Trevor trat hinter mich und massierte meine Schultern. „Du bist verspannt, Liebling“, murmelte er und streifte mit seinen Lippen die Spitze meines Ohrs. „Vergiss das Bier. Lass uns lieber hochgehen, und dann schauen wir mal, was ich gegen deine Verspannungen unternehmen kann.“

Mein Flieh-oder-kämpf-Instinkt überrollte mich mit voller Wucht, und als ich Trevors Hände auf meinen Schultern spürte, schnürte mir die Erinnerung an Dmitris Berührungen die Kehle zu. Reflexartig entwand ich mich ihm und wich mit einem Seufzer zurück.

„Er schon wieder?“

Ich drehte mich um und setzte ein Lächeln auf, von dem ich allerdings nur hoffen konnte, dass es so unbekümmert wirkte wie von mir beabsichtigt. „Wen meinst du, Babe?“, presste ich wenig überzeugend hervor, und schlagartig wurde mir wieder klar, dass ich in solchen Sachen eine absolute Niete war. Wahrscheinlich hatte ich deshalb auch als Cocktailkellnerin versagt.

Trevor lehnte sich gegen den Tisch im Wohnzimmer und fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar, um sich die grün gefärbten Strähnchen aus dem Gesicht zu streichen. „Ich meine deinen mysteriösen Ex, über den du nicht sprechen willst, Luna. Du bist wirklich die heißeste Frau, mit der ich jemals zusammen war, aber dieser Existenzkrisenquatsch muss echt langsam aufhören.“

Beschämt starrte ich auf den Fleck im Teppich. Trevor hatte nicht die leiseste Ahnung, wie viele Dinge ich ihm tatsächlich verschwieg, und ich wusste, dass mein Verhalten ihm gegenüber unfair war. Dmitri war abgehauen, und ich hatte Trevor genau deswegen kennengelernt – weil Dmitri gegangen war. In der Zeit nach seinem Verschwinden war ich bewusst ausgegangen, um unter Leute zu kommen und Dmitri zu vergessen. Das Ergebnis war nun diese Sache mit Trevor. Seine Bemühungen jetzt eiskalt ins Leere laufen zu lassen wäre nicht nur grausam, sondern auch der endgültige Beweis dafür, dass ich ein lebens-und beziehungsunfähiges Etwas war.

Ich ging auf Trevor zu. Er schaute mich an, legte seine Arme um meine Hüften und drückte mich an sich. Dabei rieb sich mein Busen an seinem Oberkörper, sodass er unweigerlich merkte, dass ich keinen BH trug. Seine Augen wurden etwas schmaler, und um seine Mundwinkel zeichnete sich ein Lächeln ab. Als ich ihn dann küsste, drückte ich meine Zunge zwischen seine Lippen, und der leichte Druck in meiner Leistengegend verriet mir, dass wir auf dem besten Wege waren, uns wieder zu versöhnen.

„Hast du nicht was von hochgehen gesagt?“, fragte ich mit meiner Schmachtstimme und zog ihn noch enger an mich. Trevor nickte und begann, etwas angestrengter zu atmen. Sein Körper schüttete nun jede Menge Pheromone aus, die ekelhaft süß nach Narzissen rochen.

„Dann hoch!“, sagte er zustimmend. Er griff meinen Arm und zog mich hinter sich her zur Treppe.

Als ich aufwachte, war die Sonne bereits aufgegangen. Ich duschte und ging dann nach unten in mein Arbeitszimmer, um meine E-Mails durchzusehen. Trevor lag immer noch schnarchend in meinem Bett, und eigentlich hatte ich nicht vor, daran etwas zu ändern. Vorausschauend stellte ich ihm ein Fläschchen Desinfektionsmittel, ein paar Kompressen und eine Rolle Hautpflaster auf den Nachttisch. Die Kratzer, die meine Nägel auf seinen Schulterblättern hinterlassen hatten, waren mir jetzt doch ziemlich peinlich. Wenn das Thema zur Sprache käme, würde ich es ihm damit erklären, dass er mich zu ungeahnten Höhepunkten leidenschaftlicher Zweisamkeit getrieben hatte … diese kleine Notlüge war allemal besser, als ihm ins Gesicht zu sagen, dass ich eine Werwölfin war.