KAPITEL
19

 

 

Rachel hob die Hand, um ihre Augen vor dem blendenden Glanz der Mittagssonne zu schützen. Sie stand oben auf einem Hügel und blickte auf eine geschäftige Gruppe weißgekleideter Männer hinab. Sie eilten tief unter ihr wie Ameisen umher und sangen heilige Lieder, während sie arbeiteten. Ein Anflug von Furcht überkam sie. Gott zu spielen …

»Ich weiß, was ich tue, Aktariel.«

Sie kämpfte gegen das ansteigende Gefühl der Verzweiflung an, als sie auf die singenden heiligen Männer hinabschaute. »Nein«, murmelte sie dann. »Die Zeit ist falsch. Vielleicht später.«

Rachel hob die Hand, und ein schwarzer Wirbel entstand aus dem Nichts. Sie schlüpfte von einer Leere zur nächsten und verwischte dabei sorgfältig ihre Spuren. Doch tief in ihrem Innern beunruhigte sie das Wissen, daß sie bei aller Geschicklichkeit niemals besser sein würde als er.

Sie beeilte sich, sprang vorwärts und rückwärts durch die Zeit, bis sie sich zwischen den multiplen Ebenen fast verirrte.

 

Jason Woloc saß angespannt auf dem Kommandosessel der Sargonid, die Augen auf den Frontschirm gerichtet, wo sich Horeb wie eine orangefarbene Kugel drehte. Zwei Drittel des Planeten lagen im Sonnenlicht, der Rest war in Dunkelheit getaucht. Woloc war ein mittelgroßer Mann mit rundem Gesicht, großen, braunen Augen, einer krummen Nase und honigblonden, kurzgeschnittenen Haaren. Die purpurne Uniform spannte sich über seiner muskulösen Brust und den breiten Schultern.

Auf der Brücke herrschte unheilvolle Stille. Amirahs Nachricht hatte sie alle in einen Zustand zwischen Wut und Panik versetzt. Ganz besonders Woloc. In der letzten Stunde hatte er zweimal dicht davor gestanden, sich einfach einen Jäger zu schnappen und selbst eine Suchaktion zu starten.

Er holte tief Luft und konzentrierte sich auf die Brücke. Der ovale Raum war in zwei Ebenen angeordnet. Acht Offiziere saßen paarweise an ihren Konsolen. Die obere Ebene war dem Kommandosessel mit seinen Kontrolleinrichtungen und Interkomanlagen vorbehalten. Unter ihm saßen die Offiziere in vier Nischen längs der Wand. Über ihnen bildeten dreißig Bildschirme einen Kreis von dreihundertsechzig Grad. Mit einem Blick konnte Woloc den Zustand jeder Sektion des Schiffes überprüfen. Geistesabwesend registrierte er, daß die Messe auf Deck zwei noch immer renoviert wurde.

»Sir?« rief Orah Pike, der rothaarige Navigationsoffizier. »Ich habe eine Meldung von Ingenieur Rad. Er sagt, sie hätten den ungefähren Ursprungsort der Sendung des Captains herausgefunden.«

»Legen Sie ihn hierher.«

»Jawohl, Sir. Schirm vier.«

Jason drehte den Sessel und schaute auf den kleinen Bildschirm an der Wand links neben ihm. Rads Gesicht tauchte auf dem Schirm auf. Es wirkte im grellen Licht des Maschinenraums bleich und zeigte deutlich, daß er sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert hatte.

»Woher, Rad?«

»Wir haben gemischte Signale empfangen, Sir. Es scheint drei mögliche Ursprungsorte zu geben: Horeb, den Planeten Sinai und den Asteroidengürtel, der sich zwischen dem zehnten und elften Planeten befindet. Sinai erscheint am wahrscheinlichsten.«

Jason strich sich nachdenklich über das Kinn. Unter den Brückenoffizieren hatte sich leises Gemurmel erhoben. Sinai war eine kleine Welt mit giftiger Atmosphäre und zudem von Höhlen durchzogen wie ein Schweizer Käse. »Sind Sie sicher, Rad?«

Der Ingenieur nickte. »Ja, Sir.«

»Haben Sie eine präzise Peilung des Punktes auf Sinai?«

»Nein. Bei den elektromagnetischen Störungen auf diesem Planeten läßt sich das unmöglich genau feststellen. Und wenn sie den Captain im Planeteninnern festhalten, kann die Sendung tausendfach reflektiert worden sein, bevor sie die Oberfläche erreichte.«

»Sind schon irgendwelche Lösegeldforderungen eingegangen?«

»Bisher nicht.«

»In Ordnung, Rad. Danke. Halten Sie mich weiter auf dem laufenden. Woloc Ende.«

Er unterbrach die Verbindung und sah die Brückenoffiziere fragend an. »Nun, was halten Sie davon?«

Pirke schwang mit seinem Sessel herum und zuckte die Achseln. »Sinai ist ein perfektes Versteck. Wenn sie dort ist, brauchen wir selbst mit unseren besten Geräten Stunden, um sie aufzuspüren.«

Gever Hadash, die Funkoffizierin, rieb sich das schmale Gesicht. »Ich glaube, es ist eine List, Sir.« Ihre grünen Augen blitzten berechnend. »Ein kleines, tragbares Störgerät würde schon ausreichen, um das Signal abzulenken. Und wie hätte man sie überhaupt von Horeb fortbringen sollen?«

Jason betrachtete stirnrunzelnd den Frontschirm. Seine Gedanken überschlugen sich. »Was ist mit dem Jäger, den die Hammadi zerstört hat? Wäre es möglich …«

»Auf keinen Fall«, erklärte Pirke bestimmt. »Der ist nie gelandet.«

»Aber«, wandte Hadash ein, »der Jäger könnte ein Störmanöver gewesen sein, um unsere Aufmerksamkeit von einem kleinen Schiff abzulenken, das auf der anderen Seite des Planeten startet.«

Jasons Pulsschlag beschleunigte sich. »Wie sollte so ein Schiff den Scannern von fünf Kreuzern entkommen?«

»Ich weiß nicht«, meinte Hadash achselzuckend. »Aber wenn sich zu dem Zeitpunkt alle Kreuzer auf einer Seite des Planeten befanden, wäre es möglich.«

»Überprüfen Sie die Positionen jedes magistratischen Schiffes während der zwei Stunden, die zwischen dem Auffinden der Leichen von Richert und Tolemy und der Meldung des Captains liegen.«

»Jawohl, Sir.« Pirke tippte den erforderlichen Befehl ein.

Unterdessen sah Hadash Jason ernst an. Ihr schmales Gesicht wirkte noch fuchsähnlicher als sonst. »Es ist Ihnen doch klar, daß man mindestens zwei Kreuzer braucht, um die Höhlen und Schlupfwinkel auf Sinai gründlich zu überprüfen. Drei wären noch besser. Und selbst dann dauert es Stunden.«

»Was schätzen Sie ungefähr?«

»Mit zwei Kreuzern? Vier oder fünf Stunden, mindestens.«

»Und mit drei Kreuzern?«

»Vielleicht zwei Stunden.«

Jason rieb sich die verspannten Muskeln im Nacken. Langsam bekam er Kopfschmerzen. Er wollte gerade etwas sagen, da drehte sich Pirke mit gerunzelter Stirn um.

»Was ist?«

»Gegen sechzehn Uhr, als dieser Jäger zwischen uns und der Marburg hindurchschoß, gab es auf der anderen Seite des Planeten eine schmale Ortungslücke, die genau auf Sinai gerichtet war. Gever hat recht. Ein kleines Schiff hätte entkommen können.«

Jason beugte sich vor. »Hadash, verbinden Sie mich sofort mit den Captains Williamson und Stein. Wir müssen Sinai …«

Die Kom-Aura legte sich als goldener Halo um Hadashs Kopf. Sie schaute einen Moment geistesabwesend zur Decke und drehte sich dann um.

»Gouverneur Ornias wünscht Sie zu sprechen, Sir.«

»Legen Sie ihn auf den Schirm. Wir wollen das schnell hinter uns bringen.«

Das gebräunte Gesicht des Gouverneurs erschien auf dem Schirm. Ein selbstzufriedenes Lächeln spielte um seine Lippen. Er stand mitten in der Ratskammer und trug ein Gewand aus viridianischer Seite mit eingewebten Silberfäden.

»Guten Abend, Lieutenant Woloc.«

»Guten Abend, Gouverneur. Ich nehme an, Sie haben Calas noch nicht gefaßt?«

Ornias grinste. »Tatsächlich? Nun, da irren Sie sich. Ich habe sowohl Calas als auch seine Frau. Sybil Calas ist schwer verletzt. Doch ich glaube, mit Ihrer hervorragenden Ausrüstung werden Sie sie in zwei bis drei Tagen wieder auf die Beine bringen. Wann sollen wir die beiden heraufschicken?«

Jasons Kiefer spannten sich. Die Magistraten hatten die sofortige Rückkehr der Sargonid nach Palaia angeordnet, sobald Calas sich in ihrer Gewalt befand. Und dieser Befehl trug die höchste Prioritätsstufe, was bedeutete, daß er durch keinen Notfall außer Kraft gesetzt werden konnte.

»Was Calas’ Frau betrifft, Gouverneur, können Sie sie noch sechs Stunden am Leben erhalten?«

Ornias zog eine Braue hoch. »Ich dachte, die Magistraten hätten es sehr eilig, Lieutenant.«

»Ja, Gouverneur, das ist richtig. Allerdings hat uns die Entführung unseres Captains in eine Situation gebracht …«

»Ich bin mir Ihrer Probleme durchaus bewußt, Lieutenant Woloc. Trotzdem müssen Sie verstehen, daß mit jeder Minute, die ich Calas in meinem Palast festhalte, die Spannungen hier auf Horeb steigen. Seine Anhänger planen mit Sicherheit einen Rettungsversuch. Und ich möchte nicht verantwortlich gemacht werden, falls sie damit Erfolg hätten.«

»Ich verstehe, Gouverneur. Trotzdem, wenn Sie Sybil Calas noch ein paar Stunden versorgen könnten, hätten wir die Chance.«

»Vielleicht reden wir ja aneinander vorbei, Lieutenant«, meinte Ornias. »Mikael und Sybil Calas obliegen jetzt Ihrer Verantwortung. Warum holen Sie sie nicht an Bord und suchen dann nach Ihrem Captain?«

Jasons Finger spannten sich um die Armlehnen des Sessels. Er konnte diesem großspurigen Gouverneur auf keinen Fall erzählen, daß seine Befehle ihn verpflichteten, auf der Stelle abzureisen, sobald Calas sich an Bord befand.

»Bitte bereiten Sie Calas und seine Frau auf den Transport vor, Gouverneur. Wir werden eines unserer Versorgungsshuttles umleiten, um sie aufzunehmen.«

Ornias lächelte ölig. »Es wird alles vorbereitet sein.«

Der Schirm erlosch.

Jason knirschte mit den Zähnen. Seine Offiziere blickten ihn fragend an. Oh, Amirah, verzeih mir.

»Pirke, setzen Sie Kurs nach Palaia«, befahl er. »Hadash, rufen Sie Williamson und Stein an. Ich bin sicher, sie werden die Suche nach Captain Jossel mit der gleichen Sorgfalt durchführen wie wir selbst.«

»Aber, Sir!« wandte Pirke ein.

Jason hob die Hand. »Uns bleibt keine Wahl, Lieutenant. Machen Sie weiter, Hadash.«

»Jawohl, Sir«, flüsterte Gever, als sie sich ihrer Konsole zuwandte.

Jason beobachtete, wie Pirke den Kurs eingab, und ließ sich in Amirahs Sessel zurücksinken. Er spürte die weiblichen Konturen, die sich in die Polsterung eingegraben hatten. Es war fast so, als würde sich ihr Körper gegen ihn pressen.

Er biß die Zähne zusammen und kämpfte gegen die wachsende Verzweiflung an.

 

Yosef wischte sich die feuchten Handflächen an seinem Tarnanzug ab und spähte um die Ecke einer Kiste. Hinter ihm drückte sich Ari in die Schatten. In den letzten zwei Stunden hatte Ornias die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Verladedock derart verschärft, daß ihnen kaum noch Platz zum Luftholen blieb. Sie waren hereingeschlüpft, als mehrere Wachen nach draußen liefen, um nachzuschauen, was es mit dem plötzlichen Lärm außerhalb des Palastes auf sich hatte. Doch sie waren rasch zurückgekommen. Und jetzt schwärmten überall graugekleidete planetare Marines umher und bewegten sich durch den Irrgarten aus Kisten und sonstigen Versorgungsgütern auf dem Landeplatz zwischen den vier magistratischen Schiffen.

Yosef drehte sich um. »Ari, diese Schiffe sind immer noch da. Was meinst du, was sie vorhaben?«

Ari blinzelte ihn an. Das graue Haar stand in allen Richtungen von seinem Kopf ab. »Was für Schiffe?«

»Heiliger Himmel!« zischte Yosef. »Du hast sie dir erst vor zehn Minuten angeschaut. Brauchen deine Gehirnzellen schon wieder eine Starthilfe?«

Ari kroch ein Stück vorwärts. Der mit Büchern gefüllte Rucksack ließ ihn wie einen Buckligen erscheinen. Er peilte angestrengt durch den Nieselregen. »Ach, diese Schiffe.« Er seufzte mürrisch und wollte zu seinem Platz zurückkriechen.

Ari packte seinen Arm und zog ihn herum. »Was glaubst du, warum sie hier sind?«

»Wahrscheinlich hängt das mit dem Captain zusammen, der verschwunden ist.«

»Was für ein verschwundener Captain?«

»Jossel, oder wie sie hieß, von der Sargonid.«

»Wo hast du das denn aufgeschnappt?«

Ari machte eine abschätzige Handbewegung. »Bei diesem dusseligen Ladearbeiter, der vorhin hier herumgekramt hat. Er hat es seinem Begleiter zugeflüstert. Ich …« Ari verstummte; sein Blick schweifte ins Leere. Er schnitt eine Grimasse und rieb sich den Rücken. »Weißt du, daß mein Steißbein nicht mehr so weh getan hat, seit Agnes unbedingt diese verzwickte Kamasutra-Position ausprobieren …«

»Ach du lieber Himmel! Was hat dieser Arbeiter über Jossel gesagt?«

»Was für ein Arbeiter? Ach so … Oh, nicht viel. Nur daß sie von Terroristen entführt worden ist.«

Yosef blickte Ari fragend an und kratzte sich am Kinn. »Es gibt hier keine Terroristen. Es sei denn, man bezeichnet Mikaels Rebellen so. Meinst du, Jehu oder Sammy sind entkommen?«

»Nein. Die Marines haben alle wichtigen Leute eingesammelt.«

Yosef nickte. Er und Ari hatten die gewaltsame Räumung beobachtet. Sie hatten sich in den Felsen außerhalb der polaren Kammern versteckt und das Schiff gesehen, das Mikael und Sybil fortgebracht hatte. Danach hatten sie sich den Flüchtlingen angeschlossen, die zu den kleinen Schiffen eilten. Nur hatten sie ihr eigenes Schiff zu jenen Felsen gesteuert, die den Palast umgaben. Yosefs Knie schmerzten noch immer von der Kletterei durch die Hügelkette.

Er beugte sich etwas weiter vor und warf abermals einen Blick auf den Verladeplatz. Eine Art Wachablösung war dort im Gange. Die Marines zogen sich langsam und murrend zurück und bedachten die magistratischen Soldaten, die jetzt dort aufzogen, mit abschätzigen Blicken.

»Wenn ein Captain entführt wurde, ist Jehu vielleicht doch entkommen.«

»Bah!« knurrte Ari. »Selbst wenn er es geschafft hätte, konnte er unmöglich früh genug hier sein, um sich Jossel zu schnappen. Dieser zahnlose Arbeiter meinte, sie würde schon seit sechs Stunden vermißt.«

Yosef riß die Augen auf, als sich ein magistratischer Soldat einem der Marines anschloß und genau auf ihre Kistenreihe zuging. »Jemand kommt hierher!«

Ari erhob sich, schlich auf Zehenspitzen die Reihe entlang und bog an ihrem Ende in eine dunkle Sackgasse ein, die von sehr großen Kisten gebildet wurde. Jede der Kisten war mit einem auffälligen roten Dreieck gekennzeichnet. »Da hast du uns ja was Schönes eingebrockt«, beklagte sich Ari. »Schau dir an, wo du uns hingeführt hast.«

»Hör auf zu jammern. Heb lieber den Deckel von der Kiste dort.«

»Aber wir wissen doch gar nicht, was darin ist.«

»Wen interessiert das schon? Beeil dich!«

Ari zog das Messer aus seinem Gürtel und machte sich an dem Deckel zu schaffen. Mit einem Knirschen öffnete sich die Kiste schließlich ein wenig.

»Hilf mir«, rief Ari leise. Yosef trottete zu ihm hinüber und stemmte sich mit aller Kraft gegen den schweren Deckel. Das verdammte Ding schien eine Tonne zu wiegen. Woraus bestand es nur? Aus Blei?

»Beeil dich. Wir müssen uns darin verstecken.«

Ari schob sein Messer in die Scheide zurück und verschränkte die Hände zu einer Räuberleiter. Yosef setzte einen Fuß darauf und stemmte sich hoch. Als er fast oben war, zitterten Aris Arme so stark, daß er kopfüber in die Kiste rutschte. Die röhrenförmigen, dicht gepackten Kanister am Boden der Kiste klirrten, als er darauf landete. Ari kletterte eilig über die Kante und landete auf Yosef. Hastig zog er den Deckel über die Öffnung.

»Verschwinde aus meinem Gesicht«, knurrte Yosef wütend und schlug nach Aris knochigem Hinterteil.

»Pst! Sie kommen.«

Yosef erstarrte mitten in der Bewegung, als sich schwere Stiefelschritte näherten.

»Ja«, sagte einer der Offiziere mit tiefer Stimme. »Das sind die Kisten. Verladen Sie sie rasch ins Shuttle. Lieutenant Woloc hat ihnen höchste Priorität zugeordnet.«

Es folgte eine kurze Pause, dann wurde heftig an der Kiste gerüttelt.

»Verdammt, Corporal! Lassen Sie das!« befahl die tiefe Stimme des Offiziers. »Bringt euer Gouverneur euch denn überhaupt nichts bei? Wenn Sie so mit den Kisten umgehen, können Sie den halben Planeten in die Luft jagen. Sehen Sie diese roten Dreiecke? Das Symbol bedeutet, daß der Inhalt hochexplosiv ist.«

Yosef sah, wie Ari sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug, während seine Lippen ein stummes Gebet formten. Yosef warf einen vorsichtigen Blick auf die Kanister. In den letzten Sekunden schienen sie plötzlich eine bösartige Persönlichkeit entwickelt zu haben. Er konnte regelrecht spüren, wie sie ihn angrinsten.

»Kippen Sie diese Kiste um nicht mehr als fünfundvierzig Grad, Corporal, oder Sie …«

»Und warum hat mir das vorher niemand gesagt?«

»Seien Sie einfach nur vorsichtig!«

Die Schritte des einen Mannes entfernten sich, während der andere unterdrückt fluchte. Ein paar Minuten später näherte sich das Brummen eines Ladegerätes, und die Kiste wurde sanft angehoben.

Ari verdrehte den Hals, um einen mörderischen Blick auf Yosef zu werfen. Dann streckte er einen Arm aus und verdrehte Yosefs Ohr. Yosef mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. In Notwehr streckte er seine knochigen Finger aus und stieß sie in Aris Schritt. Funk stöhnte auf und ließ Yosefs Ohr los.

Nachdem das Ladegerät sie eine Weile transportiert hatte, setzte es die Kiste schließlich sanft ab. Stimmen wurden laut, die in intergalaktischer Sprache Anweisungen erteilten. Schritte und metallisches Klirren ertönten. Schließlich schob jemand die Kiste über eine glatte Oberfläche, bis sie leicht gegen eine Wand stieß.

Die beiden Männer lauschten so angestrengt auf jedes Wort, daß es ihnen fast wie ein Donnerschlag erschien, als sich die Schleusentür schloß. Stille legte sich über sie.

Yosef schaute zu Ari hinüber. Er konnte ihn kaum sehen, hörte aber den schweren Atem des Freundes. Das Shuttle bewegte sich. Sie spürten, wie es vom Boden abhob. Die Andruckkräfte preßten sie gegen die Kistenwand, als das Schiff beschleunigte.

»Lieber Himmel«, flüsterte Ari.

 

Aktariel trat auf den öden, roten Staubball hinaus. Er stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete die windgepeitschte Wüste. Sorge und Erschöpfung erfüllten ihn. Es gab wichtige Dinge zu erledigen. Für diese Suche konnte er keine Zeit erübrigen!

»Wo bist du, Rachel?« rief er aus. »Was hast du vor?«

Ein Staubsturm tobte über die fernen Ebenen; rote Wirbel tanzten über das von der Sonne ausgedörrte Land. Mit einer wütenden Bewegung packte Aktariel sein Mea und konzentrierte sich. Er hatte nicht genug Zeit, um ihrer Spur zu folgen! Es gab zu viele mögliche Universen, um sie alle abzusuchen!

Sein jadegrüner Mantel bauschte sich auf, als er in die Leere zurückschritt.

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
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