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Das Sondereinsatzkommado des LKA nahm vier Gäste fest, als sie versuchten, das Land zu verlassen.

Ein junger Polizist fand Mark Riegers abgesägten Kopf und erbrach sich an Ort und Stelle.

Ein anderer die kopflose Leiche. Er kicherte wie ein Irrer und verließ den Tatort, um seinen Flachmann zu leeren.

Der blonde Junge mit dem nackten Mädchen im Arm starrte traumatisiert vor sich hin, Gast in der Welt des Grauens.

 

 

Am nächsten Tag gab Elvira Kreidler eine Pressekonferenz, in der sie als Heldin gefeiert wurde. Oberstaatsanwalt Spinner stand neben ihr und glänzte übers ganze Gesicht. Dr. Mark Rieger, der Serienkiller, war tot. Der Schülermörder war gefasst. Das LKA konnte sich wieder mit seiner Tagesarbeit beschäftigen.

Niemand sprach über Will Prenker.

Zumindest nicht offiziell.

 

 

Drei Tage später trafen sich Will und Elvira in einem Café. Hier bot sie ihm an, wieder zum LKA zurückzukehren. Intern habe man beschlossen, auf einen Mann wie Will dauerhaft nicht verzichten zu wollen. Elvira hatte kein Hehl daraus gemacht, dass im Grunde niemand anders als Will Prenker den Fall gelöst hatte.

Will rechnete Elvira diese Offenheit hoch an.

Sie besaß Rückgrat und Anstand, das musste er ihr lassen.

Dann entschuldigte sie sich für ihre harsche Reaktion an jenem Nachmittag, als er sie im Präsidium besucht hatte.

Will sagte: »Du bist eine Individualistin, ich bin ein Individualist. Ich bin dir nicht böse. Du hattest großen Druck. Ich war lange genug Polizist, um das zu begreifen. Da rutschen einem schon mal Worte raus, die man nicht so meint.«

Sie lächelte erleichtert und versuchte, seine Hand zu greifen.

Er entzog sie ihr und sagte: »Ich habe nachgedacht, Elvira. Und ich habe beschlossen, nie wieder als Polizist oder Ermittler zu arbeiten. Ich glaube, dieser Beruf bringt das Schlechteste in mir zum Vorschein. Tod und Blut, verstehst du? Und immer bleibt etwas an mir hängen. Schuld und das Gefühl, die Welt sei ein dunkler Ort. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich wieder Verbrecher jagen will. Und ich habe meine Entscheidung getroffen«

»Du hast es dir so sehr gewünscht.«

Soeben hatte sie sich bei ihm entschuldigt, hatte es mit einer zärtlichen Geste versucht. Dann würde sie ihn begreifen. Würde verstehen, wie er sich fühlte. Wenn ihre Gefühle für ihn wahr waren, würde sie seine Entscheidung akzeptieren.

Doch sie tat es nicht.

Er belüge sich. Er verhalte sich wie ein verletztes Kind, stieß Elvira hervor. Nun endlich habe sich sein Traum erfüllt, außerdem habe sie sich dafür eingesetzt, verdammt noch mal! Eingesetzt, verstehst du?

Ihr letzter Satz hallte im Café wider.

Will blieb freundlich. Ja, sie hatte sich für ihn eingesetzt. Doch sie war jener Typ Mensch, der ihm eben dies stets dann vorhalten würde, wenn es nicht nach Wunsch lief. Außerdem ...

»Ich habe in den letzten drei Tagen fast ununterbrochen geschrieben. Das neue Buch wird ein Knüller. Das ist meine Welt. Ich werde zukünftig nur noch als Schriftsteller arbeiten.«

Sie blickte ihn an, als sei er ein Insekt. Sie wand sich in verletzter Eitelkeit. Diese Zurückweisung ertrug sie nicht. Empört stand sie auf, wobei sie ihre Tasse umwarf.

Will blickte zu ihr hoch. Vielleicht wäre er auf ihre neuerliche Annäherung eingegangen, hätte ihre Entschuldigung akzeptiert, möglicherweise hätte alles ganz anders kommen können, doch was er nun vor sich sah, war eine fremde Frau.

Dann solle er seine beschissenen Bücher schreiben, sagte sie kalt. Es war ein Wunder, dass sie nicht ausspuckte.

Sie ging und Will tupfte kopfschüttelnd mit einer Serviette den Tisch sauber.

Ich bin kein Mörder: Thriller
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