Kastens untersuchte, entdeckte ich auf der rechten Seite einen in die Wand eingelassenen Schalter. Da ich wusste, dass Seamus ein überaus arroganter und eitler Kerl war, der den Schädel jederzeit anfassen und vorzeigen wollte, versuchte ich mein Glück. Im nächsten Augenblick war das leise Surren eines Elektromotors zu hören, und die obere Platte des Glaskastens wurde wie von Geisterhand zurückgezogen.

„Hab ich dich, du Mistkerl“, rief ich triumphierend. Dann zerrte ich den mitgebrachten Stoffbeutel aus der Gesäßtasche meiner Hose und stülpte ihn von oben über den Schädel. Er fühlte sich hart an, wie knochiges Holz, und schien trotz seines Alters gut erhalten zu sein. Nachdem ich noch einmal tief Luft geholt hatte, packte ich den Schädel mit beiden Händen und hob ihn vorsichtig aus dem Glaskasten. Unweigerlich musste ich an die Warnungen von Shelby und Sunny denken und wartete förmlich darauf, dass mein waghalsiger Plan so kurz vor dem Ziel durchkreuzt werden würde. Zu meiner Überraschung passierte aber nichts. Kein Alarm, keine Sirene, keine rot blinkenden Warnlichter, keine Falltüren. Seamus O’Hallorans unglaublicher Hochmut war ihm zum Verhängnis geworden. Obwohl er nicht der erste Widersacher war, der mich derart unterschätzt hatte, fühlte ich mich in diesem Moment doch in gewisser Weise beleidigt – Alistair Duncan hatte wenigstens einige ernsthafte Versuche unternommen, mich zu töten.

Kaum hatte ich den Schädel eingesackt, begann ich fieberhaft über das nächste unüberwindlich scheinende Problem nachzudenken. Ich musste irgendwie wieder aus dem Tower verschwinden, und zwar möglichst schnell. Der Sicherheitsdienst würde sehr bald merken, dass die Vorhut im sechzigsten Stock nicht mehr antwortete und dann die Kavallerie unter Joshuas Leitung hinterherschicken. Da ich keine sonderlich große Lust verspürte, zweimal in einer Woche bewusstlos geprügelt zu