19
In einem verlassenen Lkw-Depot im Hafengebiet
von South Boston hatte der Mörder Jason Warren einmal in den Bauch
gestochen, mehrmals mit einem Eispickel durchbohrt und mit einem
Hammer malträtiert. Außerdem hatte er seine Gliedmassen amputiert
und sie auf die Fensterbänke gelegt. Den Torso hatte er mit Gesicht
zur Tür auf einen Stuhl gesetzt, der Kopf war an ein loses
Stromkabel gebunden, das von einem Förderband
herunterhing.
Eine Mannschaft der Spurensicherung verbrachte die Nacht und den
nächsten Morgen in dem Gebäude, doch wurden Jasons Kniescheiben nie
gefunden.
Die ersten beiden Bullen am Tatort waren Grünschnäbel. Der eine
kündigte innerhalb einer Woche, der andere, sagte mir Devin, nahm
Urlaub für eine psychologische Behandlung. Devin erzählte mir, dass
er zuerst gedacht habe, Jason hätte ein Stelldichein mit einem
Löwen gehabt, als er mit Oscar das Lkw-Depot betrat.
Als mir Oscar in jener Nacht Bescheid gesagt hatte und ich auflegte
und mich zu den beiden Frauen umdrehte, wusste es Diandra
bereits.
„Mein Sohn ist tot, nicht wahr?“ stellte sie fest.
Und ich nickte.
Sie schloss die Augen und legte eine Hand aufs Ohr. Sie schwankte
leicht, wie bei einem Windstoss. Angie stellte sich neben
sie.
„Fassen Sie mich nicht an!“ drohte sie mit geschlossenen Augen. Als
Eric kam, saß Diandra auf ihrem Platz am Fenster und starrte nach
draußen auf den Hafen. Der von Angie gebrühte Kaffee stand neben
ihr, sie hatte ihn nicht angerührt. Seit einer Stunde hatte sie
kein einziges Wort gesagt.
Als Eric den Raum betrat, beobachtete sie ihn. Er legte Regenmantel
und Hut ab, hängte beide an den Haken und sah uns fragend an. Wir
gingen in die Küchenecke, wo ich ihm alles erzählte. „O Gott!“
stöhnte er und sah einen Moment lang aus, als müsse er sich
übergeben. Sein Gesicht nahm eine graue Farbe an, mit den Händen
hielt er sich an der Theke fest, bis die Fingerknöchel weiß wurden.
„Ermordet. Wie?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ermordet. Das reicht im Moment. „ Er ließ
die Hände auf der Theke und senkte den Kopf. „Wie hat sich Diandra
verhalten, seit sie Bescheid weiß?“
„Ruhig.“
Er nickte. „Das passt zu ihr. Habt ihr Stan Timpson
benachrichtigt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich nehme an, das macht
die Polizei.“ Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Der Junge, der
arme, schöne Junge.“
„Erzähl’s mir!“ forderte ich ihn auf.
Er blickte an mir vorbei auf den Kühlschrank. „Was soll ich
erzählen?“
„Was du über Jason weißt. Was du die ganze Zeit verheimlicht
hast.“
„Verheimlicht?“ Seine Stimme war brüchig.
„Verheimlicht“, wiederholte ich. „Du hast dich in dieser Sache von
Anfang an unwohl gefühlt.“
„Welche Grundlage hast du für…“
„Nur eine Ahnung, Eric. Was hast du heute Abend an der Uni
gemacht?“
„Hab ich dir gesagt. Sprechstunde.“
„Quatsch. Ich habe die Bücher gesehen, die du aus dem Auto geholt
hast. Eins war ein Reiseführer, Eric.“
„Pass auf!“ lenkte er ab. „Ich gehe jetzt zu Diandra. Ich weiß, was
mit ihr passiert, und ich bin der Meinung, dass Angie und du jetzt
besser geht. Sie will bestimmt nicht, dass ihr dabei seid, wenn sie
zusammenbricht.“
Ich nickte. „Ich melde mich.“
Er rückte die Brille zurecht und ging an mir vorbei. „Ich sorge
dafür, dass eure Rechnung voll bezahlt wird.“
„Wir haben unser Geld schon bekommen, Eric.“
Er ging quer durch den Loft zu Diandra, und ich warf Angie einen
Blick zu und machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung
Wohnungstür. Angie hob ihre Tasche hoch und nahm die Jacke von der
Couch, während Eric Diandra die Hand auf die Schulter legte.
„Eric“, stöhnte sie. „Oh, Eric. Warum? Warum?“
Diandra fiel von der Fensterbank in Erics Arme. Als ich Angie die
Tür öffnete, heulte Diandra Warren wie ein Wolf. Es war einer der
schlimmsten Laute, die ich je gehört hatte, ein tobendes,
gequältes, rasendes Geräusch, das sich ihrer Brust entrang und in
dem Loft widerhallte. Noch lange nachdem ich das Haus verlassen
hatte, dröhnte es in meinem Kopf.
Im Fahrstuhl sagte ich zu Angie: „Mit Eric stimmt was nicht.“ „Was
denn?“
„Irgend etwas“, wiederholte ich. „Er hat Dreck am Stecken. Oder er
verheimlicht etwas.“
„Und was?“
„Keine Ahnung. Er ist ein Freund von uns, Ange, aber mir gefällt
nicht, dass ich so ein komisches Gefühl bei ihm habe.“
„Ich kümmere mich drum“, willigte sie ein.
Ich nickte. Noch immer hatte ich Diandras furchtbares Heulen im
Ohr. Ich wollte mich einfach nur hinlegen, mich zusammenrollen und
nichts mehr davon hören.
Angie lehnte sich gegen die gläserne Aufzugwand und schlang die
Arme um sich. Auf der Fahrt nach Hause sprachen wir kein einziges
Wort.
Eine Sache, die man lernt, wenn man mit Kindern zu tun hat, ist
wohl, dass man immer weitermachen muss, egal was passiert. Man hat
keine Wahl. Lange vor Jasons Tod, bevor ich überhaupt von ihm und
seiner Mutter wusste, hatte ich mich einverstanden erklärt,
eineinhalb Tage auf Mae aufzupassen, da Grace arbeiten musste und
Annabeth eine alte Freundin in Maine besuchen wollte, die sie noch
vom College kannte.
Als Grace von Jason hörte, meinte sie: „Ich kann jemand anders
besorgen. Oder ich nehm mir irgendwie frei.“
„Nein“, widersprach ich. „Es bleibt dabei. Ich will sie nehmen.“
Das tat ich auch. Und es war eine der besten Entscheidungen, die
ich je getroffen hatte. Ich weiß, dass uns gesagt wird, es sei gut,
über schlimme Erfahrungen zu sprechen, sie mit Freunden oder
qualifizierten Außenstehenden zu erörtern, und vielleicht stimmt
das auch. Aber ich denke oft, dass wir in dieser Gesellschaft
einfach viel zuviel reden, dass wir die Verbalisierung als ein
Allheilmittel ansehen,
das sie oft nicht ist, dass wir dieser krankhaft übersteigerten
Selbstbeschäftigung gegenüber blind sind, die das viele Reden
unabdingbar mit sich bringt.
Ich neige sowieso schon zum Grübeln und verbringe viel Zeit allein,
was alles nur noch schlimmer macht, und vielleicht hätte es etwas
genützt, wenn ich mit jemandem über Jasons Tod und meine
Schuldgefühle gesprochen hätte. Tat ich aber nicht.
Statt dessen verbrachte ich den Tag mit Mae. Die simple
Beschäftigung, auf sie aufzupassen, sie zu unterhalten, zu füttern,
zum Mittagsschlaf hinzulegen, ihr die Spaße der Marx Brothers zu
erklären, als wir uns Animal Crackers und Die Marx Brothers im
Krieg ansahen, ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, als sie
sich in ihr Reisebettchen legte, das ich im Schlafzimmer
aufgestellt hatte – diese einfache Beschäftigung, für einen
anderen, für einen kleineren Menschen zu sorgen, war nützlicher als
tausend Stunden beim Psychiater. Ich fragte mich, ob die Menschen
früher, für die das ganz selbstverständlich war, nicht doch recht
gehabt hatten. Mitten in der Geschichte fielen ihr die Augen zu.
Ich zog ihr die Bettdecke hoch bis ans Kinn und legte das Buch zur
Seite. „Hast du Mami lieb?“ fragte sie.
„Ich hab Mami lieb. Jetzt schlaf schön.“
„Mami hat dich auch lieb“, murmelte sie.
„Ich weiß. Jetzt schlaf schön.“
„Hast du mich lieb?“
Ich küsste sie auf die Wange und strich noch einmal über die Decke.
„Du bist wunderbar, Mae.“
Aber sie war schon eingeschlafen.
Gegen elf Uhr meldete sich Grace.
„Was macht mein kleiner Teufel?“
„Schläft tief und fest.“
„Ich hasse das. Wochenlang benimmt sie sich bei mir wie eine
Kratzbürste, und wenn sie einen Tag bei dir ist, spielt sie das
Engelchen.“
„Tja“, erwiderte ich, „ist halt viel lustiger bei mir.“
Sie kicherte. „Jetzt echt: War sie lieb?“
„Klar.“
„Geht’s dir besser wegen Jason?“
„Solange ich nicht darüber nachdenke.“
„Hab verstanden. Ist alles klar wegen letztens nachts?“
„Mit uns?“ fragte ich.
„Ja.“
„War da was?“
Sie seufzte. „Du Arsch!“
„He!“
„Ja?“
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
„Schön, oder?“ sagte ich.
„Das Schönste überhaupt“, antwortete sie.
Am nächsten Morgen, als Mae noch schlief, ging ich nach draußen auf
die Veranda vor der Haustür und sah Kevin Hurlihy auf der Strasse
stehen. Er lehnte sich gegen den goldfarbenen Diamante, den er für
Jack Rouse fuhr.
Seit ich von meinem Brieffreund den Zettel mit der Botschaft
„vergissnichthochzusehen“ bekommen hatte, trug ich meine Pistole
ständig bei mir. Selbst wenn ich nach unten ging, um die Post zu
holen. Oder ganz besonders dann, wenn ich nach unten ging, um die
Post zu holen.
Als ich also nach draußen auf die Veranda trat und den irren Kevin
vom Bürgersteig zu mir heraufblicken sah, versicherte ich mich,
dass wenigstens meine Waffe in Reichweite war. Glücklicherweise war
es meine 6,5-Millimeter-Beretta mit dem Fünfzehn-SchussMagazin,
denn bei Kevin hatte ich das Gefühl, ich würde jede Kugel
brauchen.
Er starrte mich sehr lange an. Schließlich setzte ich mich auf die
oberste Stufe, öffnete die drei Briefe, die ich erhalten hatte, und
blätterte durch die letzte Ausgabe des Musikmagazins Spin. Ich
überflog einen Artikel über die Band Machinery Hall.
„Hörst du auch Machinery Hall, Kev?“ fragte ich schließlich. Kevin
guckte nur und atmete durch die Nase.
„Gute Gruppe“, bemerkte ich. „Lohnt sich, die CD zu kaufen.“ Kevin
sah nicht gerade aus, als würde er nach unserer Plauderei bei Tower
Records vorbeifahren.
„Klar, die haben ein bisschen was von einem Imitat, aber wer
imitiert heutzutage nicht irgendwen.“
Kevin sah nicht so aus, als wüsste er, was imitieren bedeutet. Zehn
Minuten lang stand er da, ohne ein Wort zu sagen, die ganze Zeit
behielt er mich im Blick, und sein Blick war düster und trüb wie
Sumpfwasser. Ich schätze, es handelte sich hier um den
morgendlichen Kevin. Der nächtliche Kevin hatte einen
elektrisierten Blick, die Augen schienen vor Vorfreude auf den
nächsten Mord zu glänzen. Der morgendliche Kevin sah aus, als
verfalle er bald dem Stumpfsinn.
„Tja, Kev, dann würde ich behaupten, du bist kein großer Fan von
Independent.“
Kevin zündete sich eine Zigarette an.
„War ich früher auch nicht, aber meine Kollegin hat mich nach und
nach überzeugt, dass es mehr gibt als die
Stones und Springsteen. Vieles ist natürlich gequirlter Dünnschiss,
und ‘ne Menge wird einfach überschätzt, das ist schon klar. Ich
meine, erklär mir mal Morrissey. Aber dann kommt so ein Kurt Cobain
daher oder ein Trent Reznor, und du denkst: Die Typen bringen es,
und dann hat man schon wieder Hoffnung. Vielleicht irre ich mich
auch. Ach ja, Kev, was hast du eigentlich von Kurts Tod gehalten?
Warst du der Meinung, unsere Generation hat ihr Sprachrohr
verloren, oder war das für dich schon der Fall, als sich Frankie
Goes to Hollywood aufgelöst hat?“
Ein scharfer Wind wehte die Strasse hinunter, und als Kevin sprach,
klang seine Stimme nach nichts, nach einem hässlichen seelenlosen
Nichts.
„Kenzie, vor ein paar Jahren hat ein Typ Jackie mehr als vierzig
Riesen abgezockt.“
„Das Ding kann ja reden!“ bemerkte ich.
„Als ich ihn bei seiner Freundin auf treibe, ist er gerade auf dem
Sprung nach Paraguay oder wer weiß wohin.“ Kevin schnippte seine
Zigarette in die Büsche vor meinem Haus. „Er musste sich auf den
Bauch legen, Kenzie, und dann bin ich auf seinem Rücken
rumgesprungen, bis die Wirbelsäule gebrochen ist. Hat sich genau so
angehört, wie wenn man eine Tür eintritt. Genau so. Gibt so ein
großes, lautes Krachen und ganz viel Splittergeräusche
gleichzeitig.“
Wieder fegte die scharfe Brise durch die Strasse, die trockenen
Blätter im Rinnstein raschelten.
„Egal“, fuhr Kevin fort, „dieser Typ war am Schreien, das Weib war
am Schreien, und beide guckten ständig auf die Tür von der
beschissenen kleinen Wohnung, aber nicht weil sie dachten, sie
kämen raus, sondern weil sie wussten, dass die Tür abgeschlossen
war. Sie waren eingesperrt. Mit mir. Ich hatte die Macht. Ich
konnte bestimmen, was sie als Erinnerung mit in die Hölle nehmen.“
Er zündete sich eine neue Zigarette an, und ich spürte den kalten
Wind mitten in meiner Brust.
„Tja“, erzählte er weiter, „dann habe ich den Typ umgedreht. Hab
ihn mit seinem kaputten Rückgrat hingesetzt und das Weib, keine
Ahnung, ‘n paar Stunden lang vergewaltigt. Musste ihm immer wieder
Whiskey ins Gesicht schütten, damit er wach bleibt. Dann hab ich
acht-, vielleicht neunmal auf sie geschossen. Hab mir einen Drink
gemacht und den Typ ‘ne Zeitlang angeguckt. Es war nichts mehr da.
Hoffnung. Stolz. Liebe. Alles gehörte mir. Mir. Mir gehörte alles.
Und das wusste er. Ich hab mich hinter ihn gestellt. Hab ihm die
Knarre hinten an den Kopf gehalten, da wo das Gehirn aufhört. Und
schätz mal, was ich gemacht habe?“
Ich sagte nichts.
„Hab gewartet. So ungefähr fünf Minuten. Und rat mal! Rat mal, was
der Typ gemacht hat, Kenzie! Rat mal!“
Ich faltete die Hände im Schoss.
„Der Typ fängt an zu betteln, Kenzie! Der Scheißkerl ist gelähmt.
Er hat gerade zugeguckt, wie ein anderer seine Frau vergewaltigt
und umbringt, und konnte nichts dagegen machen. Er hat keinen Grund
mehr zu leben. Nichts. Aber trotzdem fleht er mich an, ihn leben zu
lassen. Die Welt ist total verrückt, sag ich dir!“
Er warf die Zigarette auf die Stufen unter mir. Die Asche wurde
verstreut und vom Wind fortgetragen.
„Als er anfing zu betteln, hab ich ihm in den Kopf geschossen.“
Wenn ich früher Kevin ansah, hatte ich nichts erkannt, nur ein
großes Loch. Aber jetzt merkte ich, dass es keine Leere war,
sondern das Gegenteil. Alles Widerliche dieser Welt. Hakenkreuze,
Schlachtfelder, Arbeitslager, Ungeziefer und Feuer, das vom Himmel
fiel. Kevins leerer Blick
schien nichts anderes zu bedeuten, als dass er zu allem fähig war.
„Halt dich aus der Sache mit Jason Warren raus!“ mahnte er. „Hier,
der Typ, der Jackie abgezockt hat und seine Freundin. Das waren
Freunde von mir. Aber dich“, fügte er hinzu, „hab ich nie das
kleinste bisschen gemocht.“
Noch eine weitere Minute stand er da und sah mir in die Augen. Ich
fühlte Hass und Ekel in mir aufsteigen.
Dann ging er zur Fahrerseite des Autos und legte die Hände auf die
Motorhaube.
„Hab gehört, du bist losgezogen und hast dir eine kleine Familie
besorgt, Kenzie. So ‘ne Scheißärztin mit ‘ner kleinen
Scheißtochter. Die Tochter soll so um die vier Jahre alt
sein.“
Ich dachte an Mae, die zwei Stockwerke über mir schlief. „Was
glaubst du, Kenzie, wie stark ist der Rücken von einer
Vierjährigen?“
„Kevin“, sagte ich und meine Stimme klang schwer und phlegmatisch,
„wenn du…“
Er schien mich völlig zu ignorieren und öffnete die Tun
„Hey, Arschloch!“ rief ich, rauh hallte meine Stimme über die leere
Strasse. „Ich rede mit dir.“
Er sah mich an.
„Kevin“, begann ich erneut, „wenn du auch nur in die Nähe von
dieser Frau oder diesem Kind kommst, dann jag ich dir so viele
Kugeln in den Kopf, dass er wie eine Bowlingkugel aussieht.“ „Bla
bla bla“, erwiderte er, „nichts als Gelaber, Kenzie. Bis die
Tage!“
Ich zog meine Pistole hinterm Rücken hervor und feuerte eine Salve
in sein Beifahrerfenster.
Kevin sprang zurück, als die Glassplitter auf seinen Sitz regneten,
dann sah er mich an.
„Eine kleine Anzahlung, Kevin. Damit kannst du zu deiner Scheißbank
gehen.“
Einen Augenblick lang dachte ich, er würde sich wehren. Auf der
Stelle. Tat er aber nicht. Er sagte: „Du hast dir gerade dein
eigenes Grab geschaufelt, Kenzie. Das weißt du.“
Ich nickte.
Er blickte auf das Glas auf dem Sitz, und plötzlich explodierte die
Wut in seinem Gesicht. Er griff in den Hosenbund und kam ums Auto
herum.
Ich nahm seine Stirn ins Visier.
Da hielt er inne, die Hand noch immer am Hosenbund, und fing ganz
langsam an zu lächeln. Er ging zur Beifahrertür zurück, öffnete
sie, legte dann die Arme auf die Motorhaube und sah mich an. „Ich
sag dir, was passiert. Mach dir ‘ne schöne Zeit mit deiner
Freundin, fick sie jeden Tag zweimal, wenn du kannst, und sei
besonders lieb zu der Kleinen. Bald – vielleicht noch heute,
vielleicht nächste Woche – komme ich vorbei. Zuerst bringe ich dich
um. Dann warte ich ein bisschen. Vielleicht hole ich mir was zu
essen, geh auf Piste, gönn mir ‘n paar Bier. Egal. Danach gehe ich
bei deiner Frau vorbei und bringe sie und das Mädchen um. Und dann
gehe ich nach Hause und lache mir den Arsch ab, Kenzie.“
Er stieg ins Auto und fuhr davon. Ich stand auf meiner Veranda, und
das Blut pochte heiß in meinen Schläfen.