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Im Fahrstuhl zog Shelby ihren Blazer aus und stopfte ihn als runde Kugel unter den Arm. Mit ihrer eher altmodischen Bluse und dem Gürtelholster sah sie nun aus wie eine geistesgestörte Bibliothekarin, die am helllichten Tag mit einer Knarre durch die Gegend läuft. „Glaub mir, Luna, wir können froh sein, dass wir mit einem einfachen Mittagessen davonkommen“, sagte sie. „Als ich Patrick das letzte Mal einen neuen Freund vorgestellt habe, bestand er darauf, ihn mit zur Entenjagd zu nehmen. Dreimal darfst du raten, wer dann mit einer Ladung Vogelschrot im Schienbein wiederkam.“

„Wow! Ein Unfall?“

„Das konnte nicht richtig geklärt werden“, antwortete Shelby und starrte nachdenklich auf die Etagenanzeige des Fahrstuhls. Erst nach einigen Augenblicken schien sie wieder aus ihren Gedanken aufzutauchen.

„Tut mir leid.“

„Was tut dir leid?“, hakte ich nach. „Wenn es wegen Vera ist … Glaub mir Shelby, ich hab mich dran gewöhnt, dass die Leute wie Arschlöcher reagieren, wenn sie mitkriegen, dass ich eine Werwölfin bin. Und was deinen Onkel angeht – seine Präsenz ist sicherlich überwältigend, fast erdrückend, würde ich sagen, aber ich hab schon schlimmere Typen erlebt. Viel schlimmere.“

„Das meine ich nicht“, sagte Shelby. „Es ist … ach, vergiss es.“

Da ich nicht wusste, was ich ihr darauf hätte antworten sollen, schwieg ich einfach. Wahrscheinlich war es ihr peinlich, dass ich sie so gesehen hatte – dass ich hinter die Fassade des rechthaberischen Detective geschaut und dort das kleinlaute Mädchen im Kreis seiner bizarren Familie erlebt hatte. Ich kannte dieses Gefühl gut, weil es mir genauso ergangen war, als ich noch zu Hause gewohnt hatte. Mit einem Trinker als Vater und einer der Welt entrückten Frau als Mutter hatte auch ich damals heftig zu knabbern gehabt, und mich immer wieder dafür geschämt, dass ich trotz aller Anstrengungen nicht in der Lage gewesen war, ein normales Leben zu führen.

Wir hielten kurz auf der fünfundzwanzigsten Etage, und ein Mann, der so groß und breit war, dass ich mich neben ihm wie eine Zwergin fühlte, betrat den Fahrstuhl.

„Shelby!“, rief der Riese. „Mädchen, warum hast du mir nicht gesagt, dass du vorbeikommst?“

Ein Ausdruck von Panik huschte über Shelbys Gesicht. „Ich dachte … ich dachte, du wärst auf Reisen, Onkel Seamus“, stammelte Shelby mit einem verlegenen Lächeln.

„Das könnte dir so passen, was, Kleine? Erzähl, was treibt dich hierher?“ Als Shelby zögerte, fiel sein Blick auf mich. „Oh Mann, wo habe ich nur meine Manieren gelassen?“, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. „Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Seamus O’Halloran. Ich leite diesen Laden.“

„Angenehm. Mein Name ist Luna Wilder, ich bin Shelbys Partnerin auf dem 24. Revier.“ Ich schüttelte seine Hand und hatte eigentlich einen ähnlich behutsamen Händedruck wie den von Patrick erwartet, aber das Gegenteil war der Fall – Seamus zerquetschte förmlich meine Finger. Ich zuckte reflexartig zusammen und versuchte meine Hand zurückzuziehen, aber er grinste bloß und machte keine Anstalten, seinen Griff zu lockern. Leicht verärgert erwiderte ich den Druck und ließ ihn die Kraft der Wölfin spüren.

„Ganz schöner Griff!“, sagte er schließlich und ließ meine Hand los. „Nett, mal eine so gut aussehende Beamtin kennenzulernen. Sie heben das Niveau des NCPD ganz gewaltig, meine Liebe.“

Während ich mir ein Lächeln abrang, musterte ich Seamus und erkannte, woher Shelby ihre skandinavisch anmutenden Züge hatte. Seamus hatte kräftiges weißblondes Haar, das über einem starken, lebendigen Gesicht mit leicht rötlicher Hautfarbe und stahlblauen Augen thronte. Er war von untersetzter, aber riesenhafter Statur. Kurzum: ein Mann, mit dem man sich lieber nicht anlegte.

„Patrick hat Luna und mich zum Mittagessen eingeladen“, erklärte Shelby, woraufhin Seamus schallend lachte.

„Passen Sie lieber auf Ihren Ringfinger auf, Detective“, sagte er zu mir. „Patrick ist der einzige O’Halloran, der sich noch nicht gebunden hat. Eine so bezaubernde Frau wie Sie zu lange in seiner Gesellschaft zu belassen ist so, als würde man einem ausgehungerten Dobermann ein Steak vor die Nase halten.“

„Bei allem Respekt, Mr O’Halloran, aber ich schätze es nicht besonders, mit einem Stück Fleisch verglichen zu werden“, sagte ich relativ freundlich. „Das habe ich schon ganz anderen Leuten mit ein paar Faustschlägen ausgetrieben.“

Totenstille breitete sich im Fahrstuhl aus. Shelby machte den Eindruck, als würde sie sich jeden Moment auf ihre hässlichen Schuhe erbrechen. Seamus hingegen fixierte mich mit einem bohrenden Blick aus seinen harten Augen, während sein Gesicht vor Wut knallrot anlief.

Ich hielt seinem Blick zwar stand, merkte aber, wie sich langsam ein hämmernder Schmerz in meinem Kopf breitmachte. Anscheinend war die Massierung an Hexen, magischen Kräften und Zaubermarkierungen im Gebäude der O’Halloran Group einfach zu viel mich. Selbst mit dem Koffein von ein paar Tassen Kaffee würde ich diesen heftigen Kopfschmerz nur mit Mühe vertreiben können. Da Seamus’ Gesichtsausdruck mit jeder Etage wütender zu werden schien, versuchte ich, mich damit zu trösten, dass ich in den Genuss von bezahltem Krankenurlaub kommen würde, wenn Seamus jetzt tatsächlich ausrasten und auf mich einschlagen würde. Urplötzlich setzte er aber ein Grinsen auf, und es schien, als würde sich die Gewitterfront auf seinem Gesicht verziehen. „Mein lieber Scholli!“, stieß er mit donnernder Stimme hervor und klopfte mir dabei auf die Schulter. „Große Klappe, großer Auftritt, was? Sie haben eine ganze Menge Mumm in den Knochen, mein Mädchen. Recht so.“

Als der Fahrstuhl endlich die Lobby erreichte, konnte man Shelby ihre Erleichterung förmlich ansehen. „Gott sei Dank!“, murmelte sie, drängelte sich durch die Traube von Anzugträgern, die vor den Aufzügen warteten, und stiefelte schnurstracks zum Treppenhaus der Parkgarage.

„Nichts für ungut wegen meines Kommentars, Miss Wilder“, sagte Seamus. „Ganz offensichtlich sind Sie eine Frau, die ihren schlauen Kopf fest auf den Schultern trägt und sich niemals von meinem kleinen Trottelbruder einwickeln lassen würde.“

Dann kramte er eine Visitenkarte hervor und schrieb mit einem goldenen Kugelschreiber eine Nummer auf die Rückseite. „Wenn Sie irgendwann mal meine Hilfe benötigen sollten, rufen Sie mich einfach auf meiner Privatnummer an, und ich werde sehen, was ich tun kann.“

„Danke“, sagte ich kurz und stolperte gerade noch rechtzeitig aus dem Fahrstuhl, um nicht von den sich schließenden Türen erfasst zu werden. Meine ganze Schulter glühte. Die flammende Magie, die Seamus beim Schulterklopfen auf mich übertragen hatte, löste einen sonderbaren Schmerz in mir aus. Es bestand kein Zweifel daran, dass er ein unglaublich mächtiger Casterhexer war. Trotz meines äußerlich coolen Auftretens hatte er mir eine Heidenangst eingejagt, und ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als endlich aus diesem verdammten Bürogebäude verschwinden zu können.

Auf dem Weg zur Parkgarage lief ich beim Durchqueren der Lobby an einem kleinen Cafe namens Koffe Kart vorbei und kaufte mir einen großen Latte Macchiato. Ganz bewusst verzichtete ich auf meinen geliebten Schuss Haselnussaroma, denn in diesem Moment wollte ich einfach nur wach werden und das unangenehme Gefühl abschütteln, das all die Zauber und Wächtermarkierungen des Gebäudes in meinem Kopf und meinem Bauch verursacht hatten.

Plötzlich klingelte mein Telefon. „Wo steckst du?“, fragte Shelby vorwurfsvoll. „Wir warten an der Parkbucht vierzig auf Ebene eins, okay?“

„Nur die Ruhe, ich komm ja schon. Kannst Patrick sagen, dass Seamus schuld ist. Er musste mir nämlich unbedingt noch seine Privatnummer aufschreiben.“ Kaum hatte ich meinen Satz beendet, begann Shelby mich hysterisch quiekend mit Vorwürfen zu überschütten. Rasch klappte ich mein Handy zu und dachte zufrieden grinsend an das Besetztzeichen in ihrem Ohr und an ihr puterrotes Gesicht. Vielleicht würde es ja doch noch ein ganz akzeptabler Tag werden.

Auf meinem Weg zur Parkgarage zog ich die Ausweiskopie von Benny Joubert aus meiner Jackentasche und rief McAllister an. „Mac, Sie müssen mal einen Typen namens Benny Joubert für mich unter die Lupe nehmen. Ich buchstabiere: J-o-u-b-e-r-t …“

„Moment mal, Wilder! Trage ich etwa einen Minirock und serviere Ihnen jeden Morgen Kaffee und Kuchen?“, blökte Mac verärgert durch die Leitung.

„Nein, aber jetzt, wo Sie es erwähnen, könnt ich’s mir auch ganz gut vorstellen.“

„Arbeiten Sie etwa immer noch an dem Fall mit dem toten Junkie?“, fragte er besorgt. „Morgan heizt mir mächtig ein, dass die Sache endlich abgeschlossen werden soll, damit sie Ihnen andere Aufgaben zuteilen kann.“

„Ach ja? Was schwebt ihr denn davor? Die spannende Welt der Schreibtischarbeit, damit ich meine Fähigkeiten beim Lochen und Abheften perfektionieren kann?“, brummte ich frustriert.

„Immer noch besser, als wenn Sie Ihren Job und ich meinen besten Detective verlieren würde“, sagte Mac mit einem Seufzer. „Ah, hier ist er ja, der gute Joubert. Zwei Verhaftungen und eine Verurteilung wegen Drogenbesitzes mit Handelsabsicht. Anfänglich wurde ihm organisierter Drogenhandel zur Last gelegt, aber anscheinend hat er jemanden verpfiffen und einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht. Wirkt für mich wie ein Dealer der mittleren Ebene. Sind Sie da an was dran, Wilder?“

„Kann sein“, murmelte ich und schaute mir dabei noch einmal Jouberts Foto an. „Mich interessiert vor allem, was er ist, und weniger, was er macht.“

„Was bei den sieben Höllen der Verdammnis soll das jetzt schon wieder bedeuten?“, krächzte Mac verärgert.

„Das bedeutet, dass ich einen Werwolf erkenne, wenn ich ihn vor mir sehe“, gab ich zur Antwort und ging die Treppe zur Parkgarage hinunter. Ein Knistern in der Leitung kündigte an, dass die Verbindung gleich zusammenbrechen würde. „Schicken Sie mir doch einfach die Akte per E-Mail. Bis später, Mac.“ Anstelle einer Antwort drangen nur noch ein paar unverständliche Wortfetzen aus meinem Handy, die sich mit viel gutem Willen als „Seien sie vorsichtig!“ deuten ließen.

„Da bist du ja endlich!“, rief mir Shelby entgegen, sodass ich nicht mehr darüber nachdenken konnte, ob Benny Joubert wirklich ein Werwolf war. Hinter ihr grinste Patrick aus einem protzigen Jaguar, bei dessen Anblick wohl jedem in den Sinn kam, dass sein Besitzer mit diesem Gefährt einen anderweitigen Mangel kompensieren wollte.

Shelby kam mir ein paar Schritte entgegen und runzelte die Stirn. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass du dir in aller Seelenruhe noch einen Kaffee gekauft hast. Hätte das nicht warten können?“

„Nein!“, fauchte ich sie an und nahm demonstrativ einen extra großen Schluck.

„Jetzt beeil dich doch!“, drängelte Shelby.

„Dann mal los, Ladies! Der Zug ist bereit zur Abfahrt“, rief Patrick und ließ im gleichen Moment den Jaguar an.

Urplötzlich schlug mir ein ohrenbetäubender Lärm entgegen, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich wirklich, es wäre der Motor des Wagens. Erst als mich eine Walze glühend heißer Luft zu Boden warf und ein gleißender Blitz über mich hinwegfegte, wurde mir klar, dass der Jaguar in Flammen aufgegangen sein musste. Kaum war ich auf dem Rücken gelandet, prasselte ein mörderischer Regen aus Betonstücken und Glassplittern auf mich nieder. Jacke und Jeans schützten zwar den Großteil meines Körpers, aber das feuchte Gefühl auf meiner schmerzenden Wange ließ mich ahnen, dass es mich im Gesicht erwischt hatte.

Als ich meinen Kopf hob, läutete es in meinen Ohren, dass ich nichts mehr hören konnte. Der Knall der Explosion hatte mich praktisch taub gemacht. Durch die Flammen sah ich, dass die Hitze und die Macht der Explosion von dem stolzen Jaguar nichts als einen völlig verzerrten schwarzen Karosserierahmen übrig gelassen hatten. Den verkohlten Körper im Fahrersitz wollte ich mir gar nicht näher ansehen – Shelbys Onkel war buchstäblich geröstet worden.

Shelby!, fuhr es mir wie ein Blitz durch den Kopf.

Hastig rappelte ich mich auf. Überraschenderweise trugen mich meine Beine, aber der Schmerz in meinen Gliedern verriet mir, dass mich mehr Trümmerstücke erwischt hatten, als Ich angenommen hatte.

„Shelby!“ Obwohl ich mich selbst nicht hören konnte, war ich sicher, dass ich laut schrie, denn meine Lungen füllten sich rasch mit dem beißenden Qualm. All meine Gedanken drehten sich jetzt um meine Partnerin, die sehr viel näher am Wagen gestanden hatte als ich. Die Möglichkeit ihres Todes erfüllte mich mit einer schrecklichen Panik, sodass ich noch lauter ihren Namen rief. Vor fünf Minuten noch hatte ich Shelby nicht ans stehen können, aber jetzt brachte die Gefahr, sie zu verlieren, mich fast um den Verstand. Unvorstellbar, dass auch sie mich verlassen würde.

„Shelby!“, rief ich erneut, und obwohl ich meine Stimme dieses Mal sogar schon ein wenig hören konnte, waren meine Sinnesorgane immer noch von Feuer, Qualm und Staub benebelt. Direkt neben dem Auto hatte die Explosion ein großes Stück Beton aus Wand und Decke gerissen, sodass jede Menge Deckenteile, Stahlgitter und Betonbrocken um den ausgebrannten Wagen verteilt lagen. Es sah aus wie nach einem Bergrutsch. Unter einem der größeren Brocken entdeckte ich dann endlich die reglose Shelby. Wie vermutet, hatte es sie weitaus schwerer erwischt als mich. Aus einer tiefen Wunde an ihrer Stirn quoll unaufhörlich Blut, und auch das schwere Trümmerteil, das ihre untere Körperhälfte eingequetscht hatte, ließ mich das Schlimmste befürchten. Als ich mich neben sie kniete, um ihren Puls zu fühlen, betete ich, dass sie nur bewusstlos war, und hatte Glück … der Puls war zwar sehr schwach, aber gleichmäßig.

„Shelby!“, sprach ich sie an und gab ihr eine leichte Ohrfeige. „Wach auf, Shelby!“

Nach einigen Augenblicken, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, würgte sie ein „Oh mein Gott!“ hervor und öffnete die Augen.

„Nicht bewegen!“, sagte ich. „Bist du schwer verletzt?“ „Mein Bein …“, stöhnte Shelby, und als der durch die Bewusstlosigkeit unterdrückte Schmerz in ihrem Hirn ankam, schossen ihr sofort Tränen in die Augen. „Mein linkes Bein. Es tut schrecklich weh“, wimmerte sie.

„Das ist gut!“

„Wie zum Teufel kann das gut sein?“, schrie sie mich an.

„Der Schmerz bedeutet, dass du nicht für den Rest deines Lebens Brei aus einer Schnabeltasse saugen und in einem Elektro-Kollstuhl durch die Gegend fahren musst!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, dass unter der Motorhaube des Jaguars schwarzer Hauch hervorquoll. Das Feuer in dem Wrack war heißer und hinter geworden und hatte einen ätzenden Geruch entwickelt. „Scheiße! Wir müssen hier sofort weg. Die Flammen werden gleich auf die anderen Autos übergreifen, und dann knallt es hier erst richtig.“

„Oh mein Gott!“, stöhnte Shelby. Ihre Atmung wurde immer flacher, und ihre Pupillen hatten sich wegen der Schmerzen so stark erweitert, dass ihre Augen fast schwarz wirkten. Wenn sie jetzt in einen Schock fiel, würde es reichlich finster für eine Zukunft ohne Schnabeltasse aussehen.

„Hör zu!“, schrie ich sie an und schnipste dabei mit den Fingern vor ihrem Gesicht herum. „Ich hebe jetzt diesen Betonblock hier an, aber ich werde ihn nicht lange halten können. Du musst dich also schnell bewegen. Verstanden?“

„Mein Scheißbein ist zerquetscht, Luna!“, brüllte Shelby. „Wie soll ich mich da schnell bewegen?“

„Keine Ahnung, aber du musst es schaffen, wenn du nicht willst, dass wir hier geröstet werden!“, blaffte ich beim Aufstehen zurück und griff an der weniger kantigen Seite unter den Betonblock. Dann ging ich in die Hocke und atmete tief ein. Ich wusste nicht, welche Kräfte tatsächlich in mir wohnten, da ich die Stärke der Wölfin nie wirklich getestet hatte. In der Vergangenheit war ich meist darum bemüht gewesen, sie zu verstecken, anstatt sie zur Schau zu stellen. Kleinwagen konnte ich jedenfalls nicht durch die Gegend werfen, aber vielleicht würde es für einen zweihundertfünfzig Kilogramm schweren Betonblock reichen, Strahlende Herrscherin des Mondes, wenn wir das hier über leben, dann verspreche ich, dass ich nie wieder gemein zu Shelby oder Sunny sein werde und mich auch ernsthaft anstrengen will. die Sache mit Trevor auf die Reihe zu bekommen. Aber dazu muss ich leben … und Shelby auch. Also bitte, bitte, bitte – sorg dafür, dass wir nicht getoastet werden!

„Pass auf, es geht los!“, kündigte ich an. Dann setzte ich jede Muskelfaser meines Körpers ein, um den Block anzuheben, und hatte ihn einen Augenblick später tatsächlich an einer Seite hochgewuchtet. Mit einem ächzenden Laut riss das Stahlgitter aus dem Beton, und mir wurde klar, dass ich den Block nicht mehr lange abstützen konnte. Meine Arme begannen unter der Last zu zittern, und dicke Schweißperlen kullerten über meine Stirn. „Shelby, weg da!“, stöhnte ich. Dann gab etwas in meiner linken Schulter nach, und ich fiel rücklings um, als der Block auf den Boden krachte.

Shelby saß nur einen halben Meter vom Betonblock entfernt auf der Erde und blutete heftig am Bein. Offensichtlich hatte sich ein abgebrochener Stab des Betonstahlgitters durch Fleisch und Knochen gebohrt und ein Loch in ihren Unterschenkel gerissen.

Mittlerweile stand auch der Wagen neben dem Jaguar in Flammen, und als seine Sitzbezüge zu schmoren begannen, wehte ein ätzender Qualm zu uns herüber. So viel zum Thema garantiert echte Lederpolsterung.

„Komm schon, Shelby, wir müssen hier sofort abhauen!“ Vorsichtig zog ich sie vom Boden hoch und hängte mir ihren rechten