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Eine weitere Woche lang folgten wir Jason auf dem Campus und durch die Stadt, die Treppen hinauf zu Türen von Klassenräumen und Schlafzimmern, brachten ihn abends ins Bett und standen am nächsten Morgen mit ihm auf. Es war nicht gerade spannend. Sicher, Jason führte ein ziemlich bewegtes Leben, aber wenn man das Muster einmal erkannt hatte – Aufstehen, Essen, Unterricht, Sex, Lernen, Essen, Trinken, Sex, Schlafen – wurde es ziemlich schnell langweilig. Ich bin sicher, wäre ich beauftragt worden, den Marquis de Sade in seiner Blütezeit zu beschatten, wäre es auch sehr schnell öde geworden, wenn er zum dritten oder vierten Mal aus dem Schädel eines Kindes trank oder einen flotten Fünfer arrangierte.
Angie hatte recht gehabt: Das Leben von Jason und seinen Partnerinnen hatte etwas Einsames und Trauriges. Sie schaukelten durch ihr Leben wie Plastikenten in der Badewanne, fielen gelegentlich um und warteten so lange, bis sie wieder jemand aufrichtete, dann schaukelten sie weiter wie zuvor. Es gab keine Auseinandersetzungen, aber auch keine echte Leidenschaft. Es ging so ein Gefühl von der ganzen Gruppe aus, eine gewisse hilflose Unverbindlichkeit, eine leichte Selbstironie, eine Distanz zum eigenen Leben. Und es schlich ihm niemand hinterher. Da waren wir uns sicher. In den zehn Tagen hatten wir niemanden gesehen. Und wir hatten gut aufgepasst. Am elften Tag brach Jason aus seinem Trott aus.
Ich hatte keine Informationen über den Mord an Kara Rider erhalten, da Devin und Oscar nicht zurückriefen; der Zeitung entnahm ich lediglich, dass die Ermittlungen in einer Sackgasse steckten. Das Beschatten von Jason lenkte mich anfangs ab, doch inzwischen war ich so gelangweilt, dass ich zu grübeln begann, aber auch das brachte mich nicht weiter. Kara war tot. Ich hätte es nicht verhindern können. Ihr Mörder war unbekannt und noch auf freiem Fuß. Richie Colgan hatte sich noch nicht wieder bei mir gemeldet, er hatte lediglich eine Nachricht hinterlassen, dass er am Ball bleibe. Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich mich selbst drum gekümmert, aber ich musste ja Jason und seine Horde hilfloser Groupies beobachten, die einem herrlichen, leuchtenden Indian summer den Rücken kehrten, um die meiste Zeit schwarz gekleidet oder nackt in engen, verrauchten Räumen zu verbringen.
„Es tut sich was!“ meldete Angie. Wir verließen die Gasse, in der wir gestanden hatten, und folgten Jason durch Brookline Village. Er schaute sich in einer Buchhandlung um, kaufte bei Egghead Software eine Packung mit 3,5-Zoll-Disketten und schlenderte dann ins Coolidge-Corner-Kino.
„Mal was Neues“, sagte Angie.
Seit zehn Tagen war Jason nicht wesentlich von seinem Tagesablauf abgewichen. Jetzt ging er ins Kino. Alleine.
Ich blickte zur Anzeigetafel hoch und dachte, dass ich wohl so oder so mit ihm hineingehen musste. Hoffentlich war es kein Film von Bergman. Oder, noch schlimmer, ein Film von Fassbinder. Das Coolidge Corner tendiert zu esoterischen Autorenfilmen und zu Klassikern, was in Zeiten stereotyper Hollywood-Produktionen eine tolle Sache ist. Dafür gibt es aber auch Wochen, in denen im Coolidge nichts anderes als Sozialdramen aus Finnland oder Kroatien zu sehen sind oder aus einem anderen frostigen Land mit Weltuntergangsstimmung, dessen blasse, ausgemergelte Bewohner nichts anderes zu tun haben, als den ganzen Tag herumzusitzen und über Kierkegaard, Nietzsche und ihr Elend zu philosophieren, anstatt sich vorzunehmen, an einen Ort mit mehr Licht und optimistischeren Menschen zu ziehen.
Heute jedoch wurde die ungekürzte Fassung von Coppolas Apocalypse Now gezeigt. Angie hasst den Film ebenso sehr, wie ich ihn liebe. Sie behauptet, wenn sie ihn sehe, fühle sie sich immer, als habe sie zuviel Valium genommen und säße in einem Sumpf fest. Sie blieb draußen, und ich ging hinein. In einem solchen Moment ist es von Vorteil, eine Kollegin zu haben, denn es ist sehr riskant, jemandem in ein Kino zu folgen, das nur zur Hälfte besetzt ist. Wenn die Zielperson mitten im Film beschließt zu gehen, kann man ihr kaum folgen, ohne sich verdächtig zu machen. Aber der Kollege kann sie ohne weiteres draußen übernehmen.
Das Kino war fast leer. Jason setzte sich weit vorne in die Mitte, ich saß zehn Reihen weiter hinten auf der linken Seite. Ein paar Reihen vor mir rechts befand sich ein Pärchen, und daneben machte ein ständig mit den Augen blinzelndes Mädchen mit einem roten Bandana im Haar Aufzeichnungen. Eine Filmstudentin.
Als Robert Duvall gerade am Strand eine Grillparty veranstaltete, kam ein Mann herein und setzte sich in die Reihe hinter Jason, ungefähr fünf Sessel links von ihm. Als die Kampfhubschrauber zur Musik von Wagner am frühen
Morgen das Dorf mit Geschützfeuer und Sprengstoff in Schutt und Asche legten, beleuchtete das Licht von der Leinwand das Gesicht des Mannes, so dass ich ihn betrachten konnte: glatte Wangen mit einem akkurat gepflegten Ziegenbärtchen, dunkles, gelocktes Haar und ein Stecker im Ohr.
Als Martin Sheen und Sam Bottoms in der Szene an der Do-LongBrücke durch einen belagerten Schützengraben krochen und nach ihrem Bataillonsführer suchten, setzte sich der Mann vier Sessel weiter nach links.
„He, Soldat“, rief Sheen einem verängstigten schwarzen Jungen im Mörserfeuer zu, während Leuchtbomben den Himmel erhellten. „Welcher Offizier hat hier das Kommando?“
„Nicht Sie?“ schrie der Junge zurück, und der Typ mit dem Ziegenbärtchen beugte sich vor, während Jason den Kopf in den Nacken legte.
Kurz sagte er etwas zu Jason, doch als Martin Sheen den Schützengraben verließ und zum Boot zurückkehrte, trat der Typ in den Gang und kam auf mich zu. Er war ungefähr von meiner Statur und Größe, um die Dreißig und sah gut aus. Er trug einen dunklen, sportlichen Mantel und ein weites grünes, ärmelloses Shirt, dazu verwaschene Jeans und Cowboy Stiefel. Als er meinen Blick bemerkte, blinzelte er und sah auf seine Füße hinunter, die ihn aus dem Kino trugen.
„Hier gibt’s keinen befehlshabenden Offizier“, erwiderte Sheen und kletterte ins Boot, während Jason aufstand und das Kino verließ. Ich wartete drei Minuten und erhob mich dann ebenfalls. Das Patrouillenboot trieb unerbittlich auf Kurtz’ Lager zu. Ich sah kurz auf der Toilette nach, um sicherzugehen, dass dort niemand war, dann ging ich nach draußen.
Auf der Harvard Street blinzelte ich wegen der plötzlichen Helligkeit und suchte dann alle Richtungen nach Angie, Jason oder dem Typ mit dem Ziegenbart ab. Nichts.
Ich ging die Beacon Street hoch, doch da war auch niemand. Angie und ich hatten vor langer Zeit beschlossen, dass derjenige ohne Auto nach Hause zurückkehrt, der bei einer Verfolgung abgehängt wird. So summte ich „O Sole mio“, ergatterte ein Taxi und fuhr damit zurück nach Hause.
Jason und der Typ mit dem Bart hatten sich zum Mittagessen im Sunset Grill auf der Brighton Avenue getroffen. Angie fotografierte sie von der anderen Straßenseite aus, und auf einem Bild waren die Hände beider Männer unter dem Tisch verschwunden. Mein erster Verdacht war ein Drogendeal.
Die beiden teilten sich die Rechnung, und als sie draußen auf der Brighton standen, streiften sich kurz ihre Hände, und beide lächelten scheu. So wie in dem Moment hatte ich Jason in den letzten Tagen nicht lächeln sehen. Normalerweise hatte er ein anzügliches, träges Grinsen im Gesicht, das vor Selbstbewusstsein strotzte. Doch jetzt lächelte er aufrichtig, fast schon schwärmerisch, als hätte er keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, bevor es auf seinen Wangen erschien.
Angie hielt das Lächeln und die Berührung der Hände auf einem Foto fest. Da änderte sich mein Verdacht.
Der Typ mit dem Bart ging die Brighton Street hoch bis zum Union Square, und Jason lief zurück nach Bryce.
Abends breiteten Angie und ich die Fotos auf ihrem Küchentisch aus und versuchten zu entscheiden, was wir Diandra Warren sagen sollten.
Es handelte sich um einen der Punkte, wo meine Verantwortung gegenüber dem Klienten nicht klar definiert war. Ich hatte keinen Grund zur Annahme, dass Jasons offenbare Bisexualität etwas mit den Drohanrufen zu tun haben könnte, die Diandra erhalten hatte. Auf der anderen Seite bestand aber auch kein Anlass, ihr nichts von diesem Treffen zu sagen. Ich wusste jedoch nicht, ob Jason sich ihr gegenüber geoutet hatte, und wollte das nicht unbedingt selbst übernehmen, zudem er auf diesem einen Foto zum ersten Mal, seitdem wir ihn beschatteten, wirklich glücklich aussah.
„Okay“, begann Angie, „ich glaub, ich hab’s.“
Sie reichte mir das Bild von Jason und seinem Freund, auf dem beide aßen und sich nicht ins Gesicht sahen, sondern sich aufs Essen konzentrierten.
„Er hat sich mit ihm getroffen und mit ihm zu Mittag gegessen. Das ist alles“, legte Angie mir dar. „Wir zeigen Diandra dieses Foto und die anderen mit Jason und seinen Frauen, fragen sie, ob sie den Typen kennt, aber solange sie nicht damit anfängt, erzählen wir nichts von einer möglichen Liebesgeschichte.“
„Hört sich gut an.“
„Nein“, entschied Diandra, „den Mann habe ich noch nie gesehen. Wer ist das?“
Ich schüttelte den Kopf. „Weiß ich nicht. Eric?“ Eric betrachtete das Foto lange und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein.“ Er gab es mir zurück. „Nein“, wiederholte er.
Angie erklärte: „Dr. Warren, das ist alles, was wir nach zehn Tagen haben. Jason begrenzt seine sozialen Kontakte auf wenige Menschen, und das waren bis heute ausschließlich Frauen.“ Diandra nickte und tippte dann mit dem Finger auf den Kopf von Jasons Freund. „Sind die beiden ein Paar?“
Ich sah Angie an. Sie sah mich an.
„Kommen Sie, Mr. Kenzie, glauben Sie, ich weiß nichts von Jasons sexueller Orientierung? Er ist mein Sohn.“
„Also spricht er darüber?“ wollte ich wissen.
„Nein. Er hat sich noch nie mit mir darüber unterhalten, aber ich wusste es schon, würde ich sagen, als er noch ein kleiner Junge war. Und ich habe ihn wissen lassen, dass ich absolut kein Problem habe mit Homosexualität, Bisexualität oder wie man es auch immer nennen mag, ohne jedoch von ihm selbst zu sprechen. Aber ich glaube, dass ihm seine Sexualität irgendwie peinlich ist und ihn verwirrt.“ Wieder tippte sie auf das Foto. „Ist dieser Mann gefährlich?“
„Wir haben keinen Grund zu dieser Annahme.“
Sie zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich dann auf der Couch zurück und blickte mich an. „Und? Wo sind wir jetzt?“
„Haben Sie keine weiteren Drohungen oder Fotos per Post erhalten?“
„Nein.“
„Dann sehe ich es so, dass wir momentan nur Ihr Geld verschwenden, Dr. Warren.“
Sie warf Eric einen Blick zu, der zuckte mit den Schultern. Dann wandte sie sich wieder an uns. „Am Wochenende fahre ich mit Jason zu unserem Haus in New Hampshire. Wenn wir zurückkommen, können Sie Jason dann noch ein paar Tage beobachten, damit ich beruhigt sein kann?“
„Ja, sicher.“
Am Freitag morgen rief Angie an, um mir zu sagen, dass Diandra Jason abgeholt habe und mit ihm nach New Hampshire gefahren sei. Ich hatte ihn den ganzen Donnerstag Abend beobachtet, es war jedoch nichts passiert. Keine Drohungen, keine verdächtig aussehenden Gestalten vor seiner Zimmertür, kein Stelldichein mit dem Spitzbart.
Wir hatten uns den Arsch aufgerissen, um den Typen zu identifizieren, aber es war fast, als sei er aus dem Nichts gekommen und wieder dahin zurückgekehrt. Er war kein Student oder Dozent in Bryce. Er arbeitete in keinem der Etablissements, die im Umkreis von einer Meile vom Campus lagen. Wir hatten sogar einen Freund von Angie, einen Kriminalbeamten, gebeten, das Gesicht in den Computer zu füttern und mit der Verbrecherkartei abzugleichen. Da er Jason ganz offen getroffen hatte und ihr Treffen mehr als freundschaftlich gewesen war, gab es keinen Grund zu der Annahme, er könne gefährlich sein, deshalb beschlossen wir, die Augen offenzuhalten, falls er wieder auftauchen sollte. Vielleicht kam er aus einem anderen Staat. Vielleicht war er eine Fata Morgana.
„Also haben wir das Wochenende frei“, freute sich Angie. „Was hast du vor?“
„Soviel Zeit wie möglich1 mit Grace verbringen.“
„Du bist ihr verfallen!“
„Stimmt. Was ist mit dir?“
„Sag ich dir nicht!“
„Och, bitte!“
„Nein!“
„Dann pass gut auf!“ ermahnte ich sie.
„Ja, gut.“
Ich machte meine Wohnung sauber. Das dauerte nicht lange, weil ich nie lange genug da bin, um sie in Unordnung zu bringen. Als ich auf den Zettel mit dem „HI!“ und die Aufkleber stieß, spürte ich ein warmes Prickeln im Nacken,
doch schüttelte ich es ab und warf alles in ein Fach meines Fernsehschranks.
Erneut rief ich Richie Colgan an, erreichte aber nur seine Mailbox und hinterließ eine Nachricht. Dann blieb nichts mehr zu tun, als zu duschen, mich zu rasieren und zu Grace zu gehen. Oh, happy day! Als ich die Treppe runterging, hörte ich unten in der Eingangshalle zwei Menschen schwer atmen. Ich kam um die Ecke und sah Stanis und Liva, die sich wie zwei Boxer zur zwanzigsten Runde gegenüberstanden.
Stanis hatte ein paar Kilo Weizenmehl auf dem Kopf, und der schmierige Hausmantel seiner Frau war über und über mit frischem Ketchup und dampfendem Rührei bedeckt. Die beiden starrten sich an, die Adern am Hals waren hervorgetreten, Livas linkes Augenlid zuckte wie verrückt, während sie mit der rechten Hand eine Apfelsine knetete.
Ich kannte sie gut genug, um keine Fragen zu stellen.
Auf Zehenspitzen schlich ich an ihnen vorbei, öffnete die erste Tür und machte sie hinter mir wieder zu, als ich den schmalen Flur betrat. Dort stieß ich auf einen weißen Briefumschlag. Das schwarze Gummi unter der Eingangstür sitzt so fest an der Schwelle, dass es leichter wäre, ein Nilpferd in eine Klarinette zu quetschen, als ein Blatt Papier unter der Eingangstür hindurchzuschieben.
Ich sah mir den Umschlag an. Keine Risse oder Falten.
In die Mitte waren die Worte „patrick kenzie“ getippt.
Ich ging zurück in die Eingangshalle, wo Stanis und Liva noch immer in der gleichen Position verharrten wie zuvor: Das Essen dampfte auf ihrer Kleidung, und Liva hielt die Apfelsine umklammert.
„Stanis“, sprach ich ihn an, „haben Sie heute jemandem die Tür geöffnet? Ungefähr in der letzten halben Stunde?“
Er schüttelte den Kopf, wobei etwas Mehl auf den Boden rieselte, wandte den Blick aber nicht von seiner Frau ab. „Die Tür aufgemacht? Einem Fremden? Ich bin nicht verrückt!“ Er wies auf Liva. „Sie ist verrückt.“
„Ich werd’s dir zeigen“, rief sie und warf ihm die Orange an den Kopf.
Ich hörte ihn aufschreien, machte mich davon und schloss die Tür hinter mir.
Dann stand ich im Flur, den Briefumschlag in der Hand, und fühlte im Magen eine zähe Angst aufsteigen, konnte jedoch den Grund nicht genau benennen.
Warum? flüsterte eine Stimme.
Dieser Umschlag. Dieser Zettel mit dem „HI!“. Diese Aufkleber. Nichts davon bedroht mich, flüsterte die Stimme. Zumindest nicht offenkundig. Nur Wörter und Papier.
Ich öffnete die Tür und trat auf die Veranda. Gegenüber von mir auf dem Schulhof war gerade Pause. Nonnen jagten Kinder in die Ecke des Hofes, wo man Himmel und Hölle spielen konnte, und ich sah, wie ein Junge ein Mädchen an den Haaren zog, das mich an Mae erinnerte, so wie sie mit leicht seitlich geneigtem Kopf dastand, als verrate ihr die Luft ein Geheimnis. Als sie der Junge an den Haaren zog, schrie sie auf und schlug sich an den Hinterkopf, als würde sie von Fledermäusen angegriffen, und der Junge rannte zu seinen Freunden hinüber. Das Mädchen hörte auf zu kreischen und sah sich um, verwirrt und allein, und ich wollte hinüberlaufen, den kleinen Dreckskerl fangen und ihn an den Haaren ziehen, damit er sich genauso verwirrt und einsam fühlte, selbst wenn ich in seinem Alter selbst wohl hundertmal dasselbe getan hatte wie er.
Ich nehme an, mein Gefühl hatte etwas mit dem Älterwerden zu tun, mit der Einsicht, dass Gewalt gegen Kinder nur sehr selten unwillkürlich geschieht, und dem Wissen,
dass jeder noch so kleine Schmerz das Reine und unendlich Zerbrechliche in einem Kind verletzt und zerstört.
Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur schlechte Laune. Ich sah den Briefumschlag in meiner Hand an, und etwas sagte mir, dass ich nicht allzu viel Lust hatte, seinen Inhalt zu lesen. Ich tat es trotzdem. Als ich ihn gelesen harte, betrachtete ich die Eingangstür aus eindrucksvoll schwerem Holz mit dem Glaseinsatz, daneben die Alarmdrähte und die drei in der späten Morgensonne glänzenden Messingschlösser. Sie schienen mich zu verhöhnen. Auf dem Zettel stand:
patrick, vergissnichthochzusehen.