23.


Hans Enkeltochter, die in komplettem Schutzanzug und mit Kampfgeschirr auf dem Kopilotensitz des Millennium Falken festgeschnallt war, sah genauso aus wie das, was sie war: wie ein achtjähriges Mädchen beim Spielen. Ihre kleinen Stiefel reichten kaum über den Rand des Sitzes hinaus, ihrem behelmten Kopf fehlten fünf Zentimeter bis zur Kopflehne, und ihre grauen Augen waren so groß und rund wie Casino-Spiel-chips. Außerdem jedoch war sie eine kindliche Prinzessin auf ihrer ersten richtigen Mission, eine Thronerbin, die für eins der härtesten Ämter der Galaxis trainierte - und das war es, was an Hans Herz riss.

Leia und er hatten die Angelegenheit mit Tenel Ka durchgesprochen, und die Königinmutter hatte deutlich gemacht, dass jede hapanische Chume'da den Lauf der Dinge in der Galaxis frühzeitig und gut kennenlernen musste. Aber das kam ihm so verflucht unfair vor. Wie sollte Allana da eine Kindheit haben? Wann konnte sie einfach nur ein kleines Mädchen sein? Als Han an die drei Kinder dachte, die er der Galaxis bereits geschenkt hatte - die beiden Söhne, die er verloren hatte, und die Tochter, bei der das nach wie vor möglich war -, wusste er, dass der größte Fehler, den er gemacht hatte, der war, sie zu schnell erwachsen werden zu lassen - und zugelassen zu haben, dass ihr Schicksal sie in die Ferne zog, obgleich sie noch nicht alt genug gewesen waren, um wählen zu dürfen.

Und nun war er hier, um sich Tenel Kas Anweisungen zu fügen und das alles noch einmal zu wiederholen. Er war sich nicht sicher, ob er die Kraft besaß, das durchzustehen - was er jedoch wusste, war, dass er Allana zu sehr liebte, um weniger als sein Bestes zu geben.

Vom Technikanschluss hinten auf dem Flugdeck drang ein Bereit-Piepsen zu ihm herüber, und dann verkündete C-3PO: »Erzwo meldet, dass alle Schotten versiegelt sind und sämtliche Systeme des Schiffs mit optimaler Leistung arbeiten.«

»Optimal?«, fragte Han, der sich halb umdrehte, um nach hinten zu den beiden Droiden zu sehen. »Sind wir in den falschen YT gestiegen?«

C-3POS goldener Kopf legte sich zur Seite. »Das bezweifle ich ernsthaft, Captain Solo. Von diesen Antiquitäten sind bloß noch eine Handvoll im Einsatz, und die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig ein anderer in der Landebucht des Falken steht, beträgt.«

»Sag's mir nicht. Sorg einfach dafür, dass Erzwo alles doppelt überprüft!« Er schaute zu Allana hinüber und blinzelte. »Wenn alles optimal läuft, passt das einfach nicht zum Falken.«

Erzwo trillerte ein paar Töne, dann sagte C-3PO: »Wie es scheint, gibt es dafür eine vollkommen logische Erklärung. Bevor sie ihren Plan in Angriff genommen hat, hat Miss Jaina zweiunddreißig Stunden damit verbracht, die Systeme des Schiffs genau einzustellen.«

Er wusste, dass das ihre Art war zu versuchen, Wiedergutmachung dafür zu leisten, dass sie Jags Geheimnis für sich behalten hatte - was lediglich dafür sorgte, dass es in seinem Bauch noch stärker rumorte. »War Jag bei ihr?«

R2-D2 stieß ein verneinendes Pfeifen aus.

»Nun, das ist doch schon mal was. Zumindest müssen wir uns jetzt nicht nach seinen schicken Abhörwanzen umsehen.«

Han wandte sich wieder nach vorn und warf einen Blick zu Allana hinüber. »Bist du bereit für die Checkliste?«

Allana nickte enthusiastisch. Allerdings richtete sie ihre Aufmerksamkeit nicht auf das Datapad auf ihrem Schoß.

»Opa, warum bist du immer noch so böse auf Jaina? Sie versucht wirklich sehr, dir zu zeigen, wie leid es ihr tut.«

Han seufzte. »Ich weiß, Süße. Und ich schätze, ich bin nicht wirklich böse auf sie. Es ist mehr so, als wäre ich für sie böse.«

»Weil sie wegen Jag in einer so schwierigen Lage ist?«

»Das ist.« Han hielt inne, als ihm klar wurde, dass er nicht ehrlich zu Allana war, weil er nicht ehrlich zu sich selbst war. »Vielleicht. Ich denke, es liegt mehr daran, weil sie immer noch nicht weiß, in was für einer Lage sie sich befindet.«

»Und böse auf sie zu sein, ändert irgendwas daran?«

»Vermutlich nicht«, gab Han zu.

Allana runzelte die Stirn, und ihr Schutzhelm rutschte so weit nach unten, dass die Kante beinahe ihre Augen verdeckte. »Warum machst du das hier dann, Opa?«

Han legte die Stirn in Falten. »Du bist deiner Großmutter ziemlich ähnlich, weißt du das?«

Allana lächelte. »Wirklich?«

Han ließ geschlagen das Kinn sinken. »Ja, wirklich«, sagte er. »In Ordnung, wenn ich verspreche, nicht mehr böse auf Jaina zu sein, können wir diese Mühle dann starten? Deine Großmutter wartet auf uns. weißt du, und bis nach Shedu Maad ist es ein weiter Weg.«

»Besonders mit diesen ganzen Verrückten auf ihrem Schiff.« Allana zuckte zusammen, ehe sie hinzufügte: »Verrate Barv nicht, dass ich das gesagt habe, okay?«

»Dein Geheimnis ist bei mir sicher«, versprach Han.

Allana nickte. »Ich weiß.« Sie nahm ihr Datapad auf. »Bereit

zum Startcheck.«

»Endlich.« Han wandte seine Aufmerksamkeit der Kontrolltafel zu. Dann fing er an, die Liste durchzugehen, die ebenso sehr ein Teil von ihm war wie Allana selbst. »Repulsorlift-Triebwerke startklar?«

»Check.«

»Ionenantrieb bereit?«

»Check.«

»Navicomputer hochgefahren?«

»Check.«

Und so machten sie weiter, bis sie die Liste abgearbeitet hatten und Han wusste, dass das Schiff startbereit war. Allerdings ließ er es nicht dabei bewenden, da es immer noch etwas gab, das Allana über verrückte Kapriolen wissen musste, und es war seine Aufgabe, ihr das beizubringen.

»Barabel in den Geschütztürmen?«, fragte Han.

Allana studierte einen Moment lang ihr Datapad, ehe sie die Stirn runzelte. »Opa, das steht nicht auf der Liste.«

»Tut es nicht?« Han hob in gespielter Überraschung die Brauen. »Bist du sicher?«

Allana schüttelte den Kopf und schaute auf, dann sah sie seine Miene, und ihr wurde klar, dass er sie auf den Arm nahm. »Ja, ich bin sicher.«

Han lächelte. »Aber wir brauchen sie trotzdem, oder?«

Allana nickte, dann dachte sie einen Moment nach und streckte die Hand aus, um den Schalter der Gegensprechanlage an ihrem Sitz zu betätigen. »Dordi, Zal - seid ihr in den Geschützen?«

Die Bestätigungen kamen so schnell, dass sich die Antworten der Barabel beinahe überlagerten. »Dordi hinten.«

»Und Zal an der Unterseite.«

Die Meldung endete mit einem Anfall hysterischen Gelächters, das dafür sorgte, dass Allana stirnrunzelnd den Lautsprecher anstarrte. »Habe ich irgendwas Lustiges gesagt?«

»Nö. Das sind bloß Barabel«, erklärte Han ihr.

Während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong waren Dordi und Zal als Halbwüchsige Pilotinnen in Saba Sebatynes nur aus Jedi bestehender Wilde-Ritter-Staffel. Jetzt, wo sie endlich erwachsen geworden waren, ging das Gerücht, dass sie mit Sabas Sohn, Tesar. ein Nest gründen wollten.

Han dachte an einen Tempel, der von Dutzenden heißhungriger Barabel-Jünglinge überrannt wurde, dann lächelte er und fügte hinzu: »Niemand versteht wirklich, was in Barabel vorgeht.«

Allanas Augen leuchteten, als sie begriff. »Also, dann ist das so wie damals, als wir Kessel gerettet haben und du und Lando euch mit diesem ganzen Gizer-Bier hingesetzt habt.«

»Ja, so ähnlich«, meinte Han, der gar nicht erst wissen wollte, wie viel von dieser Unterhaltung sie zufällig mitbekommen hatte. »Was ist mit Wilyem?«

Allana drückte wieder auf ihren Sprechanlagenknopf. »Wilyem, bist du.«

»Ja«, antwortete die raue Stimme des Barabel. »Wilyem im Heck.«

Aus den Interkom-Lautsprechern explodierte eine weitere Woge Gelächter.

Diesmal schüttelte Allana bloß den Kopf und fragte: »Opa. bist du sicher, dass wir die brauchen?«

Han tat, als sei er enttäuscht. »Was ist das Erste, was man bei einer Mission tut?«

Allana lächelte zuversichtlich. »Die Peilsender aufspüren!«

»Das kommt später«, sagte Han kopfschüttelnd. »Wie lautet die erste Fluchtregel?« Er tippte gegen die Kontrolltafel. »Ich meine, was tut man. noch bevor man auch nur an Bord des Schiffs geht?«

»Oh ja«, sagte Allana. »Man stellt sicher, dass man das richtige Team für die Mission hat.«

»Und was für eine Mission haben wir vor uns?«

»Eine verrückte.« Allanas Augen strahlten vor Stolz. »Und deshalb wolltest du Barabel.«

»Ganz genau«, sagte Han. »Wenn du es verrückt brauchst.«

». ruf einen Barabel«, brachte Allana den Satz zu Ende.

»Du lernst schnell, Mädchen.« Obwohl Han das ernst meinte, ging sein Stolz mit leichtem Kummer einher. Sie würde schnell lernen müssen, weil alles, was das Schicksal von seinen eigenen heranwachsenden Kindern verlangt hatte, auch von ihr verlangt werden würde. und vielleicht noch mehr. Er wandte sich ab, sodass Allana nicht sehen würde, wie er den Kloß im Hals runterwürgte, dann überprüfte er eine Anzeige. Schließlich grinste er sie an und meinte: »Okay, vielleicht solltest du deine Großmutter und Saba lieber wissen lassen, dass wir bereit sind, von hier zu verschwinden.«

»Okay.«

Allana schickte sich an, nach ihrem Helmmikrofon zu greifen, ließ ihre Hand aber wieder fallen, noch bevor Han sie daran erinnern konnte, dass sie Kom-Stille wahren mussten. Sie schloss ihre Augen, streckte ihre Machtsinne nach Leia aus und lächelte, als sie die Berührung ihrer Großmutter fühlte.

»Du solltest besser starten«, sagte sie. »Omi scheint es eilig zu haben.«

»Was ist mit Saba?«, fragte Han. »Vermittelt sie den Eindruck, als sei sie mit diesen StealthX-Jägern in Position?«

»Ich. glaube schon«, antwortete Allana, die verwirrt die Lippen verzog. »Sie scheint nur irgendwie hungrig zu sein.«

»Passt schon.« Han nahm Verbindung zum Flugkontrolloffizier auf, um ihn darüber zu informieren, dass die Longshot - die falsche Transponderkennung, unter der der Falke auf dem Raumhafen angedockt hatte - bereit zum Abflug war. dann sagte er: »Setz deine Verrücktenkappe auf!«

Allana rollte mit den Augen. »Wer braucht schon so eine Kappe, wenn du dabei bist?«

Sobald sich die Kuppel zurückgezogen hatte, ließ er den Falken aus seiner Landebucht aufsteigen, neigte den Bug dann nach oben und gab Vorwärtsschub auf die Düsen. Da der interne Kompensator noch nicht eingeschaltet war, nagelte ihn die Beschleunigung mit dem Rücken gegen den Sitz, und sie schossen durch die Öffnung in die graue Smogbank über Coruscant hinaus. Allana quietschte vergnügt, während C-3PO vor elektronischer Überraschung losplapperte.

»Captain Solo, vielleicht sollten Sie Ihre Instrumente überprüfen«, schlug er vor. »Sie beschleunigen noch immer, und wir fliegen bereits mit mehr als der bei dieser Höhe zugelassenen Höchstgeschwindigkeit.«

»Ich weiß, Goldjunge«, sagte Han. »Wir müssen dafür sorgen, dass die Sache überzeugend aussieht.«

Einen Moment später ließen sie den Dunstschleier hinter sich und traten in die betriebsame Weite von Coruscants von Kondensstreifen durchfurchter Troposphäre ein. Han aktivierte den internen Kompensator und schob die Schubregler bis zum Anschlag nach vorn, um mit maximaler Repulsorlift-Energie in den Weltraum aufzusteigen. R2-D2 zwitscherte einen Statusbericht.

»Ach, du meine Güte«, entfuhr es C-3PO. »Jetzt haben Sie die Aufmerksamkeit der Galactic-City-Luftverkehrskontrolle erregt. Erzwo sagt, dass sie unseren Transpondercode abfragen.«

»Deswegen nennt man uns ja auch den Köder, Dreipeo«. erklärte Allana dem Droiden. »Wir wollen, dass sie uns verfolgen, nicht Omi.« Sie wandte sich an Man. »Richtig?«

»So ziemlich«, bestätigte Hau. »Tatsächlich ziehen wir hier gerade eine toydarianische Doppelumkehrrolle ab.«

Allana runzelte die Stirn, als hätte Han sie gerade wieder veralbert. »Eine toydawas?«

»Eine toydarianische Doppelumkehrrolle«, erklärte Han und wandte den Blick gerade lange genug vom dunkler werdenden Himmel ab, um zu ihr hinüberzuschauen. »Du weißt doch, dass Daala ziemlich schlau ist. nicht wahr?«

Allana nickte. »Man darf den anderen nicht unterschätzen«, sagte sie und zitierte damit eins von Hans Lieblingskredos, wenn viel auf dem Spiel stand. »Wenn er gut genug ist, noch im Spiel zu sein, ist er auch gut genug, dir deine Credits abzunehmen.«

»Ganz genau«, lobte Han. »Also, wir glauben, dass Daala weiß, dass wir wissen, dass sie uns beobachten wird, wenn wir versuchen, unsere Verrückten von Coruscant wegzuschmuggeln.«

Allana sah nach unten, zählte an ihren Fingern ab, um mit Hans Argumenten mitzuhalten, und nickte schließlich. »Alle wissen es. Habs verstanden.«

»Gut. Deshalb werden wir ihr ein bisschen Respekt erweisen.«

Allana hob die Brauen. »Wir werden uns vor ihr verbeugen?«

»Nicht diese Art von Respekt«, sagte Han kopfschüttelnd.

»Wir lassen sie bloß wissen, dass wir finden, dass sie ziemlich gerissen ist.«

Allanas Augen weiteten sich, und sie fragte: »Und du glaubst, das wird sie unachtsam machen?«

»Ein bisschen schon«, bestätigte Han. »Jeder fühlt sich gern schlau. Wenn man ihnen also zeigt, dass man sie für schlau hält, neigen sie dazu, einen beim Wort zu nehmen.«

»Und uns beim Wort zu nehmen ist dasselbe, wie unseren Köder zu schlucken?«

»In dieser Situation ja«, erwiderte Han. »Wenn Daala sieht, wie wir einen senkrechten Tempoabflug hinlegen, wird sie denken, dass wir zu dem Schluss gelangt sind, dass es keinen Sinn hat zu versuchen, sie auszutricksen. Und weißt du, was sie dann tun wird?«

»Alles losschicken, was ihr zur Verfügung steht, um uns zu fangen?«

Han nickte. »Das ist richtig«, sagte er. »Und das ist dann der Moment, in dem deine Großmutter ihnen mit der Gizerwampe durch die Maschen schlüpfen wird.«

»Nachdem ich sie noch mal in der Macht berührt habe.« Allana runzelte die Stirn, dann fügte sie hinzu: »Dein Plan hat nur einen Fehler, Opi.«

Han schenkte ihr ein geduldiges Lächeln. »Und der wäre, Schatz?«

»Du versuchst, Staatschefin Daala zu schmeicheln«, rekapitulierte Allana. »Und Mom sagt, eine kluge Frau glaubt nie irgendwas, wenn jemand ihr schmeichelt.«

Han fühlte, wie sein Lächeln dahinschmolz. »Nun, das hier ist eigentlich kein richtiges Schmeicheln«, meinte er und legte mehr Zuversicht in die Stimme, als er empfand. »Es geht mehr darum, sie nicht zu behandeln, als sei sie dämlich.«

Allanas Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du bluffst.«

»Was? Auf keinen Fall!« Han sah wieder nach vorn, dann seufzte er. »Okay, wodurch habe ich mich verraten?«

»Deine Stimme ist lauter geworden«, erklärte Allana stolz. »Außerdem, na ja, habe ich die Macht.«

Han rollte mit den Augen. »Diese verfluchte Macht - die bringt mir mit trauen schon Schwierigkeiten ein, seit ich deine Großmutter getroffen habe«, sagte er. »Wie auch immer, mach dir keine Sorgen. Ich bin mir zu neunzig Prozent sicher, dass die Sache funktionieren wird.«

»Und wenn man mit Captain Solo fliegt, ist das in der Tat eine überaus gute Quote«, warf C-3PO von der Kommunikationsstation aus ein. »Selbst wenn man seine übliche Übertreibung mit einkalkuliert, verschafft uns das eine siebenundsechzigprozentige Erfolgschance.«

Bevor Han sich umdrehen konnte, um den Droiden anzublaffen, sagte Allana: »Oh, ich mache mir keine Sorgen, Opi - solange wir einen Notfallplan haben.«

Han glaubte, womöglich selbst eine gewisse Machtsensitivität entwickelt zu haben, denn obwohl er immer noch zu den Sternen hinausschaute, die in Sicht kamen, als sie die Atmosphäre verließen, konnte er spüren, dass sie ihn musterte.

»Wir haben doch einen Notfallplan«, fragte Allana, »richtig?«

Han schaltete auf den Ionenantrieb um. Dann, als der Falke zu den leistungsstärkeren Triebwerken wechselte, zog er die Schubregler nach hinten und sagte: »Klar haben wir den!«

»Gut.« Allana schwieg einen Moment lang, ehe sie fragte: »Und wie sieht der aus?«

Han zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Für

Notfallpläne ist deine Großmutter zuständig.«

Bevor Allana weiter auf dem Thema herumreiten konnte, drang die ernst e Stimme eines Orbitalkontrolloffiziers aus dem Flugdecklautsprecher. »Leichter Raumfrachter Longshot. Sie haben soeben gegen jede einzelne verfügbare Vorschrift verstoßen, die für den Abflug von Coruscant gilt. Bitte begeben Sie sich zur Überprüfung zu Sicherheitsstation Trill Aurek Papa.«

»Ach, du liebe Güte - diese Anweisungen werden uns mit Sicherheit bei der Erfüllung unserer Pflichten behindern«, sagte C-3PO. »Wenn ich mich vielleicht entschuldige.«

»Denk nicht mal dran, Schraubenhirn!« Han lächelte und blinzelte Allana zu, ehe er hinzufügte: »Dieses Spiel hat gerade erst begonnen.«

Er aktivierte die Taktikanzeige und zuckte, wie er es immer tat, angesichts des dichten Felds gelber STATIONÄRE-EIN-RICHTUNG-Markierungen zusammen, das schlagartig sichtbar wurde. Rings um Coruscants Trabantengürtel schwebten so viele Raumstationen. Plattformen und Wohnhabitate, dass es kaum weniger nervenaufreibend war, ein Raumschiff durch die Orbitalschichten zu steuern, als einen Gleiter mitten zur Hauptverkehrszeit durch das Große Wirrwarr zu navigieren.

Eine Sekunde später tauchten zwischen den stationären Kennungen die Transpondercodes anderer Schiffe auf, alle in »freundlichem Blau«, da der Falke mit niemandem in eine bewaffnete Auseinandersetzung verwickelt war. Ohne ein Kontrollschiff, um alles zu koordinieren und die Schiffe mit einem steten Strom von Statusmeldungen zu versorgen, konnte R2-D2 lediglich auf die Daten von den Sensorfeldern des Falken selbst zurückgreifen, was das taktische Bild gezwungenermaßen unvollständig machte. Allerdings zeigte der Schirm bereits Dutzende ziviler Codes, die sich beeilten, den Bereich zu räumen, und Han machte eine Verfolgerfregatte der neuen Nargi-Klasse aus, die in Position ging, um dem Falken den Fluchtweg abzuschneiden.

Eine neue Stimme drang über die Kom-Lautsprecher, schärfer und nachdrücklicher als die letzte. »Leichter Raumfrachter Longshot, hier spricht die Verfolgerfregatte Schneller Tod der Galaktischen Allianz. Kommen Sie der Aufforderung unverzüglich nach, oder wir werden Maßnahmen ergreifen, um dafür zu sorgen, dass Sie es tun!«

Han ignorierte die Drohung und stieg weiterhin höher. Eine gewaltige orbitale Verteidigungsplattform der Kuat-Triebwerkswerften zischte nach Backbord vorüber, als der Falke in den Trabantengürtel des Planeten eintrat. Han studierte die Anzeige, bis er in der Umlaufbahn in der Nähe eine große, radförmige Raumstation ausmachte, dann schwang er herum, um einen Kurs einzuschlagen, der die Station zwischen sich und die Schneller Torf brachte.

Die Stimme meldete sich von neuem. »Longshot, Ihr Ausweichmanöver wurde registriert. Hiermit erklären wir Sie zu einem verdächtigen Raumschiff auf der Flucht. Wenn Sie weiterhin auf Kurs bleiben, werden wir Sie gewaltsam aufhalten.«

»Dann hört endlich auf zu quatschen und unternehmt was«, meckerte Han.

Die Schneller Tod verschwand vom Bildschirm, als die riesige Radstation in direkter Linie zwischen den Falken und die Fregatte trieb. Han fragte den Kenncode ab. Zu seinem Entzücken war die Raumstation als PharmCom-Orbitalfertigungsanlage eins aufgelistet. Normalerweise besaßen pharmazeutische Produktionsanlagen einen

Durchmesser von mehreren Kilometern, mehr als genug Platz für seine Zwecke. Alles, was er tun musste, war, sich hinter der Station zu verstecken, bis die Schneller Tod auf der Suche nach ihm auf einer Seite herumkam und er vollen Schub auf die Ionentriebwerke gab, um auf der anderen Seite davonzuschießen.

Unglücklicherweise hatte der Skipper der Schneller Tod eine bessere Idee. Als die Produktionsstation im Blickfeld der vorderen Kanzel des Falken größer wurde - ein gewaltiges Durastahl-Spinnennetz aus weißen Ringen, die von Dutzenden glänzend gelben Radspeichen zusammengehalten wurden -, stieß R2-D2 eine Reihe von Kontaktpiepsern aus. Han wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Taktikschirm zu. Ein Dutzend Xj5-ChaseX-Sternenjäger schwärmten über den Rand der Station auf sie zu. Und vermutlich waren sie alle mit den neuesten Systembrenner-Ionentorpedos ausgerüstet, um »verdächtige« Schiffe außer Gefecht zu setzen.

»Verflucht und noch mal verflucht!«, knurrte Han. »Er fällt nicht drauf rein.«

»Oh-oh«, meinte Allana. »Heißt das, dass ich Omi lieber fragen sollte, wie der Notfallplan aussieht?«

Han schüttelte den Kopf. »Noch nicht, Schatz. Wir haben immer noch ein paar Asse im Ärmel.«

Han riss den Falken herum, und mit einem Mal war es nicht mehr die Radstation, die vor ihnen größer wurde, sondern das dunstige gelbe Rund von Coruscants Tagseite.

»Das ist Ass Nummer eins«, sagte Han. »Also, warum suchst du nicht eine neue Transponderkennung für uns aus?«

»Jeden Namen, den ich will?«

»Solange er auf der Liste steht«, sagte Han.

»Bestätigt, Opi.« Allana ging die Möglichkeiten durch, und ihre kleinen Stiefel traten vor Aufregung in die Luft, als sie verkündete: »Hab einen!«

»Dann schick die neue Kennung an Erzwo!«, sagte Han, der auf die schimmernde Blechbüchse eines luxuriösen Habitatskomplexes zusteuerte. »Und sag ihm, dass er umschalten soll in drei, zwei.«

Das Habitat wuchs so rasant vor ihnen an, dass Han glaubte, sie würden dagegenkrachen. Das automatische Schutzschildsystem der Anlage übermittelte bereits eine Notfallwarnung, um ihn aufzufordern, abzubremsen oder den Kurs zu ändern. Er tat keins von beidem. Als sie nah genug waren, um verblüffte Gesichter zu erkennen, die aus den Sichtfenstern nach draußen starrten, stieß er den Steuerknüppel nach unten und tauchte unter dem Habitat ab.

Einen Moment später zog Han den Falken auf der anderen Seite der Station wieder hoch und beendete den Countdown: ». eins.«

R2-D2 gab ein bestätigendes Piepen von sich. Mittlerweile kam der Planet selbst so schnell näher, dass Han keine Zeit blieb, den Bildschirm zu überprüfen, um zu sehen, wie der neue Name des Falken lautete. Er rollte die obere Außenhülle in Richtung der ChaseX-Jäger und begann, mit Vollgas auf die andere Seite des Planeten zuzuhalten.

Als Han einen Blick auf den Taktikschirm warf, machte sein Herz einen Satz. Die ChaseX-Jäger waren ihnen immer noch dicht auf den Fersen und kamen rasch näher. Die Schneller Tod jedoch verharrte auf ihrer Position und blieb zurück, scheinbar ohne Anstalten zu machen, den Falken in TraktorstrahlReichweite zu behalten.

»Mist!« Er schlug mit der Handfläche auf den Steuerknüppel. »Die haben noch eine.«

»Noch eine was?« Allanas Stimme klang klein und ängstlich.

Sofort bereute Han seinen Ausbruch und erklärte mit sanfterer Stimme: »Noch eine Fregatte, Kleines. Deshalb folgt die Schneller Tod uns nicht.«

»Ist es jetzt an der Zeit, Omi nach dem Notfallplan zu fragen?«

Han musste sich eine gereizte Erwiderung verkneifen. »Noch nicht, Schatz. Opi muss bloß den Einsatz erhöhen, das ist alles.«

Allanas Augen wurden neugierig, doch bevor sie Han bitten konnte, ihr zu erklären, was er damit meinte, drang eine kratzige neue Stimme über die Cockpit-Lautsprecher. »Sie halten niemanden zum Narren, Sternenprinzessin. Wir wissen, wer Sie sind.«

Han zog eine Grimasse und warf einen Blick zu Allana hinüber. »Du hast Sternenprinzessin ausgesucht?«

»Du hast gesagt, ich kann mir den Namen aussuchen, den ich möchte«, erinnerte sie ihn. »Und Sternenprinzessin ist hübsch.«

»Ich denke, das ist eine sehr weise Wahl, Miss Allana«, stimmte C-3PO zu. »Statistische Analysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Planetenpatrouillen das Feuer auf Schiffe mit liebenswerten Namen eröffnen, um vierunddreißig Prozent geringer ist.«

Allana schenkte Han ein triumphierendes Lächeln, doch bevor sie sich an Hans Reaktion weiden konnte, drohte die kratzige Stimme aus dem Kom-Lautsprecher ihnen erneut.

»Dies ist Ihre letzte Warnung, Sternenprinzessin... oder wie immer Sie sich zu nennen belieben - Captain Solo!«

R2-D2 stieß ein warnendes Pfeifen aus, und plötzlich erwachten die Alarmsirenen des Falken schrillend zum Leben.

»Drehen Sie bei«, befahl die Stimme, »oder von diesem Schrotthaufen bleibt kein einziger funktionstüchtiger Schaltkreis übrig!«

»Wie unzivilisiert!«, keuchte C-3PO. »Ich glaube nicht, dass uns eine andere Wahl bleibt, Captain Solo. Wenn Sie seinen Anweisungen nicht nachkommen, werden Erzwo und ich.«

»Nicht in diesem Leben. Dreipeo.« Han schaute zu Allana hinüber. »Denkst du, du findest Saba immer noch in der Macht, oder soll ich Wilyem bitten.«

»Ich bin die Kopilotin!«, informierte Allana ihn. »Ich kann sie linden.«

»Dann tu's.« Han wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Taktikschirm zu. Die zweite Fregatte war direkt vor ihnen aufgetaucht - und die ChaseX trieben sie geradewegs darauf zu. »Und sag Saba, je eher, desto besser!«

Allana runzelte die Stirn. »Ich kann ihr gar nichts sagen, Opi. Die Macht ist kein Komlink.« Sie schloss die Augen und begann, sich zu konzentrieren. »Nachdem du schon so lange mit Omi zusammenlebst, solltest du das wirklich mittlerweile wissen.«

Han lächelte. »Was du nicht sagst.« Er aktivierte sein Mikro und sagte: »Dordi, Zal. Zeit zu bluffen. Macht eure Geschütze und Zielcomputer klar!«

»Dürfen wir feuern?«, fragte Zal - oder vielleicht war es auch Dordi - Han konnte es nicht sagen.

»Nein, ihr dürft nicht feuern!«, schnappte Han. »Was seid ihr, verrückt? Ich habe Amelia an Bord!«

»Dann darf sie das ganze Geballer übernehmen?«, fragte Dordi - oder vielleicht war es auch Zal.

»Niemand ballert hier rum«, entgegnete Han. »Nun, abgesehen von Wilyem. Aber erst, wenn ich es sage. und du triffst nichts. Verstanden?«

»Natürlich treffe ich was«, gab Wilyem rasselnd zurück. »Ich bin ein Jedi.«

Ein Chor von Gelächter drang über den Lautsprecher des Interkoms.

Bevor Han die Barabel anblaffen konnte, die Sache ernst zu nehmen, kam die Stimme eines ausgesprochen verärgerten Einsatz-Kommandanten über die Flugdeck-Lautsprecher.

»Rasches Ende, Kommandostand an die Sternenprinzessin -oder wie immer Sie sich im Augenblick nennen. Haben Sie Ihren verkrifften Verstand verloren, Solo?«

Han, der die unflätigen Worte mit einem finsteren Blick quittierte, sah zu Allana hinüber und bedeutete ihr, sich die Ohren zuzuhalten.

»Das Ganze ist nicht mehr komisch, Captain«, fuhr der Kommandant fort. »Meine Sensoroffiziere sagen mir, dass Sie Ihre Laserkanonen hochfahren. Und uns wird angezeigt, dass Sie uns weiterhin im Visier haben. Sollte mir zu Ohren kommen, dass Ihre Raketenschächte.«

Die Drohung des Kommandanten ging im verblühten Ruten von einem Dutzend ChaseX-Piloten unter - einer Mischung aus Flüchen und Statusmeldungen. »Zielerfassung. Zielerfassung!«

»Jemand ist auf meiner Sechs-Uhr-Position!«

»Was zum Geier ist hier los?«, rief ein Sternenjäger-Pilot. »Wir haben. Abbruch. Abbruch, Abbruch! Tarnjäger!«

In der Sekunde der Stille, die darauf folgte, aktivierte Han wieder seine Gegensprechanlage. »Leg los. wenn du bereit bist. Wilyem«, sagte er ruhig, »und triff.«

»Nichtz. Dieser hier.«

Die Versicherung des Barabel wurde von der wütenden Stimme des Einsatz-Kommandanten abgeschnitten, die von neuem aus den Flugdeck-Lautsprechern scholl.

»Captain Solo, bitte sagen Sie mir, dass diese Jedi-StealthX nicht gerade die Blitz-Staffel ins Visier genommen haben!«

Han überprüfte den Taktikschirm und sah, dass der StealthX-Schachzug seinen Zweck erfüllt hatte. Die Schneller Tod bewegte sich endlich von ihrer ursprünglichen Position weg und beschleunigte, um die PharmCom-Radstation hinter sich zu lassen und ihrer Sternenjäger-Staffel Feuerschutz zu geben. Endlich war der Moment gekommen, sich nicht länger zu verstecken. Han öffnete seinen Kom-Kanal.

»StealthX?« Er schaute zu Allana hinüber und blinzelte. Dann bedeutete er ihr, ihre Machtsinne nach Leia auszustrecken, indem er seine Augen zukniff und das Einschalten eines Lichtschwerts nachahmte. »Was für StealthX, Commander? Die einzigen Sternenjäger, die sich hier rumtreiben, sind Ihre.«

Mit einem Mal heulten die Zielerfassungssirenen auf dem Flugdeck wieder auf. Dann bockte der Falke heftig, als ein deutlich abgeschwächter Protonentorpedo - der, den Wilyem gerade aus der Verladebucht an achtern geworfen hatte -einige Kilometer von ihrem Heck entfernt detonierte. Han, der den Steuerknüppel mit einer Hand festhielt und mit der anderen über sein Korn-Mikrofon kratzte, zog den Falken sogleich in einen Spiralkurs in Richtung der Rasches Ende. Er wusste, dass lange Spuren von Flammen und entweichender Atmosphäre aus der modifizierten Rettungskapselbucht am Heck des Falken drangen. Für Sensoren wie für das bloße Auge sah die Spur so aus, als hätte der Falke einen katastrophalen Hüllenbruch erlitten.

»Solo!«, brüllte der Kommandant. »Was zur Hölle ist gerade passiert?«

»Sagen Sie's mir!«, gab Han zurück. Er öffnete den

Notrufkanal, ehe er fortfuhr: »Einer Ihrer Clowns hat gerade einen Protonentorpedo in unser Heck gejagt! Hier spricht der Millennium Falke] Wir melden einen Notfall! Wir haben keine Kontrolle mehr über das Schiff!«

Natürlich war das Verkünden eines falschen Notfalls etwas, was kein guter Raumpilot jemals tat. Auf jeder Rettungsstation auf dieser Seite des Planeten liefen jetzt Besatzungen zusammen, und Traktorschiffe fuhren ihre Ionentriebwerke hoch. Aber soweit es Han betraf, war es ein Notfall, Bazel und die anderen durchgeknallten Jedi-Ritter sicher von Coruscant wegzubringen - und Daala hatte ihnen keine andere Wahl gelassen.

Dennoch blieb der Kommandant der Einsatzkräfte eindeutig argwöhnisch - selbst, als der Falke weiter korkenziehergleich auf ihn zuschoss. Die zwillingsnasige Spitze der schnittigen blauen Außenhülle der Rasches Ende war in der vorderen Kanzel bereits auf die Größe eines Fingers angewachsen, und dennoch machte das Schiff nach wie vor keine Anstalten, sich aus der Bahn zu bewegen.

Han sah zur Seite und stellte fest, dass Allanas graue Augen beinahe aus ihren Höhlen traten. Ihr Mund stand offen, und obwohl sie versuchte, ihre Furcht nicht zu zeigen, verrieten ihm ihre blassen Wangen, dass sie dachte, sie würden vermutlich in die Fregatte krachen.

Und was, wenn sie das tatsächlich taten? Das hätte Han sich nie verzeihen können. Doch seine Aufgabe war es jetzt, auf Kurs zu bleiben. und ihr dabei zu helfen, etwas zu lernen. Er schloss den Kom-Kanal einen Moment lang, ehe er auf seinen besten Keine-große-Sache-Tonfall zurückgriff.

»Das ist ein ausgesprochen zäher Bursche, was?«

Allana nickte. »Wird er uns ihn rammen lassen?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Han. »Was glaubst du denn?«

Sie dachte einen Moment lang nach, dann zuckte sie die Schultern. »Wer weiß das schon?«

»Ja, wir werden rausfinden müssen, aus welchem Holz der Kerl geschnitzt ist, nicht wahr?«

Allana musterte die rotierende Form außerhalb des Sichtfensters noch einen Augenblick länger und sah schweigend zu, wie sie auf die Länge eines Wookiee-Arms anwuchs, bis sie schließlich ihren Blick davon losriss und zu ihm hinüberschaute.

»Müssen wir das?«, fragte sie.

»Darauf kannst du wetten«, versicherte Han und schenkte ihr ein Kopfnicken, das zuversichtlicher war, als er sich fühlte. »Einen Burschen wie den will man nicht zweimal bluffen.«

Han öffnete wieder den Notrufkanal und schrie ins Mikrofon. »Rasches Ende, machen Sie den Weg frei! Wir haben die Kontrolle verloren! Ich wiederhole: Machen Sie den Weg frei!«

Mittlerweile war die Fregatte so lang, wie ein Wookiee groß war. Die Enden des Raumschiffs verschwanden jedes Mal außer Sicht, wenn sie unter die Kontrollkonsole des Falken rotierten. Trotzdem klang der Kommandant so beherrscht wie ein Wampa, als er antwortete.

»Solo, das stinkt nach einem Trick«, sagte er. »Wenn Sie glauben.«

»Nach einem Trick?«, brüllte Hau. »Denken Sie wirklich, ich würde so etwas Verrücktes abziehen, wenn Amelia an Bord ist?«

»Ihre Tochter ist an Bord?« Der Kommandant zögerte einen Moment. Wie der Großteil der Galaxis hatte er keine Ahnung von Allanas wahrer Identität, sondern glaubte, dass Allana

Amelia war, die Adoptivtochter der Solos. »Sicher. Sie erwarten doch wohl nicht ernsthaft, dass ich.«

Allana, die einen Wink ebenso gut verstand wie ihre Großmutter, öffnete den Mund und stieß einen markerschütternden Schrei aus. »Papiii! Wir sind verloren!«

»Ich bin froh, dass nicht ich das sagen musste, Miss Amelia!«, fügte C-3PO hinzu. »Captain Solo nimmt es mir immer übel, wenn ich.«

»Oh, verdammt!«, fluchte der Kommandant, ohne auf C-3PO zu achten. »Warten Sie, wir drehen bei.«

Tatsächlich glitt die Fregatte ihnen aus der Flugbahn - und das keinen Moment zu früh. Der Falke sauste weniger als hundert Meter hinter dem Schiff vorbei, so nah, dass die Strömung der gewaltigen Ionentriebwerke von Slayn & Korpil den Raumfrachter nun tatsächlich außer Kontrolle vom Planeten wegtrudeln ließ.

Allana stieß einen weiteren Schrei aus, der noch überzeugender war als der letzte, und C-3PO predigte abermals, sie seien nun in der Tat verloren. Han biss lediglich die Zähne zusammen. Entschlossen, nicht zuzulassen, dass Allanas Anfangslektionen zu erinnerungswürdig wurden, verkniff er sich einen Schwall von Flüchen, während er darum kämpfte, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bekommen.

»Es wird einige Minuten dauern, um Sie auf Ihrer gegenwärtigen Flugbahn einzusammeln«, verkündete der Kommandant. »Aber ich verspreche Ihnen, dass alles wieder in Ordnung kommt. Wir treffen bereits Vorbereitungen zum Entsenden unserer Rettungsskiffs.«

»Äh, danke.«

Han zog den Steuerknüppel in die Mitte und bewegte die Vektorplatten in eine neutrale Position, ehe er neben sich sah und feststellte, dass Allana sich in ihrem Sitz zurückgelehnt hatte und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu ihm herüberschaute. Er formte mit dem Mund fragend das Wort Omi. Sie zeigte ihm zwei nach oben gestreckte Daumen, und Han holte den Falken aus seiner Spiralrotation heraus.

»Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen«, sagte Han über Kom. »Allerdings sieht es so aus, als würde unser Schadenskontrollsystem die Dinge wieder in den Griff bekommen.«

»Ihr Schadenskontroll... ?«

Der Kommandant brach ab und ließ seine Frage in der Luft hängen.

Han wartete einen Moment lang darauf, dass er fortfuhr, dann bedachte er seine Kom-Einheit mit einem Schulterzucken und machte sich daran, seine Sprungberechnungen für das Treffen mit Leia anzupassen.

Einige Sekunden später verkündete der Navicomputer piepsend seine Einsatzbereitschaft, und der Kommandant sagte: »Bevor Sie verschwinden, Captain Solo, möchte ich Sie gern etwas fragen.«

»Sicher«, sagte Han. Er schwang den Falken zum richtigen Kurs herum und beschleunigte auf Sprunggeschwindigkeit. »Schießen Sie los!«

»Sie haben doch keine von den Jedi-Patienten an Bord, oder?«

»Mit Amelia an Bord?«, entgegnete Han. »Sie halten mich offensichtlich für verrückt.«

»Um ganz ehrlich mit Ihnen zu sein, Captain Solo«, sagte der Kommandant, »ist mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen.«

»Darauf möchte ich wetten.« Dan grinste. »Aber um ganz ehrlich mit Ihnen zu sein, sind sie nicht an Bord. Ich mache mit meiner Tochter bloß eine kleine Spritztour.«

»Sie muss ein ziemlicher Adrenalinjunkie sein«, entgegnete der Kommandant. »Ich nehme an, sie hatte ihr Maß an Aufregung für einen Tag?«

Han warf einen Blick zu Allana hinüber, die ihm ein teilnahmsvolles Nicken schenkte. »Ich denke schon«, verkündete er. »Hören Sie, ich muss los, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie vorher etwas frage?«

»Tun Sie sich keinen Zwang an.«

Han sah zu Allana hinüber und zwinkerte. »Wer sind Sie?«

Der Kommandant dachte so lange über die Frage nach, dass Han langsam dachte, er würde sie hinhalten, noch immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, das Blatt zu wenden.

Dann fragte er schließlich: »Warum wollen Sie das wissen?«

»Keine große Sache«, meinte Han. »Ich möchte bloß wissen, wo ich die Dankeskarte hinschicken soll.«

Der Kommandant war nicht amüsiert. »Warum warten Sie nicht und geben sie mir persönlich?«, entgegnete er in kühlem Ton. »Wir werden uns bald begegnen, Captain Solo. Dessen bin ich mir ziemlich sicher.«

Der Kom-Lautsprecher verstummte und ließ Han mit dem Eindruck zurück, dass er seiner langen Liste von Feinden gerade einen neuen hinzugefügt hatte. Irgendwie war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass er immer noch jung genug war, um sich neue Feinde zu machen, dann sah er zu Allana hinüber.

»Was treibt deine Großmutter so?«, fragte er.

»Sie ist unterwegs«, berichtete Allana. »Zeit, Kurs auf Shedu Maad zu nehmen.«

Han lächelte und warf R2-D2 hinter sich einen Blick zu. »Sind

die Sprungkoordinaten soweit?«

Der Droide antwortete mit einem bejahenden Pfeifen.

»Gut«, sagte Han. Er wandte sich wieder Allana zu und nickte in Richtung der Kontrollen. »Du hast die Ehre, Kleines.«

Allanas Augen wurden groß, und sie beugte sich vor, um den Hebel nach vorn zu schieben. Dieses Mal funktionierte der Hyperantrieb perfekt, und Sterne zogen sich zu Streifen in die Länge.