26. Kapitel

 

 

Maya setzte sich auf den Badewannenrand und wählte eine Nummer. »Hallo Vivien. Bitte leg nicht gleich wieder auf.« Eine kurze Pause entstand.

»Was ist passiert? Robert hat nur gesagt, dass er wieder auf dem Heimweg ist.« »Es ist alles gut gegangen. Danke, dass du ihn zu uns geschickt hast. Wir wären sonst verloren gewesen.« »Erzähl.« Sie klang nicht böse, sondern nur neugierig.

»Die Rudelführerin der Alexandria-Wölfe und ich wurden entführt. Es war der gleiche Mistkerl, der mich damals...« Sie musste schlucken.

»Die Männer aus dem Rudel wollten uns retten, sind aber in Dereks Falle getappt. Und unsere Rettungsaktion hat damit geendet, dass er Cassandra eine Waffe an den Kopf gehalten hat.« Sie hörte das Summen der Mikrowelle. Kochte Vivien gerade?

»Dann kam Robert mit seinen Männern und hat uns den Arsch gerettet.« Dass Cassandra dabei verletzt wurde, erzählte sie lieber nicht. »Wie geht es dir? Hat er dir irgendwas getan?« »Nur verbal.« Sie senkte die Stimme etwas. »Vivien. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Was ich getan habe, war falsch, dass weiß ich nun. Ich hab meine Erinnerungen wieder und hätte ich irgendetwas mit Robert angefangen, hätte ich mir das nie verzeihen können.«

»Du warst also wirklich mit diesem Sylvester zusammen?«

»Ich sehe schon, Robert hat geplaudert.«

»Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.« Maya ging das Herz auf.

»Danke, Vivien. Danke für alles, was du für mich getan hast. Du bist eine wirklich gute Freundin.«

»Gern geschehen. Wann kommt ihr uns mal besuchen?« Maya lachte.

»Ihr könnt auch gerne hierher kommen. Es ist bedeutend wärmer als bei euch.«

»Das geht leider in den nächsten Monaten nicht. Ich darf nicht fliegen.« »Warum das denn?« Sie war ehrlich überrascht und besorgt.

»Es könnte für mein kleines Wölfchen gefährlich werden.« Maya hielt die Luft an. »Du bist schwanger?« Plötzlich quietschte Vivien vergnügt auf. »Ja! Es hat endlich geklappt.« Sie freute sich unheimlich für Vivien. Doch eine Frage blieb.

»Und warum darfst du nicht fliegen?« Das war für sie irgendwie nicht logisch.

»Der Arzt meinte, mein Kreislauf wäre instabil. Wenn ich fliegen würde, könnte der Druckausgleich oder das lange sitzen irgendwas auslösen. Es ist einfach sicherer so.«

 

Konnte das wirklich wahr sein? Diese hübsche und intelligente junge Frau rief seinen Namen, als er sie zum Kommen gebracht hatte. Sie verzehrte sich nach seinen Berührungen. Nach ihm. Sie hatte begonnen ihn zu küssen, mit der klaren Absicht, ihn ins Bett locken zu können. Und ja, dass würde er sich garantiert nicht entgehen lassen. Dafür hatte er schon viel zu viele Gefühle für sie entwickelt.

Er zog sein Shirt und seine Hose aus, auch seine Boxershorts folgte den anderen Kleidungsstücken auf den Boden. Dann küsste er sich auf ihren Körper einen Weg nach oben und glitt mit seinen Hüften zwischen ihre immer noch gespreizten Beine. Sie schlang ihre zierlichen Arme um seinen Kopf und zog ihn zu einem alles verzehrenden Kuss auf ihre Lippen.

Er wusste, dass sie sich selbst auf seinen Lippen und seiner Zungen schmecken konnte, doch das schien ihr nichts auszumachen. Seine Exfreundin hatte das überhaupt nicht gemocht, wobei er sie auch nie hatte lecken dürfen. Josi war mehr oder weniger seine Erste in dieser Hinsicht. Als sein Schwanz auf ihre feuchte Mitte traf, löste er sich von ihr und sah ihr entschuldigend in die Augen.

»Ich hab keine Kondome dabei. Ich hatte nicht damit gerechnet, welche zu brauchen.« Sie lächelte verträumt.

»Keine Angst. Da kann nichts passieren.« Gut. Also schien sie zu verhüten. Und trotzdem wurde er nicht schlau aus ihr. Sie sah aus wie ein kleines, unschuldiges Mädchen von sechzehn oder siebzehn Jahren, aber tief im inneren war sie eine verführerische Femme Fatal.

Wie viele Männer sie wohl schon gehabt hatte? Auf jeden Fall hatte sie Erfahrung. Ihre Schamlosigkeit, als sie ihre Beine gespreizt hatte und ihre erotische Reaktion, als er sie geleckt hatte, konnten nur von einer gewissen Erfahrung mit Männern kommen. Wieder legte sich sein Mund auf ihren und er rieb seinen Schwanz an ihr. Scheiße war sie feucht. Dann nahm er ihn in die Hand und platzierte ihn direkt vor ihren Eingang. Ihre Beine umschlossen seine Hüfte und kreuzten sich über seinem Po, als er langsam in sie eindrang.

»Gott bist du eng.« Ihre Beine zwangen ihn immer weiter in ihre feuchte, enge Höhle hinein, bis er plötzlich eine Barriere spürte. Was zum Teufel ... Doch noch, während er sich wunderte, hob sie ihre Hüfte an und nahm ihn ganz in sich auf. Sie schrie kurz auf, um im nächsten Moment wieder in die Kissen zu fallen, von wo sie ihn entschuldigend ansah.

Er hatte sie eben entjungfert und sie hatte ein schlechtes Gewissen? War das irgendwie eine verkehrte Welt? Für eine Weile blieben sie einfach so liegen. Immer noch miteinander verbunden. Ohne ein Wort zu sagen.

Dann biss sie sich auf ihre Unterlippe und bewegte ihre Hüfte, soweit das möglich war und der beschränkte Platz es zuließen. Sollte er erst mit ihr darüber reden oder sie erst vögeln? Doch als sein Schwanz durch ihre Bewegungen immer wieder stimuliert wurde, entschied sich seine Libido fürs Vögeln. Reden konnten sie danach auch noch.

 

Sie war nackt. Bis auf ihre schwarzen Armstulpen. Noch nicht einmal beim Sex hatte sie diese abgenommen. Im Schlaf bewegten sich ihre Augen unter den Lidern schnell hin und her. Wie ein Reh, dachte er verträumt.

Er zupfte an den Stulpen und zog sie vorsichtig von ihrer Hand. Im Schein der Nachttischlampe, die immer noch brannte, erkannte er leichte Erhebungen auf ihrer Haut. Plötzlich saß er im Bett und zerrte ihr Handgelenk ins Licht der Lampe. Dabei wurde sie wach. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an und versuchte vergeblich, ihm ihr Handgelenk zu entziehen.

»Lass mich!« Er konnte seinen Blick nicht von ihrem Handgelenk lassen. Er zog auch die zweite Stulpe von ihrem Arm.

»Wer hat das getan?« Seine Stimme war ein wutverzerrtes Knurren.

»Weiß ich nicht mehr.« Als er sie mit einem derart bösartigen Blick ansah, bekam sie etwas Angst vor ihm.

»Als ich fünf war, haben Raben meine Mutter und meinen Vater getötet. Ich wurde verschleppt und an einen Wolf verkauft.«

»Warum haben sie dir das angetan?« Sie wusste nicht, ob sie ihm trauen konnte, und wog ihre Antwort sorgfältig ab.

»Unterhaltung. Spaß. Was weiß ich.« Er sah ihr direkt in die Augen.

»Warum?« Sie hatte ihm bis jetzt vertrauen können. Warum sollte sie ihm nicht ihre ganze Geschichte erzählen? Ihre verkorkste Kindheit. Die Narben auf ihrer Seele, die er nicht sehen konnte. Nur ihr Vater und ihre Brüder wussten von ihrem Geheimnis. Aber Erik ... Er war anders. Er bedeutete ihr etwas.

»Mein Blut. Es ist ... besonders. Damit es in ausreichender Menge floss, stießen sie den silbernen Dolch durch meinen Arm und schnitten ihn ein paar Zentimeter auf.«

»Wie oft?« Sie sah schweigend zur Seite. Er packte ihre Schultern. »Wie oft?«

»In den acht Monaten, die ich dort war, etwa jede Woche einmal.« Ihm drehte sich der Magen um. Was für Schmerzen sie in so jungen Jahren schon erleiden musste. Ihre Platzangst kam ihm wieder in den Sinn.

»Die haben dich auch eingesperrt, richtig?« Sie zog sich die Decke über den nackten Körper und nickte.

»Erzähl mir alles.« Josi seufzte.

»Meine Mutter war eine Heilerin. Eine Hexe. Sie wohnte etwas außerhalb der Stadt am Waldrand. Sie hat mich viele Sachen gelehrt und mich zu ihren Krankenbesuchen mitgenommen.

Eines Abends kam mein Vater und drei andere Ritter zu meiner Mutter und wollten uns in Sicherheit bringen. Und dann brach die Hölle los. Ein ganzes Heer von Soldaten griff an und töteten alle außer mich. Sie dachten, ich wäre schon Tod.

Meine Mutter hatte mir befohlen, mich tot zu stellen und unter keinen Umständen jemanden auf mich aufmerksam zu machen. Ein fahrender Händler hat mich aufgelesen und an einen Wolf verkauft. Ich wurde in seine Burg geschleppt und zu einer alten Frau gebracht.

Sie sagte, ich hätte heilendes Blut und wäre für Großes geboren. Daraufhin hat er jede Woche mein Blut getrunken. Kurz bevor mich mein Stiefvater rettete, hätte mich dieser Mistkerl fast verbluten lassen. Alexej hat mich wieder gesund gepflegt.« Die ganze Zeit, während ihr die Worte nur so aus dem Mund sprudelten, sah sie ihn nicht einmal an.


Wölfe der ewigen Nacht
titlepage.xhtml
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_000.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_001.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_002.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_003.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_004.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_005.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_006.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_007.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_008.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_009.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_010.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_011.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_012.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_013.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_014.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_015.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_016.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_017.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_018.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_019.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_020.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_021.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_022.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_023.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_024.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_025.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_026.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_027.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_028.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_029.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_030.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_031.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_032.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_033.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_034.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_035.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_036.html
CR!9M1Y9TY1KD4MDCZMT5327AZ1RPJY_split_037.html