ein paar Beweisbeutel hoch, in denen Erde zu sein schien. „Agentin, O’Dell, ich glaube, wir haben etwas Interessantes gefunden.“
Nach der Bemerkung des Doktors fragte sie sich, ob Sam Rosen wirklich etwas entdeckt hatte, oder ob er die Erdproben nur als Beweismittel ausgab, um seinen Besuch zu rechtfertigen. Lächerlich. Vielleicht hatte Greg auch damit Recht: Sie traute niemand.
Er reichte ihr ein versiegeltes Beutelchen über den Tisch und blickte auf die Leiche. Sie schien ihn nicht zu beunruhigen. Offenbar hatte Detective Rosen sein Maß an Autopsien mitgemacht, was bedeutete, dass er nicht immer zur Abteilung des Sheriffs von Stafford County gehört hatte.
Sie nahm den Beutel, besah ihn und erkannte den Inhalt. Sie hielt ihn gegen das Licht. Ja, unter dem hellen Licht glänzten silberne und gelbe Partikel.
„Wo haben Sie die gefunden?“
„Seitlich am Abfallbehälter, nah an der Absperrkette. Dort befinden sich Metallgeländer, eine Art Stufen. Wir fanden Lehmabdrücke von Schuhen oder Stiefeln. Er ist vermutlich über die Stufen hinaufgestiegen und hat dann die Leiche über den Rand geworfen. Die Seite liegt dem Parkplatz abgewandt. Da wird man nicht gesehen.“
Rosen war ganz aufgeregt über seinen Fund, und Maggie fragte sich, warum. „Haben Sie das schon Agent Tully gezeigt?“
„Nein, noch nicht. Ich glaube, das ist ein wirklicher Durchbruch. Wir könnten feststellen, wo sich unser Mann versteckt hält.“
Maggie wartete, dass er seine Erklärung beendete. Er schien jetzt abgelenkt durch Dr. Holmes oder vielmehr durch dessen Untersuchung des blutigen Klumpens im Speisebehälter.
„Detective Rosen“, sie wartete, dass er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, „warum bringt uns das Ihrer Meinung nach weiter?“
„Zum einen weil es Schlamm ist.“ Er stellte das Offensichtliche fest, als hätte er ein Geheimnis gelüftet. Als er merkte, dass sie die Bedeutung nicht erkannte, fuhr er fort: „Na ja, es hat hier eine ganze Zeit nicht geregnet. Es sah zwar einige Male danach aus, aber dann kam nichts. Jedenfalls nicht hier in der Gegend, nur draußen vor der Küste.“
Sie trommelte mit den Fingern auf den Tresen und erwartete mehr als den Wetterbericht. Er bemerkte ihre Ungeduld, nahm etwas Lehm aus dem Beutel, zerrieb ihn zwischen den Fingern und zeigte ihn ihr.
„Es ist ein dicker, klebriger Ton. Riecht sogar ein bisschen muffig. So was gibt es hier nicht.“
Sie hätte dem Ganzen ein Ende bereiten können, wenn sie erklärt hätte, dass sie so etwas schon einmal gefunden und sogar analysiert hatten. Doch sie ließ ihn fortfahren.
„Ich habe die Jungs hier aus der Gegend befragt. Alle sagen, dass sie so eine Erde hier nicht kennen. Schauen Sie genau hin. Die Probe ist ungewöhnlich mit rötlichen Steinen und diesem komischen silbernen und gelben Zeugs ... vielleicht ist das künstlich hergestellt.“
Schließlich sagte sie: „Wir haben ähnliche Proben an zwei weiteren Tatorten gefunden, Detective Rosen, aber ...“
„Sam.“
„Wie bitte?“
„Nennen Sie mich Sam.“
Maggie wischte sich ungeduldig eine Haarsträhne zurück. Hatte Dr. Holmes Recht gehabt mit Detective Rosen ... Sam? War er nur gekommen, um zu flirten und sie zu beeindrucken?
„Sam, wir haben dieses Zeug analysiert. Es könnte aus einer alten Industrieanlage stammen. Einige Leute versuchen bereits, eine passende ausfindig zu machen.“
„Nun, ich denke, ich kann Ihnen Zeit ersparen.“
Sie sah ihn nur an und reagierte zunehmend gereizt auf sein keckes Lächeln. Er vergeudete mit seiner Aufschneiderei nur ihre Zeit.
„Ich glaube, ich weiß, woher das stammt“, sagte er voller Zufriedenheit, trotz ihrer Skepsis. „Ich war vor einigen Wochen zum Angeln. In einem kleinen Ort, fünfzig Meilen von hier, auf der anderen Seite der Mautbrücke. Ich wollte mich dort mit einem Freund treffen, aber ich kenne die Gegend immer noch nicht gut und verirrte mich in einem entlegenen Waldstück. Als ich heimkam, bemerkte ich genau diesen klebrigen Schlamm an meinen Stiefeln. Ich brauchte fast zwei Stunden, um sie zu putzen. Der Schlamm sah genauso aus wie der hier.“
Jetzt hatte er Maggies Interesse geweckt. Das klang genau nach der Gegend, in der ein Stucky sich verstecken würde. Detective Rosen hatte Recht. Das konnte der Durchbruch sein.
„Ich hoffe von Herzen, der Hinweis zahlt sich aus“, unterbrach Dr. Holmes sie und sah vom Inhalt des Behälters auf. „Dieser Täter ist ein kranker Bastard. Vermutlich hat die Frau ihn angefleht und gehofft, dass er einen Funken menschlichen Anstand im Leibe hat.“
„Wovon reden Sie.“ Maggie sah, wie der Gerichtsmediziner sich die feuchte Stirn wischte, ungeachtet des Blutes, das er vom Handschuh auf seiner Haut verteilte. Der ruhige, erfahrene Profi war durch seine Entdeckung sichtlich erschüttert.
„Was ist?“ fragte sie erneut.
„Es war vielleicht kein Zufall, dass er ihr ausgerechnet den Uterus entfernt hat.“ Er trat kopfschüttelnd vom Tisch zurück. „Diese Frau war schwanger.“