17. KAPITEL
Die Abnaa Al Salieb
ie Bilder der Toten im Wüstentempel verfolgten D mich bis in den Schlaf; im Traum hörte ich sogar ihre Schreie. Oder waren es die Todeslaute der tapferen Husaren, die im Kampf gegen die Kreuzritter gefallen waren? Mein Traum warf die Laute, die Bilder, die Orte wild durcheinander, aber immer spielte der Tod eine Rolle. Als ich erwachte, fühlte ich mich beklom-men und niedergeschlagen. Eine düstere Ahnung ergriff mich: Das Sterben hatte noch lange kein Ende gefunden!
Zum Frühstück brachte Muna mir einen frischen, noch warmen Brotfladen und eine Schale mit einem süßlich schmeckenden Brei. Dazu trank ich Ziegen-milch, die ebenfalls noch warm war. Ich war hungrig und ließ es mir schmecken. Während ich herzhaft kaute, fiel mein Blick auf einen Kleiderstapel neben meinem Lager, der gestern abend noch nicht dagele-gen hatte. Zweifellos waren die Kleider für mich bestimmt, und dafür war ich angesichts des erbar-mungswürdigen Zustands meiner eigenen Garderobe dankbar.
Ich wusch mich und zog die Sachen an, die mich, jedenfalls äußerlich, in einen Beduinen verwandelten: weiße Baumwollhosen, ein langes, ebenfalls weißes Hemd und ein hell-dunkel gestreiftes Obergewand.
Dann entdeckte ich noch ein helles Tuch, das ich nach Beduinenart zum Schutz gegen die Sonne über den Kopf legte und mit Bändern aus Kamelhaar befestigte.
Kaum war ich fertig, trat Jussuf ein und wünschte mir einen guten Tag. »Fühlst du dich kräftig genug für einen Gang durch unser Lager, Musâfir? Dabei können wir uns unterhalten. Ich habe nicht vergessen, daß viele Fragen in dir brennen.«
Nur zu gern schloß ich mich ihm an. Vor dem Zelt stellte ich mit Erstaunen fest, daß die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Obwohl unruhig, war mein Schlaf doch von langer Dauer gewesen.
Jussuf erriet meine Gedanken. »Du mußt dich für dein spätes Erwachen nicht schämen. Lange zu schlafen tut dir gut, denn es läßt dich wieder zu Kräften kommen. Deshalb gibt der Hakim dir auch diesen Trank.«
»Welchen Trank?«
»Den er dir selbst verabreicht hat. Du hast ihn auch schon vorher eingeflößt bekommen, und Muna mischt abends etwas davon in dein Essen. Er fördert den Schlaf, beflügelt allerdings auch die Träume. Die deinen scheinen vergangene Nacht sehr wild gewesen zu sein.«
»Ich habe vom Tod geträumt«, erwiderte ich und er-zählte von dem, was mich im Traum heimgesucht hatte. »Du bist kein Mann des Krieges, auch wenn du mit dem Sultan des Feuers und seiner Armee in unser Land gekommen bist. Der gewaltsame Tod so vieler Menschen erschreckt dich. Die Abnaa Al Salieb dagegen sind daran gewöhnt, schon seit Jahrhunderten. Wir sind Krieger, die für den Frieden kämpfen. Doch auch uns fügt der Tod Schmerz zu, und das wird sich niemals ändern. Was in der unterirdischen Zuflucht geschehen ist, lastet schwer auf unseren Gemütern. Ich glaube nicht, daß das jemals vergehen wird.«
»Vielleicht wollte Rabjas Vater tatsächlich den Krieg beenden, als er seine Leute verriet.«
»Gut möglich. Was dabei herausgekommen ist, be-weist, daß man den Kreuzrittern nicht trauen kann.
Heute genauso wenig wie damals, als sie zum ersten Mal in unser Land gekommen sind.«
»Diese Ritter, wer sind sie? Die Kreuzfahrten sind seit Jahrhunderten Vergangenheit. Warum kleiden und bewaffnen diese Männer sich wie die Kreuzritter im Mittelalter?«
»Weil sie die direkten Nachfahren der damaligen Kreuzritter sind. Ihr Kreuzzug ist eben nicht beendet.
Und solange sie das verlorene Kreuz nicht gefunden haben, durchstreifen sie unser Land wie ruhelose Geister, aber doch aus Fleisch und Blut. Du selbst hast es erlebt, erst in der Zuflucht und dann in der Wüste, als sie mit dem Chamsin über euch herfielen.«
Sofort stand mir das Massaker in der Wüste wieder vor Augen. Vergebens versuchte ich mich zu erinnern, wann das gewesen war. Im Lager der Abnaa Al Salieb hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Also fragte ich Jussuf.
»Vor fünf Tagen kam der Chamsin. Er brachte deinen Begleitern den Tod, aber auch denen, die euch angriffen.«
»Vor fünf Tagen?« wiederholte ich ungläubig.
»Ja. Du hast lange in einem tiefen Schlaf gelegen, bevor dein wacher Verstand zum ersten Mal wieder die Herrschaft über dich erlangt hat. Dafür ist zum Teil deine Verletzung und zum Teil der Trank des Hakims verantwortlich.« Jussuf sah mich prüfend an. »Wie geht es dir jetzt, Musâfir?«
»Viel besser als bei meinem ersten Erwachen. Von Tag zu Tag werde ich kräftiger. Ich sollte bald nach Kairo aufbrechen. Man wird mich längst vermissen.«
»Wir werden dich sicher nach Kairo bringen, wenn es soweit ist. Die Reise durch die Wüste ist kräftezehrend und gefährlich, das weißt du selbst. Du solltest unser Lager erst verlassen, wenn der Hakim es gutheißt.«
Wir gelangten an einen Bach, den Orangenbäume und Büsche verschiedener Größe säumten. Ein paar Frauen knieten hier, um Wäsche zu waschen. Um sie herum tummelten sich ihre kleinen Kinder im Wasser.
Neugierige Blicke trafen uns und galten wohl besonders mir, dem Gast. »Die Abnaa Al Salieb haben einen schönen Ort zum Leben gefunden«, sagte ich. »Ich hoffe, daß sie in nicht allzu ferner Zukunft auch ihren Frieden finden.«
Jussuf hockte sich hin und schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser aus dem Bach, um es genußvoll zu trinken. »Der Frieden ist ein seltenes und kostbares Gut. Dasselbe gilt für das Wasser, jedenfalls in unserem Land. Oasen wie dieses Tal sind selten. Lange haben wir hier unbehelligt gelebt, aber jetzt ist der Friede an diesem Ort nicht mehr sicher. Wir treffen alle Vorkehrungen für den Aufbruch, und schon in wenigen Tagen wird das Tal wieder so verlassen daliegen wie vor unserer Ankunft.«
»Aber wieso? Habt ihr einen besseren Ort gefunden?«
»Nein, und der wird auch schwer zu finden sein. Ein Ort, der auch nur annähernd so gute Bedingungen bietet wie dieser – genügend Platz für unser Lager und zugleich gut versteckt –, würde uns schon genügen. Ich habe in alle Himmelsrichtungen Kundschafter ausgesandt, um nach einem solchen Ort zu suchen. Sobald er gefunden ist, werden wir von hier fortziehen. Du fragst nach dem Grund? Denk an den Verrat, den Rabjas Vater geübt hat! Vielleicht hat er den Kreuzrittern auch von diesem Lager erzählt. Selbst wenn sie nicht die genaue Lage kennen, könnten sie aufgrund seiner Angaben die ungefähre Richtung vermuten. Nein, es ist zu gefährlich, wir können nicht noch länger hierbleiben.«
Wir gelangten an einen großen, freien Platz, wo Männer sich im Kampf übten. Mir fiel auf, daß niemand hier Feuerwaffen benutzte, und ich fragte Jussuf nach dem Grund. »Die Feuerwaffen der Europäer mö-
gen mächtig sein, aber hier draußen in der Wüste können wir uns nicht auf sie verlassen. Du hast es erfahren, als der Sandsturm die Waffen deiner Gefährten unbrauchbar machte. Außerdem sind Pulver und Munition hier nur schwer zu bekommen. Deshalb verlassen wir uns auf die Waffen, mit denen schon unsere Väter, Großväter und Urgroßväter kämpften.«
Staunend beobachtete ich die Beduinenkrieger, mehr als hundert an der Zahl, die sich vor meinen Augen im Waffengang übten.
Berittene Bogenschützen, die ihr Pferd nur durch den Druck ihrer Schenkel und die Verlagerung des Körper-gewichts lenkten, schossen im vollen Galopp ihre Pfeile ab. Als Zielscheibe diente eine runde Holztafel, die auf einer Stange befestigt war.
Mit einem trockenen Klacken, das eins wurde mit dem Hufschlag der Pferde, traf ein Pfeil nach dem anderen auf die Scheibe. Nicht ein einziger Schuß ging fehl. Ich dachte an den Kreuzritter in der Wüste, den ein Pfeil ins Auge getroffen hatte, und kam zu dem Schluß, daß das alles andere als ein Glückstreffer gewesen war.
Auch im Kampf Mann gegen Mann übten sich die Beduinen, und das, ohne sich zu schonen. Die Klingen von Krummsäbeln, Dolchen, Streitäxten und Lanzen blitzten im Sonnenlicht, und manch ein Krieger entging dem Stoß oder Hieb seines Gegenübers nur um Haaresbreite.
»Das sieht gefährlich aus«, bemerkte ich.
»Eben darum halten wir unsere Waffenübungen auf diese Weise ab«, erwiderte Jussuf. »Ein guter Krieger muß sich der Gefahr, in der er sich befindet, jeden Augenblick bewußt sein. Nur das Wissen darum, daß auch ein winziger Moment der Unachtsamkeit den Tod bringen kann, lässt einen Mann stets achtsam sein.«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, ereignete sich vor unseren Augen ein Unfall. Ein mit Säbel und Schild bewaffneter Mann kämpfte gegen einen anderen, der Streitaxt und Dolch in Händen hielt. Ich sah noch, wie der mit dem Säbel den linken Arm mit dem Rundschild zur Abwehr eines Axthiebes hochriß, aber er war zu langsam. Die Axtklinge schrammte mit einem langgezogenen Geräusch, das mir durch Mark und Bein ging, am Schild entlang und streifte den Kopf des Säbelkämpfers. Der heulte auf, ließ den Säbel fallen und preßte die rechte Hand gegen die linke Kopfhälfte. Blut schoß über seine Hand und seinen Arm.
Jussuf trat auf ihn zu und fragte streng: »Was fällt dir ein, Murad? Warum läßt du einfach deinen Säbel fallen und brichst den Kampf ab?«
Der blutende Beduine blickte Jussuf mit schmerzver-zerrtem Gesicht an. »Aber, Scheik Jussuf, Gasim hat mir das Ohr abgeschlagen!«
Jetzt erst bemerkte ich das blutige, knorpelige Stück Fleisch, das zu seinen Füßen im Dreck lag.
Jussuf aber würdigte das abgeschlagene Ohr keines Blickes. »Du jammerst wie ein Weib! Willst du dich in der Schlacht auch so anstellen? Glaubst du, so ein Hund von Kreuzritter verschont dich, wenn du ihm deinen Säbel vor die Füße wirfst? Du warst nicht dabei, als wir unsere toten Brüder und Schwestern aus der Zuflucht geborgen haben. Sonst wüßtest du, daß die Kreuzritter auch vor Wehrlosen nicht haltmachen. Du hättest jetzt nicht nur dein Ohr verloren, sondern auch Arme, Beine und Kopf!«
»Wir sind doch nicht in der Schlacht«, verteidigte sich Murad. »Gasim hätte vorsichtiger sein müssen!«
»Falsch!« fuhr Jussuf ihm über den Mund. »An dir wäre es gewesen, größere Vorsicht an den Tag zu legen.
Du warst zu langsam, als du deinen Schild gehoben hast. Zur Strafe hast du dein Ohr eingebüßt. Sei froh, es hätte dich auch schlimmer treffen können. Ihr alle wißt, daß unsere Übungen genauso stattzufinden haben wie jeder ernste Kampf. Mehr noch, sie sind ein ernster Kampf. Gasim hat sich vollkommen richtig verhalten.
Jetzt geh zum Hakim und laß deine Wunde verbinden!
Aber vergiß nicht, deinen Säbel mitzunehmen!«
Beschämt wandte Murad sich ab und bückte sich, um nach der Waffe zu greifen. Das Blut, das noch immer aus der Wunde strömte, färbte sein weißes Hemd rot.
Da Jussuf und Murad auf arabisch miteinander gesprochen hatten, war mir nicht jeder Satz verständlich gewesen, aber ich hatte doch erfaßt, was vor sich ging.
Als Jussuf zu mir zurückkehrte, sagte ich: »Du bist sehr streng mit Murad gewesen. Ich habe ihn kämpfen sehen, er ist gewiß kein schlechter Krieger.«
»Niemand hier ist ein schlechter Krieger, weil alle Männer sich von Kindheit an im Waffengebrauch üben.
Aber es genügt für einen Ibn Al Salieb nicht, kein schlechter Krieger zu sein. Nur ein sehr guter Krieger wird überleben. Deshalb war ich streng zu Murad. Er mag ein Ohr verloren haben. Wenn er sich das eine Lehre sein läßt, kann ihm das schon in der nächsten Schlacht das Leben retten.«
»Du rechnest mit einer baldigen Schlacht?«
» Musch’arif – ich weiß es nicht«, antwortete er und fuhr in meiner Sprache fort: »Wir müssen jederzeit bereit sein. Deshalb ist es die Pflicht eines jeden Stammes-kriegers, sich einmal am Tag in den Waffen zu üben, sofern ihn nicht andere dringende Aufgaben oder eine Krankheit davon abhalten.«
»Besteht diese Pflicht auch für dich, Scheik?«
Er lächelte dünn. »Ich habe meine heutigen Übungen bereits hinter mir.«
Der Vorfall mit Murads Ohr hatte die anderen Krieger nur kurz von ihren Übungen abgehalten, sie waren schon wieder bei der Sache. Schlachtrufe, Waffenklir-ren, Pferdewiehern und das Trommeln der Hufe klan-gen noch an unser Ohr, als wir diesen Teil des Lagers hinter uns ließen. Jussuf führte mich zu einer der zerklüfteten Felswände, wobei wir eine ausgedehnte Gras-fläche überquerten, auf der zwei vielleicht zwölfjährige Jungen eine Ziegenherde hüteten. Immer wieder warfen sie sehnsüchtige Blicke in Richtung des Übungsplatzes, der ihnen wohl weitaus verlockender erschien als die Weide.
»Noch sind sie Kinder, aber sie brennen darauf, Männer zu sein, Krieger«, stellte Jussuf fest.
»Das muß dich mit Stolz erfüllen.«
»Mit Stolz und mit Trauer«, erwiderte er zu meiner Verwunderung. »Warum mit Trauer?«
»Alle Männer unseres Stammes, die nicht alt sind oder gebrechlich oder, wie der Hakim, mit besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen ausgestattet, sind Krieger.
Und jeder Krieger ist ein Held, nicht nur weil er die Seinen beschützt, sondern weil er eine wichtige Aufgabe erfüllt. Darauf bin ich stolz. Aber ein Mann, ein Krieger, zu werden bedeutet auch, das zu verlieren, was das Kind ausmacht, die Unschuld.«
Je näher wir der Felswand kamen, desto gewaltiger erschien sie mir, und ich machte eine entsprechende Bemerkung. »Diese Felsen sind wahrhaftig ein Glücks-fall, und etwas Ähnliches werden wir so leicht nicht wieder finden. Sie bilden ein fast unüberwindliches Hindernis. Ein paar aufmerksame Wachtposten genü-
gen, um das Lager hier und auf der gegenüberliegenden Seite zu verteidigen. Für einen Angriff bleiben nur die beiden schmalen Seiten, die unsere Krieger entsprechend sichern.«
Jussuf blieb stehen und entnahm einer Tasche an seinem Gürtel einen kleinen Gegenstand, der im hellen Licht blitzte. Es war ein Spiegel, mit dem er, wie es aussah, in Richtung des Felsens Lichtsignale gab. Kurz darauf blitzte es auch an mehreren Stellen auf dem Berg auf.
»Die Posten melden, daß alles ruhig ist«, erklärte er und steckte den Spiegel wieder ein. Ich mußte lachen, und er sah mich irritiert an.
»Ihr benutzt die Telegraphie also auch«, sagte ich.
Jetzt grinste der Scheik. »Du hast einen scharfen Verstand, Musâfir!«
»Mein Verstand ist noch ziemlich umnebelt. Vielleicht könnten ein paar Erklärungen das ändern.«
Jussuf zeigte auf ein paar dicht beieinanderstehende Dattelpalmen. »Setzen wir uns in den Schatten, damit du in Ruhe fragen kannst.«
Er breitete seinen gestreiften Überwurf aus, und wir nahmen Platz. Ich bemerkte ein kleines Rinnsal, das mit leisem Gluckern zwischen den Bäumen hindurchfloß und vermutlich in den Bach mündete, an dem die Frauen der Abnaa Al Salieb ihre Wäsche wuschen.
»Wasser, um unseren Durst zu stillen«, sagte Jussuf.
»Es kommt aus den Felsen, nicht wahr?«
»Wie gesagt, du hast einen scharfen Verstand, Musâfir. Die Felsen schützen uns vor unseren Feinden, verbergen das Lager vor den Blicken Fremder und machen dieses Tal fruchtbar.« Wehmütig fügte er hinzu:
»Ein Ort, wie geschaffen, um hier zu leben. Im Frieden noch besser als im Krieg.«
»Und doch bist du stolz, Scheik eines Stammes von Kriegern zu sein?«
»Es ist unsere Bestimmung. Allâh hat es so gewollt.«
»Vielleicht behaupten eure Feinde, die Kreuzritter, von sich dasselbe.«
»Das werden sie wohl tun.«
»Und wer hat recht?«
»Der, der am Ende siegt.«
»Also entscheidet nicht der Wille Gottes, sondern das Kriegsglück?«
»Falsch. Das Kriegsglück wird mit dem sein, der Gottes wahren Willen erfüllt. Wir Menschen sind Gottes Werkzeuge, aber wir müssen versuchen, aus eigener Kraft und eigenem Bestreben das zu erreichen, was Gott uns aufgetragen hat.«
Ich bedachte Jussuf mit einem langen, forschenden Blick. »Was hat Gott den Abnaa Al Salieb aufgetragen?
Hat es etwas mit dem Namen eures Stammes zu tun –
die Söhne des Kreuzes?«
Der Scheik wurde ernst. Er sah mir tief in die Augen.
»Du müßtest es wissen, Musâfir. Hast nicht auch du vor vielen Menschenaltern darum gekämpft, das Kreuz in Sicherheit zu bringen? Hast du nicht dein Leben da-für gegeben?«
Seine Augen erschienen mir wie große, dunkle Seen, in die ich eintauchte. Unfähig zu erkennen, was unter der Oberfläche verborgen lag, ließ ich mich ohne Furcht fallen und sank in die Tiefe. Ich vertraute Jussuf, wie ich Ourida vertraute. Etwas zog mich tiefer, immer weiter, in eine längst vergangene Zeit, und ich wollte es, wollte mehr erfahren über den, der ich einmal gewesen war …