12.


Zehn Minuten, nachdem sie die Verbindung zu Dorvan unterbrochen hatten, befanden sich Han und Leia in der Spitze des Jedi-Tempels und traten aus dem Turbolift in ein weißes Larmalsteinfoyer. Auf einer Seite sicherte eine schwere Panzertür den Zugang zum Lagezentrum, einem hochmodernen Befehlsstand, voller taktischer Anzeigen, HoloNet-Verbindungen und genug Kom-Stationen, um die Flaggschiffe der meisten GA-Flotten vor Neid erblassen zu lassen. Auf der anderen Seite schützte eine versiegelte Sicherheitstür den Amtssitz des Großmeisters, den Kenth Hamner erst kürzlich in Beschlag genommen hatte.

Gerüchte besagten, dass Kenth die Räumlichkeiten widerwillig bezogen hatte - und bloß deshalb, weil es zu schwierig war, die Angelegenheiten des Ordens von seinem alten Meister-Büro ein Stockwerk tiefer aus zu leiten. Allerdings kaufte Han ihm das nicht ab. Kenths Schachzug war der ziemlich fadenscheinige Versuch, seine Autorität als Lukes Ersatz geltend zu machen. Und dieser Versuch war zum Scheitern verurteilt, weil man Luke nicht ersetzen konnte. Es gab bloß einen Luke Skywalker. und ein Jedi-Orden ohne Luke am Ruder würde aller Wahrscheinlichkeit nach einfach nicht allzu lange ein Orden bleiben.

Direkt gegenüber des Turbolifts befand sich die kunstvolle Doppeltür zur Ratskammer. Normalerweise waren stets zwei Schüler abgestellt, um am Eingang Wache zu halten, doch heute wurden sie von einem großgewachsenen, braunhaarigen Jedi-Ritter mit schmalem Gesicht und durchdringenden grauen Augen unterstützt. Die bloße Anwesenheit eines Jedi-Ritters wies daraufhin, dass die Meister nicht gestört werden wollten; dass es sich bei dem Jedi-Ritter um Jaden Korr handelte, verriet Han, dass irgendjemand - zweifellos Kenth Hamner -besonderen Wert darauf legte, nicht von den Solos gestört zu werden.

Han beugte sieh dicht zu Leias Ohr und flüsterte: »Wir hätten Allana mitnehmen sollen.«

»Dreipeo und Erzwo werden sich gut um sie kümmern«, meinte Leia. »Dreipeo ist praktisch so was wie ein Kindermädchendroide, und wir werden ohnehin nicht mehr als ein paar Minuten brauchen.«

Han schüttelte den Kopf. »Wenn sie so lange debattiert haben, besteht die Möglichkeit, dass es nicht ganz so einfach sein wird, sie auf unsere Seite zu ziehen.«

»Han. wir waren uns doch einig«, sagte Leia. »Wir sind nicht hergekommen, um über die Haftbefehle zu diskutieren.«

»Ja, ich weiß«, entgegnete Han. »Aber wo wir ohnehin schon mal hier sind, könnten wir das Thema ebenso gut zur Sprache bringen.«

Leia atmete verzweifelt aus, doch Han hatte seine Äußerung zeitlich perfekt abgepasst: Bevor sie ihn davor warnen konnte, Kenths Autorität zu untergraben, trat Jaden Korr vor, um ihnen den Weg zu versperren.

»Jedi Solo«, sagte Korr. Seine Augen wanderten zu Han hinüber. »Captain Solo. Ich bedaure, aber der Rat hat mir strikte Anweisungen erteilt, sämtliche Störungen zu unterbinden.«

»Und ich wette, uns haben sie dabei mit Namen genannt«, konterte Han.

Korr lächelte. »Um ehrlich zu sein, Captain Solo, ja, das haben sie.«

»Und weil wir uns darüber im Klaren sind«, sagte Leia, »wären wir wohl kaum hier, wenn die Angelegenheit nicht von immenser Bedeutung wäre.«

»Nichtsdestotrotz habe ich meine Befehle«, entgegnete Korr, »und ich wurde speziell auf die Solo'sche Überzeugungskraft hingewiesen.«

»Ja, aber Ihr seid außerdem ein Jedi-Ritter«, hielt Han dem entgegen, »der folglich darauf trainiert ist, den eigenen Instinkten zu folgen.«

»Natürlich.«

»Dazu ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Jedi Korr«, versicherte Leia. »Wir sind im Besitz gewisser Informationen, die die Meister unbedingt hören müssen - bevor sie in Bezug auf Barv und Yaqeel ihre endgültige Entscheidung treffen.«

Die eherne Entschlossenheit in Korrs Antlitz begann zu bröckeln, doch sein Blick blieb fest auf Han gerichtet -zweifellos, weil er wusste, dass es einfacher sein würde, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung in Hans Machtaura zu lesen.

Nach einer Sekunde seufzte Korr und schaute beiseite. »In Ordnung, ich werde dem Rat eine Nachricht überbringen -obwohl ich eigentlich nicht einmal das tun soll. Großmeister Hamner sagte.«

»Großmeister Hamner?«, platzte Han heraus. »Sag bloß, die Meister nennen ihn jetzt tatsächlich so?«

»Seit etwa zwei Stunden, als Meister Katarn während einer Pause herauskam«, erwiderte Korr. »Er sagte, es wäre an der Zeit gewesen, dass die Meister für den Rest des Ordens ein angemessenes Zeichen setzen.«

»Ich wette, ich weiß, wessen Idee das war«, sagte Leia säuerlich. »Und er ist ziemlich anmaßend.«

Korr nickte, ergänzte jedoch: »Habe ich schon erwähnt, dass das bloß vorübergehend ist? Offensichtlich hat der Rat das Gefühl, dass. nun ja. Ihr Meister Hamner ein bisschen mehr Autorität zugestehen würdet, wenn die Meister ihre Unterstützung für ihn zeigen.«

»Der Rat hat dieses Gefühl?« Han warf Leia einen besorgten Blick zu. Wenn Kenth die Meister davon überzeugen konnte, ihn Großirgendwas zu nennen, hatte er wahrscheinlich auch die Stimmen, um die kranken Jedi an Daala auszuliefern. »Oder gilt das eher für Kenth?«

Korr zuckte unbehaglich die Schultern. »Spielt das eine Rolle?« Er sah Leia an. »Was sind nun diese wichtigen Informationen?«

Leia schaute Han an, wie um vorzuschlagen, er solle die Informationen weitergeben, und Han wusste, dass sie zu derselben Schlussfolgerung gelangt war wie er selbst. Die Solos mussten wirklich in diese Kammer gelangen und den Rat auf den neuesten Stand der Dinge bringen.

Han warf den beiden Schülern, die hinter Korr standen, einen vielsagenden Blick zu, bevor er Korr mit einem Nicken bedeutete, mit ihm auf eine Seite des Foyers zu gehen. Korr runzelte die Stirn, folgte ihm aber. Han legte dem Jedi-Ritter einen Arm um die Schulter, ehe er sich dicht zu ihm lehnte, sorgsam darauf bedacht, dafür zu sorgen, dass er von der Tür wegschaute.

»Ich kann nicht sagen, woher genau, aber wir haben diese Informationen aus verlässlicher Quelle.« Han hielt seine Stimme nahezu unhörbar, sodass Korr sich auf ihn konzentrieren musste, anstatt auf das, was hinter ihm geschah. »Staatschefin Daala bereitet sich darauf vor, die Mandos herzurufen.«

Korrs Augen weiteten sich. »Mandalorianer?«, keuchte er. »Superkommandos ?«

Han machte ein verächtliches Gesicht. »Also wirklich!«, sagte er. »Diese Kerle können sich nicht mal auf die Farbe ihrer Rüstung einigen. An denen ist nicht das Geringste super.«

Das entlockte dem normalerweise unerschütterlichen Jedi ein Lächeln. »Abgesehen vielleicht von ihrer Gabe, die Nerven von Jedi überzustrapazieren.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Versucht Daala, uns damit zu provozieren?«

»Das denke ich nicht«, fuhr Han fort. »Diese alte Dame ist bloß verrückt genug zu glauben, dass ein paar hundert Blechbüchsen den Jedi tatsächlich Angst machen könnten.«

Korr äußerte schnaubend seine Meinung zu dieser Möglichkeit - dann vernahm er das leise Klicken eines sich öffnenden Riegels. Er wirbelte gerade rechtzeitig zur Ratskammer herum, um zu sehen, wie Leia eine Tür aufstieß, während die beiden Schüler - ein Mensch und eine Mon Calamari - hinter ihr standen und protestierten, dass es ihnen nicht gestattet war, sie durch diese Tür zu lassen. Korrs Mund klappte vor Überraschung auf, um sich gleich darauf vor Verärgerung wieder zu schließen, ehe sich sein Gesicht schließlich zu einer belämmerten Fratze verzog. Er wandte sich an Han und blickte nur ein ganz klein wenig mürrisch drein.

»Ich wusste, dass sie das tun würde!«

Han klopfte ihm auf die Schulter. »Aber sicher, Jaden.«

»Nun. Ich hätte Sie beide ohnehin reingelassen.« Korr ging zurück zur Tür. »Der Rat muss hiervon erfahren.«

»Ja«, sagte Flan und begleitete ihn. »Ein wenig Aufheiterung tut ihnen bestimmt gut.«

Korr lächelte nicht einmal. »Was ist so lustig an mordenden Mandalorianern. Captain Solo?«

Korr blieb an der Tür stehen, um den beiden Schülern zu versichern, dass niemand von ihnen erwartet hatte, Leia Solo mit Gewalt zurückzuhalten, dann folgten er und Han ihr in die eigentliche Ratskammer, einen hellen Raum von mäßiger Größe, elegant in seiner Schlichtheit, mit einem Kreis hochlehniger Sessel, die von einem rundumlaufenden Transparistahlpanoramafenster umgeben waren, das Besuchern den unterschwelligen Eindruck vermitteln sollte, dass die Meister über der Stadt schwebten. Jeder Platz war mit einer Holokom-Einheit ausgerüstet, um den Meistern, die zufällig nicht im Tempel waren, wenn ein Treffen einberufen wurde, die Möglichkeit zu geben, trotzdem daran teilzunehmen, doch heute waren sämtliche Meister - natürlich mit Ausnahme von Luke selbst - persönlich anwesend.

Und so, wie es aussah, waren sie alle stinksauer. Saba Sebatyne saß reglos in ihrem Sessel; der Blick ihrer geschlitzten Pupillen wanderte von einem Meister zum anderen, während ihre gespaltene Zunge zwischen den Lippen hervorzischte. Cilghal kauerte auf dem Rand ihres Sitzes, die Mon-Calamari-Haut vor Zorn purpurrot angelaufen. Kenth Hamner und Kyle Katarn starrten einander quer über den Kreis mit finsteren Mienen an, während Kyp Durron dastand und tatsächlich mit einer Faust in die Luft schlug. Sein ergrauendes Haar war kurz und ordentlich geschnitten, aber sein zerknittertes braunes Gewand wirkte nach wie vor, als habe er darin geschlafen.

Und Corran Horn. Corran machte ihnen von allen am meisten Angst. Er saß einfach zusammengesunken im Sessel und schaute zu Boden, als würde er versuchen, sämtliche Machtenergie, die er aufbringen konnte, auf diese eine Stelle zu konzentrieren. Han konnte sich kaum vorstellen, wie die aktuelle Debatte ihm zusetzen musste, wie schlimm es für ihn sein musste, in einem Raum mit einem Dutzend der mächtigsten Jedi der Galaxis zu sitzen und ihnen dabei zuzuhören, wie sie stritten - nicht darüber, wie sie seine beiden kranken Kinder aus dem Karbonit rausholen sollten, sondern ob sie denselben Leuten, die Valin und Jysella eingefroren hatten, noch zwei weitere junge Jedi-Ritter ausliefern sollten.

Wäre er an Corrans Stelle gewesen, hätte sich Han nicht einmal in die Nähe der Ratskammer begeben. Er hätte sich irgendwo in einem Lagerhaus verschanzt und geplant, wie er in das GAS-Gefängnis einbrechen würde, in dem seine Kinder gefangen gehalten wurden, um sie wieder zurückzuholen. Doch Corran war schon immer ein gesetzestreuer Bursche gewesen. Selbst jetzt, wo sich die Regierung, der er stets so loyal gedient hatte, gegen seine eigenen Kinder gewandt hatte, war er trotzdem hier und versuchte immer noch, im Rahmen des Gesetzes zu agieren, um die Sache in Ordnung zu bringen. Das war etwas, wozu Han nicht imstande gewesen wäre -tatsächlich konnte er Corran diesbezüglich nicht einmal richtig verstehen, auch wenn er ihn dafür bewunderte. Corran war ein Mann der Prinzipien, und er hielt selbst dann an diesen Prinzipien fest, wenn sie zu einem Dolch in den eigenen Eingeweiden wurden.

Als Leia den Rand des Tagungsbereichs erreichte, blieb sie stehen und faltete ihre Hände vor sich, um schweigend darauf zu warten, dass jemand im Kreis sie zur Kenntnis nahm. Han und Korr taten es ihr gleich. Einen Jedi-Meister mitten in einer Auseinandersetzung mit einem anderen Jedi-Meister zu unterbrechen, war ein guter Weg, mit einem mithülfe der Macht zugehaltenen Mund zu enden. Es mochte vielleicht so wirken, als habe der Rat. sie nicht bemerkt, doch Han hatte an genügend dieser Treffen teilgenommen, um zu wissen, dass jeder Meister im Raum bereits wahrgenommen hatte, dass die Solos kamen, noch bevor Leia an den Schülern vorbeigerauscht war.

Zu Hans Bestürzung diskutierten die Meister allerdings nicht mehr darüber, ob sie sich den Haftbefehlen beugen sollten oder nicht. Sie stritten sieh über etwas, von dem er geglaubt hatte, dass es eine Selbstverständlichkeit sei: ob sie zu Tahiris Gunsten Fürsprache einlegen sollten oder nicht.

». wir verlangen ihre Freilassung«, sagte Kyp gerade. »Tahiri hatte entscheidenden Anteil daran, die Schlacht bei Shedu Maad zu gewinnen. Wäre sie nicht zu uns zurückgekehrt, hätten war unseren gesamten Hangar-Komplex verloren.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob das all die Dinge entschuldigt, die sie im Laufe des Krieges getan hat«, warf Kenth ein. Seine Stimme und sein Gebaren wirkten beherrscht, doch Han brauchte die Macht nicht, um an der Art und Weise, wie er den Blick starr auf Kyle Katarn gerichtet hielt, zu erkennen, dass zwischen den beiden kurz zuvor etwas Schlechtes vorgefallen sein musste. »Sie hat Gilad Pellaeon ermordet.«

»Eine Menge Leute haben im Krieg eine Menge Leute umgebracht«, entgegnete Kyle. Sein Blick wich nicht von Kenths. »Was ist mit Cha Niathal? Sie hat bei Jacens Putsch ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt, und ich wüsste nicht, dass gegen sie irgendwelche Anklagen erhoben worden wären. Daala hat es bloß auf Tahiri abgesehen, weil sie ein deutliches Signal setzen will - ein deutliches Signal, das uns gilt.«

»Ich stimme Meister Katarn zu«, sagte Cilghal. »Staatschefin Daala nutzt den Austritt von Melari und Reeqo, um uns einen

Schuss vor den Bug zu verpassen.«

»Und was jetzt?«, fragte Kyp.

»Das Einzige, was Staatschefin Daala noch mehr Angst macht als ein unabhängiger Jedi-Orden, ist überhaupt kein Orden«, erklärte Cilghal. »Deshalb betrachtet sie die Austritte als Warnung: Wenn sie weiter Druck macht, werden sich die Jedi auflösen und sich als unabhängige Kräfte quer über die gesamte Galaxis verstreuen. Dann wird es niemandem mehr möglich sein, uns zu kontrollieren.«

Kyp lächelte. »Keine schlechte Idee, wenn man näher darüber nachdenkt.«

»Das ist eine sehr schlechte Idee«, knurrte Kenth, der endlich den Blick von Kyle abwandte. »Was sollten wir dann wohl noch erreichen können?«

»Außerdem haben wir immer noch die Dutzenden von Jedi-Rittern, die als Kinder in der Zuflucht versteckt waren«, merkte Cilghal an. »Wenn war uns auflösen.«

»Augenblick mal!«, sagte Kyle und winkte mit beiden Handflächen. »Das war ein Scherz, in Ordnung?«

Cilghals Augen zogen sich unmerklich zusammen, doch sie neigte einfach bloß ihr Haupt. »Natürlich, verzeiht mir!« Sie wandte sich an die anderen Meister. »Wenn war vielleicht Leia hinschicken würden, um die Situation zu erklären.«

»Nein. Wir erklären Daala überhaupt nichts!« Es war Corran, der das sagte, obwohl sein Blick auf den Boden gerichtet blieb. »Das würde implizieren, dass der Orden ihr Rechenschaft schuldig ist - und an dem Tag, an dem es so weit ist, werden es nicht bloß Schüler sein, die dem Orden den Rücken kehren.«

Ein schweres Schweigen senkte sich über den Kreis, als die Meister über seine Worte nachgrübelten. Dann zischte Saba Sebatyne: »Meister Horn hat recht. Der Jedi-Orden ist keine

Thedyklae-Herde. Wir sind Shartuukz.«

Kyp drehte sich in offenkundiger Verwirrung zu ihr um. »Na, sicher«, sagte er. »Was ist ein Shartuuk?«

»Ein Wachtier«, erklärte Saba. »Es beschützt das Lager vor Zo'oxi und Tarnoggz.«

»Oh, das erklärt alles.« Kyp rollte mit den Augen, ehe er fragte: »Und was genau sind Zo'oxi und Tarnoggs?«

»Immer hungrig.« Saba lehnte sich vor und stieß eine Klaue in Richtung des Sichtfensters, wo der silbrige Zylinder des Galaktischen Justizzentrums auf der anderen Seite des Gemeinschaftsplatzes gerade noch zu sehen war. »So wie jeder Tyrann.«

Kyp nickte. »Ah. natürlich.« Er wandte sich wieder an Cilghal. »Wir können Daala gegenüber keine Rechenschaft ablegen. Wir sind die Shartuuks, und sie ist der Zo'oxi.«

»Tarnogg«, korrigierte Saba. »Zo'oxi sind Hautparasiten. Die Shartuukz fressen sie auf.«

»Ich weiß nicht«, sagte Kyp. »Zo'oxi klingt nach einer ziemlich guten Beschreibung für die meisten Politiker, die ich.«

»In jedem Fall«, unterbrach Cilghal ihn, »sind wir die Shartuuks, und Shartuuks sind niemandem Rechenschaft schuldig. Aber wohin führt uns das, was Tahiri betrifft?«

»Nun, sie ist keine Jedi mehr«, sagte Kenth. »Und das bedeutet, dass wir in ihrem Namen nichts fordern können.«

»Nicht, dass Daala uns zuhören würde, selbst wenn wir es täten«, entgegnete Kyle. »Aber wir können und sollten sie unterstützen. Darauf bestehe ich.«

»Genau wie diese hier«, stimmte Saba zu. »Der Orden wird Nawara Ven schicken, um sie zu vertreten.«

». und die Idee in die Köpfe einiger Medienvertreter zu pflanzen, dass mit ihr und Cha Niathal unterschiedlich umgegangen wird«, sagte Kyle. »Vielleicht sollten wir ihnen sogar gewisse Hintergrundinformationen über die Partnerschaft zwischen Niathal und Daala nach der Schlacht von Fondor zuspielen.«

»Gut«, stimmte Corran zu. »Das sollte einen gewissen Druck auf Daala ausüben, Tahiri wieder gehen zu lassen.«

Als niemand widersprach, stieß Kenth ein langgezogenes Seufzen aus. »Einverstanden.«

Zum ersten Mal, seit die Solos den Raum betreten hatten, hob Corran den Blick - und richtete ihn auf Jaden Korr.

»Also, Jedi Korr, vielleicht hättet Ihr jetzt die Güte, uns zu erklären, warum Ihr unsere Anweisungen missachtet und den Solos erlaubt habt, uns zu stören?«

Korrs Gesicht rötete sich, doch er hielt Corrans Blick stand und sagte: »Verzeiht mir, Meister Horn, ich hatte keine andere Wahl.«

»Natürlich nicht.« Es war Korrs ehemaliger Meister, Kyle Katarn, der das sagte. Er wandte sich an Kenth und sagte: »Ich sagte doch, wir hätten diese Zusammenkunft irgendwo anders abhalten sollen, Großmeister Hamner.«

In Kyles Stimme lag gerade genug Sarkasmus, um Kenth dazu zu veranlassen, sichtlich die Zähne zusammenzubeißen. »Nächstes Mal werden wir das«, erwiderte er. »Aber da sie schon einmal hier sind, wärt Ihr vielleicht so freundlich, sie über unsere Entscheidung bezüglich der Haftbefehle zu unterrichten?«

Hans Herz machte einen Satz. »Was?« Er trat vor, ohne nachzudenken - bis Leia ihn am Arm packte und ihn zurückhielt. »Ihr habt bereits entschieden?«

»Ich fürchte ja«, antwortete Kyp. Er ging quer durch den

Kreis auf Han zu. »Und die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen.«

»Aber ihr habt sie noch nicht ausgeliefert, richtig?«, fragte Han. Seine Verzweiflung wuchs. Wenn Kyle Katarn Kenth sogar in der Abgeschiedenheit der Ratskammer als Großmeister ansprach, dann hingen Bazel und Yaqeel schon so gut wie bei Daala an der Wand. »Es gibt da etwas, das ihr wirklich zuerst wissen solltet.«

»Das bezweifle ich doch sehr«, meinte Kenth. Er nahm einen tiefen Atemzug, dann erhob er sich und schritt quer durch den Kreis. »Han, Leia, ich weiß, wie sehr ihr euch um all unsere leidgeplagten Jedi-Ritter sorgt, und ich denke, ich verstehe sogar den Grund. Aber Luke ist im Moment nicht hier, deshalb müsst ihr die derzeit herrschende Befehlskette beachten. Euer Verhalten fängt an, sich nachteilig auszuwirken, und wird keine unserer Entscheidungen ändern.«

»Das hier aber möglicherweise schon«, sagte Leia. Als sie Han losließ und sich anschickte vorzutreten, lag so viel unterdrückte Wut in ihrer Stimme, dass Han ihren Arm ergriff. »Wir haben soeben erfahren, dass Daala eine Kompanie Mandalorianer anheuern will.«

Kenth blieb drei Schritte vor ihr abrupt stehen. »Wann?«

»Das wissen wir noch nicht«, ergriff Han das Wort. So wütend er auch auf Kenth sein mochte, musste er die Disziplin und Konzentration des Mannes dennoch bewundern. Er verschwendete keine Zeit damit, ihre Aussage in Zweifel zu ziehen, und er stellte keine dämlichen Fragen wie: Wegen uns? Er kam einfach gleich zum Wesentlichen. »Sie ist noch dabei, das Geld zusammenzubekommen. Aber sie meint die Sache ernst.«

»Ich verstehe. Könnt ihr uns sonst noch etwas dazu sagen?«

»Ich fürchte nein«, antwortete Leia. »Aber unsere Quelle hat versprochen, uns auf dem Laufenden zu halten. Wir werden alles weitergeben, was uns zu Ohren kommt, sobald es so weit ist.«

»Vielen Dank«, sagte Kenth, ohne sich die Mühe zu machen, nach der Identität ihrer Quelle zu fragen - oder die Verlässlichkeit der Quelle anzuzweifeln. Er wandte sich wieder dem Kreis der Meister zu. »Offensichtlich gibt es noch etwas anderes, über das wir uns.«

»Hey, wartet mal einen Moment!«, sagte Han. »Was ist mit Barv und Yaqeel? Diese Neuigkeit muss ihre Situation doch verändern.«

Kenth blieb stehen, schaute einen Augenblick lang zur Decke empor und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass es das tut.« Er ließ den Blick über die übrigen Meister schweifen. »Hat sonst noch jemand das Gefühl, dass es nötig ist, unsere Entscheidung bezüglich der Haftbefehle noch einmal zu überdenken?«

Die Meister schüttelten allesamt ihre Köpfe - sogar Corran Horn.

»Das kann nicht euer Ernst sein!«, protestierte Han. »Ihr könnt sie ihnen nicht einfach ausliefern!«

Der erste Hinweis darauf, dass Han die Situation vollkommen falsch gedeutet hatte, war ein lautes, zischendes Geräusch aus der unmittelbaren Umgebung von Saba Sebatynes Stuhl.

»Oh, Captain Solo!« Sie schlug mit einer großen, schuppigen Hand auf ihr Knie, ehe sie raspelte: »Sie sind so leicht hinters Licht zu führen!«

Han runzelte die Stirn und wandte sich an Leia, die bloß die Hände ausbreitete und sogar noch verwirrter wirkte, als er

selbst es war.

Nach einem Moment sagte Kenth: »Der Rat ist zu einer. Übereinkunft gekommen, von der wir alle hoffen, dass sie für den Jedi-Orden und die Patienten das Beste ist.« Er wandte sich an Saba. »Meisterin Sebatyne, vielleicht wärt Ihr so gütig, den Solos zu erklären, worum der Orden sie ersuchen möchte.«

Saba neigte ihr gepanzertes Haupt. »Natürlich, Großmeister Hamner.« Sie schaute auf und wandte sich dann an Leia. »Jedi Solo, der Rat wünscht, dass du dich mit Königinmutter Tenel Ka in Verbindung setzt. Wir müssen sie um einen sehr großen Gefallen bitten.«