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Archie stand in Henrys Dusche, er hatte die Augen geschlossen und ließ sich das heiße Wasser über den Rücken laufen. Die Verbände hatten sich im Wasser gelöst und kreisten im Abfluss der Duschwanne. Archie blieb minutenlang so stehen, bis seine Haut brannte und der Dampf so dicht war, dass er kaum noch Luft bekam, dann öffnete er die Augen und trat aus dem Duschstrahl. Er schob den Plastikvorhang ein Stück zur Seite, um frische Luft einzulassen, und untersuchte seine Wunden. Der Taser hatte eine übel aussehende Schwellung an seiner Seite hinterlassen. Sie hatte die Größe eines Handtellers, hart und empfindlich auf Berührung, mit zwei dunkelroten Kreisen, die wie Bissspuren aussahen, dort, wo der elektrische Strom in seinen Körper eingetreten war.

Sein Rücken und die Beine brannten noch von den Haken, aber er blutete nicht mehr. Er hob den Fuß und stellte ihn auf den Rand der Duschwanne, damit er das Dreieck begutachten konnte, das er sich in den Oberschenkel geschnitten hatte. Die Schnitte hatten nicht genäht werden müssen. Er rieb die Finger an einem Stück Seife in der Seifenschale der Dusche und fuhr damit über die Wunden. Dreiecke. Isabel war das einzige Opfer gewesen, in das Gretchen jemals diese Form geschnitten hatte. Merkwürdig, dass ausgerechnet das Jeremys Aufmerksamkeit erregt hatte. Dass er sich selbst so viele Dreiecke eingeritzt hatte. Er hatte die Wunden an ihren anderen Opfern nicht gesehen. Er konnte nicht wissen, dass es etwas Besonderes war.

Archie bürstete einen winzigen Schorf von einem der Schnitte, und er begann sofort zu bluten; das Blut vermischte sich mit dem Wasser, und ein rosafarbenes Rinnsal lief an seinem Oberschenkel hinab und in die Kniekehle.

Dreiecke.

Er ließ sich auf den Boden der Duschwanne sinken und blieb dort sitzen. Das Badezimmer war voller Dampf. Der Spiegel war beschlagen. Archie streckte die Hand aus und stellte das Wasser ab. Die Wunde an seinem Bein war nicht besonders tief, aber sie hatte zu pochen begonnen.

Archie zog sich hoch und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich ab und wickelte sich ein Handtuch um die Taille. Dann wischte er das Kondenswasser vom Spiegel, damit er sich sehen konnte. Sein eingefallenes Spiegelbild erschreckte ihn. Er legte die Hand an den Rand des Spiegels und wartete einige Augenblicke, dann öffnete er den Arzneischrank und durchsuchte die Fächer. Er sah nicht, was er sehen wollte. Er schaute unter dem Waschbecken nach. Keine Pillen. Er fragte sich, ob Henry tatsächlich keine Schmerztabletten im Haus hatte oder ob er sie nur versteckte.

Archie durchquerte gerade Henrys Wohnzimmer, um in den Küchenschränken nachzusehen, als er ihre Stimme hörte.

»Ich bin froh, dass es dir gut geht«, sagte Gretchen.

Er drehte sich um und sah sie in Henrys Sessel sitzen. Sie hatte eine von Henrys Katzen im Schoß – eine grau gescheckte, die er von einem Tatort gerettet hatte. Gretchens Haar war rot und nach hinten gekämmt. Sie trug ein schwarzes, ärmelloses Baumwollkleid und hatte die nackten Beine übereinandergeschlagen. Sie sah gebräunt aus. Er hatte sie so viele Male in seiner Vorstellung gesehen, dass er einen Moment brauchte, bis er begriff, dass sie es tatsächlich war.

Er wünschte, er könnte diesen Teil von sich – den Teil, der an sie dachte, der mit ihr verbunden war, der sie begehrte – aus sich herausschneiden und vergraben.

Er lachte. »Ich wünschte, ich hätte dich getötet«, sagte er.

Die Katze rieb ihren Kopf an Gretchens Hand und schnurrte. »Kann ich mir vorstellen.«

»Es gab keinen Grund«, sagte Archie. »Ich habe nach einem Grund gesucht, warum du mich am Leben gelassen hast. Nach irgendeinem menschlichen Zug an dir. Aber es gab keinen Grund.«

Gretchen runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht war es Liebe.«

Archie lächelte. Er winkte sie mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich. »Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte er.

Sie zögerte keinen Augenblick. Sie stieß die Katze von ihrem Schoß auf den Boden, stand auf und ging zu ihm. Sie trug hohe Absätze und wiegte sich in den Hüften beim Gehen. Als sie ein paar Schritte entfernt war, ließ er das Handtuch fallen.

»Kein Steifer«, sagte er.

Er folgte ihrem Blick zu seinem schlaffen Schwanz hinunter und bewunderte ihn glückselig. »Weißt du, wie lange es her ist, seit ich zuletzt in einem Raum mit dir war, ohne einen Steifen zu kriegen?«, sagte er. »Großer Gott, ich konnte nicht einmal dein Bild ansehen, an deinen Namen denken, ohne eine Scheißerektion zu bekommen.« Er berührte ihn, bewegte ihn ein wenig umher, um zu beweisen, dass er nicht steif war. »Ich könnte eine Badewanne mit dem Samen füllen, den ich dir zu Ehren verspritzt habe.«

Gretchen legte eine Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn zu sich. Er ließ es geschehen. Aber er behielt die Arme seitlich am Körper. Sie küsste ihn, stieß ihre Zunge in seinen Mund. Und er empfand: nichts.

Sie löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück und strich ihr Haar glatt. »Die Therapie macht sich bezahlt«, sagte sie. »Du warst ein guter Patient. Ich bin sehr zufrieden.«

»Hör auf, Frank anzurufen«, sagte Archie. »Er glaubt schon wirklich, dass du seine Schwester bist.«

Sie lächelte und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Vielleicht bin ich es ja.«

Henry und Claire waren im Büro der Task Force, sie würden erst in Stunden wiederkommen. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte Archie. Henry bewahrte eine Reservewaffe in einer Schachtel im Schrank auf. Archie würde versuchen müssen, an sie heranzukommen und sie zu laden.

Gretchen stützte den Ellenbogen auf Henrys Sideboard. »Wo solltest du sonst hin? Vancouver?« Sie ließ den Blick über ihn wandern, und ihm wurde bewusst, dass er immer noch nackt dastand. »Ich glaube, Debbie hat genug davon, dass du immer anderen Frauen nachschaust.« Sie fuhr mit der Fingerspitze über die Oberfläche des Sideboards und betrachtete sie prüfend. »Ich erkenne Claires Einfluss«, sagte sie. »Es ist viel ordentlicher.« Sie spielte nur mit ihm. Sie war nie zuvor in Henrys Haus gewesen.

Archie hob das Handtuch auf und wickelte es sich um die Hüfte. »Warum bist du hier?«, fragte er.

Sie lächelte ihr Filmstarlächeln. »Ich bin hier, um dich zu retten.«

Er hatte gehofft, es sei nicht wahr. »Du hast den Herald angerufen und ihnen den Tipp mit Pearl gegeben.«

»Wie geht es Jeremy Reynolds?«, fragte Gretchen. »Ich sehe, er hat dich mit Hängetechniken vertraut gemacht.«

»Er ist das, was du aus ihm gemacht hast«, sagte Archie.

»Ich überlege mir, ihn wegen unerlaubten Verwendens meines Markenzeichens zu verklagen. Ich mag es nicht, wenn man mich kopiert.«

»Und doch hast du George Hay veranlasst, Courtenay Taggarts Augen herauszuschneiden.«

»Ich habe Jeremy kopiert, wie er mich kopiert. Das ist keine Copyrightverletzung. Man nennt es Sampeln.«

Henrys Waffe würde geladen sein. Er hatte keine Kinder. Er brauchte sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen. In einer Kiste im Schrank verwahrt, würde die Waffe geladen sein.

Gretchen blickte den Flur entlang. »Wo ist sie?«, sagte sie. »Die Waffe, die du benutzen willst? Dort? Du würdest niemals rechtzeitig hinkommen.« Sie trat vor ihn, nahm eine seiner Hände und legte sie an ihren Hals. »Du könntest deine Hände benutzen«, sagte sie. Sie hielt die Hand einen Moment an Ort und Stelle, und Archie konnte ihren Puls spüren. Dann ließ sie sie sinken und küsste seine Handfläche.

»Du bist dir sehr sicher, dass ich es nicht tun würde«, sagte Archie.

Sie lächelte und drehte sich von ihm weg. »Du bist nahe dran, Liebling. Keine Angst. Du kommst noch dazu. Aber erst willst du mich wegen Isabel Reynolds befragen. Was genau macht dir zu schaffen? Die Dreiecke?« Sie berührte das Handtuch über dem Oberschenkel, wo er sich für Jeremy geschnitten hatte.

»Also gut«, sagte er. »Ich spiele mit. Hast du Isabel Reynolds getötet?«

Gretchen legte den Finger ans Kinn und schien über die Frage nachzudenken. »Nein«, sagte sie dann. »Ich töte keine Kinder.«

»Leck mich«, sagte er.

»Na also«, sagte Gretchen. »Genau das brauchst du. Wut. In der Psychiatrie haben sie dir ein wenig von deiner Schärfe genommen, hab ich recht? Die müssen wir zurückholen.«

»Du glaubst, dass ich dich nicht töte? Ich träume schon bei Tag davon.«

Sie trat von dem Sideboard zurück. »Sie ist in der Schublade«, sagte sie. »Nur zu. Ich habe sie für dich hineingelegt.«

Archie ging zu der Schublade und zog sie auf. Dort lag, auf einem Stapel Stoffservietten mit Weihnachtsmuster, Henrys Waffe.

Archie hob sie auf und richtete sie auf Gretchen.

Sie lächelte.

»Hast du Isabel Reynolds getötet?«

Gretchen schaute ihm in die Augen. »Ich töte keine Kinder«, sagte sie.

Sie log. Es gab außer Isabel Reynolds noch drei Kinder auf der Opferliste des Beauty Killers. Allesamt gefoltert und mit einem in die Brust geritzten Herz. »Ich habe die Leichen gesehen«, sagte Archie.

»Ich hatte einen Lehrling«, sagte Gretchen mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sein Name ist Ryan Motley. Er ist mir außer Kontrolle geraten. Als er meinen Einflussbereich verließ, schlug er seine eigene Laufbahn ein.«

Archie glaubte ihr nicht. Manchmal fragte er sich, ob jedes Wort aus ihrem Mund gelogen war.

»Du behauptest, er hat Isabel getötet?«, sagte Archie.

»Nein«, sagte Gretchen. »Er hat Isabel Reynolds nicht getötet.«

»Wer dann?«, fragte Archie. Und schon als er es sagte, drehte sich ihm der Magen um, denn in seinem tiefsten Innern kannte er die Antwort.

»Ich habe immer angenommen, es war der Bruder«, sagte Gretchen.

Sie hatte Zugang zu den vertraulichen Akten des Falls gehabt, als sie sich als vorgebliche Psychiaterin in die Ermittlung stahl. Sie konnte alles über Jeremy gelesen haben, selbst seine psychologischen Berichte.

»Er hat sie getötet«, fuhr sie fort, »ein Herz in sie geschnitten und Beauty Killer geschrien. Ich habe normalerweise nichts dagegen, wenn man mir die Arbeit von anderen anrechnet. Aber Jeremy Reynolds war ein psychopathischer kleiner Scheißer, der seine Schwester umgebracht hat und ungeschoren davongekommen ist.«

Archie wehrte sich dagegen. Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Nein.« Sie spielte mit ihm. Sie manipulierte ihn. Sie versuchte, ihm Jeremy wegzunehmen.

»Warum jetzt?«, fragte er. »Du hast uns glauben lassen, du hättest diese Kinder getötet. Warum leugnest du es jetzt? Soll ich dir vielleicht abnehmen, es gäbe eine moralische Grenze, die du nicht überschreitest? Regeln, an die du dich hältst?«

»Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Denn tief in deinem Herzen weißt du, wenn ich Kinder töten würde, hätte ich deine getötet.«

Archie drückte ab. Der Hahn schnappte zu, ohne Schaden anzurichten. Die Kammer war leer.

»Hat Spaß gemacht, oder?«, sagte Gretchen.

Archie sprang auf sie zu, griff ihr mit der vollen Hand ins Haar und stieß sie an die Wand. Sie lachte ihn aus, und es befeuerte seine Wut. Er hielt sie mit dem Gewicht seines Körpers fest, legte ihr die freie Hand an die Kehle und drückte zu. Sie wehrte sich nicht. Sie sah ihn nur an. Ihr Gesicht lief rot an, und sie keuchte unfreiwillig. Speichel sammelte sich in ihren Mundwinkeln. Ihre Augen weiteten sich.

Er konnte sie riechen, der süße Geruch ihres und seines Schweißes vermischte sich. Ihr Kleid war an der Schulter zerrissen, wo er sie gepackt hatte. Ihr Haar war zerzaust.

Sie sah nicht mehr sehr schön aus.

Seine Brust wogte auf und ab, und sie drückte den Rücken durch und presste ihre Brüste an ihn. Er hob sie von den Beinen, schob sie an der Wand hinauf, bis sie auf Augenhöhe waren. Ihre Lippen teilten sich, und sie hob die Hände und umfasste seine Handgelenke. Er kannte diese Hände.

Es war nicht Jeremy gewesen, der ihn vor dem Ersticken gerettet hatte, es war Gretchen gewesen. Ihre Hände. Sie war dort gewesen. Sie hatte ihn umgedreht. Sie hatte auf ihn aufgepasst. Jeremy hätte Archie sterben lassen.

Archie hasste sie dafür, und er drückte härter, spürte, wie ihr Körper losließ, gegen seinen sank, wie sie ihr Leben aushauchte.

Und er bekam einen Steifen davon.

Das Gefühl des Verlangens in diesem Augenblick war so verwirrend, dass Archie sich fast übergeben musste.

Er ließ Gretchen auf den Boden fallen, taumelte rückwärts und raffte das Handtuch um seine Mitte zusammen.

Sie griff sich an den Hals und hustete, das Rot verschwand aus ihrem Gesicht. Sie sah ihn belustigt aus ihren blauen Augen an, wischte sich den Mund ab und lachte. »Keine Sorge«, sagte sie mit einem amüsierten Blick auf seine Leistengegend. »Das passiert allen.«

Sie strich ihr Haar glatt und stand auf. Sie machte einen Schritt, stolperte und fing sich wieder, ging zur Couch und hob ihre Handtasche auf. Dann kam sie zu Archie und stach ihn mit etwas unter dem Brustkorb.

Sein Körper machte einen Satz und verkrampfte, und er stürzte zu Boden. Er bekam kaum Luft vor Lachen, während seine Muskeln unkontrolliert zuckten. Es war ein gottverdammter Taser.

»Ich gehe jetzt«, sagte sie. Sie warf ihm einen schwarzen Beutel zu. »Hier ist ein Päckchen. Ein paar Spezialgeschenke, dazu ein Flash Drive mit allem, was ich über Ryan Motley weiß. Vielleicht solltet ihr etwas gegen ihn unternehmen.« Sie machte ein paar Schritte in Richtung Tür, ehe sie noch einmal zurückkam. »Du dachtest, du hättest einen kleinen Freund, nicht wahr, Liebling?«

Sie kniete neben ihm nieder, ihr Geruch und ihre Wärme erfüllten seine Sinne wieder. »Hier ist etwas zur Erinnerung an ihn«, sagte sie und legte etwas Nasses, Glitschiges in Archies verkrampfte Hände.

Er zuckte weiter, während sie ihm mit dem Fingernagel am Arm entlangfuhr, über die Schulter und am Rücken hinab bis zum Steißbein, und dann spürte er sie nicht mehr.

Die Hintertür ging auf und wieder zu.

Archie rollte auf den Rücken, und die Katze kam angetapst und schleckte ihm das Gesicht ab. Er brauchte mehrere Minuten, bis er seine Muskeln so weit entspannen konnte, dass er in der Lage war, seine Hand zu öffnen und ihr Abschiedsgeschenk zu betrachten – zwei weiße Kugeln von der Farbe verschütteter Milch, durchsetzt von roten Adern und glitschig vor Blut.

Er zog reflexartig die Hand zurück, und Jeremys Augäpfel rollten auf den Boden.

Die Katze streckte den Kopf vor.

Archie mühte sich auf die Beine und wich zurück, er starrte auf seine Hand, die mit Jeremys Blut verschmiert war. Dann ging er zum vorderen Fenster, zog den Vorhang zurück und hielt nach dem Streifenwagen Ausschau, den Henry vor dem Haus postiert hatte. Der Wagen war da. Die Innenbeleuchtung war an, und der Beamte saß darin. Lebend.

Archie legte den Kopf an die Scheibe und beruhigte seinen Atem. Dann stolperte er ins Badezimmer, wo er die Hand mit Wasser abspülte, das so heiß war, wie er es gerade noch aushielt.

Hatte Jeremy Isabel getötet?

Oder war das wieder nur eine von Gretchens Lügen?

Er musste es wissen. Archie war jetzt ruhig, sein Puls normal. An seiner Seite zeigte sich bereits die rote Bissspur, wo das Projektil des Tasers eingeschlagen war. Bald würde sich eine dunkelblaue Schwellung erheben, passend zu der auf der anderen Seite.

Archie drehte das Wasser ab und trocknete sich die Hände. Dann zog er sich langsam und unter Schmerzen an. Als er damit fertig war, hatte auch das Zittern aufgehört.

Er ging zurück ins Wohnzimmer. Eins der Augen war verschwunden. Die Katze ebenfalls. Archie nahm die Schlüssel von Claires Wagen vom Sideboard, hob die leere Waffe vom Boden auf und machte einen Anruf über Henrys Festnetzanschluss.

»Ich bin es«, sagte er. »Ich muss Sie treffen.«

Archie hörte den Beat von Clubmusik im Hintergrund. »Sie wissen, wo ich bin«, sagte Leo Reynolds.

Archie legte auf und wählte dann Henrys Nummer. Er ging mit dem Gerät in Henrys Schlafzimmer und öffnete den Schrank.

»Jeremy ist tot«, sagte er, als sich Henry meldete.

»Wo bist du?«, fragte Henry.

Archie suchte nach der Kiste, in der die Waffe gewesen sein musste. »Bei dir. Gretchen war hier. Du findest Jeremys Augen auf deinem Wohnzimmerboden.« Er hielt inne, weil ihm die Katze einfiel. »Oder unter dem Sofa.« Er sah eine Schachtel und leerte den Inhalt auf den Boden. »Wo bewahrst du die Munition für deine Waffe auf?«, fragte er.

»Bleib, wo du bist«, sagte Henry. »Ich bin unterwegs.«

Archie ging zu Henrys Kommode und begann, die Schubladen aufzuziehen. Er musste hier raus, bevor Henry den Beamten vor dem Haus hereinschickte. »Herrgott noch mal, Henry. Wo ist die verdammte Munition?«

»Im Nachttisch«, sagte Henry ruhig. »Oberste Schublade.«

»Danke«, sagte Archie. Er machte das Telefon aus und warf es aufs Bett, dann zog er Henrys Nachttischschublade auf. Die Schachtel mit der Munition lag neben einer Lesebrille. Archie lud die Waffe und nahm sich noch ein paar Reservekugeln. Er brauchte etwas, wo er sie aufbewahren konnte, deshalb ging er ins Bad und holte die Pillendose aus seiner Tasche. Er hatte sie vermisst.

Er legte die Kugeln hinein und verließ das Haus durch die Hintertür.

Nie wieder würde er sich unbewaffnet von Gretchen erwischen lassen.