Um meinen Eindruck von Senator Peter Ryman zu erläutern, muss ich zuerst darauf hinweisen, dass ich von Natur aus misstrauisch bin: dass etwas, das einem zu gut vorkommt, um wahr zu sein, es nach meiner Erfahrung auch nicht ist. Deshalb gebe ich das folgende Statement mit dem natürlichen Zynismus ab, der mein Markenzeichen ist:

Peter Ryman, Wisconsins politischer Goldjunge, ist zu gut, um wahr zu sein.

Sein ganzes Leben lang war er Mitglied der Republikaner und das in einer Zeit, in der die halbe Partei die Vorstellung übernommen hat, die lebenden Toten seien eine Strafe Gottes und wir armen Sünder müssten »büßen«, bevor wir ins Himmelreich eingehen können. Er hätte also allen Grund zur Verbitterung, und doch zeigt er keinerlei Anzeichen davon. Er ist freundlich, verbindlich, intelligent und wirkt derart aufrichtig, dass er auch eine Reporterin wie mich überzeugt, sogar um drei Uhr morgens, wenn sein Konvoi zum dritten Mal mitten in Kentucky liegen geblieben ist und der allgemeine Tonfall schärfer ist als ein steifer Wind vom Pazifik. Anstatt Verdammnis zu predigen, rät er zu Toleranz. Anstatt nach einem »Krieg gegen die Untoten« zu schreien, empfiehlt er, unsere Verteidigungsmaßnahmen zu verstärken und die Lebensqualität in den noch bewohnten Zonen zu verbessern.

Kurz gesagt ist er ein Politiker, der begreift, dass die Toten die Toten sind und die Lebenden die Lebenden und dass wir uns mit gleicher Sorgfalt um beide kümmern müssen.

Meine Damen und Herren, falls dieser Mann keine gewaltige Leiche im Keller hat, bin ich nach reiflicher Überlegung davon überzeugt, dass er einen hervorragenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika abgeben würde und dass er vielleicht sogar den sozialen, ökonomischen und politischen Schaden wiedergutmachen könnte, den die Ereignisse der letzten dreißig Jahre angerichtet haben. Natürlich kann das nur bedeuten, dass er nicht gewinnen wird.

Aber man darf ja wohl noch träumen.

Aus Unschöne Bilder, dem Blog von Georgia Mason,
5. Februar 2040