31

 

»Euer Sohn macht Fortschritte«, sagte Franco. Nun war der Zeitpunkt gekommen, neben dem Vornamen auch die persönliche Anrede zu benutzen.

»Wirklich? Wir haben auch den Eindruck. Seit zwei Tagen ist er so ...«

»Ausgeglichen«, vervollständigte Stefan Strauss die Worte seiner Frau.

»Ja«, sagte Daniela Strauss. »Er spielt im Pool und ist wie alle anderen Kinder.«

Franco lächelte sein Psychologenlächeln. »Er ist ein ganz normales Kind. Ich mag ihn sehr und wir verstehen uns gut. Ich würde den Jungen gerne für ein paar Tage entführen.«

Daniela fuhr auf. »Was?«

Stefan legte ihr beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel.

Franco winkte ab. »Nichts Besonderes. Euer Sohn kocht gerne?«

»Sehr. Dafür hat er viel Talent«, sagte Daniela, ihr Gesicht ein einziges Fragezeichen.

»Ich kenne einen berühmten Fernsehkoch, der ein Seminar veranstaltet. In Berlin. Übermorgen. Kennt ihr die Fernsehköche?«

»Sehen wir nicht«, sagte Stefan kurz ab.

»Ich würde gerne nach Berlin fliegen und Oliver mitnehmen. Ich glaube, die Begegnung mit seinem Helden wird ihn verändern. Ruhiger machen, empathischer. Für ihn würde sich ein Traum erfüllen.«

Daniela und Stefan schwiegen. Sie blickten ihn an. Und Stefan sagte genau das, was Franco erwartet hatte: »Und wer soll das bezahlen?«

»Ich habe mit dem Koch gesprochen. Er zahlt den Flug. Er ist ein guter Freund. Er vertraut mir. Er sagt, wenn ich glaube, ihm ein Talent zu bringen, macht es Sinn.«

»Unglaublich«, hauchte Daniela.

»Und wie lange?«

»In drei Tagen sind wir zurück, Stefan.«

»Ich will nicht lange drum herum reden, Franco. Die Idee gefällt mir.« Der Mann hatte ihn das erste Mal mit Vornamen angeredet. Wunderbar. Es war vollbracht!

»Aber so ganz ohne uns?«, wisperte Daniela.

»Er schafft das«, schmunzelte Franco. »Er ist ein starker Junge. Damit könnten sich die Schatten, die auf seiner Seele liegen, endgültig auflösen.«

»Schatten?« Stefan wurde bleich.

»Er hat schlimme Dinge getan, nicht wahr?«, fragte Franco.

Stefan stutzte und log: »Nicht, dass ich wüsste.«

»Selbstverständlich«, gab Franco zurück. »Ist ja auch nicht wichtig. Ich würde mich freuen, euerm Sohn das schenken zu dürfen. In drei Tagen sind wir wieder hier, es wird für ihn ein großartiges Erlebnis sein. Allerdings müssen wir gleich fliegen. Mit der Mittagsmaschine. Ich habe schon gestern zwei Tickets gebucht. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich vorgegriffen habe. Wir übernachten in Berlin in einem guten Hotel. Für Oliver wird das ein super Erlebnis sein.«

Nun können sie nicht mehr ablehnen!

Es dauerte noch fünf Minuten, dann hatte er das Ehepaar Strauss überredet.

Eine Million Euro.

Ich habe es geschafft!

Entweder ich selbst bin reich oder Gabi hat ausgesorgt – falls sie die Rache des unbekannten Mörders überlebt!

Ich bin kein Mörder: Thriller
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