Kapitel 36
Wolfszeit
Hagen war so schnell bei ihm, dass David die Bewegung kaum nachvollziehen konnte. Er wurde bei der Kehle gepackt und ein Stück in die Luft emporgerissen, bis nur noch seine Zehenspitzen den Boden berührten. Ein lähmender Schmerz durchfuhr ihn, und instinktiv griff er nach Hagens Hand, versuchte, sie gewaltsam zu lösen, obwohl er wusste, dass er nichts gegen diesen Griff auszurichten vermochte. Doch die Luft wich ihm so schnell aus den Lungen, dass er nicht anders konnte.
Abwartend stierte Hagen ihn an, und als David sich zu rühren aufhörte, löste er den Griff. Der junge Mann sank in sich zusammen, während er qualvoll ein- und ausatmete.
»Was soll das?« Hagens Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. »Ruf deinen verfluchten Wolf zu Hilfe!«
Das Blut rauschte hinter Davids Stirn lauter als jede Brandung, dennoch glaubte er, ein gebanntes Schweigen in der Arena wahrzunehmen. Jeder hatte mit einem Kampf gerechnet, sogar er selbst. Ein Lachen fand den Weg über seine Lippen, das umgehend einen Hustenanfall auslöste. Abermals rief er seinen Wolf - und erneut weigerte sich der Dämon, dem Ruf seines Herrn zu folgen. Nichts schien ihm etwas zu bedeuten, weder sein Hüter noch diese einzigartige Herausforderung, gegen den Anführer anzutreten.
Im nächsten Augenblick traf eine Stiefelspitze David mit einer solchen Wucht an der Schulter, dass er auf dem Rücken aufschlug. Schwarze Schlieren tanzten vor seinen Augen. Er schloss sie einen Moment lang, und als er sie wieder öffnete, sah er Hagen hoch aufragend mit gespreizten Beinen über sich stehen. Der Ausdruck, mit dem er auf ihn herunterblickte, verriet einen Zorn, der Hagen aufzufressen drohte. Mit einer an die Grenzen stoßenden Selbstbeherrschung setzte der Rudelführer seinen schweren Stiefel auf Davids Brust und verstärkte drohend den Druck.
»Ruf ihn.«
Obwohl David befürchtete, seine Brustplatte müsse jede Sekunde zerbersten, sagte er keuchend: »Tut mir leid. Aber heute wird es wohl nichts mit dem Doppelmord.«
Hagen brüllte wie von Sinnen auf, und David nutzte den Moment, um sich zur Seite zu rollen. Sein Ausbruch kam so unvermutet, dass Hagen fast das Gleichgewicht verlor und einige Schritte zurücktaumelte. Die Macht, die seinen Körper eben noch umspielt hatte, löste sich auf. Bevor er sich wieder gefangen hatte, war David auf den Beinen. Keuchend stützte er sich auf seinen Oberschenkeln ab. Einen weiteren Angriff würde er ohne die Hilfe des Dämons nicht überstehen, das stand fest.
Hagen setzte aufs Neue zum Sprung an, hielt dann aber unvermittelt inne.Voller Unglauben blickte er auf den Hund, der sich in seiner Wade verbissen hatte. Burek hatte tatsächlich den Mut aufgebracht, ihn zu attackieren. Blitzschnell griff Hagen nach ihm, doch da war der Hund bereits zurückgewichen und kläffte ihn an, vor Furcht die Rute zwischen die Läufe geklemmt.
»Sieh an«, sagte Hagen mit einem ungewohnt belustigten Ton. »Dein Schatten hat sich also in eine Töle verwandelt. Oder ist der etwa deine heimliche Verstärkung? Ein verlaustes Fellknäuel, das darauf spezialisiert ist, Angreifern die Fersensehnen durchzukneifen, während du deinen Wolf um Hilfe anheulst?« Als David nicht reagierte - er war vollauf damit beschäftigt, Luft durch seine wunde Kehle zu ziehen -, legte Hagen den Kopf in den Nacken und stieß ein brüllendes Lachen aus, das jedoch genauso abrupt erlosch, wie es aufgelodert war. »Willst du den Wolf nicht rufen? Oder kannst du ihn nicht rufen?« Langsam kam er auf ihn zu, die Gesichtszüge bereits erneut von Schatten überlagert. »Er ist dir davongelaufen, nicht wahr?«
Mit einigen schnellen Schritten war Hagen bei David und schlang seine Arme um ihn. Obwohl David sich zur Wehr setzte, presste ihn Hagen an sich, so dass sein Gesicht an dessen Halslinie gezwungen wurde. Die vom Schatten umhüllte Haut verströmte eine Hitze, die David zu verbrennen drohte, doch noch mehr setzte ihm das Pochen der Schlagader zu. Er konnte Hagens Herzschlag spüren - so nahe hatte er ihm nie kommen wollen. Ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase, aber auch eine Ahnung von Rosenduft. David keuchte auf.
»Ja, dieses nach Rosen duftende Miststück, das uns beiden so viel Ärger bereitet hat«, sagte Hagen unterdessen, dem es nicht die geringste Mühe bereitete, den kräftigen David gegen dessen Willen festzuhalten und sogar eine Hand über den sich aufbäumenden Rücken wandern zu lassen. »Dein Wolf ist bei ihr, so muss es sein. Dann hat Amelia also Recht behalten.«
Mit aller Kraft stemmte David sich gegen den merklich unbeeindruckten Mann, versuchte, ihn wegzudrängen, und scheiterte. In seiner Verzweiflung brüllte David auf, doch sein Schrei verstummte an Hagens schattenumwundener Haut, als würde er in die Leere des Universums schreien.
»Amelia hat also Recht behalten«, wiederholte Hagen fast zärtlich. »Dann können wir ja eine kleine Planänderung vornehmen: Ich werde dich töten, aber zuvor werde ich dich noch ein wenig jagen, und zwar auf meine ganz spezielle Art und Weise.« Während er sprach, hatte seine Hand bereits seinen Weg unter Davids Shirt gefunden und fuhr über seine angespannten Rückenmuskeln, als könne er sich nicht entscheiden, ob er ihm Schmerzen zufügen oder ihn liebkosen sollte.Verzweifelt trat David nach Hagens Füßen, doch er glitt am Schutz des Schattens ab wie an einer Granitwand.
Hagen lachte erneut. »Das Spiel habe ich heute schon mal mit deinem Liebling gespielt, bis sie mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Sollen wir beide direkt dort einsteigen, wo ich mit ihr aufgehört habe?«
Im nächsten Augenblick löste Hagen die Umarmung und verpasste David einen Stoß, so dass dieser gegen die Poolwand taumelte. Das hier konnte unmöglich passieren!, schrie alles in David auf, doch da streckte Hagen erneut die Hand nach ihm aus.
»Auf diese Idee hat mich übrigens das kleine Miststück gebracht. Sie meinte, du würdest mir nicht gehören. Ich werde dir jetzt beweisen, dass du mir gehörst.«
David schlug nach dem ausgestreckten Arm, fügte sich jedoch lediglich selbst Schmerzen zu, weil sein Handgelenk gegen den vom Schatten geschützten Unterarm schlug. Hagen lächelte siegessicher. Als dessen Hand über seinen Bauch glitt, musste David unwillkürlich an die aufgerissenen Leichen denken, die Hagen hinterlassen hatte. Ausgeweidet - aber nicht mit den Raubzähnen der Bestie. Hagen war mit seinen Fingern in die Innereien seiner Beute eingedrungen.
»Nein«, sagte David atemlos, während Hagens Fingerspitzen auf seiner Haut zu brennen begannen.
Ehe Hagen seinem Wahn nachgeben konnte, zersprang plötzlich die Glaskuppel unter einem ohrenbetäubenden Dröhnen in unzählige Splitter, die sogleich von der Druckwelle des Nachhalls fortgerissen wurden. Die Fäuste gegen die Schläfen gepresst, taumelte Hagen einige Schritte zurück, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Ungläubig sah David zu, wie der Rudelführer ungeheure Qualen ausstand und die verschiedenen Rudel um Fassung rangen. Dann sah er zu den Metallbögen hinauf, die nun nur den Nachthimmel zu tragen schienen. Es schneite. Sein Blick wanderte zum Steg. Über ihm ging sein Schattenwolf in Angriffsstellung, den immer noch benommenen Hagen fixierend. Neben das ungewöhnlich klar umrissene Geschöpf trat Meta und sah den Rudelführer mit vor Wut und Entsetzen weißem Gesicht an.
»Du irrst dich«, sagte sie. »David gehört dir nicht.«
Ein Lächeln stahl sich auf Davids Lippen, so verrückt es in diesem Augenblick auch sein mochte. Doch Metas Anblick löste die Angst, die ihn die letzten Stunden gefangen gehalten hatte, mit einem Schlag auf. Ihr Gesicht zeigte Spuren von Gewalt, aber sowohl die Körperhaltung als auch die entschlossene Miene verrieten, dass Hagen ihr Innerstes nicht hatte brechen können. Kurz trafen sich ihre Blicke, und er erkannte die gleiche Sehnsucht, die auch er bei ihrem Anblick verspürte. Meta schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, dann konzentrierte sie sich wieder auf Hagen, der sich mittlerweile von der Machtdemonstration des Dämons erholt hatte.
Auch in die Ränge der Arena kehrte Leben zurück. Während das pulverisierte Glas samt Schneeflocken durch die zerborstene Kuppel rieselte, erhoben sich die beiden Rudel wie aus einem Schlaf.Wer eben noch zusammengekauert am Boden gelegen und erwartet hatte, dass dieser nie zuvor verspürte Druck ihm den Brustkorb sprengen würde, tastete nun nach seinem Wolf, um in seinem Inneren einen verwirrten, aber auch seltsam belebten Dämon anzutreffen. Während Maggies Leute sich am unteren Rand der Treppen versammelten, breitete sich im anderen Rudel Unruhe aus. Fjalla, eine junge Frau, die besonders unter Hagens Führung gelitten hatte, drängte sich mit leuchtenden Augen die Treppe herunter, doch ehe sie an den Rand des Pools gelangen konnte, wurde sie von Leug mit einem Faustschlag niedergestreckt.
»Keiner rührt sich«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Jedem Überläufer, der es wagt, die Treppe weiter runterzukommen, breche ich das Genick. Noch bestimmt Hagen hier die Regeln.«
Aber als traue er seinen Worten selbst nicht über den Weg, schielte Leug über die Schulter in Metas Richtung, die Hagen nicht aus den Augen ließ. Der hatte sich inzwischen wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet und betrachtete abwechselnd Meta, David und den lauernden, immer noch deutlich umrissenen Schattenwolf.
Als David langsam ein paar Schritte auf den Rudelführer zutrat, setzte sein Wolf zum Sprung an und verschmolz einen Moment später mit ihm. Schwer aufkeuchend sank David in die Knie und blieb so mit gesenktem Kopf hocken.
Ein gieriges Glimmen funkelte in Hagens Augen auf, aber in diesem Moment durchschnitt Metas klare Stimme den Raum. »Wenn du angreifen solltest, ehe David zum Kampf bereit ist, hetze ich dir deinen eigenen Wolf auf den Hals, Hagen. Und glaube mir, damit täte ich dem Dämon einen Gefallen. Er lauert nur darauf, dir nach all den gemeinsamen Jahren die Fänge ins Fleisch zu schlagen.«
David begriff nicht, was geschehen war, aber sein Wolf musste in seiner Abwesenheit einen weiteren Wandel durchlebt haben. Zu groß war der Schmerz bei ihrer Vereinigung, schneidend und kurz. Für eine Spanne, die sich nicht in Zeit messen ließ, wurde er von einer undurchdringlichen Finsternis umhüllt - dann war der Moment vorüber.Als er die Augen öffnete und den Kopf in den Nacken legte, erblickte er einen in Blutrot getauchten Nachthimmel, von dem rötliche Flecken heruntertanzten. Verwirrt blinzelte er, doch der rote Schein wollte nicht weichen. Sein Wolf grummelte, und zum ersten Mal seit seiner Kindheit ließ David sich ohne Vorbehalte von ihm beruhigen. Er ließ es sogar zu, dass der Wolf seine Wahrnehmung veränderte, während er den Kopf senkte und Hagen betrachtete, der ihn abwartend anstierte. Die Hände zu Fäusten geballt, stand er da, und doch verriet seine Köperhaltung eine gewisse Unschlüssigkeit, gerade so, als ergreife er gleich die Flucht. Genau das würde David auf keinen Fall zulassen.
»Ich bin so weit«, sagte er. Der aufkommende Wind trug seine raue Stimme zur Kuppel hinaus.
In diesem Moment erscholl irgendwo draußen im Park ein Wolfsgeheul, das alle Köpfe herumfahren und in die schneedurchwehte Nacht blicken ließ. Es war eine Herausforderung, das hatte selbst der Schwächste unter ihnen begriffen.
»Sascha ist auf dem Weg hierher.« Maggie war bis an den Beckenrand vorgetreten, und kurz sah es so aus, als würde sie herunterspringen, um zu David zu laufen und sich an seine Seite zu drängen.
Hagen schob seinen Unterkiefer vor und schluckte sichtbar. »Sascha kommt hierher? Das wird ja immer besser. Allein mit dieser verfluchten Frau an deiner Seite kann es schon keinen fairen Kampf geben, David. Du hast gehört, womit sie mir gedroht hat: Sie wird meinen Wolf manipulieren, anstatt ihn um sein Recht kämpfen zu lassen.«
»Eigentlich hast du ja auch keinen fairen Kampf verdient«, sagte David. »Aber falls es dich beruhigt: Das hier werden wir beide allein ausfechten.«
David blickte zu Meta hoch, die jedoch zögerte. Hagen hatte ihr im Audienzsaal viel Leid zugefügt, und sie sehnte sich nach Wiedergutmachung. Außerdem befürchtete sie, dass der geschunden aussehende David den Kampf trotz der Hilfe seines Dämons nicht überstehen könnte. Dann kamen ihr Rahels Worte in den Sinn, dass der Wolf in einem Rudel leben musste.Was auch immer sich in dieser Arena zwischen David und Hagen abspielen mochte, es ging um ebendiesen Punkt. Sie täte David keinen Gefallen, wenn sie sich hier dazwischendrängte. Außerdem beherrschte sie die Macht, die sie gerade erst kennengelernt hatte, kaum. Deshalb nickte sie widerwillig. »Das hier ist eine Angelegenheit des Rudels - ich werde mich nicht einmischen.«
Als wolle er Zeit schinden, hob Hagen rasch den Arm. »Wenn ich das richtig verstehe, hat diese Frau dort oben dafür gesorgt, dass dein verdammter Wolf Amelia erlegt hat. Es war ihre Macht, die eben auf dich übergegangen ist …« Unvermittelt hielt Hagen inne, dann stieß er ein hohes Wehklagen aus, das sich nach und nach in ein Lachen verwandelte. »Das ist perfekt! Wenn ich deinen aufgerissenen Kadaver endlich unter mir liegen habe, David, dann wird Amelia wieder mir gehören.«
David schüttelte nur stumm den Kopf. Er würde keine weitere Zeit mehr damit verschwenden, sich Hagens Wahnsinn anzuhören, während Sascha, angelockt von der freigesetzten Macht des Dämons, Maggies Revier überrannte. Was auch immer Amelias Tod für den Dämon bedeutete, er brauchte es nicht, um diesen Mann zu überwältigen.
Noch ehe der Schatten sich über seiner Haut ausgebreitet hatte, stürzte David los. Doch Hagen hatte bereits Anlauf genommen und sprang durch das zerbrochene Glas hinaus ins Freie. Fluchend jagte David hinter ihm her. In seinem Rücken brach inzwischen das Chaos aus, weil Hagens Rudel endgültig in zwei Parteien zerfiel. Ein Kampf entflammte, in dem die von Leug Angeführten ihre Minderheit durch Brutalität wettmachten - was jeder zu spüren bekam, der sie daran hindern wollte, ihrem Anführer zu folgen. Offensichtlich gingen sogar Hagens Getreue davon aus, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte, zumindest nicht unter fairen Voraussetzungen. Darum wollten sie ihm um jeden Preis folgen und ihm Unterstützung leisten, damit er weiterhin ihr Anführer blieb.
Meta stand auf der Spitze des Stegs und blickte voller Entsetzen auf die plötzlich ausgebrochene Gewalt. Auf den Rängen, kaum noch erkennbar im unsteten Schein der Feuerbecken, die mehr Rauch als Licht spendeten, prügelten Menschen aufeinander ein, rissen sich zu Boden, brüllten und schlugen wie wild um sich. Einige wenige befreiten sich aus dem Tumult und sprangen in das Becken, wo sie von anderen mit roher Gewalt niedergestreckt wurden.
Nur einem gelang es schließlich, sich zu befreien, und als er mit zerrissener, blutbefleckter Kleidung Hagen und David hinterherhetzte, erkannte Meta, dass es sich um den Mann handelte, der Hagen bei ihrer Entführung geholfen hatte. Jemand hatte ihm die dunkle Brille von der Nase gerissen, und seine Augen zeigten sich in einem milchigen Blau. Er ist blind, begriff Meta.Vermutlich sieht er nur durch die Augen des Dämons. Aber das würde ihn nicht daran hindern, seinem Anführer zu Hilfe zu eilen, obwohl das gegen sämtliche Regeln verstieß.Wenn sich ihm die Chance bot, würde er David hinterrücks anfallen. Ohne zu zögern, begann Meta, die Räume in ihrem Inneren zu öffnen, um dem Dämon dieses Mannes einen Unterschlupf zu gewähren. Doch in dieser Sekunde wurde sie bei der Schulter gepackt und herumgezerrt. Eine hochgewachsene Frau mit feuerrotem Haar, das ihr wie ein Flammenkranz vom Kopf abstand, erzwang ihre Aufmerksamkeit.
»Vergiss Leug, mit dem wird David schon fertig. Du musst jetzt etwas tun, bevor Hagens Rudel sich untereinander zerfleischt. Beruhige sie!«, forderte sie, gegen den Lärm in der Arena anbrüllend.
Meta starrte sie regungslos an. Wie sollte sie dieser Frau klarmachen, dass sie kaum wusste, was sie tat? Einen Wolf beheimaten - das mochte ihr gelingen. Aber gut drei Dutzend auf einmal? Sie konnte hören, dass einige der Wölfe ein verzweifeltes Heulen ausstießen, woraufhin der eine oder andere Hüter in der tobenden Menge anfing, sich an Haut und Haaren zu reißen. Wahrscheinlich, um das überwältigende Durcheinander, das in ihnen ausgebrochen war, abzustreifen. Nur mit Mühe konnte Meta dasVerlangen unterdrücken, sich die Hände auf die Ohren zu legen in der Hoffnung, den Druck, der sich innerhalb des zerfallenden Rudels ausbreitete, ausgleichen zu können.
»Verdammt.« Kurzerhand rüttelte die Frau Meta durch. »Tu einfach, was du vorhin getan hast.Als du die verdammte Glaskuppel pulverisiert hast!«
»Ich weiß nicht, wie«, brachte Meta kläglich hervor.
Die Finger der Frau bohrten sich schmerzvoll in ihre Oberarme, dann legte sich ein Schatten über ihre Züge. In der nächsten Sekunde formte der Schatten einen Wolfskopf, der Meta mit weit aufgerissenem Maul bedrohte. Instinktiv wich sie zurück und rief vor Schreck den Wolf der Frau zu sich, indem sie die Türen zu ihren inneren Räumen aufriss. Während der Wolfsdämon einen Herzschlag später durch sie hindurchjagte, blickte Meta in die blauen Augen dieser Fremden, in denen sie etwas Vertrautes zu erkennen glaubte. Was auch immer es war, es brachte sie zu der Entscheidung, die Türen nicht wieder zu schließen. Stattdessen rief sie Hagens führerlos gewordenes Rudel und erhielt sofort eine Antwort. Der Ansturm der Wölfe, der auf ihren Ruf folgte, übermannte sie. Meta versuchte standzuhalten, aber sie ging verloren in einem Strudel aus Gefühlen und Eindrücken, die nicht ihr gehörten.