»Unsere Mission ist geheim.«
»Wollt ihr uns gar keine Hoffnung machen?«
Ich sah ihn lange an und suchte nach den richtigen Worten. Ihn anzulügen wäre leicht gewesen und erschien mir doch unfaßbar schwer. Sollte ich ihn und seine Gefährten die vielleicht letzten Stunden ihres Lebens mit einer Lüge verbringen lassen? Renaud de Châtillon und seine Männer zählten zu den erbittert-sten Feinden Saladins. Auch wenn sie die Schlacht über-lebten, hatten sie von den Sarazenen keine Gnade zu erwarten. Sie wußten das.
»Ihr müßt eure Hoffnung im Glauben finden«, sagte ich schließlich. »Nur wenn euer Glaube stark ist, übersteht ihr alle Prüfungen!«
Er ließ meine Zügel los. »Danke, Freund!«
»Wofür bedankst du dich?«
»Dafür, daß du ehrlich bist. Wo euer Weg euch auch hinführen mag, tut uns einen Gefallen.«
»Ja?«
»Wenn ihr euer Ziel erreicht, dann betet für uns!«
»Das werden wir«, versprach ich, bevor wir unseren Weg fortsetzten.
Mir wurde noch schwerer ums Herz als zuvor. Ich kam mir vor wie ein Verräter, wie ein feiger Fahnen-flüchtiger, der die Seinen im Stich läßt, um das eigene Leben zu retten. Gilbert spornte sein Tier an und kam an meine Seite. »Hör auf zu grübeln, Roland! Es bringt dich nicht weiter. Auch ich würde am liebsten umkeh-ren und an der Seite meiner Brüder kämpfen. Aber wir haben eine Pflicht übernommen, die nicht nur unsere Brüder betrifft, sondern die gesamte Christenheit. Denk daran, wenn du das nächste Mal von Zweifeln gepackt wirst!«
Ich lächelte ihm dankbar zu. »Es ist gut, einen Freund zu haben!«
»Zwei«, berichtigte Gilbert und zeigte auf Udaut.
»Und vielleicht sogar noch drei mehr. Die Johanniter scheinen aus unserem Holz geschnitzt zu sein. Unsere Aufgabe ist schwer, aber wir sechs können sie erfüllen!«