werden, entschied ich mich für die Tür, die laut Aufschrift zum Dach führte.
Als ich hinaus in die Nacht trat, fegte mir ein heulender Wind um die Ohren, der sofort unter meine Kleidung drang, sodass ich schon nach wenigen Sekunden zu frieren begann. Erschüttert stellte ich fest, dass es auf dem Dach des O’Halloran Tower nur ein trostloses Kiesbett und ein paar rostige Lüftungsabzüge gab, aber nichts, was mir Rettung versprach. Zumindest konnte ich keine Hubschrauber entdecken, die darauf warteten, mich mit meiner Beute in Sicherheit zu bringen.
Als Provinzei aus San Romita hatte ich noch nie etwas für hohe Gebäude übrig gehabt und fühlte mich in derart luftiger Höhe entsprechend unwohl. Die Tatsache, dass ich ganz Nocturne City überblicken konnte und mich so fühlte, als könnte jeden Moment Bruce Willis um die Ecke stürmen, um eine seiner mörderischen Hochhaus-Szenen für „Stirb langsam 37“ zu drehen, ließ meine Knie noch weicher werden.
Über mir glitt der Kegel eines Suchscheinwerfers über den Himmel von Waterfront, und in der Ferne konnte ich einen Polizeihelikopter über Cedar Hill kreisen hören. Aus dem schwindelerregenden Abgrund unter mir stieg der Straßenlärm empor. Durch die Schluchten der Großstadt verstärkt, war die Geräuschkulisse so beeindruckend, dass es sich fast so anfühlte, als würde ich mitten auf einer Kreuzung stehen.
Der einzige Weg von diesem Dach schien eine kleine und alles andere als vertrauenerweckende Leiter zu sein, die über die Dachkante hinweg in die Tiefe führte. Ich riskierte einen Blick hinunter und bestaunte ehrfurchtsvoll die glatte Oberfläche des Towers, die bis auf wenige erleuchtete Bürofenster vollkommen im Dunkeln lag. Neben der Leiter verlief eine dünne Stange nach unten, und zehn Meter unter der Dachkante bemerkte ich einen Sims, der allerdings nicht viel breiter war als mein Fuß.